Der Dunkle Lord ist gefallen, Severus Snape ist frei. Somit erfüllt sich Severus einen Lebenstraum.

Schmerzen. Nur selten hatte er solche Schmerzen verspürt. Doch er gab nicht auf. Nicht hier, nicht jetzt. Der Sieg war greifbar nah. Armstrong befand sich nur zwei Radlängen vor ihm. Das war nicht viel. Schon rasten sie durch die ersten Vororte von Paris. Die Massen johlten und klatschten, trieben sie an. Die Sonne brannte unbarmherzig auf sie herab. Noch zehn Kilometer. Es war zu schaffen.

Jetzt griff er an, sprang aus dem Windschatten von Ullrich heraus und raste davon. Aus dem Augenwinkel sah er, dass dieser und Armstrong ihm sofort nachsetzten. Er ignorierte das protestierende Aufschreien seiner Muskeln, trat ohne Gnade in die Pedale. Doch da passierte es: Einer der umherfliegenden Papierfetzen der Zuschauer landete direkt vor ihm auf der Straße, das Rad rutschte weg und er verlor den Halt. Mit einem Schrei der Frustration schlitterte er seitlinks über den heißen Asphalt, registrierte noch, dass ihn die beiden anderen Fahrer nur um Haaresbreite verfehlten.

Sofort sprang er wieder auf die Füße, erklomm das Rad, welches ihm bereitgehalten wurde und stürzte den beiden anderen hinterher. Schon als er um die nächste Kurve kam, sah er, dass sie auf ihn gewartet hatten. Kaum war er an sie heran, traten auch sie wieder mit aller Macht in die Pedale.

Verbissen schweigend rasten sie zu dritt die Straße entlang, mal der eine, mal der andere und mal der dritte vorn. Als sich die Blicke von ihm und Armstrong zufällig kreuzten, bemerkte er, dass ihn der Amerikaner ganz entsetzt anschaute, genauer gesagt: seine linke Seite. Nun wagte auch er zum ersten mal einen Blick an sich hinunter und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan. Blut lief in Strömen seinen Schenkel hinab, der Sturz musste ihm die gesamte Seite aufgerissen haben.

Er biss die Zähne zusammen und versuchte, die neuerlichen Schmerzen zu ignorieren. Er trat nur noch umso wütender in die Pedalen. Nur noch zwei Kilometer.

Ullrich sah aus, als würde er minütlich mit dem Cruciatus – Fluch belegt werden, doch auch er selbst fühlte sich keinen Deut besser. Seine Seite und Lungen brannten wie Feuer.

Die Schreie der Zuschauer drangen nicht mehr bis an sein Ohr, er war völlig ausgefüllt vom Treten der Pedalen.

Noch ein Kilometer. Armstrong fing an zu keuchen und stieg aus dem Sattel. Er tat es ihm gleich, Ullrich blieb langsam aber sicher zurück, doch Platz drei war ihm sicher.

Bedrohlich wankten die Räder, als sie das letzte aus ihnen und sich herausholten. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Jetzt waren sie auf der Zielgeraden. Ein gequältes Stöhnen kämpfte sich aus ihm empor. Noch 100 Meter, noch 70, noch 40. Mit einem Schrei auf den Lippen warf er sich mit einer letzten Anstrengung in die Pedale, Armstrong reagierte zwei Millisekunden zu spät. Triumphierend riss er die Arme in die Höhe, als er die Ziellinie vor dem Amerikaner überquerte, alle Schmerzen waren für diesen Moment vergessen. Wie eine Woge schlugen die Jubelschreie der  Zuschauer über seinem Kopf zusammen, die dem Sieger des härtesten Radrennens der Welt, der Tour de France, huldigten:

Severus Snape.