Neue Story, aber bestimmt keine neue Idee... die ist vermutlich schon so alt wie Dumbis Bart, aber egal. Irgendwie ließ es mich nicht los und musste getippt werden. Beta ist wie immer die einmalige Marisol -knuddeldich- Ohne sie wäre ich aufgeschmissen!
Spielt nach Band 6 – Teilweise wird der Anfang von Band 7 berücksichtigt (Moody und Hedwig sind tot)
Mehr als zwei Jahre sind nach der Ermordung Dumbledores vergangen. Harry, Ron und Hermine sind immer noch auf der Suche nach den Horkruxen, doch inzwischen hat Voldemort die Macht an sich gerissen und die Zauberwelt unterliegt wieder dem Einfluss des dunklen Lords. Noch regiert er aus dem Hintergrund heraus und hinter den Kulissen tobt der Kampf weniger Widerständler gegen die Todesser. Unsere Freunde haben es bereits geschafft das Medallion zu zerstören. (Konform mit Band 7)
Aber von da an gestaltet sich die Suche als schwierig. Die Drei können Niemanden mehr vertrauen und operieren zwischen den Fronten, ständig auf der Hut entdeckt zu werden, doch den Feinden gelingt es Hermine Granger in ihre Gewalt zu bringen...
Teil 1
Da waren diese Schreie.
Irgendwie weit entfernt, aus einer andern Wirklichkeit. Dunkelrote Blitze, die ihren Kopf durchzuckten, unterbrochen von Phasen absoluter Schwärze, an die sie sich klammerte. Ein Gefühl, als würde es sie immer weiter hineinziehen, ähnlich einem schwarzem Loch, was alles in sich aufsaugte und niemals mehr freigab.
Etwas sagte ihr, dass es bald vorbei sein würde. Nicht mehr lange und diese alles umfassende Schwärze würde das Einzige sein, was bleiben würde.
Sterben.
Zu sterben war etwas unbegreiflich intensives. Sie hatte immer geglaubt, man würde sich bis zur letzten Sekunde an den Funken im Inneren klammern, aber so war es wohl nicht immer.
Der Tod wirkte wunderbar mit diesem absoluten Nichts, welches sie von den Schreien befreite, dem Leid und den Schmerzen.
Doch man ließ sie nicht. Die Blitze ließen nach und etwas riss sie brutal in eine andere Dimension zurück. Sie wollte nicht.
Nicht zurück zu den Schmerzen, dem unsagbaren Leid, den schrecklichen Schreien.
Ihren Schreien.
Unaufhaltsam zog es sie zurück in die Realität, ließ Nerven wieder arbeiten und empfinden.
Zu ihren Schmerzen.
Bis sie ihre bleischweren Lider wieder öffnete und sehen konnte, dass Sterben die bessere Alternative gewesen wäre.
Zu ihrem Leid.
Wie hatte sie nur so dumm sein können? Im Augenblick höchster Vorsicht so leichtsinnig? Der Gedanke drängte sich auf, dass es besser so war. Besser sie als Harry. Besser sie als Ron.
Und trotzdem weinte sie lautlos darüber, dass es sie erwischt hatte.
Hermine Granger. Einstmals beste Schülerin in Hogwarts. Kampfgefährtin an der Seite der einzigen Hoffnung für die Zaubererwelt und nun in den Händen der Anhänger des Wesens, welches früher oder später der Untergang eben jener Welt bedeuten würde.
Welchen Triumph musste Voldemort gefühlt haben, als man ihm die Nachricht überbracht hatte?
Das verhasste Schlammblut in den Fängen der Todesser. Sie, die ihm schon so viele Niederlagen beigebracht hatte. Mitleid war etwas, was man ihr ganz sicher nicht gewähren würde.
Brutal wurde sie wieder auf die Füße gerissen, welche sie kaum trugen und immer wieder auf die Knie fallen ließen. Grobe Hände rissen an ihren Armen. Knie wurden ihr in den Rücken gestoßen. Lächerliche Schmerzen, leicht zu ertragen, wenn der Rest noch unter den Wirkungen eines Cruciatus litt.
Sie konnte nicht einmal genau sagen, wie lange man sie dieser Art der Folter ausgesetzt hatte. Ihr Verstand meldete ihr, dass es Tage gewesen sein mussten, aber eine andere Stimme in ihrem Kopf wusste, dass es vermutlich nur Minuten waren.
Ihre über Jahre geschulte Loyalität hatte ihr verboten etwas zu sagen. Zunächst hatten sie es mit einfachen Mitteln versucht, sie zum Sprechen zu bringen, doch sie hatte allem widerstanden.
Es war ihr gelungen, ein Gegenmittel zum Veritaserum herzustellen. Zu viele gute Zauberer und Hexen hatten unter dem Einfluss des Trankes Dinge gesagt, die sie unter anderen Umständen niemals ausgeplaudert hätten. Ihr Erfolg wurde geheim gehalten, denn auf keinen Fall durfte Voldemort etwas davon erfahren. Legilimentik war nutzlos bei ihr und auch der Imperius hatte nichts gebracht. Sie mochte ein Schlammblut sein, aber sie war eine gute Hexe. Die Beste – das konnte sie ohne Eigenlob und Überreibung von sich behaupten.
Sie bekam kaum mit, wie man sie durch Räume schleifte. Erkannte schemenhaft hasserfüllte Gesichter und verzerrte Masken. Wo man sie auch hingebracht hatte… man spürte die dunkle Aura schwarzer Magie bis in den letzten Winkel.
Irgendwann wurde sie einfach losgelassen und sie hörte ein hysterisches Kichern, als sie mit dem Gesicht flach auf den rauen Steinboden schlug. Der metallische Geschmack von Blut füllte ihre Mundhöhle aus und sie hätte alles darum gegeben, bewusstlos zu werden, doch ihr vom Kampf geschulter Körper ließ sie nicht einfach hinwegdämmern.
„Sieh an." Nein, sie wollte diese Stimme nicht hören. Hermine zwang sich einfach liegen zu bleiben. Sie musste den Kopf frei bekommen, für die nächsten Attacken, die nun unweigerlich auf sie warten würden.
„Welch hübsches Geschenk, liebste Bellatrix." Hermine hörte das zufriedene Schnurren der Todesserin und ohne es zu wollen drehte sie ihren Kopf ein wenig nach oben. Aus dieser Perspektive hatte die Situation etwas Unwirkliches. Die schwarze Hexe mit dem irren Ausdruck in den Augen lag zu Füßen des Zauberers, den sie vergötterte.
Die totenkopfähnliche Fratze war zu einem wohlwollendem Lächeln verzerrt und eine Hand lag in den wirren Locken der Hexe zu seinen Knien.
„Mein Lord. Wir haben alles versucht. Sie spricht nicht." Ihre vor Unterwerfung schrill gewordene Stimme heischte um Mitgefühl, obwohl sie doch wissen musste, dass dieses Wesen so etwas nicht kannte.
Hermine konnte trotz ihres von den Folterungen eingeschränkten Blickfelds genau sehen, wie sich die knochigen Finger schmerzhaft in den Haaren Bellatrix verdrehten und diese ängstlich zum Quieken brachten.
„Warum lebt sie dann noch?" Die eingefallenen Augenhöhlen schauten strafend auf die Todesserin hinab, die sich unter dem schmerzenden Griff wie eine Schlange wand.
„Wir dachten, dass diese Ehre Euch allein gebührt."
Die skelletierte Hand ließ sie so abrupt los, dass Bellatrix für einen Moment auf den Boden fiel und schnellstmöglich wieder aufsprang, um sich erneut an die Knie ihres Idols zu pressen.
Voldemort war aufgestanden und hatte sich herabgelassen, ganz nah an die am Boden liegende junge Frau heranzutreten. Hermine konnte das Schleifen seines Umhangs hören. Das leichte Schaben seiner Schuhe auf den rauen Steinen des Bodens, aber sie war nicht in der Lage, ihren Kopf so weit zu drehen, um ihn anzusehen, so sehr sie sich auch bemühte.
Sie waren nicht allein, das hatte sie beim Betreten des Kellergewölbes noch mitbekommen, aber wer die Randfiguren an der Seite des dunklen Lords waren, hatte sie nicht registriert.
„Das ist sie also? Dieses kleine, wimmernde Stück Schlammblut hat mir so viele Probleme bereitet?
Sag, kleine Hermine, wie ist es, dem Tod ins Gesicht zu sehen? Bereust du schon, dass du es gewagt hast, auch nur einen Schritt in die Zaubererwelt zu tun? Für Kreaturen wie dich ist kein Platz in meinem Imperium."
Hermine hörte erneut das hysterische Kichern der schwarzen Hexe, aber es machte ihr nichts aus. Diese Worte konnten nur bedeuten, dass es endlich bald vorbei war.
Mit dem letzten Rest an Selbstachtung, die ihr geblieben war, richtete sich Hermine ein Stück auf und blinzelte in die hässliche Fratze ihres Peinigers.
„Du kannst nicht gewinnen. Töte mich, wenn du willst, aber es werden andere kommen."
Voldemort zeigte keinerlei Regung, als er in die Hocke ging und die junge Hexe durchdringend ansah, bevor er so etwas wie ein höhnisches Lächeln versuchte.
„So tapfer im Angesicht der Niederlage? Natürlich werden andere kommen, das ist es doch, was ich will. Sollen sie doch alle kommen, ich werde jeden einzelnen seiner gerechten Strafe zuführen.
Was meinst du wird passieren, wenn man hört, dass ich dich vernichtet habe? Der Wunsch nach Rache kann etwas Wunderbares sein. Unter Umständen macht es die Massen unvorsichtig. Meinst du nicht auch?"
Glühendes Feuer raste durch ihre Adern. Ihr Tod konnte durchaus schlimme Folgen nach sich ziehen. Ein unvorsichtiger Racheakt und alles würde vorbei sein.
„Sieh mich an, Hermine Granger." Seine Stimme klang fast zart und freundlich, doch der Ausdruck der tödlichen Fratze sprach eine andere Sprache, als er seinen Stab erhob und auf ihr Gesicht zielte.
„Sieh hin, denn ich bin das letzte, was du sehen wirst und erkenne, dass alles umsonst gewesen ist."
An der Spitze seines Zauberstabs wand sich eine kleine glühende Schlange, die höhnisch vor Hermine auf und ab tanzte.
„Avada Ke..."
„Herr?"
Empört über die ungebührliche Unterbrechung drehte sich der schwarze Magier zur Seite und fauchte, während Hermines Kopf wieder auf den Boden sank.
Gab es eine noch größere Demütigung für sie? Reichte es nicht zu sterben? Musste es auch noch im Angesicht eines weiteren Feindes sein? Natürlich hatte sie die Stimme erkannt. Sie hätte sie unter Tausenden wiedererkannt.
Sie wusste, dass der Mörder Dumbledores in den Reihen jener Zauberer und Hexen zu finden war, die die treuesten aller Gefolgschaft Voldemorts waren, aber dass auch er hier sein musste und nun der Genugtuung ihrer Vernichtung beiwohnen durfte, ließ sie würgen.
„Wie kannst du es wagen, Severus?"
Nein, sie würde ihnen keine Befriedigung geben und im letzten Moment anfangen zu heulen wie ein kleines Kind. Trotzig stemmte sich Hermine wieder auf und hielt mit zitternden Armen ihren Oberkörper so weit aufrecht, dass sie erkennen konnte, was sich in ihrer Nähe abspielte.
Die dunkle Gestalt des neuen Schulleiters von Hogwarts hatte seine Lider niedergeschlagen und nichts ließ erkennen, was für einen Triumph er empfinden musste angesichts ihrer baldigen Vernichtung. Fast demütig hatte er eine Hand erhoben, um seinem Lord Einhalt zu gebieten und er deutete eine Verbeugung an, um diesen milde zu stimmen.
„Herr, ich weiß es ist vermessen, aber ich würde gerne eine Bitte äußern."
„Was willst du?", herrschte ihn Voldemort an und die Funkenschlange aus seinem Zauberstab zischte wütend auf.
„Mein Lord. Ihr wisst, dass ich nie etwas von Euch verlangt habe. Keine Macht, keine Güter oder irgendeine Form von Entschädigung für meine treuen Dienste. Im Gegensatz zu allen anderen."
Der Blick des ehemaligen Lehrers schwenkte durch den Raum und erfasste einige Todesser, die ärgerlich und auch beschämt zur Seite blickten.
Voldemort sah nicht geduldig aus, aber er folgte dem Blick und schien für Sekunden nachzudenken, bevor er so etwas wie ein Nicken andeutete.
„Bitte, überlasst sie mir."
„Was?" Das seltsame Abbild eines Totenkopfs drückte beinahe so etwas wie Erstaunen aus. Tiefe Augenhöhlen starrten auf Hermine herunter, die vor Entsetzten kein Wort hervorbringen konnte.
„Natürlich gebührt Euch die Ehre, dieses Schlammblut zu töten, aber auch ich habe eine Rechnungen mit ihr offen. Es gibt Dinge, die sind schlimmer als der Tod."
Die unausgesprochene Warnung dröhnte in Hermines Ohren. Nein, nein, nein schrie alles in ihr und sie konnte nicht sagen, ob sie es ausgesprochen, oder nur gedacht hatte, denn Voldemort schien immer noch zu überlegen.
„Meint Ihr nicht, dass es 'ihn' zu mir locken könnte, wenn sie am Leben ist? Sie werden versuchen, sie zu befreien, das steht außer Frage. Doch was sie finden werden, wird ihnen nicht gefallen."
Der höhnische Ausdruck in den Augen des Zauberers ließ Hermine aufschreien.
„Nein! Sie werden nicht kommen, so dumm sind sie nicht. Es ist besser, ihr bringt mich gleich um."
Sie hatte es verdorben. Ihre Stimme hatte eine Spur zu schrill geklungen, als dass man ihr die Panik nicht anmerken konnte. Und das war es auch, was den Ausschlag gab, dass Voldemort seinen Stab wieder einsteckte.
„Es soll nicht heißen, dass ich Treue nicht belohne", bemerkte er mit hasserfülltem Blick auf die Anwesenden, bevor er sich seinem Anhänger widmete, der den ungewöhnlichen Wunsch an ihn gerichtet hatte.
„Sie gehört dir, Severus. Nimm sie mit und halte mich auf dem Laufenden, solltest du mehr Erfolg haben als diese Versagerin." Bellatrix wusste, dass sie gemeint war und heulte vor Enttäuschung auf.
„Meine Dankbarkeit ist Euch gewiss und ich werde Euch nicht enttäuschen." Ein angedeutetes Nicken ließ den dunklen Lord höhnisch auflachen.
„Dessen bin ich mir sicher, mein Lieber." Sein Blick wanderte wieder herunter zu der am Boden liegenden Hexe. „Du wirst dir noch wünschen, besser durch meine Hand gestorben zu sein."
Das tat sie jetzt schon. Hermines Arme gaben nach und sie landete wieder flach auf dem kalten Boden. Die Schmerzen eines Cruciatus waren nichts im Vergleich zu dem, was sie empfand.
Nur noch am Rande bekam sie das Kichern und Getuschel mit, welches um sie aufflackerte.
Zu gerne hätte sie sich von der höchsten Zinne Hogwarts geworfen, in den Rachen des nächstbesten Drachen gestürzt. Alles war besser, als in den Händen dieses Zauberers zu sein.
„Deine wahren Qualen beginnen nun erst." Sie konnte nicht sagen, ob es eine Stimme von außen oder aus dem Inneren war, bevor ihr Geist endlich nachgab und ihr die tröstende Umarmung einer Ohnmacht gewährte.
Der stechende Geruch traf sie wie ein kurzer Schmerz in ihrem Hinterkopf, doch sie weigerte sich hartnäckig, aus der dunklen Tiefe ihres Unterbewusstseins empor zu steigen. Was immer sie auch erwartete, es war besser, nichts zu empfinden.
„Wach auf", befahl ihr eine bekannte Stimme und Hermine würgte blutigen Schleim empor, als sie diese erkannte. Obwohl sich alles in ihr dagegen wehrte, kehrten ihre Lebensgeister unaufhaltsam zurück und da der stechende Geruch nicht nachließ, öffnete sie ihre Augen und wandte ihren Kopf ab, um dem weckenden Gestank zu entgehen.
Dabei kam sie nicht umhin, direkt in das Antlitz ihrer Nemesis zu sehen, die mit ausdruckslosem Gesicht die kleine Phiole wieder verkorkte, welche er ihr unter die Nase gehalten hatte.
Sie lag auf einer Art hölzernen Bahre, immer noch in einem dieser Keller, in der man sie gefoltert hatte.
„Verpiss dich", nuschelte sie in Muggelsprache, da es etwas Vergleichbares in dieser Welt nicht gab.
Eine Hand vergrub sich grob in ihren Haaren und riss sie nach oben, so dass sie gezwungen war sich aufzusetzen.
„Immer noch so mutig, kleine Gryffindor? Dir wird dein Stolz noch vergehen, wenn ich erst einmal mit dir fertig bin. Doch dann wirst du nicht einmal mehr ansatzweise wissen, was Tapferkeit bedeutet und winselnd zu meinen Füßen kriechen."
Seine Augen flackerten bedeutungsvoll hin und her, als wollte er ihr noch irgendetwas sagen, aber sie war zu erschöpft, um darüber nachzudenken. Jedes einzelne Wort war wie ein Schlag ins Gesicht, als er sie brutal auf die Füße riss.
Ihre Beine trugen sie kaum und nur am Rand registrierte sie, wie sich eine Hand unter ihre Achsel schob, um sie zu stützen, bevor sie auch schon in einen weiteren Strudel gezogen wurde.
Auch wenn sie wieder beinahe ihr Bewusstsein verloren hätte, so bekam sie doch noch mit, dass sie Appariert waren. Wohin und zu welchem Zweck entging ihr und es war auch egal. Gab es denn überhaupt noch etwas Schlimmeres? Ihr Blick war umwölkt und sie konnte nur Umrisse erkennen, als die stützende Hand sie losließ und sie wie eine leere Hülle einfach zusammensackte.
Zu ihrem Erstaunen nicht auf die Erde, sondern auf etwas Weiches, wesentlich Bequemeres als dem blanken Steinboden, den sie inzwischen gewohnt war.
Sie hörte wie Schutzzauber gesprochen wurden, die verhinderten, dass sie fliehen konnte. Aber in ihrem geschwächten Zustand wäre es ihr sowieso nicht gelungen. Gemurmelte Formeln, deren Bedeutung sie nicht kannte und von denen sie sicher war, dass es nur dem Zweck galt, sie an diesem Ort festzuhalten.
Nur langsam kehrten ihre Lebensgeister so weit zurück, dass sie sich genauer umsehen konnte. Das Zimmer wirkte ein wenig kahl, aber im Gegensatz zu ihrer Zelle beinahe freundlich. Neben dem Bett, auf dem sie lag, stand ein kleiner Tisch mit einer Karaffe voller klarer Flüssigkeit und zum ersten Mal bemerkte sie den furchtbaren Durst.
Wie auf ein unsichtbares Kommando hin füllte sich ein Glas mit dem Inhalt der Karaffe und jemand stütze ihr den Kopf, damit sie ein paar Schlucke machen konnte. Es schien tatsächlich Wasser zu sein, aber sie war sich nicht sicher. Doch was es auch war, sie ließ es gierig durch ihre Kehle rinnen. Sie schien nur aus primitivem Selbsterhaltungstrieb zu bestehen, als sie zitternd nach dem Glas griff, um noch mehr von dem köstlichen Nass zu bekommen.
„Nicht so schnell", warnte sie die Stimme ihres Feindes und erschrocken wurde sie sich wieder ihrer Situation bewusst. Mit neu erwachten Kräften schlug sie ihm das Glas aus der Hand und wurde eine Sekunde später auch schon mit einem Spruch zur Unbeweglichkeit verdammt.
„Miss Granger", schnarrte die verhasste Stimme und Hermine konnte nicht einmal ihre Augäpfel bewegen, so dass sie nichts als die gegenüberliegende Wand anstarren konnte.
„Vielleicht sollten Sie sich erst einmal darüber im Klaren sein, dass ich Ihnen soeben das Leben gerettet habe."
Zu gerne hätte sie ihm die passende Antwort entgegen geschleudert, aber nicht einmal ihre Lippen schienen ihr zu gehorchen und es kam nur ein Unverständliches 'hmmm' zustande.
„Sie sind hier sicher. Voldemort hat überall seine Augen und Ohren, vorerst ist dies der einzig geschützte Ort. Ich werde gleich den Zauber wieder lösen, aber erst versprechen Sie mir, dass Sie sich ruhig verhalten werden."
„Mmmm." Hermine dachte nicht im Traum daran und hoffte, dass er es auch verstand.
„Nun, das hab ich auch nicht erwartet." Offensichtlich hatte er sie verstanden, denn sie hörte deutlich den Sarkasmus heraus.
„Sie können versuchen, was sie wollen, es ist zwecklos. Dieses Gebäude ist perfekt geschützt. Sie werden weder fliehen, noch werden Sie es schaffen, Kontakt mit jemandem aufzunehmen. Sie werden noch feststellen, dass dies die bessere Alternative ist."
Er ging einfach hinaus und löste erst im letzten Moment den Zauber, der sie zur Regungslosigkeit verdammt hatte, so dass er der Karaffe entkam, die hinter ihm am Türblatt in tausende Bruchstücke zerbarst.
Hermine hatte keine Ahnung, was genau er mit ihr vorhatte, aber sie war sich sicher, dass es nicht so positiv war, wie er ihr wohl glauben machen wollte. Snape eine bessere Alternative zum Tod? Das war lächerlich.
Vermutlich war sein Plan, sie erst einmal wieder zu Kräften kommen zu lassen, bevor auch er früher oder später sein wahres Gesicht zeigen würde. Wer wusste schon, mit welchen Mitteln er sie zum Reden bringen würde? Bellatrix mochte eine Meisterin darin sein, mit Flüchen die Zunge eines Opfers zu lösen, er war mit Sicherheit nicht weniger geschickt.
Bestimmt wollte er sie in einer vermeintlichen Sicherheit wiegen. Sie musste auf der Hut sein.
Krampfhaft musterte sie die Umgebung. Ohne ihren Stab war sie eingeschränkt und sie wusste auch, dass es zunächst keine Möglichkeit für sie gab, ihm zu entkommen. Er hatte sicher an alles gedacht, jedes noch kleine Schlupfloch versiegelt. Vermutlich war es wirklich das Beste, erst einmal abzuwarten und Kräfte zu sammeln für das, was sie noch erwartete. Trotzdem machte ihr die plötzliche Einsamkeit zu schaffen. Seit Jahren hatte sie kaum mehr eine Minute allein verbracht und dieses schreckliche Gefühl des Alleinseins war beinahe so beängstigend wie der bevorstehende Tod, so verrückt es ihr auch erschien.
Erst nach Stunden, so erschien es ihr, da jegliches Zeitgefühl in der Einsamkeit verloren gegangen war, öffnete sich die Tür wieder und sie musterte regungslos seine dunkle Erscheinung. Obwohl sie nicht wusste, was sie erwartete, verbot sie sich so etwas wie Erleichterung zu empfinden, also verhielt sie sich einfach still und beobachtete ihn genau.
In seinen Händen trug er ein kleines Tablett mit etwas Essbaren und einer neuen Karaffe, was sie ein wenig erstaunte. Was hatte er nur vor?
Schweigend sah sie zu, wie er es auf dem Tisch abstellte und seine Arme verschränkte. Sie kannte diese Geste aus unzähligen Stunden bei ihm und es hatte nicht an Wirkung verloren. In seiner Gegenwart fühlte sie sich plötzlich klein und verletzlich, wie früher in seinem Unterricht.
„Es freut mich zu sehen, dass Sie es bevorzugen, sich ruhig zu verhalten. Essen Sie etwas."
Hermine wollte es nicht, aber ihr Blick wanderte zu dem Tablett. Es war nur etwas Brot, ähnlich dem Toast, was sie aus ihrer Kindheit von daheim kannte. Und in Anbetracht, dass ihr Magen rebellierte, weil er seit Tagen nichts Festes mehr bekommen hatte, erschien es ihr geradezu köstlich verlockend.
Eisern kämpft sie gegen den primitiven Überlebensinstinkt an, einfach danach zu greifen. Hunger und Durst waren elementare Bedürfnisse, die sich kaum verweigern ließen.
Frustriert schnaubte sie, schob sich einen Brocken davon in dem Mund und setzte gierig die Karaffe an ihre Lippen. In Anbetracht ihrer Situation war es sicher überflüssig, an so etwas wie Tischsitten zu denken. Im ersten Moment glaubte sie, dass alles wieder hochkommen würde, aber sie zwang sich eisern, alles im Magen zu behalten, bis sie merkte, dass er ihr die ganze Zeit zusah.
Entsetzt warf sie das letzte Stück wieder auf den Teller und legte eine Hand auf den Bauch.
„Es ist vergiftet", keuchte sie entsetzt und hätte nun alles darum gegeben, dass ihr Magen es wieder hergab.
„Anscheinend hat Ihr Kopf mehr abbekommen, als ich gedacht habe. Nennen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum ich das tun sollte?"
Es entbehrte nicht einer gewissen Logik, das entging nicht einmal Hermine.
„Sie haben mir irgendetwas darunter gemixt, damit ich rede."
Sein Kopfschütteln machte sie ratlos. Es war einfacher zu denken, er würde jede Gelegenheit nutzen, ihr zu schaden, aber diese scheinbare Fürsorge war der blanke Hohn.
„Warum tun Sie das?", wagte sie zu fragen, auch wenn sie wusste, dass es zwecklos sein würde.
„Warum bringen Sie es nicht einfach hinter sich und töten mich?"
„Ihr Mut ist bewundernswert, aber völlig unnötig zu diesem Zeitpunkt. Sehen Sie zu, dass sie wieder zu Kräften kommen, vermutlich werden Sie sie eher brauchen, als Ihnen lieb ist."
„Damit ich länger durchhalte, wenn Sie mich foltern?" Ihr Kampfgeist kam zurück und es tat gut, egal wie aussichtslos es auch war.
Sein böses Lachen ließ sie schaudern.
„Auch wenn der Gedanke durchaus verlockend ist, es liegt nicht in meiner Absicht, Sie zu foltern."
Ein ganz anderer, viel furchtbarer Gedanke kam ihr in den Sinn und ließ Hermine ihre Nägel in die Matratze, auf der sie saß, krallen. Obwohl ihr Magen heftig rebellierte, behielt sie den Inhalt darin.
Sie hatte von diesen Gräueltaten gehört.
„Sie sollten lernen, Ihre Gefühle besser zu kontrollieren, Miss Granger. Man kann auch ohne Worte in Ihnen lesen wie in einem Buch, doch ich kann Ihnen versichern: DAS würde nicht einmal passieren, wenn Sie die letzte Hexe auf Erden wären."
Ohne es zu wollen, entließ sie erleichtert die angestaute Luft aus ihren Lungen, doch zog sie ihre Augen misstrauisch zu Schlitzen zusammen. Sagte er das alles nur, um sie in Sicherheit zu wiegen? Welchen perfiden Plan er auch ausheckte, sie würde gewappnet sein.
Snape machte eine kurze Handbewegung und an einer anderen Stelle der Wand tauchte eine weitere Tür auf. Angewidert sah er auf sie herunter und rümpfte demonstrativ die Nase.
„Es wird Ihnen noch besser gehen, wenn Sie sich gesäubert und umgezogen haben. Frische Kleidung wird Ihnen bereit gelegt werden. Auf Reinigungszauber und ähnliches müssen Sie leider verzichten, da ich es aus gegebenen Gründen nicht erlauben kann, dass Sie in irgendeiner Weise Magie anwenden."
Auffordernd hatte er seine Hand ausgestreckt und ihr den Weg in das angrenzende Bad gewiesen. Es ärgerte Hermine, dass er ihre Grundbedürfnisse befriedigte, ohne zu wissen, was seine wahren Absichten waren. Es war leichter, mit den anderen Todessern und sogar Voldemort fertig zu werden als mit dieser scheinheiligen Freundlichkeit. Wobei es angesichts seines abweisenden Verhaltens schon verrückt war, dies überhaupt als Freundlichkeit auszulegen.
Trotzdem war der Gedanke an eine Dusche und frische Wäsche geradezu unerträglich verlockend. Sie musste einen furchtbaren Anblick bieten, wenn sie so an sich herunter sah. Ihre Kleidung hing in groben Fetzen an ihr herunter und überall waren Spuren von getrocknetem Blut. Jeder einzelne Knochen in ihrem Leib schmerzte von den Folgen der verschiedenen Flüche, die sie hatte ertragen müssen. Warum sollte sie nicht ein wenig Luxus genießen, bevor ihr unvermeidliches Schicksal sie ereilen würde?
So würdevoll es ihr möglich war, stemmte sie sich auf und wankte hinüber in den angrenzenden kleinen Raum, der sich von in seiner Kargheit nicht von dem ihres neuen Gefängnisses unterschied. Wie in ihrem Zimmer war auch hier kein Fenster, was ihr wenigstens verraten konnte, ob sie Tag oder Nacht hatten.
Auch hier war nur das Nötigste vorhanden, wobei es nach den Kerkern, in denen sie gewesen war, geradezu luxuriös erschien. Heftig warf sie die Tür hinter sich ins Schloss um klar zu machen, dass sie keinen Wert auf seine Anwesenheit legte und setzte sich dann erschöpft auf den Rand der Toilette. Jede Bewegung schmerzte und das kalte Licht des Raums, was irgendwo aus der Decke zu kommen schien, brannte in ihren Augen. Sie wagte nicht in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken zu blicken, aus Angst sie könnte erschrecken. Stattdessen schälte sie sich behutsam aus den Fetzen und ließ für mindestens eine halbe Stunde nichts als das warme Wasser auf sich herunter prasseln.
Erst als ihre Haut anfing, aufzuweichen und einige der Wunden an ihrem Körper begannen, erneut zu bluten, stellte sie das Wasser ab und blickte sich noch einmal im Bad um. Wo war die versprochene Kleidung? Es gab nicht einmal ein Handtuch und frustriert sah sie auf die stinkenden Überreste ihrer Sachen, um im gleichen Moment heftig zu erschrecken, da direkt vor ihr mit einem lauten Knall eine Gestalt Apparierte.
°
Darf ich weiter machen?
°edit°: Huch, jetzt hätte ich fast den obligatorischen Disclaimer vergessen: Natürlich gehören Hermine, Snape, Ihr-wisst-schon-wer und alle anderen in dieser FF der großartigen J.K Rowling, Warner Bros. und was weiß ich noch wem (Nein, das ist kein Synonym einer beteiligten Firma, ich sichere mich nur ab)... Ich leih sie mir alle nur aus und gebe sie gewaschen, gekämmt und mit geputzter Nase wieder zurück. Zu meinem großen Leidwesen habe ich auch keine Rechte an irgendetwas, außer der Idee allerlei 'Unsinn' mit meinen Protagonisten anzustellen - die ist MEIN ''drohendkuck'' - wenn ich schon Snape nicht behalten darf...°edit-ende°
