Disclaimer: Die Rechte an "Harry Potter" liegen bei Time Warner Entertainment und Joanne K. Rowling Gewidmet: Allen Snape-Fans der Welt und meine Lehrer, die mich zum Schreiben ermunterten Anmerkung: Ich behaupte in dieser Story ein paar Dinge, die evtl. in den nächsten Romanen widerlegt werden könnten. Ich hoffe, das stört Euch nicht! Feedback: Gerne! verena_trek@gmx.de

Vergangenheit

Teil 1

Hogwarts, heute

Hogwarts lag unter einer tiefen Schneedecke und über den Bergen, die das Schloss wie trutzige Wachen zu beschützen schienen, braute sich eine weitere Sturmfront zusammen, die unheilverkündend noch mehr Schnee versprach. Vom Unbill des Wetters war im Inneren des riesigen Gebäudes wenig zu merken. Es war Mitte Dezember und in den steinernen Räumen und verwinkelten Gängen machte sich eine seltsame Stimmung breit, eine Mischung zwischen Vorfreude auf das bevorstehende Weihnachtsfest und entspannter Ruhe. In den Stimmen der Schüler lag zu dieser Jahreszeit weniger Aufregung als Nachdenklichkeit und auch die Lehrer ließen es in ihrem Unterricht ruhig angehen. Hagrid, der Wildhüter des Schlosses und Herr über allerlei seltsame Kreaturen, streifte schon seit Tagen durch den verbotenen Wald auf der Suche nach den perfekten Weihnachtsbäumen für die große Halle und der Schulleiter, Albus Dumbledore, verteilte joviale Schulterklopfer, wo er nur konnte. Am Abend eines langen Tages trat Harry Potter in den Innenhof, seine Eule Hedwig saß verschlafen blinzelnd auf seiner Schulter. Sie gab ein missbilligendes Geräusch von sich, so als wolle sie sich beschweren, aus der behaglichen Wärme der Eulerei gerissen worden zu sein und streckte dann die Flügel, als sie auf Harrys gestreckten Arm hüpfte. Ein scharfer Wind wehte durch die Hof und die ersten, dichten Schneeflocken trieben aus den tief hängenden Wolken auf Mensch und Tier zu. Mit einer liebevollen Geste zauste Harry Hedwig die Federn und ließ sie dann fliegen. Vor zwei Tagen hatte ihn ein Paket mit selbstgestrickten Socken von Mrs. Weasley erreicht und er schickte ihr nun eine selbstgemalte Dankeschön-Karte. Er sah ihr noch nach, bis sie als weißer Punkt im stärker werdenden Schneetreiben verschwand und spürte ein wenig Unbehagen, sie unter diesen Bedingungen fliegen zu lassen. Als er sich gerade abwenden wollte - Ron wartete auf ihn, um eine Partie Zauberschach zu spielen - fiel sein Blick auf etwas, das sich aus der Luft näherte. Zuerst dachte er, es wäre Hedwig, doch dann erkannte er, dass es ein Schwan war, der sich mit schweren Flügelschlägen durch den Sturm kämpfte und dann schließlich elegant ein paar Meter von Harry entfernt im Hof landete. Unter Harrys staunenden Augen verwandelte sich der elegante Vogel in eine Frau. Alles an ihr war weiß. Ihre Schuhe, ihr Kleid, ihr Umhang. Selbst ihre hüftlangen Haare, obwohl sie nach Harrys Meinung höchstens Mitte 20 war. Die einzige intensive Farbe an ihr waren ihre blauen Augen, die ihn nun erfassten und prüfend musterten. Harry starrte zu Boden, um dem Blick zu entgehen und wäre fast vom Hof geflohen, wenn die junge Frau ihn nicht angesprochen hätte. "Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht erschrecken." Sie hatte eine dunkle, sanfte Stimme und ein freundliches Lächeln, das ihm sofort die Befangenheit raubte, als er es sah. "Oh, äh, das haben Sie nicht, Miss." Er verschränkte die Arme auf dem Rücken. "Ich habe schon ein paar Animagi gesehen." "Dann ist es ja gut." Sie seufzte und zuckte in einer mädchenhaften Geste die Schultern. "Als ich noch Schülerin hier war, habe ich damit einmal ein paar Erstklässler zu Tode erschreckt." Harry grinste. Er mochte die Frau. Ihr prüfender Blick fiel auf seine Stirn und in einer vielgeübten Geste fuhr seine Hand zu der blitzförmigen Narbe. "Sie sind Harry Potter. Das hätte ich sehen müssen. Sie sehen Ihrem Vater sehr ähnlich." "Sie kannten meinen Vater?" fragte Harry neugierig, ein wenig atemlos. Er betrachtete jeden, der seinen Eltern begegnet war, als Möglichkeit, sie ein Stück mehr kennenzulernen. "Und Deine Mutter. Wir waren im selben Jahrgang." "Aber das geht doch gar nicht, Sie sind doch höchstens. !" Harry verstummte, als Albus Dumbledores beeindruckende Gestalt den Hof betrat. Seine weite Zauberrobe schleifte durch den frischen Schnee und seine weißen Haare wehten im Wind wie eine Fahne hinter ihm her. "Mr. Potter, anstatt meine Gäste durch Fragen zu beschäftigen, hätten Sie sie ruhig hereinbitten können!" stellte er streng, aber nicht unfreundlich fest. "Entschuldigen sie uns bitte." Mit einer einladenden Geste bat er die junge Frau ins Gebäude und sie verließ den Innenhof so schnell, wie sie aufgetaucht war. Doch nicht, ohne Harry noch einen Blick zugeworfen zu haben, der ihm versprach, dass sie sich bald wiedersahen.

"Hier ich habe es!" Hermine Granger kam, ein Buch unter den Arm geklemmt, zwischen zwei Regalreihen hervor und trat zu Harry und Ron an den Tisch, an dem schon vor ihnen Dutzende Schülergenerationen gelernt und gestöhnt hatten. Sie legte den in Leder gebundenen Foliantenvorsichtig auf den Tisch und setzte sich neben Harry. Der fuhr vorsichtig mit den Fingerspitzen über den erhaben gehaltenen Titel. Das Jahrgangbuch seiner Eltern. Warum er es früher nicht gesucht hatte, war ihm ein Rätsel. Vorsichtig schlug er das Buch auf und suchte im Inhaltsverzeichnis zuerst die Name Lily und James Potters. "Seite 37 und Seite 167", murmelte er leise vor sich hin und blätterte durch die knisternden Seiten. Eine Zeitlang war es still in der Bibliothek, als Harry in die Gesichter seiner Eltern starrte, die ihm, magisch belebt und in dem Alter, in dem sie jetzt sein mußten, entgegenlächelten. In Gedanken nahm er sich vor, noch viel öfter in das Buch zu schauen. Dann jedoch machte er sich daran, die Seiten systematisch durchzublättern. Er hielt Ausschau nach einem ganz bestimmten Gesicht. "Äh", machte Hermin irgendwann. "Es kommt Dir schon komisch vor, dass eine junge Frau behauptet, mit Deinen Eltern zusammen die Schulbank gedrückt zu haben?" "Komisch schon, aber nicht unmöglich!" Triumphierend wies Harry auf eine Seite. Das Photo war das der Animagi. Und es war genauso jung, wie er es gesehen hatte. "Kara Alanee. Hier steht, dass sie die Schule vor dem Abschluss verlassen hat." Der Gong zum Abendessen unterbrach seine weiteren Überlegungen. Er klappte das Buch zu, übergab es Hermine, die es an seinen Platz zurückbrachte und gemeinsam verließen die drei die große Bibliothek. Die Halle, in der sich die vier Tische der einzelnen Häuser befanden, war bereits zum Brechen voll und ein Teppich aus fröhlichen Stimmen lag über allem. Wie immer schwebten Tausende von Kerzen an der Decke und spendeten ein mattes, goldenes Licht. An der erhöhten Tafel der Lehrer unterhielten sich Madame Hooch, Professor Dumbledore und Professor McGonagall angeregt. Neben dem Schulleiter war unüblicherweise ein Platz frei, und Harry vermutete, dass der Stuhl mit der geschnitzten, hohen Lehne für Miss Alanee reserviert war. Die einzige düstere Gestalt in all der Hochstimmung war wie stets Professor Snape, der mit durchdringendem Blick und finsterem Gesicht die Versammlung der Schüler musterte. Seine Hand hatte sich um einen Pokal mit Wein geschlossen, aus dem er hin und wieder einen Schluck nahm. Hinter Harrys vernarbter Stirn baute sich ein kleiner Schmerz auf, als der Blick des schwarz gekleideten Mannes auf ihn fiel und deshalb schaute er so schnell wie möglich weg. "He, Harry, ist sie das?" Ron wies mit dem Daumen auf den Eingang zur Halle. Tatsächlich stand dort Kara Alanee und betrachtet sich lächelnd das Chaos. Obwohl sie nicht sehr groß war, fiel sie durch ihr ungewöhnliches Äußeres auf. Nach und nach richteten sich immer mehr Blicke auf sie. Die lauten Gespräche verstummten und wurden durch verwundertes Gemurmel ersetzt. Am Lehrertisch ertönte ein schepperndes Geräusch und die Köpfe ruckten zu ihm herum. Snape war sein Kelch aus der Hand gefallen, er war halb aufgesprungen und er starrte zur Tür. Sein Blick traf sich mit dem der jungen Frau. Es war das erste Mal, dass Harry den Professor absolut entgeistert sah. "He, die scheinen sich zu kennen!" vermutete Ron, der zuerst die Sprache wiedergefunden hatte. "Kaum zu glauben, eine so hübsche Frau und ein Fiesling wie Snape!" Danach nahm sein Gesicht die Farbe seiner Haare an, als sein älterer Bruder George ihm über den Tisch zuraunte: "Soso, Du findest Sie also hübsch, ja?" Harry grinste und beobachtete, wie der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit ruhig durch den Saal schritt und am Tisch der Lehrer freundliche Aufnahme fand. Minerva McGonagall schloss die junge Frau herzlich in die Arme, den anderen nickte Kara zu, bevor sie sich hinsetzte. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie Snapes Reaktion bemerkt hatte, doch ihr Blick glitt einige Male zu der schwarzen Gestalt hinüber. Dann gab Dumbledore das Zeichen zum Essen, die Tische füllten sich auf einen Schlag mit den leckersten Speisen und für die drei Freunde verschob sich das Geheimnis der weißen Besucherin auf die Phase nach dem Nachtisch.



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