Disclaimer: Alle Charaktere, ein Großteil der Handlung und ein bisschen Dialog gehören den Machern von Once upon a time.
Die Geschichte enthält massive spoiler für die zweite Staffel. (Besonders für die Episoden 2.05 „The Doctor" und 2.12 „The name of the brother").
Rating: T (wegen Erwähnung von Gewalt und versuchtem Suizid)
Eigentlich glaubte Doktor Viktor Frankenstein nicht an solche Dinge wie Magie, Vorsehung, Vorbestimmung, oder wie manche vielleicht sagen würden, an Schicksal.
Er war Arzt. Ein Mann der Wissenschaft. Er war dazu erzogen worden nicht darauf zu vertrauen, dass sich Probleme wie von Zauberhand lösten. Es gab keine höhere Macht die Leben lenkte oder ihnen einen Sinn gab. Er glaubte nicht daran, dass man nur um etwas bitten musste und schon würde eine gute Fee erscheinen und einem seinen Wunsch gewähren. Er lehnte es schlichtweg ab an so etwas zu glauben. Auch wenn das einst anders gewesen war.
Als seine Mutter gestorben war, kurz nach der Geburt seines Bruders Gerhard, hatte Viktor alles versucht um sie zurück zu holen. Er hatte gebetet, er hatte auf eine Sternschnuppe gewünscht, er hatte alles versucht was in seinen Märchenbüchern über das Anlocken von guten Geistern, Dschinn und Feen stand. Nichts davon hatte funktioniert, ganz egal wie sehr er es auch versucht hatte. Seine Mutter war und blieb tot.
Und Viktors Vater, Alfons Frankenstein, der diesen Umstand und den Verlust seiner geliebten Frau nicht vertrug, begann langsam aber sicher Groll gegen seinen ältesten Sohn zu hegen, der so närrisch war daran zu glauben man könne seine Mutter durch Magie wieder zum Leben erwecken. So etwas wie Magie gab es nicht. Seine Frau hatte ihn mit 2 kleinen Kindern zurückgelassen. Die Liebe seines Lebens war einfach gestorben. Und nun musste er täglich mit ansehen wie sein 5 jähriger Sohn durch das Haus hüpfte und jedem verkündete, dass seine Mutter von den Toten zurückkehren würde, sobald er es schaffen würde eine gute Fee anzulocken. Alfons Frankenstein war fest entschlossen seinem Sohn diese Flusen auszutreiben.
Sein ganzes weiteres Leben hatte Viktor der Wissenschaft verschrieben. Er forschte Tag und Nacht, gönnte sich keine Pause, alles nur um sein Ziel zu erreichen. Er wollte den Tod besiegen, wollte in der Lage sein geliebte Menschen zurück ins Leben zu rufen. Er wusste dass es funktionieren konnte. Alles was er brauchte waren die entsprechenden Gelder für eine anständige Ausrüstung und einen Assistenten. Als sein Vater gehört hatte was er vorhatte, hatte er ihn zunächst verspottet. Wer er dachte dass er war, zu denken er könne einen Weg finden, zu denken er würde seinen Geisteswahnsinn unterstützen. Er solle sich doch lieber wieder an Magie versuchen.
Da war es erneut. Der Spott, der Hohn der verbitterte Zorn gegen das eigene Kind. Viktor hatte ihn oft zu hören bekommen diesen Satz. Zuhause, bei Gesellschaften, wenn Gerhards Freunde mit ihnen beim Abendessen saßen. Stets hatte ihn sein Vater als den dummen Jungen, der aus tiefstem Herzen an Magie glaubte, angeprangert und vor anderen lächerlich gemacht. Aus irgendeinem Grund war er nicht bereit dem unwissenden Kind, das Viktor damals gewesen war zu verzeihen. Ihn interessierte es nicht, dass er jeglichen Glauben in seinem Sohn bereits vor Jahren zerstört hatte. Für ihn blieb er der kleine Junge der durchs Haus rannte und versuchte gute Feen anzulocken.
Im Gegensatz zu Viktor, der schon in jungen Jahren als verschrobener Einzelgänger galt, war sein anderer Sohn goldrichtig geraten. Gerhard war klug, nun vielleicht nicht so klug wie Viktor, aber dafür war er alles was sein ältester Sohn, seiner Meinung nach, nicht wahr. Beliebt, athletisch, heiter. Ein strahlender junger Soldat voller Elan und Witz. Wenn er ihn ansah, sah er so viel von seiner verstorbenen Frau in ihm. Viktors Vater konnte nicht verstehen was Gerhard dazu veranlasste, bereits seiner Kindheit, mit großen Augen zu seinem älteren Bruder aufzusehen. Wann immer es ihm möglich war versuchte Gerhard seinen Bruder vor den Angriffen seines Vaters zu schützen, ihn zu verteidigen. Er nannte Viktor genial und einen großen Wissenschaftler und verbrachte gerne Zeit damit sich Viktors Theorien erklären zu lassen. Selbst wenn er sie nicht auf Anhieb verstand.
Die beiden gaben ein merkwürdiges Bild ab. Auf der einen Seite , der Mustersohn, der Liebling aller, die einzige Freude in Alfons Leben und auf der anderen Seite dieser ernste, verbitterte junge Mann, klug (wirklich erstaunlich klug), der seinen Vater an eine Pflanze erinnerte die nicht genug Licht bekam und der, von loderndem Ehrgeiz beherrscht, vor allem nach Anerkennung strebte.
Er konnte es in seinen Blicken sehen wie er nach Lob und Anerkennung, nach der Liebe seines Vaters, hechelte wie ein Hund nach einem Knochen. Es machte ihn krank.
Die erste Farbe die Viktor jemals zu Gesicht bekam war die Farbe Rot. Der Wicht der plötzlich in seinem Labor gestanden hatte, war komplett in Rot gekleidet gewesen, hatte sich als Rumpel von Stilzchen vorgestellt und ihm ein Angebot unterbreitet. Er würde jemanden schicken, einen Meister des Hutes, der Viktor in ein anderes Land bringen sollte. Ein Land voller Farbe und Magie. Alles was er tun sollte war eine junge Frau glauben zu machen er würde ihren Verlobten versuchen zum Leben zu erwecken. Dafür würde er das Geld für seine Forschungen bekommen, in Gold, und ein Herz. Ein magisches Herz.
Viktor glaubte nicht an Magie. Aber er benötigte ein Herz, eines das widerstandsfähiger war als normale Herzen. Durch seine Schuld war der einzige Mensch dem er jemals etwas bedeutet hatte gestorben. Durch seinen Ehrgeiz hatte er seinen Bruder verloren. Er hatte seinen Vater um dessen ganzen Stolz gebracht und dadurch hatte er zudem seinen Vater verloren.
Ohne Gerhard und durch Viktors Schuld an dessen Tode, stand nun nichts mehr im Weg zwischen Viktor und dem Hass den sein Vater für ihn hegte. Viktor musste alles versuchen um Gerhard zurückzuholen. Er hatte ihn zwar nicht erschossen aber er gab sich die Schuld daran, genauso wie sein Vater, der fortan darauf bestand gar keine Söhne mehr zu haben.
Viktor würde es nichts ausmachen wieder hinter Gerhard zu stehen und als der missratene Sohn zu gelten, wenn er nur wieder seines Vaters Sohn sein könnte. Aber wenn er es wirklich schaffen sollte Gerhard von den Toten zurückzuholen, dann hätte er nicht nur seinen Bruder zurück, sondern vielleicht würde sein Vater sehen was er wert war und ihn letztendlich doch noch in die Arme schließen.
Viktor willigte ein Rumpelstilzchen bei seinem Plan zu helfen. Die junge Frau namens Regina hatte ihm leidgetan, aber er musste nun einmal an seinen Bruder denken. Ohne eine magisches Herz würde er tot bleiben, genau wie Viktors Mutter es getan hatte. Er war nicht bereit dies noch einmal hinzunehmen. Und diesmal würde er mit seinen eigenen Händen dafür sorgen.
Der Mann, um dessen Anerkennung und Liebe er sein ganzes bisheriges Leben hatte kämpfen müssen, lag tot zu seinen Füßen. Für einen Augenblick in Viktors Leben hatte er das Gefühl gehabt es geschafft zu haben. Er hatte Gerhard zum Leben erweckt. Er hatte den Tod besiegt. Er hatte es geschafft seinem Vater den Sohn wiederzugeben. Aber Gerhard war nicht der alte gewesen. Narben, so viele Narben, kaum in der Lage sich zu bewegen, geschweige denn zu sprechen. Zu Tode verängstigt und verwirrt.
Sein Vater hatte nicht bekommen was er wollte und ein kurzer Moment der Glückseligkeit verwandelte sich in einen Alptraum. Nicht nur dass Gerhard gestorben war, nein nun war er auch noch ein Monster. Und sein Sohn, sein lächerlicher, wertlose Sohn war daran schuld. Er attackierte ihn, wollte ihn verletzen, wollte ihn büßen lassen.
Aber ein Teil von Gerhard war in seiner neuen Form erhalten geblieben. Den Drang seinen Bruder zu beschützen.
Viktor hatte sich nicht gerührt als sein Bruder auf seinen Vater einschlug. Er wusste selbst nicht genau wieso. Genugtuung? Rache? Was auch immer es gewesen war, als er einschritt war es zu spät. Durch seine Schuld war sein Bruder zum Monster und zum Mörder geworden.
Er musste es beenden. Nicht weil Gerhard ein Mörder geworden war. Nein sondern weil er, Viktor Frankenstein, aus seinem Bruder ein Monster gemacht hatte. Gerhard litt unter seiner Tat, unter seinem ganzen Dasein. Viktor wollte ihn erlösen.
Gerhard hatte seinen Vater getötet um seinen Bruder zu beschützen und sobald er erkannt hatte wen er versuchte zu erwürgen hatte er gestoppt. Viktor zog eine Pistole und Gerhard wünschte sich nichts sehnlicher als von diesem Dasein befreit zu werden. Er wollte kein Monster sein.
Viktor konnte es nicht tun. Sein Bruder hatte ihn verschont, hatte ihn erkannt, hatte ihn beim Namen genannt. Irgendwo tief im Inneren war er noch sein Bruder. Viktor hatte ihn durch eigene Schuld bereits einmal verloren. Gerhard war alles was er noch übrig hatte von seiner Familie. Und nun bat er ihn sein Leben zu beenden, hielt den Lauf der Pistole an seinen Kopf. Bittend. Nach Erlösung suchend. Viktor konnte nicht.
Er wusste nicht was ihn zu einem größeren Monster machte. Seiner Familie das angetan zu haben, oder es nicht zu beenden.
Seit der Fluch gebrochen war, dachte Viktor kaum an etwas anderes als die zwei Leben die er im Kopf hatte. Beide Male war er ein Mann der Wissenschaft. In seinem ersten war er zum Monster geworden in seinem anderen hatte er Filme über Frankenstein gesehen. Hier war er ein Arzt, er rettete Menschenleben und bewunderte wie weit die Wissenschaft gekommen war. Auch hier verbrachte er einen Großteil seines Lebens mit Arbeit. Auch hier war er einsam. Es gab Frauen, aber zumeist nur für eine Nacht. Freunde hatte er keine, auch hier hielt man ihn für leicht verschroben, aber er wurde als Arzt respektiert und geschätzt. Es gab jedoch jemanden den Doktor Whale, schon während des Fluches, gerne in seinem Leben gehabt hätte. Aber er hatte nur wenige Chancen gehabt, was vermutlich an seinem Ruf gelegen hatte und der Art wie die Bewohner Storybrookes sein Verhalten deuteten.
Allerdings war sogar Whale, bis auf die Anlehnung dieser einen Person, nicht so einsam gewesen wie Viktor es nun war.
Nicht nur dass er ohne seinen Bruder hier lebte, alle Bewohner kamen aus einem anderen Reich als er. Und alle dachten bei dem Namen Frankenstein an ein Monster. Niemand machte sich die Mühe zu fragen wer er war oder wie es ihm ging. Sie kannten Whale, der alles anbaggerte was ihm zu nahe kam, und irgendwas sagte ihm, dass sie Frankenstein nicht lieber mögen würden.
Viktor wollte nach Hause.
