Wie immer gehört (fast alles) JKR
Ich hoffe Euch gefällt mein kleiner Einfall für Zwischendurch. Ich hattelange keine Zeit mehr, zu schreiben und für alles Ernsthafte fehlt im Moment die innere Ruhe. An alle "Schattenspiel- freunde" bitte habt Verständnis -es geht weiter - aber leider noch nicht jetzt.
Mein Alptraum wird wahr
Ich starrte wie gebannt in die lehre Feuerstelle, in der eben noch der lockige Kopf meiner Chefin zu sehen gewesen war.
Eine Katastrophe, das Ende meiner Karriere – noch bevor sie begonnen hatte.
„Nimm Quirl – er wird Dir sicher helfen!" hörte ich ihre Stimme in meinem kopf!
QUIRL! Als ob das Unglück nicht ohnehin schon komplett wäre. Ich drehte mich um und beäugte die kleine grüne Feder, die zischend und zappelnd auf meinem Schreibtisch lag.
„Juhuu! Ein IIInterview!" pfiff Quirl die Quirlige-Quassel-Feder in diesem Moment. Ich betrachtete ihn stirnrunzelnd – den besten Freund jedes Journalisten – das Wunderwerk jedes Frage- und Antwortspiels.
Das konnte alles unmöglich gut gehen. Ich hatte nicht einmal Zeit, mir Leitfragen für das bevorstehende Fiasko auszudenken.
Seufzend begab ich mich an den Schreibtisch und griff nach dem vor Ungeduld zitternden Quirl. Er schien kein Problem damit zu haben in wenigen Minuten das unbequemste Mitglied des Phönixordens zu interviewen – das Mitglied, das sich bis vor kurzem noch gegen jedes Interview ausgesprochen hatte, obwohl alle anderen tapferen Helden des Endkampfes dem Tagespropheten schon längst Rede und Antwort gestanden hatten.
Er – ein tapferer Held? Nein, das wollte wirklich nicht in meinen Kopf. Für mich war er derjenige, der mir und den meisten meiner Mitschüler mit bissigen und gemeinen Tricks jede Zaubertrankstunde vermiest hatte. Fast sechs Jahre war das nun her. Noch immer bekam ich beim Anblick eines Messingkessels eine Gänsehaut und es sei an dieser Stelle kurz angemerkt, dass es von diesen Gegenständen nicht wenige in unserer Welt gibt.
Und damit nicht genug. Irgendeine unerklärliche Kraft wollte, dass ich damals mit meinen zarten elf Jahren ausgerechnet in seinem Schulhaus landete. Ein grauenvolles Missverständnis – bis heute bin ich fest davon überzeugt dass sich dieser zerfetzte alte Hut vertan hat. Dies ist und bleibt unglücklicherweise der einzige Punkt über den sich Professor Severus Snape und ich jemals einig waren.
Wie konnte meine Chefredakteurin es mir antun, heute krank zu werden? Und wozu –bei Merlin – musste es überhaupt ein Gespräch mit diesem Tyrannen geben?
Sogleich drängte sich mir Ritas vermutliche Antwort in den Kopf
Weil er die mysteriöseste, rätselhafteste und dunkelste aller Beteiligten ist! Was für eine Geschichte – was für ein dunkles Geheimnis – welchen Mythos birgt dieser Mann? Die magische Welt brennt darauf, den alles entscheidenden Kampf in allen Einzelheiten aus dem Munde eines ehemaligen Todessers geschildert zu bekommen
Ich selbst bezweifelte stark, dass die magische Welt darauf brannte, irgendetwas aus dem Munde von Severus Snape geschildert zu bekommen. Die magische Welt wünschte sich zurzeit nichts mehr, als das Wort TODESSER endgültig aus ihrem Wortschatz zu streichen.
Noch größerer Zweifel befiel mich bei dem Gedanken, dass ausgerechnet ich den Hauch einer Chance hatte, Snapes Mund irgendwelche Geheimnisse zu entlocken.
Rita empfand diese Situation jedoch eher als Chance, wie sie mir sogleich hustend und schniefend versichert hatte – „Ihr beide als Slytherins – Ihr habt Euch doch sicher etwas zu sagen!"
Ganz sicher nicht!
Quirl ließ mich durch sein Gequietsche und Gezappel in meiner Hand aus den Gedanken hochfahren – Zeit über einige Leitfragen nachzudenken. Leise murmelte ich vor mich hin und kritzelte mehr oder weniger leserlich auf die Papierrolle.
Tja, sagen Sie, Professor Snape – wie genau haben Sie den nun den Dunklen – ähm, Lord Volde…
Wie hatte er ihn wohl genannt? Als Todesser?
Als Dumbledores Spion – verbesserte ich mich widerwillig.
Was ist genau passierte in jener Nacht?
Dumme Frage – wurde schon in tausenden Artikeln der letzten Monate beantwortet.
Was für ein dunkles Geheimnis verstecken Sie vor der Welt? Welche Abgründe verbergen sich hinter dieser zornigen Stirn und diesen abgrundtief dunklen, grenzenlos wahnsinnigen Augen? Hatten Sie jemals vor, sich das Leben zu nehmen – in all dieser Unsicherheit und diesem Schmerz, der Sie umgab?
Für solche Fragen würde er mich glatt umbringen.
Was ist Ihr sehnlichster Wunsch? Wie fühlen Sie sich nach dem Tod so vieler Mitstreiter und Freunde? Schuldig? Können Sie mit der Last leben, in Ihrer Zeit als Todesser so viele Opfer verschuldet zu haben?
Freunde? Was für Freunde?
Gibt es eine starke Frau in ihrem Leben, die die alten Wunden mit der Kraft ihrer endlosen Liebe zu heilen vermag und Sie in eine neue, glücklichere Zukunft führt?
„Quirl!" rief ich vorwurfsvoll als ich endlich merkte, dass die Feder sich rasch über die Papierrolle bewegte und die letzte Frage eigenständig kritzelte.
„Wenn wir ihm diese Frage stellen, können wir das, was von uns übrig bleibt in einer Streichholschachtel zu Rita schicken lassen!"
Etwas in mir – sicher der neugierige-Repoter-Teil meines Herzens – begehrte jedoch eine Antwort auf diese Frage.
Warum gerade auf diese Frage?
Erschreckend.
Quirl quietschte vergnügt: „Riiita würde so etwas fragen! Riiita ist mutig!"
„Ja sicher!" ich zerknüllte die Papierrolle. Diese Fragen würde ich eh nie stellen.
Quirl grummelte und zischte zornig vor sich hin.
Die Tür flog auf, ein pummeliger kleiner Zauberer kam hereingestürzt. „ Flöhchen, Tu mir den Gefallen und hol diesen Snape unten aus der Halle ab! Er macht alle wahnsinnig, wie er dort fluchend auf und ab tigert. Die Empfangshexen fürchten sich und sitzen schon unter dem Tisch!
Entsetzt starrte ich ihn an, doch er war schon wieder aus der Tür verschwunden. Es war noch zu früh – ich hatte noch zehn Minuten.
Hastig versuchte ich mich an alle Regeln der Interviewkunst zu erinnern, die ich in den zehn Monaten meines Volontariats von Rita eingeschärft bekommen hatte!
Unverzüglich kamen mir die vier unentbehrlichen Fs in den Kopf: Fangen – Fragen – Fordern – Frei Formulieren. Es war ja so einfach.
Fang den Interviewpartner mit Deinem Charme ein – wickle ihn um Deine Finger
Frag, was auch immer Du fragen musst, um an Dein Ziel zu gelangen
Fordere ihn zu einer Antwort auf, so lange und so hartnäckig, wie es eben braucht – zur Not auch unter verstärktem Einsatz des unter Punkt eins genannten Charmes.
Sollten die Antworten nicht zu Deiner Befriedigung sein, formuliere sie einfach frei um – bei Mangel an Kreativität mit Hilfe einer Quirligen-Quassel-Feder.
Mir wurde schlecht. Allein das Miteinander der Worte Charme-Snape-Interview verursachte mehr als nur ein Ziehen in der Magengegend.
Ich schnappte meinen Umhang, warf einen letzten Blick auf mein chaotisches Loch von einem Büro und rief noch schnell:
„Benimm Dich, Quirl oder ich zupf Dir jede Feder einzeln aus!"
„Snapy kommt, Snapy kommt!" Quirl sauste übermütig über den Schreibtisch.
Das Federvieh hatte noch nie auf mich gehört.
Ich steuerte unaufhaltsam dem Unheil entgegen.
TBC
