„Hallo, liebe Leser!"

...

„HIER UNTEN!" *brüll*
„Ja, genau hier!" *Meerschweinchen winkt hoch*
„Ich stelle mich wohl besser erstmal vor: Ich bin Meniel. Oder auch Meni, das Killer-Meeri. Vielleicht manchen auch bekannt unter "Ich-bring-sie-alle-um-Meeri". Und ich habe zusammen mit des Rudels einzig wahren schwarzen Jaguar Savenia dieses Weihnachten die Moderation unseres heißgeliebten Weihnachtskalenders an mich gerissen.
Wie, ihr wollt sie sehen?" *guckt sich um* „Saaaaav? SAV?!
Okay... Wo bleibt sie denn... komisch. Wartet kurz hier, ich bin gleich wieder da!"
*raustrippel*
*lautes Rascheln und Poltern ist zu vernehmen*
*Kurze Zeit später trippelt ein breit grinsendes Meerschweinchen gefolgt von einer tiefschwarzen Raubkatze wieder rein*
„So. Jetzt aber. Stellst du dich wenigstens selbst vor?" *Meeri grinst über beide Ohren*
„NEIN!"

„Aber... Aber..." *treusten und süßesten Hundeblick aufsetzt, den sie kann*
*Der Jaguar seufzt ergeben*
„Also... Wie dieses nette Nagetier hier unter mir schon so nett sagte, heiße ich Savenia und bin der schwarze Jaguar des Rudels. Außerdem bin ich seit Oktober 25 Jahre alt und... wie? Das wollte ihr gar nicht wissen? Na gut..." *zuckt mit den Schultern*
„Aber mehr kann ich euch nicht über mich erzählen. Ich hab keine Horde an Spitznamen, ich hab keine Spezialität, was die Protas meiner Geschichten angeht (ich töte zumindest nicht regelmäßig). Tut mir also sehr Leid, aber wenn ich euch nicht meinen typischen Text runter rattern brauch, dann geb ich das Wort wieder ans Meeri zurück."

*Meeri grinst immer noch breit*

„So. Aber ich finde, wir haben jetzt genug um den heißen Brei gelabert, ihr wollt bestimmt endlich den ersten Beitrag lesen!
Also, hier ist er dann. Die Eröffnung macht dieses Mal unsere liebe Mungo, manchen auch als VampireFire oder VaFi bekannt. Hier der Link zu ihrem Profil:

www. fanfiktion. de/u/VampireFire

(Nehmt bitte die Leerzeichen nach www. und nach fanfiction. raus)

Dann wünschen also Sav und ich euch nun viel Spaß!
*verneigt sich, klettert auf die starken Schultern von Sav hoch und lässt sich raustragen*

*Meeri steckt nochmal kurz den Kopf rein* „Achja... Unser Motto dieses Jahr lautet, falls ihr es nicht schon gelesen haben solltet: Ungewöhnliche Weihnachten bzw. Weihnachtszeit"!

Was wir immer wollten von VampireFire

Lieber Harry!
Oder wie spricht man sich selbst an? Es ist eigenartig, einen Brief an sein vergangenes Ich zu schreiben, doch du wirst diese Informationen brauchen.

Trotz der Erklärung und der Sicherheitsfragen und der Stunde, die sie gewartet hatten, um Vielsafttrank auszuschließen, waren die Blicke der Weasleys, Remus und Hermione eine Mischung aus Misstrauen und Unglaube. Und schräg, nicht zu vergessen.
Immer wieder glitt ein braunes Augenpaar über den schlanken Körper des hochgeschossenen Schwarzhaarigen, der mit müden grünen Augen in die Flammen des Kamins starrte. Sie blieben meistens bei der schmalen Narbe quer durch das gleichzeitig unbekannte und so vertraute Gesicht hängen, anstatt bei dem Blitz auf der Stirn, wie die Augen anderer. Der blassrote Streifen begann links am Unterkiefer und endete über dem rechten Ohr. Es war ein schnurgerader Strich, wie mit dem Lineal gezogen, der Ober- und Unterlippe teilte. Schräg.
Manchmal fielen ihre Blicke auch auf den fehlenden kleinen Finger der linken Hand, oder den Streifen über dem Ohr, wo keine Haare mehr wuchsen.
Harry lächelte traurig. Er wusste, was die anderen dachten.

Sheila strahlt Harry an, als sie das Essen aufträgt. Sie vergöttert den Mann, der ihren Bruder gerettet hat – nicht nur vor diesem durchgetickten Schwarzmagier, sondern vor allem vor sich selbst – und ist bestrebt, dem Teenager seinen Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu machen.
Der Sechzehnjährige rutscht unwohl auf dem Stuhl herum. Die Blicke dieser jungen Frau, die tatsächlich eigentlich ein Jahr älter ist als er und ihn scheinbar regelrecht anbetet, machen ihn nervös. Noch mehr verstören ihn jedoch die gelegentlichen Seitenblicke ihres älteren Bruders, die er so gar nicht interpretieren kann
Der Schwarzhaarige schluckt schwer und entscheidet sich, auf seinen Teller zu starren, den Sheila gerade befüllt. Als ersten. Als wäre er der Gast. Nun, ist er das jetzt oder nicht? Er fühlt sich so fremd hier, doch Sheila, die er noch nie zuvor gesehen hat, behandelt ihn wie ein Familienmitglied.
Schließlich setzt sie sich und alle drei beginnen zu essen. Das Festmahl ist köstlich, doch die lobenden Kommentare, die Harry für seine herausragenden Kochkünste erhält, sind doch eher seltsam. Er hat das nicht gekocht!

Als Molly schließlich zum Abendessen rief ließ Harry sich zwischen Bill und Charlie nieder. Alle warfen ihm befremdete Blicke zu, doch er wusste, dass er sich mit diesen beiden am ehesten unterhalten können würde. Immerhin waren die beiden mit sechsundzwanzig und vierundzwanzig seinem Alter weit näher als Ron und Hermione, die gerade die sechste Klasse besuchten.
Zunächst lag eine angespannte Stille über dem Tisch, doch mit der Zeit brach das Eis und Harry unterhielt sich zwanglos mit den beiden ältesten Weasley-Brüdern und dem ihm gegenübersitzenden Remus, wobei ihr Gespräch sich zu Hermiones Faszination um Gringottspolitik und die Kobolde drehte.
Doch trotz der gelösten und überraschend familiären Atmosphäre – bedachte man, dass genau genommen ein Fremder am Tisch saß – gab es wohl nicht eine Sekunde, in der niemand den Schwarzhaarigen anstarrte.
„Harry, Schatz, wie lange wirst du bleiben?", fragte Molly schließlich, als sie nach dem Essen zurück ins Wohnzimmer gingen und sich vor den immer noch munter brennenden Kamin setzten.
„Genau 24 Stunden. Da ich um sechzehn Uhr angekommen bin, werde ich morgen um dieselbe Zeit wieder abreisen."
Die mollige rothaarige Hexe strahlte. „Das bedeutet, du kannst noch mit uns Geschenke auspacken und das morgige Essen genießen.", freute sie sich.
Harry nickte lächelnd.
Gleich darauf nahm Hermione all ihren Gryffindormut zusammen und begann endlich, dem älteren Zauberer Fragen zu stellen. Der Schwarzhaarige schmunzelte und stillte ihren Wissensdurst soweit er es wagte, ohne wirklich Informationen zu geben. Es wäre zu gefährlich gewesen. Und so sehr er sich auch konzentrieren musste, um ja nicht zu viel zu verraten, so froh war er doch, dass ihn die Neugier seiner besten Freundin von den trübseligen Gedanken an Zach abhielt.

Verstört beobachtet Harry den jungen Mann. Als er am Nachmittag angekommen ist hat er erst nur Sheila getroffen und Zacharias nicht kennen gelernt, bevor er zum Abendessen in die Küche gekommen ist. Der junge Mann ist bereits am Tisch gesessen und hat nicht aufgesehen, ihn nur mit einem leisen Murmeln begrüßt. Das hat so gar nicht zu seinem Bild von dem hochnäsigen Hufflepuff gepasst, doch er ist damit beschäftigt gewesen, sich in dieser Zeit zu Recht zu finden. Es ist ihm einfach nicht aufgefallen.
Nun jedoch, als sich der Blonde erhebt und zur Tür geht, kann er es gar nicht übersehen. Magische Prothesen sind bereits in seiner Zeit weit entwickelt. Die Magie schließt direkt an die abgetrennten Nerven an und die künstlichen Gliedmaßen können wie eigene gesteuert werden, doch die Reizleitung ist langsam und die Bewegungen sind kantig. Die meisten Zauberer legen eine Illusion über ihre Prothesen, doch nicht so Zacharias. Aus beiden Beinen der kurzen Hosen, die der junge Mann trägt, stehen schmale Gerüste aus einem hellen, schimmernden Metall – ist das Mithrill? – und um die schlanken Streben schlingen sich schillernde Magiefäden. Die Füße sehen aus wie die eines Roboters, doch dieser Eindruck verschwindet sofort, als Zacharias die ersten Schritte macht und sich ganz normal bewegt. Hölle, er könnte damit wahrscheinlich sogar tanzen oder kämpfen!
Nun fallen Harry auch der fehlende rechte Unterarm auf – während des Essens hat er die Hand nicht gesehen, da sie unter dem Tisch geblieben ist – und das milchige Auge.
Als er die Wut in dem gesunden sieht wendet er unangenehm berührt den Blick ab. Scheiße! Was ist hier bloß passiert?
Zacharias verlässt wortlos die Küche.

„Wo arbeitest du?", war Hermiones neueste Frage. Sie hatte mit der politischen Situation begonnen (kein Krieg, doch mehr hatte er nicht verraten), war über sein Liebesleben („Ja, ich bin vergeben. Nein, ich verrate dir nicht, ob du die Person kennst." Schmollen), ihr eigenes (nur ein Grinsen), Hogwarts, Veränderungen in den Lehrplänen und die Überlebenden (wieder keine Informationen! Sie hatte nicht einmal erfahren, ob sie es selbst schaffen würde) zu dem jetzigen Thema gekommen.
„Bist du Auror geworden?", quatschte Ron dazwischen. „Ich wette, du bist der beste von allen!"
Harry lächelte „Ich bin Leiter der Forschungsabteilung von St Mungos. Ich habe Zaubertränke, Zauberkunst und Magische Medizin studiert – ja, Hermione, es wird eine Universität gegründet werden und nein, ich erzähle dir nichts darüber – und mich auf die Behandlung von Kriegsversehrten spezialisiert."
Bei dem Wort Zaubertränke hatten die meisten der Anwesenden, die alle gespannt den Ausführungen lauschten, die Augen ungläubig aufgerissen, „Kriegsversehrte" hatte sie jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Und der war hart.
Hermione schien hin und her gerissen zu sein zwischen Überraschung, Bewunderung und Neugier. „Hast du etwas erfunden?", brachte sie schließlich heraus.
Nicken.
„Und was?", bohrte diesmal Remus nach.
„Behandlungen für jede Menge Fluchwunden, deren schwarzmagische Wirkung sich nicht aufheben lässt."
Mehr Information würden sie nicht bekommen.

Sheila lächelt aufmunternd, als sie Harrys unsicheren Blick sieht. „Komm, wir setzten uns hinüber in den Wohnraum. Lassen wir Zach in Ruhe. Morgen, bei der Geschenkevergabe, wird er dabei sein.", schlägt sie vor und gibt ihm gar keine Gelegenheit, zu widersprechen, da sie ihn einfach in die angedeutete Richtung zerrt. Sie drückt ihn in einen bequemen Kuschelsessel und verschwindet noch einmal kurz, um mit zwei Gläsern Punsch zurück zu kehren. In der Zwischenzeit ist ein schwarzer Kater in den Raum gehuscht und hat es sich ohne Umstände auf Harrys Schoß bequem gemacht.
„Er erkennt dich an deiner Magie.", erklärt Sheila, die ihm eines der Gläser in die Hand drückt und sich in dem zweiten der drei vor dem brennenden Kamin stehenden Stühle einrollt, ohne Aufforderung. „Er bemerkt gar nicht, dass du dich verändert hast."
Harry nimmt einen Schluck vom Punsch (hey, der ist ja richtig gut!) und mustert sie nachdenklich. Schließlich siegt seine Neugier. Außerdem kann er nicht die ganzen 24 Stunden, die er in dieser Zeit verbringen wird, nur herum grübeln. „Erzähl mir etwas über dich.", bittet er. „Du hast gesagt, du hast keine Zauberkräfte?"
Sie schüttelt den Kopf, trinkt selbst etwas. „Nein. Zach ist ein sogenannter Mugglegeborener – so nennt ihr sie doch?"
Er nickt.
„Das hat diesen Voldemort jedoch nicht davon abgehalten, unsere Eltern zu töten." Jetzt klingt sie bitter.
Harry schluckt. Er weiß nicht, was er sagen soll. Er möchte auch kein Mitleid, wenn jemand erfährt, dass er Waise ist.
Sie sieht ihm seine Zwickmühle offenbar an, denn sie lächelt plötzlich wieder. „Mach dir keine Sorgen – du wirst ihn besiegen. Du hast sie und alle anderen gerächt."

„Sag noch einmal, wie alt bist du jetzt genau?" Ron.
„Fünfundzwanzig."
„Wie lange hast du studiert?" Hermione.
„Drei Jahre, bis ich 21 war."
„Was hast du gemacht, bis du 18 geworden bist?" Wieder Hermione.
„Gekämpft."
„Und danach nicht mehr?" Diesmal war es Remus, der fragte.
Harry seufzte. Er fühlte sich wie bei der Inquisition. „Hört mal. Ich habe euch doch schon gesagt, dass ich nichts über den Krieg verraten kann. Harry – also der, den ihr kennt – wird in meiner Zeit alles erfahren, was er wissen muss. Alles, was ich damals erfahren habe. Aber ich darf die Zeit nicht verändern, und das tue ich, wenn ich euch irgendetwas Relevantes verrate."
„Was wäre daran so schlimm?", fragte Ron.
„Auch nur eine Kleinigkeit, die anders ist – wenn die Universität zum Beispiel einen Tag früher fertiggestellt wird oder einen anderen Namen bekommt – könnte bewirken, dass dieser Magiestoß, der euren Harry und mich in die jeweils andere Zeit reisen hat lassen, nicht eintritt. Und das wäre fatal, denn dieser Besuch in der Zukunft ist essentiell für den weiteren Verlauf der Geschichte."
Hermione schmollte. „Aber ein bisschen mehr könntest du uns doch sagen?" Sie sah ihn mit großen, wässrigen Augen an.
Harry lächelte spöttisch. „In dieser Zeit hast du mich mit diesem Blick noch dazu bringen können, alles zu tun, aber in ein paar Monaten werde ich quasi eine Immunität dagegen entwickeln. Und du willst doch kein Paradoxon heraufbeschwören? Gerade du müsstest die Folgen davon eigentlich am ehesten abschätzen können."
Hermione zog den Kopf zwischen die Schultern und schob die Unterlippe vor. „Du bist gemein!", heulte sie. „Du weißt genau, wie neugierig ich bin!"

Harry starrt sie ungläubig an. „Was wird passieren?"
Sheila mustert ihn ernst. „Ich habe genaue Anweisungen bekommen, was ich dir sagen darf. Aber ich werde nichts verraten, bevor du nicht einen Unbrechbaren Schwur leistest, dass du nichts davon weitergeben wirst."
Er zuckt zurück. „Nein!"
„Dann verrate ich auch nichts." Sie bleibt hart und er fühlt sich nicht in der Lage, mit ihr darüber zu diskutieren.
„Mit wem? Du beherrscht keine Magie.", gibt er nach.
Sie wirft ihm einen seltsamen Blick zu, seufzt. „Zach!", ruft sie, so laut, dass man es im ganzen Haus hört.
Wenig später steckt der Blonde seinen Kopf durch die Tür, einen undeutbaren Ausdruck im Gesicht. Sie sieht ihn bittend an. „Der Schwur." Er nimmt sich sichtlich zusammen, dann betritt er den Raum und reicht Harry seine linke – gesunde – Hand.
Harry ist kurz irritiert, ergreift sie dann jedoch mit seiner eigenen Linken. Sheila stellt die Fragen, er muss nur antworten. Die Magie schlingt sich um ihre verschränkten Hände und hinterlässt auf jedem Handgelenk eine verschlungene Linie. Der Teenager entdeckt auf Zacharias' Hand eine weitere (eine goldene? Die Male aus diesem Schwur sind schwarz), wagt es jedoch nicht, danach zu fragen, da der Ältere ihm die Hand so schnell wie möglich entzieht und sofort das Zimmer verlässt. Harry sieht ihm grübelnd nach. „Was ist mit ihm?"
Sheila seufzt. Offenbar gefällt ihr die Frage nicht. „Was hältst du davon, wenn ich dir zuerst den Rest erzähle? Natürlich nur in groben Zügen, du darfst nicht zu viel wissen."
Er nickt und sie machen es sich wieder mit dem Punsch in bequem. Augenblicklich springt der Kater zurück auf seinen Schoß und beginnt, laut zu schnurren, als er ihn gedankenverloren hinter den Ohren krault.
„Okay, die Kurzfassung, die dein älteres Selbst mir aufgetragen hat: Es werden viele sterben. Vergiss nicht, du bist im Krieg. Du wirst viele verlieren. Dumbledore zum Beispiel. Aber du wirst überleben und Voldemort mithilfe der DA besiegen, in zwei Jahren. Zach, Ron und Hermione werden als einzige lebend aus diesem Kampf kommen…" Sie schluckt hart. „Was mit Zach passiert ist… passieren wird, hast du ja gesehen. Ron kommt sehr gut davon, er hat nur einen steifen Rücken. Hermione wird taub und unfruchtbar werden, aber ihr wird es gut gehen. Die beiden werden übrigens heiraten. Deine eigenen Verletzungen… nun, ich würde vorschlagen, du fragst einfach deine Freunde, wenn du zurück in deine Zeit kommst." Die Kurzfassung der Kurzfassung. Schnell und schmerzlos…
Harry weiß, dass wohl auch sein älteres Ich Geheimnisse hasst und Sheila aufgetragen hat, es so knapp und genau wie möglich zu sagen. Trotzdem tut es weh. Er schluckt, als die Tränen aufzusteigen beginnen. „Dumbledore? Neville, Ginny, Dean, Susan, Justin, Terry, all die anderen?"
Sheila nickt, auch ihre Augen glänzen mehr als sonst. „Ich kenne sie alle… du wirst mir von jedem einzelnen erzählen. Und ich werde sie mit dir beweinen."
Er reißt sich zusammen. „Zurück zum Thema. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich überhaupt mehr wissen will."
Sie schmunzelt. „Mehr werde ich dir auch nicht erzählen."
Harry ist überraschend erleichtert. Normalerweise hasst er es, wenn er etwas nicht erfährt. Dumbledore hat ihm zu oft zu viel wissentlich vorenthalten. Aber es wird schon schwer genug sein, seine Freunde zu verlieren. Er will nicht noch im Vornherein wissen, wie sie sterben werden. „Okay, dann zurück zu Zacharias.", beschließt er. „Was ist mit ihm? Ich kenne ihn nur als hochnäsig und besserwisserisch. Warum benimmt er sich so abweisend mir gegenüber? Ich dachte, ich wohne hier mit euch, aber er geht mir aus dem Weg und scheint sich in meiner Gegenwart immer unwohl zu fühlen."
Ein Seufzen von der Tür.

Harry lächelte. Er fühlte sich wohl, wenn er auch nicht ganz dazu gehörte. Es war inzwischen nach Mitternacht und Percy, sowie Molly und Arthur waren zu Bett gegangen. Die Zwillinge hatten daraufhin jede Menge Alkohol aus ihren Roben geholt und die Stimmung war feucht fröhlich geworden.
Bald hatten die Teenager ein Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel begonnen. Sie hatten Bill und Charlie schnell überredet gehabt, mitzuspielen, doch Harry zierte sich. Auf der Flasche lag ein leichter Wahrheitszauber, der jegliche Lügen verhindern würde. Außerdem war man gezwungen, zu antworten, denn sonst aktivierte sich ein Fluch der Zwillinge. Und es gab genug Dinge, die er ihnen entweder nicht verraten wollte, oder durfte. Er ahnte jedoch, dass Hermione genau die entsprechenden Fragen stellen würde.
Als sich schließlich sogar Remus in den Kreis auf dem Teppich setzte gab er den bettelnden Blicken nach. „Wenn ihr auch nur eine Frage stellt, von der ihr wisst, dass sie nicht angemessen ist – und ich kenne jeden einzelnen von euch gut genug, um mir klar zu sein, dass ihr das wisst – werde ich euch alle verhexen, dass euch Hören und Sehen vergeht und eure Eltern aufwecken.", drohte er, ohne jeglichen Witz in der Stimme.
All die Hundeblicke brachten nichts und schließlich gaben sie nach. Er ließ jeden einzeln versprechen, dass sie sich zusammenreißen würden und langsam wurde den angeheiterten Teenagern klar, dass das wirklich nicht ihr Harry war, der hier bei ihnen saß, sondern älterer, einer, der zu viele unangenehme Erfahrungen gemacht und zu viel gesehen hatte. Und dass es ihm sehr ernst war mit der Geheimniskrämerei, was die Zukunft betraf.
Endlich ließ er sich zwischen Remus und Charlie im Schneidersitz auf den Boden sinken, leise ächzend. Den besorgten Blick des Werwolfs, der das kaum wahrnehmbare Geräusch dank seiner verstärkten Sinne gehört hatte, ignorierte er. Er würde ihm weder von der Wirbelsäulenverletzung, noch von der dicken Narben in seiner Kniekehle, die verhinderte, dass er seinen Fuß ganz ausstrecken konnte, erzählen.
Bill drehte und der Flaschenhals zeigte auf Ginny. Harry stiegen Tränen in die Augen bei dem Gedanken an den Schneidefluch, der in wenigen Jahren ihre Kehle durchtrennen würde. „Wahrheit oder Pflicht?"
Verdammt, dieser Besuch in der Vergangenheit würde doch schwerer werden, als er gedacht hatte. Dabei hatte er Zeit gehabt, sich vorzubereiten…

Der Blonde geht zu dem freien Stuhl, der zwischen Harrys und Sheilas steht. Seine Schwester sieht ihn fragend an. „Bist du sicher?"
„Ja." Seine Stimme klingt fest, fester, als er erwartet hat. Er atmet noch einmal tief durch, dann sieht er Harry direkt in die Augen. „Du hast dich bestimmt gefragt, warum ich in der DA eine so hohe Position inne hatte.", beginnt er mit dem einfacheren Thema. Er wartet das unsichere Nicken ab, bevor er fortfährt. „Es muss dir nicht peinlich sein. Ich weiß, dass ich ein Arschloch war. Aber während meinem sechsten – also deinem siebten – Jahr ist etwas passiert, das alles geändert hat. Du musst wissen, dass Sheila damals in ein Internat gegangen ist. Daher war sie sicher, als die Todesser den Aufenthaltsort meiner Familie herausgefunden haben…" Er schluckt schwer, die Erinnerung treibt ihm immer noch Tränen in die Augen. „Ich habe nur von den Auroren die Fotos zugeschickt bekommen. Ich war am Boden zerstört, aber meine Verzweiflung hat sich bald in Wut gewandelt. Ich war entschlossen, alles zu tun, um meine Schwester zu beschützen. Tag und Nacht habe ich in der Bibliothek und in einem neu eingerichteten Trainingsraum verbracht. Du… nun, du musst diese Dinge wohl schon von diesem Besuch gewusst haben, denn du bist auf mich zugegangen, hast keine Fragen gestellt und dich einfach mit mir auf den Kampf vorbereitet. Gemeinsam mit Ron und Hermione haben wir die DA richtiggehend gedrillt. Wir waren echt gut, aber dann ist etwas passiert, das uns alle aus der Bahn geworfen hat."
Er schweigt kurz und trinkt einen Schluck Punsch aus Sheilas Glas. Es ist Harry nicht entgangen, dass die rechte, metallene Hand zuerst in Richtung seines Bechers gezuckt ist. Er kennt sich gar nicht mehr aus.
„Dumbledore ist gefallen. Und dann ist der Krieg so richtig losgegangen. Das vorher war gar kein Vergleich dazu… aber ich darf dir nichts verraten. Auf jeden Fall sind wir uns… näher gekommen." Er windet sich, als er Harrys verwirrten Blick sieht. „Ich war plötzlich auch ein Waise. Und da Ron und Hermione ein Paar geworden sind, waren wir auf einmal viel öfter nur zu zweit anstatt zu viert. Wir haben uns viel erzählt. Alles." Er schluckt. „Dann kam die Endschlacht. Du siehst ja, wie heil ich da heraus gekommen bin." Er lacht bitter auf. „Aber ich habe überlebt. Allerdings war ich ein wenig… depressiv."
Sheila beginnt zu husten und Zacharias wird rot. „Wie auch immer. Du hast dich erst in dein Studium und dann in die Forschung gestürzt und diese Prothesen hier entwickelt. Du hast mir meinen Lebenswillen zurück gegeben." Seine Wangen färben sich erneut und er schweigt für einige Minuten. Schließlich, als Harry schon glaubt, dass er nicht mehr erfahren wird, hält der Blonde ihm seine Hand entgegen. „Das goldene Schwurmal – weißt du, was es bedeutet?"
Stumm schüttelt der Zeitreisende den Kopf.
„Es ist die Farbe eines Eheschwurs."
Harry reißt die Augen auf, doch Zacharias sieht ihm an, dass er die Tragweite dieser Information immer noch nicht verstanden hat. Er schließt gequält die Augen. Warum muss der Teenager es ihm so schwer machen? All seine Zweifel… sie sind nie weg gegangen. Dass er ein Krüppel ist, anderen nur auf der Tasche liegt und von den Heilern aus gar nicht mehr alleine leben darf. Dass er eine Last ist. Dass er Harry, den Bezwinger Voldemorts, der jeden haben könnte, nicht verdient hat. Diesen großartigen, liebevollen Menschen – wie soll er da mithalten? Aber ein Blick in die grünen Augen reicht immer, um ihm einmal mehr zu versichern, dass den Schwarzhaarigen all das nicht kümmert. Die tiefe Liebe und Zuneigung, die Harrys Blick zeigt, wann immer er Zach ansieht, versichert ihm, dass der andere seiner nie müde werden wird.
Doch Zachs Selbstbewusstsein war immer schon angeknackst und seit seiner Verkrüppelung hat er kaum noch Selbstwertgefühl. Er weiß, er ist abhängig von Harry, denn die Liebe dieses Mannes hält ihn am Leben. Wenn Harry so für ihn fühlt muss er doch etwas wert sein, oder nicht? Doch trotz der letzten Nacht, die er weinend in den Armen des schwarzhaarigen Zauberers verbracht hat – nackt, ohne all die Prothesen, so, wie er wirklich ist, und seinem Geliebten trotzdem gefallend – bei dem Gedanken, ohne ihn Weihnachten feiern zu müssen, trotz all der Versicherungen und Liebesschwüre, trotz des Wissens, dass das hier passieren würde, fühlt er beinahe körperliche Schmerzen, als er nur Verwirrung in den so bekannten grünen Seelenspiegeln sieht.
Seine Stimme ist erstickt, als er die Erklärung gibt. „Das zweite Mal ist auf deinem Handgelenk." Damit erhebt er sich einfach und verlässt mit schnellen Schritten den Raum, heiße Tränen brennen in seinen Augen.

Das Bett in Rons Zimmer war ihm früher immer weicher vorgekommen, doch wahrscheinlich lag es an Zachs Abwesenheit, die ihm den Schlaf geraubt hatte. Für Stunden hatte er sich nur von einer Seite auf die andere gewälzt, immer wieder wegdämmernd und hochschreckend, wenn der Blonde in seinen Träumen einmal mehr von Selbstzweifeln übermannt wurde und weinend auf ihr gemeinsames Futonbett sank. Er kannte seinen Mann gut genug, um zu wissen, dass das tatsächlich passieren würde. Der junge Harry konnte ihm nicht die Versicherungen geben, die der ehemalige Hufflepuff so dringend brauchte.
Als er nun mit dem Rest der Familie im Wohnzimmer stand – die Zwillinge hatten jeden mit einem kalten Wasserstrahl geweckt – waren seine Augen klein und er fühlte sich ziemlich erschlagen, doch er hatte schon bei den Dursleys gelernt, das zu verstecken. Einmal abgesehen davon, dass Zach sich für jegliche Erschöpfung seinerseits die Schuld gab, immerhin rührte die meistens von im Labor durcharbeiteten Nächten (wenigstens die Nachmittage verbrachte er größtenteils zu Hause, um für Zach und Sheila, die noch zur Schule ging, da zu sein) her und das oberste Ziel seiner Forschung war es, seinem Mann das Leben lebenswerter zu machen.
Müde ließ er sich mit den Teenagern auf den Boden (zum Glück war er noch nüchtern genug gewesen, die Spuren zu entfernen und jedem einen Anti-Kater-Trank auf den Nachttisch zu stellen) vor dem Baum sinken. Der geschmückte Weihnachtsbaum war eine Tradition, die deutsche Mugglegeborene in die Zaubererwelt gebracht hatten. Außerdem verzichteten Magier meist auf die Socken, um die Geschenke aufzubewahren. Sie feierten kein religiöses Fest und kannten weder Weihnachtsmann, noch Christkind. Hier ging es nur um Familie.
Molly warf ihm einen unsicheren Blick zu. „Harry, Liebling, wegen der Geschenke-"
Er lächelte beruhigend. „Ich kann mich noch erinnern, dass ich mich am nächsten Tag sehr darüber gefreut habe.", zwinkerte er ihnen zu. „Und ihr braucht euch auch keine Sorgen zu machen, ihr bekommt von mir ganz normal die Geschenke, die ich geplant hatte." Er grinste, als er Rons rote Wangen sah.
Vielleicht waren diese Weihnachten doch nicht so ungewöhnlich, wie er erwartet hatte. Immerhin… das hier war seine Vergangenheit. Vor neun Jahren hätte es sich ganz normal angefühlt.

Frühstück.
Sheila hat ihn um fünf Uhr aufgeweckt, weil das in diesem Haus anscheinend Weihnachtstradition ist. Seufz. Dabei hat er kaum geschlafen und die ganze Nacht gegrübelt, wie er Zach jetzt gegenüber treten soll. Zu einem Entschluss ist er übrigens nicht gekommen. Naja, da kann er jetzt wohl nichts machen.
Müde tapst er hinunter in die Küche (eine Familie mit mindestens einem Kriegsinvaliden wohnt in einem dreistöckigen Haus? Nun, die Prothesen sind genial. Vielleicht ist es also tatsächlich kein Problem), wo bereits ein gedeckter Tisch wartet. Zach lässt gerade diverse Platten auf den Tisch schweben, während Sheila mit der Hand Tee und Kaffee kocht.
„Guten Morgen!", ruft sie fröhlich, sobald er den Raum betritt und stürzteauf ihn zu, um ihn zu umarmen, während ihr Bruder vorgibt, sich auf seinen Schwebezauber zu konzentrieren. „Übrigens hast du das Essen gekocht, bevor du verschwunden bist, und mit einem Haltbarkeitszauber belegt. Es hat seine Vorteile, einen Tränkemeister im Haus zu haben.", grinst sie ihn an und drückt ihn auf einen – seinen? – Stuhl. „Weil du gestern so verdattert dreingesehen hast."
Harry grinst kurz zurück, dann seufzt er und nimmt sich zusammen. „Zacharias?"
Er kann das leichte Zusammenzucken nicht übersehen, bevor sich graue Augen in seine bohren. „Ja?"
Er zögert noch einmal. „Ich… es tut mir Leid, dass ich dir nicht das geben kann, was du offensichtlich brauchst.", sagt er sanft. „Und ich kann verstehen, wenn du nicht viel Zeit mit mir verbringen willst, weil es dich schmerzt, einen Fremden zu sehen." Zach zuckt ein weiteres Mal zusammen, als seine Gefühle so auf den Punkt gebracht werden. „Allerdings würde ich wirklich gerne mehr über dich erfahren. Ich habe dich bis jetzt nicht kennen gelernt, weil du sehr abweisend warst, aber ich möchte dich mögen.", er lächelt schief. „Ich will, dass du diese Weihnachten, die für uns alle so ungewöhnlich sind, trotz der Abwesenheit meines zukünftigen Ichs genießen kannst. Es ist ja nicht mehr lange, nur noch bis vier Uhr. Und wenn er – ich – dich so sehr liebt, wie ich glaube, dann wird er alles wieder gut machen, wenn er zurück ist."
Zach starrt ihn überrascht an. Schweigt. Und schließlich nickt er, bevor sich erst ein Lächeln, dann ein Grinsen und letztendlich ein Strahlen in seinem Gesicht ausbreitet, das seine Züge, die Harry als so sauertöpfisch in Erinnerung hat, richtig erhellt. Und als er ihn so sieht, kann sich der Grünäugige augenblicklich vorstellen, dass er einmal alles tun wird, um dieses Strahlen öfter sehen zu können.

Ich weiß, dass du verwirrt bist. Im Gegensatz zu mir hattest du keine Gelegenheit, dich auf diese kleine Zeitreise vorzubereiten. Du wirst dich jedoch schnell zu Recht finden und Dinge erfahren, die unglaublich wichtig sind.
Das Wissen über Voldemort wird dir das Selbstvertrauen und die Kraft geben, auch wirklich das zu tun, von dem Sheila dir erzählen wird.
Und dein Besuch hier wird dir noch etwas Wichtiges mitteilen: Was auch passiert, du wirst am Ende glücklich sein. Eine Familie haben. Und das ist es doch, was du immer wolltest, was wir immer wollten. Also hab den Mut, deinen Weg zu gehen, denn er ist die Mühen und Schmerzen wert. Und in neun Jahren wirst du hier sitzen, im Haus deiner Familie, und diesen Brief schreiben.
In diesem Sinne Fröhliche Weihnachten, mögen sie auch ungewöhnlich sein,
Harry