Eine alltägliche Szene (Oktober)
Die Haustür fiel ins Schloss.
Kurz darauf hörte man das Geräusch von gefüllten Einkauftüten, die auf den Boden gestellt wurden. Daraufhin wurde eine Jacke ausgezogen und schließlich eine weitere Tür geöffnet.
Hermine Granger betrat mit vollen Händen die Eingangshalle des großen Hauses.
Sie wurde von einer unglaublich sanften Klaviermelodie empfangen, die durch das Landhaus drang. Hermine lächelte. Sie liebte es, so begrüßt zu werden.
Sie wusste welche Ehre es war, dass sie dem Pianisten zuhören durfte. Niemand sonst hatte je seine Finger über die Tasten gleiten sehen und den Klang, den diese Hände erzeugen konnten, hören dürfen.
Instinktiv hatte sie die Tüten stehen lassen und war zum gegenüberliegenden Wintergarten gegangen. Da saß er. Völlig auf den schwarz lackierten Flügel konzentriert und die junge Frau anscheinend gar nicht wahrnehmend. Hermine beobachtete den dunkelhaarigen Mann noch eine Weile, bevor sie zu ihm ging und ihm von hinten sanft ihre Hände auf die Schultern legte. Er erschrak nicht, so wie man es erwartet hätte, sondern spielte unbeirrt das Stück zu Ende. Dann, als der letzte Ton verklungen war, lehnte er sich leicht gegen Hermine.
Der Mann, ungefähr 20 Jahre älter als die junge Frau schloss für einen Moment die Augen und genoss den Augenblick. Er liebte es, wenn sie ihn so nach ihrer Ankunft begrüßte. Es war ein Moment voller Geborgenheit, den beide zu schätzen wussten.
Schließlich unterbrach Hermine die Stille. „Ich kümmere mich um die Einkäufe. Was willst du heute Abend essen?", fragte sie beim Hinausgehen. „Hmm, wie wäre es mit Spaghetti alla Carbonara?", war die Antwort. „Okay, ganz zufällig hab ich für dein Lieblingsgericht eingekauft." Hermine lächelte amüsiert und ging in die Küche. Sie war gerade dabei die Soße umzurühren, als sie eine vertraute tiefe Stimme wahrnahm. „Kann ich dir irgendwie helfen?" Sie schaute auf und nickte. „Ja, du könntest den Tisch decken. Das Essen müsste in zehn Minuten fertig sein." Er ging und kurze Zeit später rief er von der Kellertreppe aus. „Chardonnay oder ein anderer Weißwein?" „Chardonnay", rief Hermine zurück.
Einige Zeit später saßen die beiden sich gegenüber und ließen sich das Essen schmecken, als der dunkelhaarige Zauberer sein Besteck weglegte und die junge Frau musterte. Sie war so jung und hübsch. Er fragte sich immer wieder, warum sie gerade ihn für ihr Herz ausgewählt hatte. Sie spürte instinktiv seinen Blick und schaute ihn fragend an. „Warum?", fragte er bestimmt schon zum tausendsten Mal seit sie vor drei Jahren, in ihrem letzten Schuljahr, zusammengekommen waren. Hermine wusste was er meinte, zu oft hatte er die Frage schon gestellt. „Weil ich dich liebe, Severus!", erklärte sie ruhig. Er lächelte daraufhin. Es waren immer dieselben zwei Sätze. Beide aßen zu Ende und beschlossen danach noch ein wenig zu lesen.
Einige Zeit später lagen beide nebeneinander im Bett, als Hermine noch einmal die Augen aufschlug. Da lag er, der Schrecken aller Schüler in Hogwarts, Spion des Ordens, ehemaliger Todesser, ein Mann mit dunkler Vergangenheit, ruhig schlafend. Severus Snape, der Mann der ihr Herz höher schlagen ließ, wenn er sie nur ansah oder seine Stimme in ihren Ohren vibrierte. Sie legte ihre Lippen sanft auf seine, worauf er leicht seufzte. Sie liebte diesen Mann mit allen seinen guten und schlechten Seiten. Glücklich schloss sie die Augen wieder und glitt in einen tiefen, entspannten Schlaf.
