Kapitel 1

Nach dem Gespräch mit Eragon und Nasuada verließ Arya das Zelt und zog sich ein weites Stück von Feinster entfernt in ein kleines Wäldchen zurück, es gab so viel über das sie nun nachdenken musste. Als sie unter die Bäume trat entdeckte sie einen kleinen Felsen, den sie ansteuerte und sich darauf niederließ. Sie blickte in das grüne Blätterdach über sich und murmelte: „Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen, doch ob er mit Freude oder Trauer verbunden sein wird, weiß ich jetzt noch nicht. Feinster und Gil´ead waren gefallen, und somit die ersten bedeutenden Außenposten des Imperiums, aber was bedeutete das schon im Angesicht des Verlusts, den sie erlitten hatten. Wie sollte es weiter gehen ohne Oromis und Glaedr. Was würde passieren, wenn Galbatorix Uru´baen verlassen und sich den Elfen entgegenstellen würde? Mit der Kraft der Elfen hätten Oromis und sein goldschimmernder Gefährte sie vielleicht vertreiben können, doch jetzt. Jetzt könnte Galbatorix die Elfen vernichten. Sie würde ihre Mutter auch noch verlieren, so kurz nachdem sie sich endlich wieder versöhnt hatten. Das wäre nicht fair. Und selbst, wenn Galbatorix seine Hauptstadt nicht verlässt, was würde geschehen, wenn Eragon und Saphira vor den Toren der Stadt stünden, bis her hatte sie geglaubt, das der alte Reiter und sein Drache dann an ihrer Seite gegen den wahnsinnigen König kämpfen würde. Wie sollte Saphira nur gegen zwei Drachen gewinnen, selbst wenn sie eine Lösung finden würden wie sie Galbatorix die Kraft der Eldunari entreißen können, so blieben doch immer noch ein alter Reiter und sein Drache, die über mehr Macht verfügen wie Eragon und dazu noch Murtagh und Dorn", sie schwieg und schluckte, als sie eine tiefe Welle der Hoffnungslosigkeit durchdrang. Sie atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen, sie durfte nicht an Eragon zweifeln, wenn er das mitbekam würde er möglicherweise verzweifeln und das war das letzte was sie in dieser Situation noch brachen konnten. Auch durfte sei Nasuada nicht allzu sehr beunruhigen, die junge Frau hatte zwar einiges Talent in ausweglosen Situationen bewiesen, doch sei verließ sich trotzdem auf ihre Beraterin. Außerdem bezweifelte Arya, dass irgend jemandem außer ihr bereits die Folgen, die dieses Unglück mit sich brachten, zu Gänze bewusst waren. Sie atmete noch einmal tief ein und stand dann auf. Im Osten ging bereits die Sonne auf und so machte sie sich auf die Suche nach Eragon und Saphira.

Sie fand sie, als sie sich gerade auf dem Weg zu Nasuadas Zelt befanden. Sie erhöhte ihre Geschwindigkeit und rannte nun leichtfüßig durch das provisorische Lager, das vor den Toren von Feinster errichtet worden war. Sie übersprang einen Haufen Steine, der wohl von einem Katapult dorthin befördert worden war und schloß zu Eragon und Saphira auf. „Wo bist du gewesen? Wie haben dich schon gesucht. Nasuada will mit uns besprechen wie wir nun weiter verfahren werden.", eröffnete Eragon das Gespräch. „Ich bin nur ein wenig spazierengegangen um meine Gedanken neu zu ordnen. Es ist gestern so viel geschehen, dass ich einfach noch nicht so weit war." Sie atmete tief durch und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. Eragon nickte. „Ich verstehe dich voll und ganz. Saphira und ich haben diese Nacht lange über Oromis und Glaedr gesprochen. Ihr Verlust schmerzt zutiefst." Arya schluchzte „Ich weiß es sollte mich nicht so mitnehmen, aber ich ... . Oromis war seit ich klein war ein guter Freund. Nach dem Tod meines Vaters hat sich um mich gekümmert, weil meine Mutter selbst vollkommen am Boden zerstört war. Und auch in den Jahren danach war er immer für mich da, wenn ich ihn gebraucht habe und Glaedr auch.", sie schwieg und kämpfte gegen die Tränen an. Eragon legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte „Wenn du willst sage ich Nasuada, das du etwas Zeit für dich brauchst und dann kannst du noch ein Weilchen spazierengehen." Arya schloß die Augen und zählte langsam bis Zehn „Nein, danke, es geht schon wieder. Lass uns zu Nasuada gehen." Mit diesen Worten stapfte sie los. Eragon sah kurz zu Saphira hinauf, zuckte dann mit den Schultern und folgte ihr. Als sie die Plane vor dem Zelt zur Seite schob und eintraten erwartete Nasuada sie bereits in Begleitung einiger anderer Führer der Varden. „Eragon, Arya, Saphira, gut das ihr da seid. Wir haben nun einen Plan gemacht wie wir fortfahren werden. Kommt rein." Nachdem sie eingetreten waren sagte sie „Wir werden weiterziehen nach Belatona, allerdings werden wir uns dafür aufteilen. Arya ich möchte das du zusammen mit Nar Garzhvog und Jörmundur einen kleinen Teil unserer Streitmacht voranführst. Wir dringen nun immer weiter in das Herz das Imperiums ein, sodass ich es für sinnvoll halte, wenn ein schlagkräftiger Spähtrupp vorauseilt." Eragon hob erstaunt den Kopf, doch es war Saphira, die antwortete „Hältst du das wirklich für klug? Wenn sie angegriffen würden, dann würden selbst Eragon und ich zulange brauchen um sie rechtzeitig zu erreichen.", gab sie zu bedenken. Und Eragon konnte in ihr die selbe Sorge um Arya spüren, die sich auch in ihm breit machte. „Ja, ich bin mir sicher, mit Arya einigen Kull und Jörmundur wird der Spähtrupp stark genug sein, um einfachen Soldaten zu trotzen. Ich habe außerdem auch für dich Eragon einen Auftrag. Ich möchte, dass du mich zu einer diplomatischen Mission begleitest. Wir werden in zwei Tagen aufbrechen." „Aber, Nasuada, wenn Saphira und ich nicht da sind, wer schützt die Varden dann gegen Dorn und Murtagh? Und wenn du nicht da bist, wer führt die Varden dann?" „Ich denke nicht, dass Dorn und Murtagh nach ihrem letzten Kampf uns kaum innerhalb der nächsten Zeit angreifen wird und was die Varden angeht, König Orrin wird das nötige tun, um sie bis zu unserer Rückkehr weiter ins Feindesland geführt haben." „Aber", doch Nasuada unterbrach Eragon. „Ich habe jetzt keine Zeit um mit dir darüber zu streiten. Mein Entschluß steht fest und ich lass mich nicht mehr umstimmen. Arya ich möchte dich bitten dich mit den anderen in zwei Stunden am Lagerausgang zu treffen." Arya nickte knapp und verließ dann das Zelt. Etwas ziellos streifte sie durch das Lager und kam schließlich, mehr durch Zufall, als durch Planung, bei ihrem Zelt an und trat ein. Etwas lustlos sammelte sie ihre Lederrüstung zusammen und legte die Schoner an Armen und Beinen an und zog sich schließlich den leichten Brustpanzer über den Kopf. Sie rümpfte die Nase, denn sie hatte nach der Schlacht keine Gelegenheit gehabt die Rüstung zu reinigen und so haftete ihr jetzt ein unangenehmer Geruch, einer Mischung von Blut und Schweiß, an. So fertig angekleidet griff sie nach ihrem Schwert und schob es in die Scheide an ihrem Gürtel und schnallte sich ihren Köcher mit Pfeilen und Bogen gefüllt auf den Rücken. Dann trat sie vor ihr Zelt und blickte noch einmal zu Himmel. Inzwischen stand die Sonne schon deutlich höher am Himmel, die Zeit war schneller als erwartet verstrichen und so machte sie sich auf den Weg zum Treffpunkt.

...

Viele Meilen entfernt ließ sich Murtagh sich auf das schmale Bett in seinem Zimmer in Uru´baen fallen. In ihm stieg tiefe Trauer auf, als er daran zurückdachte, was er vor zwei Tagen getan hatte. Wieso mussten er und Dorn nur so sehr leiden? Als sie auf Gil´ead zugeflogen sind und den goldenen Drachen gesehen hatten, war unwillkürlich Hoffnung in ihm aufgekeimt. Vielleicht, hatte er gedacht, konnten sie mit ihrer Hilfe von Galbatorix loskommen. Doch dann war alles ganz anders gekommen, Galbatorix hatte sich seiner bemächtigt und den Reiter getötet. Und als der vor wutschnaubende Drache dann auf Dorn losgegangen war, war diesem keine andere Wahl geblieben als auch diesen zu töten. Erneut hatte sie dieser verfluchte König um ihre klägliche Hoffnung gebracht und erneut machte sich in ihm tiefe Verzweiflung breit. Würden Dorn und er bis ans Ende ihrer Tage Galbatorix Lakaien sein, oder besser gesagt seine Sklaven?

In diesem Moment berührte ein Geist den seinigen und noch bevor er Gelegenheit hatte seinen Schild dem König zu senken, walzte der ihn nieder und rief mit seiner durchdringenden Stimme. „Murtagh ich möchte dich und Dorn sofort in meinem Thronsaal sehen." dann zog er sich wieder zurück und Murtagh schluckte. „Was wird er nun schon wieder wollen?" „Ich weiß es nicht", antwortete ihm Dorn „doch was immer es ist, wir sollten ihn nicht allzu lange warten lassen, denn sonst lässt er seine Wut darüber nur wieder an uns aus." Murtagh stimmte ihm zu und machte sich umgehend auf den Weg.

Vor dem Tor zum Thronsaal wartete bereits sein roter Drache auf ihn und gemeinsam traten sie ein. Der riesige Saal war, von einem Thron, auf welchem der König saß, und den gewaltigen schwarzen Drachen, einmal abgesehen völlig leer. Schnell eilten sie auf den König zu und verneigten sich. „Ihr habt euch Zeit gelassen" war das einzige was sie als Begrüßung zuhören bekamen. Nur Shruikan senkte den Kopf und grüßte Dorn. Murthag beobachtete eine Weile wie sich die beiden Drachen unterhielten, bevor er seinen Blick wieder dem König zuwandte. Doch dieser beachtete ihn gar nicht, sondern studierte statt dessen eine Pergamentrolle, sodass sich Murthag wieder den beiden Drachen zuwandte. Er wußte, dass Shruikan, neben ihm das einzige auf der Welt war, das Dorn nur ein bisschen Mut gab. Denn der große Drache schien höchst erfreut zu sein, endlich nach all den Jahren der Einsamkeit einen Gefährten seiner Art zu haben und sei es auch nur ein Welpe, dem man den Körper eines Erwachsenen Tieres verpasst hatte. Shruikan war auch der Einzige, der Galbatorix davon abhalten konnte Dorn und ihn allzu schlimm zu quälen. Dafür war ihm Murthag dankbar. Manchmal glaubte er sogar Mitleid in den großen schwarzen Augen des Draches zu sehen, so als wüsste er genau was in ihnen vorging und dann dachte er, Murtagh, sich immer, dass sie vielleicht nicht das schlimmste alles Lose gezogen hatten. Sicher sie waren dem wahnsinnigen König verpflichtet, aber sie mussten nicht ihre Gedanken mit ihm teilen. Der große schwarze Drache schien genau wie sie von der selben Verzweiflung und Trauer beseelt zu sein. Nur eben noch viel schlimmer. Ob Galbatorix den Schmerz seines Drachen überhaupt fühlte, und wenn ja, war ihm das völlig egal? Der König war das schlimmste Monster, das jemals auf dieser Erde wandelte, wenn dem so war. „Nun, Murtagh", die Worte des Königs rissen ihn aus seinen Gedanken und auch Dorn uns Shruikan schienen ihr Gespräch eingestellt zu haben um den Worten des Königs zu lauschen. „der Grund warum ich dich hergerufen habe ist der Folgende: Du hast bei deinem letzten Versuch den Reiter und seinen Drachen zu fangen erneut kläglich versagt." Murtagh sah wie Dorn sich neben ihm hinter dem schützenden Kopf des alten Drachen duckte und auch er schien einige Zentimeter zu schrumpfen. Er würde sie doch nicht nochmals dafür bestrafen, das hatte er doch schon zu genüge, oder? Und außerdem war es dieses Mal überhaupt nicht seine Schuld gewesen. Woher hätte er denn wissen sollen, dass sich Eragon elfische Verstärkung besorgt hatte? „Hörst du mir überhaupt zu?" Erschrocken nickte Murtagh und sah zu dem König empor. „Wie dem auch sei, ich habe erkannt, dass wir den Drachen nur hier her bekommen, wenn sein Reiter hier ist. Also ist der Reiter unser Ziel. Nun Murtagh, du kennst deinen Bruder. Was wäre ihm wichtig genug, damit er hierher aufbricht?" Murtagh schluckte. Seine Gedanken trudelten zurück zu der Zeit, als er mit Eragon, Saphira und der Elfe zu den Varden unterwegs war. Zu der Zeit seiner „Gefangenschaft" dort. Was bedeutete Eragon wohl, von Saphira einmal abgesehen, genug um ihn einen so fatalen Fehler machen zu lassen? Er wusste es, doch er durfte es dem König unter keinen Umständen verraten. Eragon war seine letzte Hoffnung. Der letzte Halm, an den er sich klammerte. Er hob den Kopf und sagte: „Ich weiß es nicht mein König." Galbatorix lachte, es war ein grausames, wahnsinniges Lachen, das Murtagh eine Gänsehaut bescherte „Lüg mich nicht an, Junge. Ich sehe in deinen Augen, das du mich anlügst. Also gib mir diese Information freiwillig. Oder ich werde sie mir holen." „Ich weiß es wirklich nicht mein König, ich", doch der König ließ ihn nicht einmal seinen Satz beenden, sondern drang mit unglaublicher Brutalität in seinen Geist ein und durch forstete ihn nach der gewünschten Information. Murtagh versuchte die Gedanken, welche die Elfe zum Thema hatten und alle Gespräche die er mit Eragon diesbezüglich einmal geführt hatte tief im Inneren seine Geistes zu begraben. Doch es nützte alles nichts, kurz darauf zog sich der König aus seinem Geist zurück und lächelte triumphierend. „Du weißt es nicht?", fragte er gefährlich „Du weißt nicht wie gerne dein Bruder diese Frau hat? Da hat mir dein Geist aber etwas ganz anderes offenbart. Wie kommt das nur?" „Das war vor langer Zeit, wer weiß ob sie nicht schon längst gestorben ist.", meinte Murtagh hoffnungslos. „Schon wieder Lügen, du vergisst, dass ich deinen Geist kenne, deine Erinnerungen an deinen letzten Kampf mit deinem Bruder. Du hast ihre Präsenz in seinem Geist gespürt, richtig? Ein weiteres Indiz, dafür, dass er sie zumindest hoch schätzt. Denn sonst hätte er sich nicht in so einer wichtigen Schlacht auf sie verlassen, oder? Antworte!" Murtagh schluckte einen Kommentar, der ihm und Dorn sicher einige Stunden Qualen bereitet hätte herunter uns sagte trocken „Vermutlich." Der König nickte zufrieden und fuhr fort „Damit habt ihr einen neue Aufgabe, bringt mir die Elfe und zwar lebendig. Los macht, dass ihr mir aus den Augen kommt." So schnell sie konnten eilten sei aus dem Saal und auf den Hof hinaus.