Kapitel 1: Noch eine Woche bis zur Hochzeit
Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Ich würde meinen Engel heiraten. Noch immer gefiel mir der Gedanke nicht zu heiraten, aber für ihn würde ich alles tun. „Bella, kommst du? Du musst das Kleid noch mal probieren." Alice´s Stimme war nicht zu überhören. Seit ich ihr die Organisation überlassen hatte, kam ich mir wie eine Marionette vor. Geschlagen ergab ich mich in mein Schicksal. Bald war es ja endlich vorbei.
Sie zupfte hier und da an mir rum und schaute mich prüfend an. Das Glitzern in ihren Augen machte mich glücklich. Eine größere Freude konnte ich meiner künftigen Schwägerin nicht machen. Sie wirbelte um mich herum und begutachtete mich immer wieder von allen Seiten. „Bella, du siehst traumhaft aus. Edward werden die Augen aus dem Kopf fallen....Sie werden dich alle anstarren. Du bist eine wunderschöne Braut." Bei dieser Vorstellung klopfte mein Herz schneller, und meine Wangen verfärbten sich rosa. Ein glückliches Lächeln huschte über meine Lippen. Ich würde schön sein. Einmal im Leben wäre ich nicht Durchschnitt. Doch bestehen konnte ich neben den schönen Cullen-Frauen immer noch nicht. Irgendwann….wenn Edward bereit war. Dann würde auch ich zu so einer Schönheit werden.
Alice´s Blick schweifte ab. Ich kannte diese Reaktion und schaute gespannt, was nun passieren würde. Ihr Blick war leer, während sie weiter an meinem Kleid zupfte. Dann schaute sie mich direkt an und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Diesen Blick hatte ich noch nie an ihr gesehen. War das Schmerz in ihren Augen? „Alice, was hast du gesehen?" „Bella, mein Schatz, ich muss dringend jagen gehen – gleich. Wir sehen uns später." Und sie flüchtete aus dem Zimmer...und ich war alleine.
Ich rannte aus dem Haus, immer schneller, weg von Bella, weg von meiner Vision. Anlügen wollte ich sie nicht, aber die Wahrheit konnte ich ihr auch nicht sagen. Auf der Lichtung hielt ich inne und dann ließ ich meiner Wut freien Lauf. Ich zerschlug alles um mich herum und spürte dennoch nichts außer dem Schmerz, wenn ich an Bella dachte.
Ich hörte sie nicht kommen. Aber dann waren Sie da. Edward, Jasper und meine ganze Familie.
Wie sollte es auch anders sein!? Sie würden mich nie alleine lassen...
Schmerzerfüllt schaute ich sie an. Wie sie da vor mir standen und nicht wussten, was sie tun sollten.
So hatte ich Alice noch nie erlebt. Sie tobte, schrie und zerstörte alles um sich herum. Auch Jasper konnte ihr nicht helfen. Sie blockte einfach ab. Es kam mir eine Ewigkeit vor, bis sie sich entschloss, die restlichen Bäume leben zu lassen, und einfach nur noch mit hängenden Schultern da stand.
Ich ging auf Sie zu und fasste nach ihren Händen. Sie dachte an Primzahlen. Noch immer wollte sie mir keinen Einblick in ihre Gedanken geben. Man konnte sehen, wie sie sich durchringen musste, uns zu erzählen, was passiert war.
Irgendwann find sie dann doch an zu erzä.
„Reneé und Phil waren auf dem Weg zu uns nach Forks. Ihr Flieger startete pünktlich, aber er wird nie ankommen. Zwei Triebwerke werden ausfallen, der Pilot kann die Maschine nicht mehr retten. Sie wird es am Morgen der Trauung erfahren und wird den Schock nicht verkraften..", ich wollte es nicht wahrhaben, die Tragweite dieses Satzes zerstörte meine letzten Hoffnung. „...es wird keine Hochzeit geben…..und, „sie schaute mir bis auf den Grund meiner Seele, „du wirst sie verlieren" ergänzte Alice mit trauriger Stimme.
Stille breitete sich aus. Keiner sagte etwas. In meinem Kopf hämmerte nur ein Satz...ich werde sie verlieren. Ich sank vor Alice auf die Knie „Hilf mir, bitteeeeee. Was kann ich tun?!?!?" Sie schaute mich nicht an. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich würde es nicht verhindern können. Die Dinge würden ihren Lauf nehmen…
Mein Herz war schon seit Jahren tot, und doch spürte ich tausend Stiche. Es zerriss mich innerlich. Mein geliebter Engel würde leiden. Dies war ein Schmerz, vor dem ich sie nicht schützen konnte. Ich hatte es ihr versprochen….und erneut musste ich feststellen, dass ich nicht in der Lage war, meine Bella zu schützen. Mein Magen verkrampfte sich.
Die Hochzeit war nicht wichtig. Ich wollte sie nur nicht verlieren. Sie, die ein Lächeln in das Gesicht eines jeden zaubern konnte. Mein unschuldiger Engel, welcher mir erst zeigte, dass auch ich leben, lieben und glücklich sein kann. Ihr Lächeln, dass mir immer wieder neue Hoffung gab, dass wir es schaffen würden, glücklich zu sein. Ich brauchte sie….so wie die Menschen die Luft zum atmen brauchten.
Carlisle fing sich als erster wieder. „Bella wird uns schon vermissen. Wir werden zurückgehen und uns nichts anmerken lassen. Heute Nacht, wenn sie schläft, treffen wir eine Entscheidung. Aber jetzt seid so lieb und tut, als ob nichts wäre, auch wenn euch das schwer fällt."
Am Haus angekommen stürmte Bella schon auf mich zu und warf sich in meine Arme. Vorsichtig umarmte ich sie und drückte sie zärtlich an mich. Nie wieder würde ich sie loslassen. Ich küsste sie auf die Stirn. „Bella, wir sind wieder da. Keine Angst, ich lauf dir nicht weg." Wie viele Stunden ich sie noch so halten können würde, wusste ich nicht. Mein Magen krampfte erneut. Anlässlich der Intensität des Schmerzes kam mir ein Stöhnen über die Lippen. Verwirrt schauten mich ihre großen braunen Augen an. Mit aller Kraft setzte ich mein Lächeln auf, welches sie auch heute noch immer verwirrte und alle Bedenken zerstreute. Ich würde sie nichts merken lassen. Die nächsten Stunden sollten uns gehören, ohne den Schatten tödlicher Visionen.
