Lisa war erstaunt, überrascht und ängstlich zu gleich.

Vor vier Tagen, an ihrem elftern Geburtstag, kam eine seltsam aussehende Frau zu ihr nach Hause und sprach mindestens eine Stunde lang mit ihren Eltern. Als sie schliesslich aus dem Wohnzimmer heraus kamen, schauten ihre Eltern sie komisch an. Es war eine seltsame Mischung aus Überraschung, Stolz und unglaublicher Angst.

Lisa konnte sich nicht erklären was passiert sein sollte. Sicher, in der Schule hatte sie kurz vor den Ferien gesehen, wie ein Junge der sie angegiftet hatte durch die Luft flog wie ein Ball den man mit einem Stock trifft, aber das war doch nicht ihre Schuld. Und für die grünen Haare die ihre Lehrerin, Miss Miller, plötzlich bekam nachdem sie die letzte Klassenarbeit zurückgegeben hatte – Lisa hatte eine fünf – konnte sie doch auch nichts. Und doch schien es ihr, als würden ihre Eltern plötzlich genau das denken.

Das Gespräch dass sie anschliessend mit dieser seltsamen Frau hatte, sie hatte sich als Professor McGonnagal vorgestellt, stellte ihre Welt auf den Kopf.

Natürlich, jedes Kind wünscht sich so etwas. Selbst Erwachsene staunen wenn sie mit geschickten Tricks herein gelegt werden und wünschen sich das auch zu können. Aber sie hätte nie im Leben daran gedacht, dass das wahr werden könnte. Sie war eine Hexe. Sie konnte zaubern. Magie gibt es wirklich.

Diese Gedanken beschäftigten sie die nächsten Tage, bis es schliesslich soweit war. Diese Professorin kam und nahm sie, zusammen mit ihren Eltern, in die Winkelgasse. Und hier war es, wo das passierte wovor Professor McGonnagal sie gewarnt hatte. Die Todesser griffen an um Angst zu verbreiten. Was Lisa angeht waren sie überaus erfolgreich. Am Anfang jedenfalls.


Ginny Weasley war eine Hexe. Sie wusste das Magie existiert schon bevor sie laufen konnte. Ihre Eltern waren Zauberer, ihre sechs Brüder waren Zauberer. Doch sie wusste noch etwas bevor sie laufen konnte: Nicht alles in der Zaubererwelt war gut.

Es gab und gibt böse Zauberer und Hexen, die es geniessen andere zu quälen. Die der Meinung sind, Zauberer sollten die Welt beherschen. Die sich nicht drum scheren dass auch Muggel Menschen sind.

Und doch gab es Hoffnung. Als kleines Kind haben ihre Eltern ihr oft von dem kleinen Jungen erzählt, der den mächtigsten und schlimmsten dieser bösen Zauberer besiegte ohne dass jemand wirklich wusste wie er das geschafft hatte. „Der-Junge-der-lebt" war eine GuteNacht-Geschichte für Kinder und doch war sie, entgegen den üblichen Märchen, absolut wahr.

Schon mit fünf träumte sie davon, diesen bestimmt mächtigen und gut aussehenden Zauberer zu heiraten. Mit acht wurde ihr klar, dass er nur ein Jahr älter war als sie und dass ihr Mädchentraum immerhin theoretisch wahr werden könnte.

Mit zehn sah sie ihn das erste Mal, auch wenn ihre Mama ihr das anfangs nicht glauben wollte. Mit elf frühstückten sie das erste Mal zusammen. Und sie wird nie vergessen, wie ihr Arm in der Butter gelandet ist, so nervös war sie.

Er war 12 als er ihr das erste Mal das Leben rettete. Ein vermeintlich kleiner Junge rettete sie vor einer riesigen Schlange und einer Reinkarnation des dunkelsten aller Zauberer.

Mit 14 kämpfte sie mit ihm zusammen das erste Mal gegen die Todesser. Und, noch immer fiel es ihr schwer dieses unglaubliche Glück zu begreifen, sie gewannen. Mit 15 bekam sie ihren ersten Kuss von ihm. Nur um viel zu wenige Wochen später von ihm abgewiesen zu werden.

Es war typisch für ihn. Ihm war es wichtiger dass sie gesund war als dass er daran dachte, dass auch ohne dass sie Freund und Freundin waren die Todesser hinter ihr her sein würden.

Sie war 15, als sie die Winkelgasse zusammen mit ihrer Familie betrat um die üblichen Einkäufe für Hogwarts zu machen. Es war schwer gewesen, doch ihre Eltern waren am Ende einverstanden, dass sie ihr sechstes Jahr an der Schule für Hexerei und Zauberei würde antreten.

„Wenn wir aufhören zu leben, hat Du-weisst-schon-wer gewonnen" hatte sie gesagt. Doch sie hatte unrecht. Du-weisst-schon-wer hatte erst dann gewonnen, wenn er seinen letzten wahren Widersacher bezwungen hatte. Und wie die Todesser, die vor nichtmal dreissig Minuten die Winkelgasse betraten hatten herausfinden dürfen, war ein Kampf gegen einen fast 17 jährigen Zauberer nicht automatisch gewonnen. Ganz im Gegenteil.

Das Dutzend Zauberer welche erschienen waren um Angst und Schrecken zu verbreiten hatten als Beispiel für etwas herhalten müssen, dass Ginny schon als kleines Kind wusste:

Harry Potter ist ziemlich dickköpfig wenn es darum geht zu überleben und anderen dabei zu helfen.


Harry kam gerade aus seinem Verliess bei Gringotts, begleitet von seinen „Babysittern", wie er sie nannte. Remus Lupin und Nymphadora Tonks hatten es auf sich genommen Harrys berühmte Fähigkeit, sich selbst in Gefahr zu bringen, zu kontrollieren.

Der Versuch war bereits bei der Entscheidung dazu zum Scheitern verurteilt. Sie wussten das vermutlich sogar selbst, im tiefsten Inneren. Doch Dumbledore hatte mehrfach betont wie wichtig das Überleben dieses Jungen war. Ausserdem, Remus hatte Harrys Eltern und seinem Taufpaten ein Versprechen gegeben. Er würde für Harry sorgen und wenn es das letzte war was er je tat.

Das einzige, was niemand bedacht hatte war, dass Harrys grösster Schutz schon immer etwas war, dass sein Gegner nicht verstehen wollte und konnte. Er besass einen Dickkopf der sich einfach weigerte aufzugeben, egal wie schlecht die Chancen auch standen.

Harry und seine beiden Aufpasser verliessen gerade den Eingangsbereich der Bank, als sie die bekannten Geräusche hörten, die das Apparieren von Zauberern und Hexen ankündigen.

Remus und Tonks reagierten sofort. Sie stiessen Harry in die Bank zurück, seine Proteste wurden ignoriert. Anschliessend gingen sie selbst hinter den Säulen in Deckung und griffen sofort an. Doch nicht einmal ihre unverkennbare Professionalität im Umgang mit unerwünschten Überraschungen konnte ihnen helfen mit dem klar zu kommen, was dann passierte.

Ein Schrei hallte durch die Winkelgasse als die Todesser ein kleines Mädchen, vielleicht 11 Jahre alt, mit dem Cruciatusfluch belegten. Das Mädchen windete sich auf der Strasse hin und her, unfähig sich zu wehren und ohne Chance auf Rettung. Bis etwas die Aufmerksamkeit der Todesser erregte, mit dem sie im Traum nicht gerechnet hatten.

Ihr Lord hatte versprochen, jenem der ihm die Leiche von Harry Potter brachte reich zu belohnen. Etwas das als finaler Sieg gedacht war drehte sich jetzt jedoch ins Gegenteil um, als die Todesser, nur auf ihren persönlichen Ruhm bedacht, sich von einem siebzehn jährigen Zauberer ablenken liessen.

Harry hörte die Schreie hinter seiner Säule. Hörte die Flüche die in der kleinen Gasse hin und her flogen. Sah die Opfer am Boden liegen und schliesslich wie das kleine Mädchen mit dem wohl schlimmsten aller Flüche gefoltert wurde, einfach nur weil die Todesser das als Spass verstanden.

Etwas in ihm schnappte bei diesem Anblick. Noch während er aufstand bemerkten Remus und Tonks eine Veränderung in ihm. Der traurige Blick war fort, die Schultern, noch kurz zuvor schlaf herunter hängend, waren gespannt.

Als Harry schliesslich hinter seiner Säule hervorkam und die Todesser kurz darauf auf ihn reagierten, sahen Remus und Tonks, was Dumbledore in ihm gesehen hatte. Ein Zauberer der trotz seines jungen Alters und damit mangelnder Lebenserfahrung eine Macht darstellte. Ein siebzehn Jahre alter Junge der, so schien es ihnen in diesem Augenblick, die Welt auf seinen Schultern trug und trotzdem behende über Wände springen konnte.

Ginny bekam den Schrecken ihres Lebens als Harry hinter den Säulen hervor kam. Gerade noch hatte sie innerlich darüber gelächelt, dass er sich niemals so verstecken würde wie sie es gerade tat und da stand er nun.

Lisa dachte an die Geschichte, die ihr die Professorin erzählt hatte, als Harry in ihr Blickfeld kam. Der-Junge-der-lebt persönlich.

Die Todesser wirbelten herum und dutzende Flüche flogen wie einer durch die Luft auf Harry zu. Doch dann passierte etwas, dass bis dahin niemand für möglich gehalten hatte.

Dutzende Feuerbälle entzündeten sich in der Luft und fingen die Flüche auf. Als die Flammen erstarben schwebte an ihrer Stelle ein Phönix in der Luft. Den Schnabel geöffnet, die Schwingen sanft im Luftzug erhoben, fingen die magischen Vögel auch die nächste Salve auf die auf Harry zurasste. Ihr Gesang erfüllte die Luft, stärkte die Verteidiger und schwächte die Angreifer.

Harry stand einfach nur da, selbst erschrocken über die aufgetauchte Hilfe. Doch dann umspielte ein kleines Lächeln sein Gesicht. Mit dem Gefühl etwas erreicht zu haben rannte er auf den ersten Todesser zu und beförderte ihn mit einem geflüsterten „Stupor" in Tiefschlaf.

Er rannte von einem Todesser zum anderen, wich den wenigen Flüchen aus die an den magischen Tieren vorbei kamen und ein Gegner nach dem anderen sackte geschockt in sich zusammen.

Als schliesslich nur noch wenige der maskierten Zauberer standen, erhellte ein Schreckensschrei die Winkelgasse.