Disclaimer: Uns gehört alles, JKR nichts ... öhm ... oder doch eher andersrum? (man kann es ja mal versuchen. ;-) )
A/N: WOW! Wir hätten fast schon selber nicht mehr geglaubt, dass dieses Baby noch online geht. Die „Schwangerschaft" war mehr als kompliziert und die „Geburt" nicht wirklich eine leichte. Aber hier ist nun unsere erste Scherbe. Behandelt sie gut. Sie hat einen weiten und beschwerlichen Weg hinter sich.
Wir wünschen euch viel Spaß beim lesen und freuen uns wie Schokomuffins, wenn das eine oder andere Review bei uns eintrudelt (nein, das war natürlich überhaupt kein Zaunpfahl, sondern lediglich ein Hinweis ;-) ).
- Kapitel 1: Halloween -
- für Julia -
Godrics Hollow, 31. Oktober 1981
Lautes Jauchzen war aus dem Wohnzimmer zu hören, als Lily die Tür öffnete. Einen kleinen Moment wunderte sie sich noch, was Harry so begeisterte, doch dann sah sie, wie James ihn mit ausgestreckten Armen durch die Luft „fliegen" ließ und verstand die Begeisterung ihres Sohnes. „Fliegen" war mit Abstand Harrys Lieblingsspiel. Dabei war es ihm herzlich egal, ob er dies auf James' Armen oder auf dem Kinderbesen tat, den er von seinem Lieblingsbabysitter Sirius zum 1. Geburtstag bekommen hatte. Beides hatte seine Reize. Auf dem Besen konnte er alleine „fliegen", auf Papas Armen definitiv höher. Heute war Harry nach höher.
Lächelnd stieß Lily sich am Türrahmen ab, an dem sie mit verschränkten Armen gelehnt und ihren beiden Männern beim Spielen zugesehen hatte. Doch irgendwann mußten auch die größten Himmelsstürmer einmal landen.
„Zeit für's Bett, Tiefflieger.", meinte sie und streckte die Hände nach Harry aus, der immer noch vergnügt jauchzend auf James Knien rumhüpfte und lautstark eine weitere „Flugstunde" einforderte. „Morgen kannst du weiterfliegen."
„Hast du gehört, Partner?", raunte James Harry mit verschwörerischer Stimme ins Ohr und warf gleichzeitig Lily einen Schmunzeln zu. „Morgen dürfen wir weiterfliegen. Was meinst du, sollen wir morgen mal die Faultierrolle ausprobieren oder doch eher den Woollongong Shimmy?"
„Keines von beidem. Ihr seid wohl verrückt geworden. Ich will meinen Sohn schließlich in einem Stück wiederhaben, wenn eure „Flugstunden"vorbei sind."
James Augenbrauen schnellten überrascht nach oben. „Und ich bin dir egal? Wie herzlos von dir. Harry, hast du mich wenigstens noch lieb?"
„Papa ... lieb", antwortete Harry und schlang die Arme fest um James' Nacken, wobei er diesem fast die Brille von der Nase fegte.
Triumphierend sah James Lily an, während er mit einer Hand seine Brille wieder richtete. „Siehst du? Er hat mich wenigstens noch lieb."
„Das hab ich auch, du Spinner. Ich hab' dich mehr als einfach nur lieb.", antwortete Lily und schmunzelte nun ihrerseits. „Aber bei dir habe ich aufgegeben, was Quidditch angeht. Dich werde ich wohl meinen Lebtag nicht davon abhalten können, verrückte und gefährliche Besenstunts aufzuführen."
James grinste und befreite sich dann aus Harrys Klammergriff, da ihm langsam die Luft wegblieb. „Laß dir eins gesagt sein, Harry. Du hast eine unheimlich intelligente Mutter.", flüsterte er seinem Sohn zu. „Und eine verflucht hübsche noch dazu."
„Mami", krähte Harry fröhlich und hielt Lily seine kurzen Ärmchen hin, während er heftig mit den Füßen zappelte. James reichte ihn daraufhin zu Lily rüber, die ihn auf den Arm nahm und ihm liebvoll ein paar zerzauste Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Harry kuschelte sich an sie und auch wenn er selber eigentlich noch gar nicht der Meinung war, dass er ins Bett mußte, betrogen ihn doch seine Augenlider, die langsam immer schwerer wurden, und sein linker Daumen, der völlig automatisch in seinen Mund gerutscht war.
„Du brauchst weder die Faultierrollekönnen, noch den Woollongong Shimmy, mein Schatz. Ich habe nämlich das Gefühl, dass du ganz bestimmt kein Jäger wirst."
Empört sah James sie an. „Kein Jäger? Und was wird er dann? Ich werde nicht zulassen, dass mein Sohn Besenpolierer oder Robenwäscher wird."
„Das habe ich auch nie behauptet, oder? Ich denke eher, dass unser Sohn ein Sucher wird. Er hat ein Talent, was suchen angeht."
„Wundert dich das? Wenn seine Mutter so tolle Schokoladenkekse machen kann und die dann gemein in Schränken versteckt, muß er ja Sucherfähigkeiten entwickeln. Das bleibt gar nicht aus. Und mit Sucher kann ich leben. Hauptsache, er spielt Quidditch."
James lächelte Lily verliebt an und hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn, während sie leise lachend die Augen verdrehte. Dann strich er Harry über den Kopf, der müde zu seinem Vater rüberblinzelte und gab auch ihm einen Kuß auf den wirren Haarschopf.
„Schlaf gut, Harry. Wir zwei fliegen morgen weiter. Versprochen."
„Ich bin gleich wieder da.", meinte Lily leise zu James. „Hast du Lust, gleich noch ein Glas Wein zu trinken? Mir ist nach einem schönen Glas Wein."
„Gerne, irgendeinen bestimmten Wunsch?"
„Weißwein, trocken", antwortete Lily. „Welche Sorte ist mir egal."
„In Ordnung. Ich hole gleich eine Flasche aus dem Keller."
„Sehr schön. Bis gleich."
Lily rückte Harry auf ihrem Arm nochmal zurecht und verließ mit ihm das Wohnzimmer, um ihren schon fast eingeschlafenen Sohn endlich ins Bett zu bringen. James hörte sie leise flüstern, als sie die Treppe raufstieg, und ein zufriedenes Lächeln lief über seine Lippen. Diese beiden Menschen waren sein Leben, und er würde alles tun, um sie zu beschützen. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, dass dort draußen kein Krieg toben würde und sie einfach nur ein ganz normales Familienleben führen könnten. Aber leider war ihnen dies nicht vergönnt. Durch irgendeine verrückte Laune des Schicksals gehörte ausgerechnet seine kleine Familie zu dem kleinen Kreis möglicher Personen, die mit einer vollkommen nebulösen Prophezeiung in Verbindung gebracht wurden. Eine Prophezeiung, die das Ende des Kriegs betraf und von der er jeden Abend betete, dass sie nicht seine Familie, nicht Harry betraf. Er gönnte es zwar auch den Longbottoms nicht, dass ihr Sohn derjenige war, der Voldemort am Ende angeblich besiegen konnte, aber er war Egoist genug, in dem Fall an seine eigene Familie zu denken. Denn es gab schließlich keine Garantie auf diesen Sieg.
Seufzend ließ er sich wieder auf die Couch nieder und schloß die Augen. Der Wein konnte noch eine Weile warten, denn Lily würde noch eine Weile brauchen, bis sie zurückkam. Harrys abendliches Einschlafritual aus Zähneputzen, Umziehen, Wettlauf gegen Mama vom Badezimmer bis zum Bett und einem Schlaflied von Lily brauchte halt seine Zeit.
Leise schloss Lily die Tür zu Harrys Zimmer hinter sich und wandte sich der Treppe zu. Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ sie erschrocken einen Satz zurückspringen und gegen die Wand taumeln. Ihr Herz schien ihr fast aus der Brust zu springen und sie sah mit weit aufgerissenen Augen den Flur zur Treppe hinunter. Was zur Hölle hat James da jetzt denn wieder angestellt? Na, der konnte was erleben. Doch sie kam nicht mehr dazu, den Mund aufzumachen und ihren Mann von hier oben aus anzuschreien – Harrys Nachtruhe war ihr im Moment herzlich egal – denn die Worte, die jetzt zu ihr hochdrangen, ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren.
„Lily, nimm Harry und verschwinde! Er ist es! GEH! VERSCHWINDE! Ich halte ihn auf -"
Das konnte nicht wahr sein. Das war ein schlechter Scherz. Das konnte einfach nicht wahr sein. Sie waren sicher. Sie hatten den Fideliuszau ...
„Avada Kedavra"
„JAAAAAAAAAAAMES! NEIN!"
Am ganzen Körper zitternd wankte Lily rückwärts auf Harrys Zimmer zu. Mit panischem Entsetzen hörte sie, wie die Treppenstufen knarrten, als jemand zu ihr hochstieg. Doch dann wirbelte sie herum und stürzte in Harrys Zimmer. Es war nicht einfach jemand,der die Treppe hochstieg. Voldemort hatte sie gefunden. Voldemort war hier. In Godrics Hollow. In ihrem Haus. Auf ihrer Treppe. Er hatte James umgebracht und war jetzt auf dem Weg zu ihr und Harry. Sie durfte das nicht zulassen. Sie durfte nicht zulassen, dass auch noch Harry was passierte. Nicht nachdem James ...
Ein trockenes, hysterisches Schluchzen entwich ihrer Kehle, als sie in fliegender Hast alles vor die Tür schob, dessen sie irgendwie habhaft werden konnte. Ein verzweifelter Versuch, sich und ihren Sohn zu retten, dabei wußte sie genau, dass es sinnlos war. Sie saßen in der Falle. Sie saßen wie Mäuse in der Falle und die Katze war im Anmarsch.
Mäuse ... Ratten ... VERDAMMT, PETER! Wie konntest du uns das nur antun?
Lily stürzte zu Harrys Bett rüber und hob am ganzen Körper zitternd ihren Sohn auf die Arme. Die Schritte auf dem Flur kamen näher, kamen vor der Tür zum Stehen. Mit ohnmächtigem Entsetzen sah Lily, wie die Tür einen Spalt breit aufgeschoben wurde. Sie drückte Harry fester an sich, der sie mit großen Augen überrascht ansah und schob sich weiter nach hinten in den Raum, den Blick panisch auf den Zauberstab gerichtet, der sich jetzt durch die Tür schob und mit einem lässigen Schlenker ihre Barriere wegschob. Sie setzte Harry hinter sich in seinem Bett ab und stellte sich schützend vor ihn; wissend, dass sie ja doch nicht die geringste Chance hatte, ihn zu retten, aber es dennoch versuchend. Um sie selber ging es schon gar nicht mehr. Um ihr eigenes Leben würde sie nicht betteln. Alles, was jetzt noch zählte, war Harry, ihr Sohn, für den sie zu sterben bereit war.
Ihr Magen zog sich zu einem eisigen Klumpen zusammen, als sie die schwarzgewandete Gestalt langsam ins Zimmer treten sah. Vollkommen ruhig stand er ihr gegenüber und schien es nicht im geringsten zu bemitleiden, dass sie zitternd wie das Kaninchen vor der Schlange vor ihm stand. Mit weit aufgerissenen Augen und den Zauberstab in der zitternd erhobenen Hand sah sie ihren größten Albtraum Wirklichkeit werden: Voldemort in Harrys Kinderzimmer. Das konnte nur ein Albtraum sein. Ein grausamer Albtraum. Das konnte einfach nicht wahr sein. Und was um Himmels Willen hatte Voldemort da bloß in der anderen Hand? Doch diese Frage war im nächsten Moment schon wieder vollkommen aus ihren Gedanken verschwunden, denn jetzt kam er auf sie zu. Und Lily tat das, was sie bei unzähligen Ordensmissionen immer mit einem mitleidigen Kopfschütteln abgetan hatte, da es ja doch nichts nützte, wenn Todesser oder gar Voldemort persönlich am Werk waren. Sie bettelte – bettelte um das Leben ihres Sohnes.
„Nicht Harry, nicht Harry, bitte nicht Harry!"
„Geh' zur Seite, dummes Mädchen ... geh zur Seite. Jetzt ..."
„Nicht Harry, bitte nicht. Nimm mich, töte mich stattdessen ..."
„Dies ist meine letzte Warnung -"
„Nicht Harry, bitte ... hab' Gnade ... hab' Gnade ... nicht Harry. Nicht Harry. Bitte, ich tue alles -"
„Geh' zur Seite – geh' zur Seite, Mädchen -"
Lily sah, wie der Zauberstab sich hob und auf sie zielte, sie wußte, dass es nur noch Sekundenbruchteile waren, bis sie starb, aber ...
Ein greller Lichtblitz erhellte den Raum für einige Sekunden und was auch immer es war, dass Voldemort gerade noch in der anderen Hand gehalten hatte, flog im nächsten Moment im hohen Bogen durch die Luft und kam mit einem häßlichen Knacken irgendwo hinter Lily auf dem Boden auf.
Voldemort wirbelte herum und sah auf die abgehetzte, keuchende Gestalt im Türrahmen, die urplötzlich in die Szene geplatzt war. Auch Lily sah mit weit aufgerissenen Augen zur Tür und traute ihren Augen kaum. Peter? Was wollte Peter hier? Hatte er nicht schon genug Mist gebaut? Wollte er in der ersten Reihe dabei sein und seinen Verrat genießen? Wollte er...
„GEH'! Geh', Lily!"
„Wa ..."
„GEH, verdammt! Nimm Harry und geh'!"
Und endlich kam Leben in Lily. Sie hatte keine Ahnung, warum Peter plötzlich aufgetaucht war und wollte, dass sie und Harry verschwanden, aber das war ihr im Moment herzlich egal. Sie zog Harry an sich, stürzte hinter Voldemort entlang auf Harrys Kleiderschrank zu, griff nach dem knallorangenen Chudley Cannons Strampelanzug im zweiten Regalboden von oben und spürte nur einen Wimpernschlag später das bekannte Ziehen hinter dem Bauchnabel, als Harrys Kinderzimmer um sie herum verschwamm.
Das letzte was sie sah, war ein grüner Blitz, der Peter frontal in der Brust traf.
Upper Flagley, einige Sekunden später
Als sich die Welt um Lily herum wieder materialisierte, verließ sie das letzte bißchen Kraft, das sie noch hatte. Mit weichen Knien und am ganzen Körper zitternd sank sie auf den Boden in Sirius' Wohnzimmer nieder und fing hemmungslos zu weinen an. Harry hatte sie dabei fest an sich gedrückt und als ob er ahnen würde, dass seine Mutter jetzt Trost brauchte, schlang dieser seine kleinen Ärmchen ganz fest um ihren Hals und kuschelte sich an sie. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und als sich nach einer halben Ewigkeit starke Arme um sie schlangen und sie mitsamt Harry hochhoben, bekam sie es nichtmal richtig mit. Sie war einfach nur froh, dass jemand sich um sie kümmerte und ihr Trost spendete, den sie jetzt so sehr brauchte.
„Ich bin so froh, dass wenigstens ihr beide es da raus geschafft habt. Ich war wie gelähmt, als ich das Haus gesehen habe und als ich dann ... James ... da liegen sah ...", murmelte ihr Tröster dicht an ihrem Ohr und brach dann halb erstickt ab. Er sprach so leise, dass sie ihn zwischen ihren wilden Schluchzern kaum hörte. Sie nickte lediglich und ließ ihre Tränen weiterhin ungehindert laufen.
Sanft streichelten seine Hände über ihren Rücken und erst nach einer ganzen Weile wurde Lily allmählich leiser und ruhiger. Sie hatte schlichtweg keine Kraft und keine Tränen mehr. Nur unterbewußt bekam sie mit, wie sie wieder angehoben wurde und sie den Raum verließen. Kurze Zeit später spürte sie eine weiche Matratze unter sich, auf der sie sich wie ein kleines Kind zusammenrollte. Harry hielt sie immer noch krampfhaft in ihren Armen. Um nichts in der Welt würde sie sich heute Nacht von ihrem Sohn trennen, doch das wurde auch gar nicht von ihr verlangt. Vorsichtig wurde eine Decke um sie und Harry gelegt. Keine zwei Minuten später war sie vollkommen erschöpft eingeschlafen.
Die Sonne schien Lily direkt ins Gesicht. Sie blinzelte vorsichtig und kniff die Augen, begleitet von einem schmerzverzerrten Stöhnen, sofort wieder zu. Ihr Kopf dröhnte, als ob sie einen fürchterlichen Kater hätte, und ihr Hals fühlte sich an, als ob er neuerdings mit Schmirgelpapier ausgestattet war. Sie fühlte sich hundeelend und drehte sich brummend vom Fenster weg auf die andere Seite. Mit einer Hand tastete sie vor sich, um auszukundschaften, ob James schon aufgestanden war, doch da, wo normalerweise ihr Ehemann liegen sollte, ertastete sie nur eine harte, kalte Oberfläche und kurz darauf ging das, was auch immer sie da gerade mit dem Handrücken weggeschoben hatte, klirrend zu Bruch.
Erschrocken riß sie die Augen auf und begriff einen kurzen Moment später, dass sie nicht in ihrem eigenen Bett lag. Ein prüfender Blick um sich herum verriet ihr, dass es sich um Sirius' Schlafzimmer, um Sirius' Bett handelte. Ruckartig fuhr sie hoch und sah sich panisch um. Sirius' Bett? Was zur Hölle tat sie in Sirius' Bett? Oh Gott, sie hatte doch nichts dummes angestellt, oder? Sie hatte nicht mit Sirius ... ?
Doch im nächsten Moment fiel ihr Blick auf den Chudley Cannons Strampelanzug, der links neben ihr lag, und schlagartig fielen ihr die Geschehnisse vom Vorabend wieder ein. Und sie wünschte sich plötzlich mit aller Macht, dass sie wirklich mit Sirius irgendwelche Dummheiten angestellt hätte. Dummheiten mit Sirius waren um Lichtjahre besser, als die Realität, denn Dummheiten konnte man wiedergutmachen. Irgendwie. Die Realität dagegen nicht.
Mit einem trockenen Schluchzen sank sie in die Kissen zurück und schloß die Augen, die sich schon wieder mit Tränen zu füllen begannen. Langsam zog sie die Decke wieder bis zum Kinn hoch. Ein weiterer Schluchzer bahnte sich den Weg nach oben, und sie biß in die Decke, um ihn zu dämpfen. Die Tränen liefen nun jedoch ungehindert über ihre Wangen, und sie gab sich der Trauer widerspruchslos hin, die wie eine riesige Welle über sie zusammenbrach.
Etwa eine Viertelstunde später hatte sie sich soweit wieder beruhigt, dass sie sich aufraffen und ins Badezimmer wanken konnte. Eine ausgiebige Dusche später waren ihre Kopfschmerzen fast verschwunden, und sie fühlte sich gefaßt genug, um Sirius und Harry gegenüber zu treten.
An der Küchentür blieb sie jedoch noch einmal stehen, denn sie konnte Sirius und Harry miteinander reden hören und konnte ein leicht schiefes Lächeln nicht unterdrücken.
„Harry, wenn ich dir noch mehr Schokomuffins zum Frühstück gebe, macht deine Mutter mich einen Kopf kürzer. Wie wäre es stattdessen mit einer Banane? Die ist lecker und gesund."
„Nein, will Muffin haben."
„Also keine Banane. Wie wäre es mit Wurstbrot?"
„Muffin!"
„Käsebrot?"
„Muffin!"
„Harry, du hast schon vier Muffins gehabt. Dir wird schlecht, wenn du noch einen ißt."
„MUFFIN!!"
Lily hörte, wie Harry mit seinem Fuß aufstampfte und konnte sich lebhaft vorstellen, wie er jetzt Schnute ziehend und mit zu Schlitzen verengten Augen zu Sirius aufsah. Wenn's um irgendwelche Schokoleckereien ging, konnte Harry ein ziemlicher Dickkopf sein. Die Erfahrung hatte sie selber schon gemacht. Eine Entscheidung fällend trat sie ein.
„Gib' ihm ruhig noch einen Muffin, Sirius."
Leicht zusammenzuckend wirbelte Sirius herum und sah Lily überrascht an, die er überhaupt nicht kommen hören hatte.
„Lily, er hatte schon vier."
„Und wenn schon." Lily winkte ab. „Heute darf er von mir aus vierzig essen, wenn es ihn glücklich macht. Also gib ihm noch einen, wenn er noch einen will."
Mit einem letzten skeptischen Blick zu Lily griff Sirius zum fünften Mal an diesem Morgen in die Muffinbox und hielt Harry den Muffin hin. Doch bevor dieser ihn sich schnappen konnte, hob Sirius ihn noch einmal außer Reichweite, was ein wütendes Protestknurren von Harry zur Folge hatte.
„Nur dass wir uns verstanden haben, junger Mann. Du hast nicht gewonnen."
„Onkel Sirius. Will Muffin haben."
Sirius seufzte und gab nach. „Hier. Laß ihn dir schmecken. Aber jammere mir nachher nicht die Ohren voll, wenn dir schlecht ist." Dann sah er Lily wieder an, die inzwischen am Tisch saß und abwesend vor sich hinstarrte. „Und du? Auch einen Schokomuffin?"
Lily schüttelte stumm den Kopf und Sirius setzte sich leise seufzend neben sie. „Lily, du mußt was essen. Ich weiß, dass es dir schlecht geht, aber du hilfst niemandem damit, wenn du nichts ißt."
„Ich mag nichts, Sirius. Bitte."
„Lily, ..."
„Bitte." Langsam drehte Lily den Kopf und sah Sirius an. In ihren Augen schimmerten schon wieder Tränen, und Sirius zog sie wortlos zu sich heran und schloß sie in die Arme. In gleichmäßigen Kreisen strich er ihr immer wieder über den Rücken, während er selber gegen die Tränen ankämpfte.
„Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl gestern.", fing Sirius leise zu erzählen an. „Frage mich nicht, warum, aber ich hatte das Gefühl, dass Peter nicht ganz sicher ist, deshalb bin ich zu ihm hin. Er hat aber die Tür nicht aufgemacht, also bin ich rein. Ich habe wirklich das Schlimmste befürchtet – Kampfspuren, Chaos, Peter tot irgendwo in der Wohnung – aber da war nichts. Es war alles in bester Ordnung, so als ob er nur mal eben schnell einkaufen gegangen war. Und da haben bei mir die Alarmglocken noch lauter geschrillt, denn warum sollte Peter so spät an Halloween noch das Haus verlassen wollen? Also bin ich direkt zu euch rüber, um zu sehen, ob ihr noch in Sicherheit seid, aber als ich in Godrics Hollow ankam, dachte ich, dass mir das Herz stehenbleibt. Das halbe Haus war in sich zusammengestürzt und als ich mich dann irgendwann dazu überwinden konnte, in dieses Chaos zu treten, bin ich zuerst über ... über James ... gestolpert. Oh Gott, Lily, ich habe mich nie so entsetzlich verraten gefühlt. Alles, woran ich in dem Moment denken konnte, war Peter und wie ich ihm am besten den Hals umdrehen könnte. Und danach dachte ich, dass ich mir selber den Hals umdrehen sollte, dass ich so blöd gewesen war und diesen Tausch vorgeschlagen habe."
„Nein." Lily zappelte und drehte sich halb um, sodass sie Sirius direkt in die Augen sehen konnte. „Du darfst dir keine Vorwürfe machen, Sirius. Es ist nicht deine Schuld. Es ..."
„Doch, Lily. Ihr wolltet Peter nicht als Geheimniswahrer. Ich wollte ihn. Weil ich größenwahnsinnig war und dachte, ich hätte einen todsicheren Plan ..."
„... und den hattest du auch, Sirius. Es war ein guter Plan und du kannst wirklich nichts dafür, dass Peter ... dass er ..."
„... euch verraten hat?", fragte Sirius rundheraus. Lily nickte und drehte den Kopf wieder zur Seite.
„Er war da, Sirius."
„Was?"
„Ja, er ..."
„Dieser verdammte Bastard. Wenn ich den erwische, dann ..."
„Er ist tot."
„... werde ich ihn ... was?"
„Peter ist tot. Du warst doch da. Du mußt ihn doch gesehen haben. Vol... - er hat ihn umgebracht, kurz bevor Harry und ich einen der Notfallportschlüssel hierher zu packen bekommen haben. Ich hab's doch gesehen."
„Ich habe nichts gesehen. Allerdings konnte ich auch nicht nach oben gehen, da kurz nach mir eine ganze Horde Auroren da auftauchte. Und da die ja nun nicht wissen, dass nicht ich, sondern Peter euch verraten hat, habe ich mich verdrückt, so schnell ich konnte. Eigentlich wollte ich Peter nach, aber ich wollte erst wissen, ob vielleicht zumindest du und Harry es zu mir geschafft haben. Was wollte er denn überhaupt bei euch? Vielleicht noch dabei zusehen, wie sein Herr und Meister euch umbringt?"
Lily sah Sirius wieder an und sie sah den Schmerz in seinen Augen, die er hinter seinen heftigen Worten versteckte. Sie konnte ihn zu gut verstehen, schließlich hatte sie haargenau die gleichen Gedanken, als Peter plötzlich auf der Bildfläche erschienen war. „Er hat ihn abgelenkt und mir und Harry dadurch erst die Flucht ermöglicht, Sirius.", murmelte sie schließlich leise.
„Das war wohl ganz sicher nicht so beabsichtigt. Was sollte das denn auch für einen Sinn haben? Erst verrät er euch und dann verhilft er dir und Harry zur Flucht? So einen Irrsinn kann nichtmal Peter sich ausdenken."
„Es war beabsichtigt. Peter hat gewußt, was er da tut, das kannst du mir glauben." Lily sah, dass Sirius ihr nicht glaubte und schüttelte langsam den Kopf. „Sirius, ehrlich. Voldemort hatte uns in der Falle. Ich war oben bei Harry, als er die Tür unten aufgesprengt hat. Und als er dann die Treppe raufkam, habe ich keinen Ausweg mehr gesehen. Ich habe nicht gleich an den Notfallportschlüssel gedacht und dann war er plötzlich da. Er stand vor mir in Harrys Zimmer und ich habe ihn regelrecht angebettelt, Harry nichts zu tun. Ich ... ich habe ihn angebettelt, mich zu töten, wenn er dann nur Harry am Leben läßt." Lily merkte gar nicht, dass ihr schon wieder Tränen über die Wangen liefen. „Er hat gar nicht darauf gehört. Er hat nur gesagt, dass ich aus dem Weg gehen soll, und dann war da plötzlich Peter und hat gesagt, dass ich gehen soll und ... und ich habe erst nur dagestanden und konnte mich nicht rühren und er hat nochmal gebrüllt, dass ich gehen soll und ... irgendwann habe ich dann reagiert. Einfach nur reagiert. Ich habe Harry geschnappt, habe den Portschlüssel gegriffen, und das letzte, was ich gesehen habe, war, dass Voldemort Peter umgebracht hat."
Lily weinte jetzt hemmungslos und Sirius zog sie wieder fest an sich, während er ihr mit dem Daumen die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Aber das ergibt keinen Sinn.", flüsterte er ungläubig. „Das ergibt absolut keinen Sinn. Warum sollte er das tun, wenn er euch kurz vorher erst verraten hat?"
„Das ist mir völlig egal.", schniefte Lily. „Er hat Harry und mir gestern im entscheidenden Moment das Leben gerettet. Da kann der Rest so wenig Sinn ergeben, wie er will. Es ist mir egal."
Sirius wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Er stütze nachdenklich das Kinn auf Lilys Kopf ab und starrte in Gedanken versunken zu Harry rüber, der es inzwischen geschafft hatte, an die Muffinbox zu gelangen, die auf der Anrichte stand. Der kleine Junge saß jetzt mit einem seligen Grinsen inmitten einem Dutzend Schokomuffins und kaute zufrieden vor sich hin. Sirius war es egal. Er sah vor seinem geistigen Auge nur James und Peter. Und Remus. Und er fragte sich, wieso er nur auf die verrückte Idee gekommen war, dass Remus und nicht Peter der Verräter gewesen war. Wie hatte er nur so verdammt blind sein können?
Die nächsten Tage gingen an Lily vorüber, als wäre sie nur eine zufällige Zuschauerin in einem schlechten Film. Knappe zwei Stunden nach ihrem Gespräch mit Sirius in dessen Küche stürmte ein Aurorenkommando Sirius' Wohnung und führte ihn ab. Lily versuchte verzweifelt, sie davon zu überzeugen, dass Sirius unschuldig war und es nicht er, sondern Peter gewesen war, der sie und ihre Familie verraten hatte. Doch erst nach mehreren Stunden konnte sie Alastor Moody in der Aurorenzentrale zu packen kriegen und ihn davon überzeugen, dass er Sirius wieder freilassen müßte. Dieser hatte ihr kurz in die Augen gesehen, brummend genickt und nur Minuten später verließ Sirius die Zentrale als freier Mann. Allerdings war Lily sich der mißtrauischen Blicke seiner Kollegen bewußt und es schmerze sie, genauso, wie es in schmerzen mußte, dass sie ihm so eine Tat wirklich zutrauten. Sie wußte zwar, dass sie nur deshalb so handelten, weil alle Indizien gegen ihn sprachen und es somit ihre Pflicht war, aber es schmerzte dennoch.
Am Abend war Remus dann da. Bleich und völlig durch den Wind stand er vor Sirius' Tür und wunderte sich nur kurz darüber, dass ihn die Sicherheitszauber nicht durchließen. Doch als Sirius schließlich die Tür öffnete und ihn reinließ, war dies schon wieder vergessen. Er schloß Lily stumm und unendlich erleichtert in die Arme, als diese auf ihn zukam, nachdem sie Harry in Sirius' Bett schlafen gelegt hatte und versuchte gleichzeitig gar nicht erst, seine Trauer um James zu verbergen.
Danach gab ein Wort das andere. Remus war irritiert und verletzt, dass man ihm nicht gesagt hatte, dass Lily und Harry noch lebten. Und warum hatte man ihm überhaupt nichts vom Tausch der Geheimniswahrer gesagt? Warum hat er das erst über 28 Ecken im Ordenshauptquartier erfahren, in dem gerade die Hölle los war? Sirius und Lily hatten sich kurz stumm angesehen und dann hatte Sirius erzählt – vom Verdacht auf einen Spion, der sich schnell als Tatsache herausgestellt hat, von der Gewissheit, dass es nur einer aus dem engsten Bekanntenkreis von James und Lily sein konnte, vom Ausschlußverfahren, bei dem schließlich nur Remus und Peter übrigblieben und warum sie schließlich alle auf Remus als Spion getippt hatten.
Remus war währenddessen immer blasser geworden, während seine Augen sich vor Entsetzen weiteten. Am Ende starrte er Sirius an, als käme dieser von einem anderen Stern und stand nach ein paar stummen Minuten schließlich wie betäubt auf und verließ die Wohnung ohne ein weiteres Wort oder einen Blick zurück.
Sirius zuckte heftig zusammen, als die Tür krachend zuschlug und kurz darauf verlor auch er das letzte bißchen Fassung, das er für Lily und Harry noch krampfhaft aufrecht erhalten hatte. Er wandte sich ab, um seine Tränen zu verbergen. Und diesmal war es Lily, die wortlos den Arm um ihn legte, ihn an sich zog und ihm den Trost zurückgab, den er ihr seit dem letzten Abend wiederholt gegeben hatte.
Remus tauchte in den nächsten Tagen nicht mehr auf, und sie sahen ihn erst auf der Beerdigung wieder. Die Kirche und der Friedhof von Godrics Hollow waren an diesem Tag besser geschützt als Askaban und die Kronjuwelen zusammen. Es waren dreimal soviele Auroren und mobile Eingreifzauberer da, als eigentlich notwendig gewesen wären, und auch der Orden hatte Wachposten verteilt. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden, denn wenn James Potter schon so jung sterben mußte, sollten seine Familie und seine Freunde sich wenigstens in Ruhe von ihm verabschieden können.
Lily funktionierte an diesem Tag wie ferngesteuert. Später sollte sie sich daran erinnern, dass Sirius ihr die ganze Zeit über nicht von der Seite gewichen war und ihr immer wieder bestärkend mit der Hand über den Rücken strich oder sie in die Arme zog. Später sollte sie sich daran erinnern, dass Remus auf dem Weg von der Kirche zum Grab plötzlich wieder da war und ihr wortlos die Hand drückte. Doch als sie wirklich da war, hatte sie nur Augen für den dunklen, glänzenden Sarg mit den Goldbeschlägen, der über und über mit Blumenkränzen bedeckt im flackernden Schein unzähliger Kerzen schimmerte.
Harry und sie hatten keinen Kranz. Sie hatte daran überhaupt keinen Gedanken verschwendet und hatte auch kein schlechtes Gewissen deswegen. Es machte ihren Mann ja doch nicht wieder lebendig. Alles, was sie hatte, war ein kleiner Strauß Lilien, den sie schließlich auf den Sarg runterwarf, als er in die Erde runtergelassen worden war. Harry warf seine drei Lilien ungeschickt hinterher, auch wenn er nicht recht verstand, was um ihn herum geschah. Er merkte nur, dass seine Mama sehr traurig war, und klammerte sich dicht an sie, was Lily mehr Trost gab, als all die leise gemurmelten Beileidsbekundungen der Trauergäste zusammen.
Am Grab war es auch, dass Sirius seine Worte wiederfand. Er hatte kaum etwas gesagt, seit sie in Godrics Hollow angekommen waren, und während des Gottesdienstes hatte er genau wie Lily nur stumm und mit versteinertem Gesicht auf den Sarg vor ihm gestarrt.
„Diesmal werde ich persönlich auf sie aufpassen, James.", flüsterte er halb erstickt. „Noch einmal wird er nicht so nahe an Lily und Harry rankommen. Das schwöre ich dir."
Und Lily zweifelte nicht an diesem Schwur. Zweimal beging er denselben Fehler nicht. Diesmal würde er selber die Frau und den Sohn seines besten Freundes beschützen. Und sie wußte, dass er diesen Schwur einhalten würde, solange er es irgendwie konnte.
Upper Flagley, 12. November 1981
Die Regentropfen, die an das Wohnzimmerfenster trommelte hörte sie nicht und auch die rabenschwarze Nacht schien sie nicht zu bemerken. Lily starrte abwesend in die Dunkelheit und sah doch eigentlich nur eins: Ein verschmitztes Lächeln unter schwarzen, wirren Haaren; tiefbraune Augen hinter immer blitzblanken Brillengläsern. Eine einsame Träne lief ihr über die Wange und mit einem trockenem Aufschluchzen schlang sie die Arme um sich. Zwei starke Arme schoben sich von hinten dazu und pressten sie an eine muskulöse Brust, und sie ließ es widerspruchslos geschehen. Sie hatte körperliche Nähe im Augenblick so sehr nötig, dass sie nicht nach richtig oder falsch fragte. Sirius war da, Sirius gab ihr den Trost, den sie brauchte und sie war ihm unendlich dankbar dafür.
„Es tut so weh, Sirius. Ich vermisse ihn so sehr."
„Ich weiß. Ich auch."
Sirius' Atem strich über Lilys Nacken, die Worte kaum mehr als ein Flüstern und Lilys Herz setzte einen Schlag lang aus. Langsam drehte sie sich in seinen Armen um und sah zu ihm auf. Silbergraue Augen versanken in smaragdgrünen und die Welt schien für einen Moment still zu stehen.
Einen Moment später spürte sie Sirius' Lippen auf ihren. Der Kuss war voll von Sehnsucht nach Nähe und Wärme, nach Trost, nach einander. Nichts zählte mehr, bis auf diese Lippen, die soviel Leben, soviel Nähe, soviel Sicherheit versprachen und die Hände, die wie von selbst ihren Weg unter ihren Pullover gefunden hatten und ihr warm und fest immer wieder Schauer über den Rücken laufen ließen. Wie ein Versprechen, dass ihr Körper immer noch lebendig war und nicht in Godrics Hollow gestorben war, wie ihr bisheriges Leben.
Schwer atmend lösten sie sich kurz darauf wieder voneinander, ihr Blick immer noch wie hypnotisiert auf den anderen gerichtet.
„Sirius ... ich ..."
Weiter kam Lily nicht, denn Sirius' Lippen legten sich wieder sanft auf ihre und verhindern so jedes weitere Wort. Sirius' Lippen, die die ihren federleicht und doch fordernd in Besitz nahmen und zu einem Spiel aufforderten, das zu verführerisch war, um ausgeschlagen zu werden.
Wie von selbst fand ihr Pullover nur Minuten später auf dem Wohnzimmerfußboden Gesellschaft von Sirius' T-shirt. Ihr eigenes T-shirt landete nutzlos auf dem abgetretenen Teppich des winzigen Flurs, ihrer beider Schuhe markierten den Weg in das kleine Schlafzimmer, auf welches sie wie im Rausch zutaumelten. Dort angekommen kickte Sirius die Tür mit dem Fuß ins Schloss und drängte Lily dagegen.
Ohne nachzudenken ließ sie es geschehen, fuhr mit der einen Hand durch Sirius' Haare, während sie sich mit der anderen an seiner Schulter festklammerte wie eine Ertrinkende. Sie zog ihn näher und ließ zu, dass Sirius den Kuss vertiefte, ließ zu, dass Sirius ihren Mund eroberte, stürmisch und leidenschaftlich.
Irgendwann spürte sie, wie Sirius den Träger ihres BHs ganz langsam über ihre linke Schulter schob. Seine Lippen hinterließen brennende Spuren auf ihrer Haut, als er sich über Lilys Schulter bis zu ihrem Schlüsselbein vorarbeitete. Doch Lily bekam dies kaum mit. Zu abgelenkt war sie von den Schauern, die Sirius ihr damit über den Rücken jagte, zu gut war das Gefühl, das sich in ihrem Magen breit machte. Zu wichtig war es in diesem Moment, die Gürtelschnalle an Sirius' Hose endlich aufzubekommen und ihn von diesem lästigen Stück Stoff zu befreien, der verhinderte, dass sie seine lebendige Wärme wirklich spüren konnte.
Lily hatte keine Ahnung, wie sie es schließlich von der Tür zum Bett rüber geschafft hatten, und es interessierte sie auch nicht wirklich. Alles, was sie in diesem Moment wollte, war die Gewissheit, dass sie noch lebte, dass sie noch fühlen konnte. Und Sirius bewies ihr dies eindrucksvoll mit seiner Lippen, seinen warmen, sanften Händen auf ihrer Haut und seinem Körper, warm und schwer auf ihrem.
Als Sirius schließlich in sie eindrang, keuchte Lily unterdrückt auf. Ihr ganzer Körper bebte vor Verlangen, und wie von selbst passte sie sich Sirius' Bewegungen an. Ungeduldig hob sie ihm ihr Becken entgegen und er erriet, was sie von ihm wollte, erfüllte ihr ihre unausgesprochenen Bitte und stieß mit einem lauten Knurren tiefer in sie.
Höher und höher trieb er sie auf den Gipfel zu, und gleichzeitig drängte sie ihn, den Rhythmus zu ändern, schneller zu werden, tiefer zu stoßen, sie gemeinsam bis ganz nach oben zu bringen, um dann gemeinsam abzustürzen. Und Sirius war nur zu bereit, auf dieses Drängen einzugehen.
Sie stöhnte laut auf, als sie kam und brachte damit Sirius seinerseits um den Verstand. Kurz darauf vergrub Sirius den Kopf in Lilys Halsbeuge und verströmte sich tief in ihr. Mit einem kehligen Stöhnen brach er schließlich über Lily zusammen und nahm sie fest in die Arme.
Lily konnte seinen beschleunigten Herzschlag deutlich spüren und lächelte müde, aber zufrieden in sich hinein. Ihr Herz schlug im gleichen Rhythmus, und sie fühlte sich das erste mal seit Halloween wieder wie ein richtig lebendiger Mensch und nicht wie eine leblose Hülle. Sie schlang die Arme fest um Sirius und erwiderte seine Umarmung.
Minuten später war Sirius erschöpft eingeschlafen. Lily lag dagegen noch lange wach, und langsam kam auch ihr Denkvermögen zurück. Was hatten sie da gerade bloß getan?
tbc
