Titel: Familienbande
Autor: Takaya )
Inhalt: Meine Idee davon, wie die Geschichte nach dem Film weitergeht. Jack und seine Freunde müssen das eine oder andere Abenteuer überstehen, um zu merken, was sie wirklich aneinander haben.Shipperherzen, die für Will/Liz und Jack/Ana schlagen, werden hier auf ihre Kosten kommen, aber auch die Abenteurer werden ihre Freude haben.
Rating: PG
Disclaimer: Die Charaktere und alles drumherum gehören alle Disney und so, savvy?
Kapitel 1
"Nananananaaa nananananaaa..."
"Drink up me ´earties, Yoho!"
Captain Jack Sparrow warf nur kurz einen Blick auf die Frau neben ihm, die es gewagt hatte, an seiner Stelle das Lied zu Ende zu singen. Jeden Anderen hätte er jetzt kielgeholt, aber sie war die Einzige, die das durfte. Er richtete seinen Blick wieder auf den Horizont und über sein geliebtes Schiff, die Black Pearl. Seitdem er sie zurück hatte, und der Fluch besiegt worden war, erstrahlte sie wieder im alten Glanz. Der Rumpf war repariert, modrige Planken ausgetauscht und die Segel erneuert worden. Man hätte sie für ein Schiff der englischen,.französischen oder spanischen Flotte halten können, wäre da nicht die Flagge mit dem Totenkopf, die hoch am Mast wehte, und die unglaubliche Schnelligkeit, mit der die Pearl regelrecht über das Wasser flog.
Auch ihr Ruf hatte sich geändert. Sie war nicht mehr das Geisterschiff mit dem grausamen Captain, den nicht einmal der Teufel haben wollte. Sie war nun das gefürchtete Schiff des Captain Jack Sparrow, das aus dem Nichts erschien, Handelsschiffe überfiel und dann ebenso schnell wieder hinter dem Horizont verschwand. Es war das Schiff einer unheimlich erfolgreichen Piraten-Crew.
"Land in Sicht!" ertönte es nun aus dem Ausguck hoch über ihnen, und Jack und Anamaria blickten gleichzeitig hinauf zu Gibbs, der dort oben wild mit den Armen herumfuchtelte und nach Westen deutete. Seit Tagen waren sie in diese Richtung unterwegs, und Jack atmete erleichtert auf, denn nun schienen sie bald ihr Zeil zu erreichen: Tortuga.
Ohne es zu merken, strich Jack mit seinen Händen über das Ruder und dankte der Pearl in Gedanken, dass sie ihm und seine Crew so lange beigestanden hatte. Er hatte ihr viel zugemutet, denn nicht jedes Schiff hatte sich ihnen so einfach ergeben wollen. Sie war von mehreren Kanonenkugeln getroffen worden und brauchte nun eine kleine Reparatur. Und da sich auch die Vorräte dem Ende neigten, steuerten sie nun Tortuga an.
"Der Wind steht günstig", sagte nun Ana. "Er scheint auf unserer Seite zu sein." Die Segel waren bis zum Zerreißen gespannt, hielten aber dem Wind stand und ließen die Pearl an Fahrt gewinnen, sodass Tortuga in ihren Augen immer größer wurde. Sie waren schon eine Weile nicht mehr hier gewesen und freuten sich auch irgendwie darauf, in einer Taverne zu sitzen, Rum zu trinken und von ihren Abenteuern zu erzählen. Jack freute sich natürlich am meisten auf den Rum, denn dieser war einer der ersten Dinge gewesen, die ihnen ausgegangen waren.
Es war später Nachmittag, als sie endlich im Hafen anlegten. Die Crew warf den Anker aus, holte die Segel ein und befestigte die Pearl mit starken Tauen an der Mole, während Jack sich das Schiff vor ihnen ansah. Es war ein prächtiges Schiff, dessen Segel weißer als alle Anderen glänzten, und selbst die Planken schienen heller zu sein. Vom Rumpf konnte er im Moment nur das Heck sehen, mit den Fenstern der Kapitänskajüte. Das Schiff hatte sein Interesse geweckt, denn es war auch ein Dreimaster und sah sehr leicht aus. Während er nach vorn ging, um es sich genauer anzusehen, fragte er sich einen kleinen Moment, ob es vielleicht sogar schneller als seine Pearl sein könnte. Aber nein, das wäre unmöglich! Doch es könnte das zweitschnellste Schiff auf diesem Ozean sein, und er wollte herausfinden, wem es gehörte.
Er stolzierte so weit nach vorn wie es nur ging, stellte sich auf den kleinen Masten, der die Seile für das vorderste Segel hielt, krallte seine Hand in diese Seile und reckte den Hals , um über das Heck schauen zu können. Doch er sah nicht viel. Nur zwei Matrosen bewachten das Schiff. Die restliche Crew schien Landgang zu haben. Darüberhinaus sah er, dass auch das Deck regelrecht glänzte, und sich die Sonne in allen drei Masten spiegelte. So etwas hatte er noch nie gesehen!
"Ich sollte herausfinden, in welchen Hafen es als nächstes einlaufen wird", murmelte er und strich sich über seinen Bart. "Vielleicht sollte ich dies verhindern. Schließlich schulde ich Anamaria noch ein Boot...Schiff."
"Das Schiff ist festgemacht, Captain", rief diese nun vom unteren Deck herauf und grinste ihn dabei an. Sie und der Rest der Crew konnte es nicht mehr erwarten, an Land gehen zu können. Sie wussten, dass einige von ihnen an Bord bleiben mussten, um die Pearl zu bewachen, und warteten nun auf seine Entscheidung. Er fällte diese aber nicht bewusst und nannte nur zwei Namen, die ihm gerade in den Sinn kamen. Für ihn war es nur wichtig, dass Anamaria und Gibbs ihn begleiten würden, wenn er endlich seinen ersten Rum seit Tagen trinken würde. Die zwei genannten waren natürlich sichtlich enttäuscht, fügten sich aber seinem Befehl, denn es war nicht sehr klug, dem Captain eines Piratenschiffes zu widersprechen.
Kurze Zeit später verließ Jack mit Ana und Gibbs an seiner Seite die Pearl, um Tortuga zu zeigen, dass er hier war.
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Drei Tage später waren die Schäden an der Pearl ausgebessert, die Vorräte aufgefüllt, und es zog alle wieder hinaus auf See. Jack hatte beschlossen, dass sie in einer Stunde auslaufen sollten und hatte allen geraten, pünktlich zurück auf dem Schiff zu sein. Wer zurück blieb, wurde zurück gelassen, aber es waren alle wieder auf dem Schiff. Bis auf Jack. Er hatte immer noch nicht herausbekommen, wohin das Schiff vor ihnen wollte, oder wann es auslaufen würde, aber wenigstens wusste er nun den Namen, und der klang fast wie Hohn: White Pearl.
Es war nicht zu übersehen gewesen, dass er sich dadurch herausgefordert gefühlt hatte, und Anamaria war jetzt schon klar, dass er dieses Schiff entern würde, auch wenn er bisher noch keinen Ton darüber gesagt hatte. Aber sie hatte es in seinen Augen gesehen, dieses Klitzern, dass dort immer zu finden war, wenn er etwas unbedingt wollte. Allerdings wusste sie noch nicht genau, ob er dieses Schiff behalten oder versenken wollte. Der letztere Fall wäre sehr schade, denn es war in ihren Augen ein sehr schönes Schiff. Auch wenn sie auf der Pearl glücklich war, so hatte sie doch tief in ihrem Herzen den Traum von einem eigenen Schiff nicht aufgegeben.
Sie lief nun unruhig vor dem Schiff hin und her. Wo trieb er sich nur herum? Es war klar, dass sie nicht ohne ihn lossegeln würden, aber die Flut würde bald in die Ebbe übergehen, und sie mussten vorher den Hafen verlassen haben, sonst würden sie nie aus der Bucht heraus kommen. Während der Ebbe traten gefährlich Untiefen auf, deren genaue Lage niemand kannte.
Sie hatte gerade das Heck erreicht und drehte sich um, um wieder die gesamte Länge des Schiffes abzulaufen, doch plötzlich stand ein Mann vor ihr und lächelte sie an. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen, aber er kam ihr seltsam bekannt vor. Als ob er sie an jemanden erinnern würde. Sie schätzte sein Alter auf fünfzig, denn er hatte leicht ergrautes Haar und ein wettergegerbtes Gesicht. Seine braunen Augen beobachteten sie aufmerksam, aber nicht abschätzend oder arrogant. Trotzdem strahlte er eine Aura aus, die ihn sofort als einen Piraten zu erkennen gaben, auch wenn seine Kleidung das nicht verriet. Nur Piraten konnten andere Piraten sofort erkennen.
"Was ist?!" herrschte sie ihn trotzdem an, denn der erste Eindruck konnte auch täuschen.
"Wer ist der Captain dieses Schiffes?" wollte er daraufhin von ihr wissen. "Gehörst du zur Crew?"
"Was geht dich das an?"
"Ich will nur wissen, ob ich Freund oder Feind darauf befindet", lautete seine rätselhafte Antwort.
"Kommt darauf an, wer dein Freund, und wer dein Feind ist", entgegnete Ana. Sie konnte natürlich den Namen des stolzen Captains sagen, aber irgendwie gefiel ihr dieses Spiel.
"Es hat Zeiten gegeben, da war dieses Schiff in der Hand eines Freundes, und ihn würde ich gern wiedersehen, aber die letzten zehn Jahre war dieses Schiff in der Hand eines Feindes, und ihn würde ich gern umbringen."
Ana wusste sofort, wovon der Fremde sprach. "Dann freut es dich vielleicht zu hören, dass dein Freund deinen Feind getötet hat und nun wieder dieses Schiff besitzt."
Da stahl sich ein Lächeln auf das Gesicht des Mannes. "Ist Jack an Bord?" fragte er und sah nach oben auf das Deck der Pearl. "Oh Mann, es ist schön, dass sie wieder unter seinem Kommando segelt. Eigentlich hätte ich mir das ja denken können, da ja der Fluch besiegt worden ist. Es war mir von Anfang an klar, dass er etwas damit zu tun hatte. Leider haben mich nur wenige Geschichten darüber erreicht, und nun wollte ich von ihm wissen, was genau passiert ist."
"Ich erzähle diese Geschichte aber nicht jedem, savvy?" erklang nun eine Stimme hinter ihm. Er erkannte sie sofort und drehte sich mit einem Grinsen zu dem Inhaber dieser Stimme um, dem aber erstmal der Schrecken im Gesicht stand. Alarmiert berührte Ana ihre Pistole, denn es geschah nicht oft, dass Jack sich erschrecken ließ.
"Bill..." entfuhr es diesem nur, und sein Blick wanderte an seinem Gegenüber hoch und wieder herunter. War das eine Fata Morgana? Hatte er in den letzten Tagen zuviel Rum getrunken? Oder vielleicht zu wenig? War er gerade im Moment zu betrunken oder zu nüchtern?
"Ja, Jack, ich bin es wirklich!" grinste dieser nur weiter und drehte sich sogar vor seinem Freund um seine Achse, damit dieser ihn von allen Seiten betrachten und es ihm endlich glauben konnte.
"William Turner...", sagte nun Anamaria, denn nun wusste sie, wem er ähnlich sah. "Der Vater von unserem kleinen Schmied!" Sie wusste zwar nicht, wieso er am Leben war, aber sie freute sich darüber, denn er und Jack waren gute Freunde gewesen. Und Jacks Freunde sind auch ihre Freunde.
"Was?! Du kennst meinen Sohn? Wo ist er?" fragte dieser sie auch gleich und sah sie mit großen Augen an. "Ich war die letzten Jahre auf der Suche nach ihm und will ihn unbedingt finden! Also, wo ist er?"
"Er ist in Port Royal, mate", antwortete Jack an ihrer Stelle, um dessen Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Schließlich wollte er noch eine Menge von ihm wissen. "Der Junge hat uns sehr mit dem Fluch und Barbossa geholfen. Du kannst wirklich stolz auf ihn sein. Aber bevor ich dir die ganze Geschichte erzähle, sag mir doch vorher, warum du so lebendig vor mir stehst!"
"Barbossa ist zu meinem Glück so dumm gewesen, mich mit meinen Stiefelriemen an die Kanone zu binden. Irgendwann hatte das Wasser ihn so sehr aufgeweicht, dass ich mich befreien und zur nächsten Insel schwimmen konnte. Da ich nun wusste, dass es den Fluch wirklich gab, war mir klar, dass Barbossa auch meinen Sohn suchen würde. Ich folgte ihm so gut ich konnte, aber irgendwann hatte ich ihn aus den Augen verloren und ich machte mich allein auf die Suche nach meinen Sohn. Und dann war ich plötzlich nicht mehr verflucht. Wie hast du das nur geschafft?"
Stolz warf Jack seine Haare zurück auf den Rücken und antwortete: "Nun ja, mit ein wenig Hilfe von deinem Sohn, und da Barbossa auch so dumm gewesen ist, mir eine Pistole mit einer Kugel zu geben, konnte ich den Fluch besiegen und Barbossa dorthin schicken, wo er schon immer hingehört, und wir uns wahrscheinlich wiedersehen werden." Er grinste ihn kurz an. "Kinderspiel!"
Bill konnte nur grinsen und den Kopf über die Gestalt vor ihm schütteln. Captain Jack Sparrow hatte sich wirklich gar nicht verändert. Immer noch schien die bevorzugte Haltung seiner Hände an jemanden zu erinnern, der Probleme mit seinem Gleichgewicht hatte. Auch waren seine Augenbrauen ständig in Bewegung, und sein Gesichtausdruck wechselte von Grübeln über Verwunderung zu Überraschung. Ja, er war immer noch der selbe.
"Ich nehme an, du wirst mir irgendwann mal die ganze Geschichte erzählen, aber im Moment will ich lieber sofort nach Port Royal", sagte er nun zu ihm. "Komm doch mit! Auch wenn mein Schiff es sicher nicht mit der Schnelligkeit deiner Pearl aufnehmen kann, so wäre es bestimmt ein schöner Anblick für die Bewohner von Port Royal, unsere Schiffe nebeneinander einlaufen zu sehen."
"Das wäre es sicherlich...Aye", erwiderte Jack. "Allerdings wäre es nicht sehr gesund für meine Pearl, und besonders auch für mich, nach Port Royal zu gehen. Wir sind dort nicht gerade willkommen."
"Oh...da hast du Recht." Aber Bill gab so schnell nicht auf. "Dann komm doch auf meinem Schiff mit, und diese junge Dame hier wartet mit deiner Pearl draussen in den Gewässern vor Port Royal, bis wir zurück kommen. Du musst mir unbedingt zeigen, wo ich meinen Sohn finden kann! Ihr beide erzählt mir von eurem gemeinsamen Abenteuer, und wir beide erzählen ihm alte Geschichten über uns, die hier schon so bekannt sind, dass wir sie hier nicht mehr erzählen können...Na?"
Jack warf einen Blick auf Ana, die Bill noch etwas irritiert ansah, denn es geschah nicht sehr oft, dass man sie als Dame bezeichntete. Außerdem hatte dieser gerade angeboten, dass die Pearl unter ihrem Kommando stehen würde...zumindest für ein paar Stunden, und das war wirklich verlockend. Dann spürte sie den Blick des Captain und erwiderte ihn mit einem Grinsen. "Du wirst dich verkleiden müssen, wenn du durch die Stadt gehst." Sie lachte kurz auf, als sie sich das bildlich vorstellte. Eine Gestalt in einem dunklem Mantel, die eigentlich sofort an ihrem Gang erkannt werden müsste, oder zumindest Aufmerksamkeit erregen würde.
"Aye." Doch Jack überlegte noch weiter. Er wollte seine Pearl nur ungern jemand anderem überlassen, aber andererseits war sie bei Ana in den besten Händen. Würde er wählen können, würde er seine Pearl lieber ihr überlassen, als seiner Mutter. "Ich wollte sowieso erfahren, wie es dem Welpen jetzt geht, und ob er..." Oh, jetzt hätte er beinahe zu viel verraten. Dies war eine Überraschung für Bill, die ihm wohl lieber sein Sohn bereiten sollte. "Wie auch immer, nehmen wir eben dein Boot...Schiff. Welches ist es denn?"
Bill warf einen verschmitzten Blick auf Ana, die schon eine Ahnung hatte und hinüber zum anderen Schiff schielte. Dann erwiderte sie seinem Blick, und er zwinkerte ihr zu. Da drehte sie sich nun um, damit Jack ihr Grinsen nicht sehen konnte. Daraufhin sah er sie verwundert an, und schaute dann zu Bill, der nur seine Hand hob und mit dem Daumen über seine Schulter deutete.
Hinüber zur White Pearl.
Jacks Blick folgte der angegebenen Richtung zu dem Schiff, das er noch vor wenigen Tagen, und eigentlich immer noch, entern und sein eigen nennen wollte. Und so weiteten sich seine Augen vor Überraschung, aber gleichzeitig wurde ihm klar, warum das Schiff gerade White Pearl hieß. Sein Blick wanderte hinüber zu Bill, der immer noch grinste und fragend eine Augenbraue hob. Jack deutete mit einem Finger auf ihn und suchte offenbar nach den richtigen Worten, denn er setzte mehrmals an, aber es kam kein Ton über seine Lippen. Erst nach ein paar Sekunden hatte er sich so weit unter Kontrolle, um zumindest zwei Wörter heraus zu bringen.
"Schönes...Schiff."
Bill war natürlich dieser Blick von Jack nicht entgangen, und daher wusste er auch, dass Jack viel mehr von diesem Schiff hielt, als er zugeben wollte. So bedankte er sich nur mit einem Nicken bei ihm und machte eine einladende Geste. "Du bist auf meinem Schiff stets willkommen. Ich würde liebend gern jetzt sofort in See stechen. Die Ebbe kommt bald, und ich möchte keine Minute mehr verpassen, in der ich meinen Sohn sehen kann. Also, hol deine Sachen, und dann geht´s los. Aye?"
"Aye." Jack konnte nichts gegen diesen Enthusiasmus sagen und ging mit Ana zurück auf die Pearl, um seine Sachen, die er in der Zwischenzeit brauchen würde, zusammen zu suchen. Dann gab er letzte Befehle an die Crew, dass sie gefälligst seine Pearl nicht auseinander nehmen und auf Ana hören sollten. Ihm fiel es sichtbar schwer, die Pearl zu verlassen und zögerte lange, doch dann ging er hinüber zu ihrem Schwesternschiff, um Port Royal und Will einen Besuch abzustatten.
