Vor ein paar Monaten bin ich über einen Autoren gestoßen, der erst vor kurzem begann Geschichten hochzuladen. Schon seine erste Geschichte hat mein Interesse geweckt. Dieses Meisterwerk ließ mich vor Glück weinen.
Die zahlreichen Gründe warum Harry Potter Luna Lovegood liebt
von
MazerRick
aus dem Englischen übersetzt von
philippii.
betagelesen von
Laleliilolu
Erste Anekdote: Der Antrag
Harry machte mit Leichtigkeit den blonden Haarschopf im Gedränge der Erstklässler aus. Ihr Anblick alleine brachte sein Herz beinahe zum Stillstand, was, selbst wenn es das tatsächlich täte, nicht wirklich eine Rolle spielen würde – schließlich ging er nun schon zum fünften Mal in die zweite Klasse. Gebieter des Todes zu sein, war eine Bestimmung, die sehr viel Zeit raubte, doch von dieser hatte er ja, dank seiner Unsterblichkeit, reichlich. Alle paar Jahrhunderte würde er sich im Schrank unter der Treppe wiederfinden – in diesem grässlichen Haus in Little Whinging.
Er wusste nicht, wieso er manchmal sein altes Leben erneut durchleben musste. Üblicherweise wachte er in einer ihm vollkommen fremden Realität auf; in einer anderen Zeit und einer anderen Welt. Obwohl das zuweilen verwirrend war, wurden ihm die endlosen Jahre dadurch nur selten langweilig. Sein erstes Leben war das einzige, in das Harry je wiederkehrte. Nicht, dass alles haargenau, wie beim ersten Mal passierte. Mitnichten, hier und da gab es leichte Abweichungen. Die Sache in seinem dritten Leben, in dem Dumbledore ein Dinosaurier war, ohne dass es jemandem seltsam vorkam, war bloß der widersinnigste Unterschied zur ursprünglichen Zeitleiste.
Eines, auf das Harry immer achtete war, so viel Abstand wie möglich zu seiner Frau zu halten. Er sorgte dafür, dass sie nicht wie in der ursprünglichen Zeitleiste gemobbt wurde, doch das war so ziemlich alles, was er in Bezug auf sie unternahm. Natürlich wollte er Dinge mit ihr machen. Sie in seinen Armen halten, sie küssen und… nun, vermutlich nicht mehr, zumindest bis sie etwas älter war, schließlich war aus seiner Sicht selbst Dumbledore ein Kind. Allein der Gedanke sich auf eine romantische Beziehung mit Luna einzulassen, erschien ihm, selbst zu einem Zeitpunkt, an dem sie schon Volljährig war, mehr als bedenklich. Nicht dass das je passieren würde. Harry würde es nicht erlauben. Er konnte sie nicht schon wieder verlieren. Und trotzdem; noch während er über seine Möglichkeiten sinnierte, haftete sein Blick ohne Unterbrechung auf dem blonden Mädchen.
Luna starrte mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen zu der verzauberten Decke hoch. Sie war einfach perfekt. Harry musste schmunzeln als er die Eicheln, die sie als Ohrringe trug, und die um ihren Hals hängende Kette aus funkelnden, vielfarbigen Murmeln, bemerkte. Ihr Name wurde aufgerufen und das blonde Mädchen hopste voll Frohsinn zum Sprechenden Hut und setzte ihn auf. Nach wenigen Momenten rief das alte Relikt:
„GRYFFINDOR!"
Das Wort hallte durch die große Halle und ließ Harry vor Sprachlosigkeit an seinem Platz erstarren, während die anderen Löwen, wie es die Tradition befahl, klatschend das neue Mitglied in Empfang nahmen. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke und als er in ihre herrlich silbernen Augen sah, wusste Harry, dass er geliefert war. Der Gebieter des Todes stieß einen tiefen Seufzer aus, die alternativen Universen, die es an sich hatten seine Pläne andauernd zu vereiteln, verfluchend.
„Na Toll. Wir bekommen Loony Lovegood", murrte Ron mit vollem Mund. Hermine tadelte den jungen Rotschopf, doch Harry nahm es gar nicht zur Kenntnis.
Er blickte ein weiteres Mal zu seiner Frau und fasste seinen Entschluss. Er konnte sie nicht wieder ignorieren. Klar, gezwungen zu sein, ohne sie in das nächste Leben überzugehen, war schmerzhaft, aber wenn es ihn schon um den Verstand brachte, die Person, die ihm am meisten bedeutete, zu ignorieren, wenn sie sich bloß im selben Raum befand, was würde erst geschehen, wenn sie regelmäßig am selben Tisch wie er aß?
Nachdem das Geschirr von den Tischen verschwunden war und Dumbledore seine Schüler ins Bett geschickt hatte, überlegte Harry noch immer verzweifelt, wie er ein erstes Gespräch mit Luna angehen sollte. Direkt vor der Tür zum Gemeinschaftsraum, wartete er das Ende von McGonnagals Rede an die Erstklässler ab und als sie schlussendlich gegangen war, gelang es Harry Luna beiseitezunehmen, bevor diese hoch in ihren Schlafsaal verschwand. Einige der anderen Schüler blickten neugierig in ihre Richtung, doch niemand war wirklich an dem Paar interessiert. Das blonde Mädchen sah, den Kopf leicht zur Seite geneigt, zu ihm auf und Harry schluckte nervös – eine Reaktion, die ihr sanfter Blick hervorrief. Lunas Augen schienen wie Monde und Harrys Verstand setzte aus.
„Hallo", begrüßte sie ihn. Harry bemerkte, dass er noch immer einen Arm um sie hatte und zog ihn hastig zurück. „Ich bin Luna Lovegood."
„Ja", hauchte er. Für einen Moment stand er einfach nur da und verlor sich in ihren wunderschönen Augen, doch schon einen Herzschlag später wurde er rot und fuhr unbeholfen fort. „Ich bin Harry. Harry Potter."
„Es ist schön dich kennen zu lernen, Harry Harry Potter", sagte sie lächelnd.
„Nein, einfach nur Harry."
„Oh. Tut mir leid. Du willst also einfach nur Harry genannt werden?"
„Nein, wieder falsch." Er seufzte. „Mein Name ist Harry Potter.
„Du hast eine komische Art dich vorzustellen, Harry Potter."
„Kann sein." Harry zuckte mit den Schultern und begann leise zu lachen; Luna stimmte ein. Er konnte nicht anders. Das ganze Gespräch war einfach so Lunamäßig. Es war verblüffend, wie eine einfache Unterhaltung mit ihr all die Erfahrung, die er in den vielen Jahren gesammelt hatte, verschwinden ließ – als würde ihre Gegenwart ihn wieder zu einem Kind werden lassen. Sein Herz sehnte sich nach ihr und ihm wurde bewusst, wie sehr er sie brauchte – wie sehr er sie vermisste. Als er merkte, wie erschreckend nahe Luna vor ihm stand, kehrten Harrys Gedanken wieder in die Gegenwart zurück.
„Du bist komisch", stellte Luna überzeugt fest. Er hätte fast aufgelacht, so abstrus war ihre Aussage. Harry versuchte das Gespräch fortzuführen, doch er hatte abermals die Fähigkeit zu sprechen verloren.
„Hm?", war das Einzige, was er herausbrachte. Na toll. Er war sozusagen die Inkarnation des Todes – tausende von Jahren alt – und er schaffte es nicht einmal einen klaren Kopf zu behalten, während er mit einer Elfjährigen redete.
„Ja", bestätigte sie, „Die Nargel schaudern sich vor dir."
„Da sind sie nicht die Einzigen."
„Wer bist du?"
„Das habe ich dir schon gesagt."
„Was bist du?"
„Schwer zu erklären", antwortete Harry.
Luna nickte, als würde das erklären, warum die unsichtbaren Wesen scheinbar extreme Angst vor ihm hatten.
„Ich sollte mich in die Heia begeben. Gute Nacht Harry Potter."
Sie drehte ihm den Rücken zu und tapste in Richtung der Mädchenschlafsäle. Noch war nichts verloren. Wenn er vernünftig handeln würde, wäre dies die einzige belangreiche Unterhaltung gewesen, die er in diesem Leben mit Luna gehabt hätte – doch das sollte nicht eintreffen. Seine kurzen Beine liefen schon, noch bevor er sich bewusst dazu entschieden hatte, dem Mädchen hinterher. Er blieb vor ihr stehen und stoppte sie. Luna wartete, bis Harry ausgeklügelt hatte, was genau er sagen wollte. Ihre Geduld wusste er zu schätzen, da er, um ehrlich zu sein, keine Ahnung hatte wie er die Situation erklären sollte.
„Ich muss dir etwas Wichtiges sagen, bevor du schlafen gehst."
„Was gibt es?"
„Naja", begann er, „hat dir dein Vater von den Heiligtümern des Todes erzählt?"
„Du meinst die, aus den Märchen von Beedle dem Barden? Daddy glaubt, dass es sie wirklich gibt."
„Es gibt sie", bestätigte Harry.
„Wie schön!", rief Luna begeistert aus. „Ich werde es ihm sofort schreiben. Er wird so glücklich sein, das zu hören." Sie versuchte an ihm vorbeizukommen, doch Harry versperrte ihr den Weg.
„Das war noch nicht alles", erklärte er. „Die Heiligtümer des Todes gibt es wirklich, und ich habe sie alle gefunden."
„Heißt das, du bist der Gebieter des Todes?"
„Sozusagen?"
„Jetzt weiß ich, wieso die Nargel dir aus dem Weg gehen!"
„Kann sein…", antwortete Harry unbestimmt. Das Gespräch ging nicht in die erhoffte Richtung. Nicht dass er wirklich wusste, was er sich erhofft hatte.
„Faszinierend! Hast du irgendwelche todischen Spezialfähigkeiten?"
„Ich kann meinen Kopf abnehmen und damit jonglieren", meinte Harry trocken. Lunas Augen weiteten sich vor Erstaunen und sie beugte sich näher zu ihm, um ihn besser beäugen zu können.
„Wirklich? Kannst du es mir zeigen?"
„Das war nur ein Scherz", klärte Harry sie lachend auf.
„Ja, das dachte ich mir." Luna biss sich nachdenklich auf die Lippe. „Man kann nicht wirklich mit nur einem Kopf jonglieren. Wir werden dir einen zweiten besorgen müssen. Kannst du dir einen wachsen lassen?"
„Nein", antwortete er glucksend.
„Oh, wie schade." In Lunas Gesicht zeichnete sich wahre Enttäuschung ab.
„Es gibt da etwas, das du wissen solltest – etwas was mit dem Titel ,Gebieter des Todesʻ zusammenhängt." Er seufzte, bevor er fortfuhr. „Ich bin alt. Sehr alt."
„Bist du dreizehn? Haben sie letztes Jahr vergessen dir deinen Hogwartsbrief zu schicken?"
„Nein." Ein trauriges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. „Ich bin ein paar tausend Jahre alt. Inzwischen kann ich nicht einmal mehr sagen, wie alt genau ich wirklich bin. Als Gebieter des Todes kann ich nicht sterben, was auch immer der Grund dafür ist. Naja… das stimmt nicht ganz. Ich sterbe schon, aber ich bleibe nicht tot; ich ziehe in ein anderes Leben weiter. Manchmal finde ich mich in einer komplett anderen Zeit, auf der anderen Seite des Universums wieder. Ab und zu aber, lande ich wieder hier. In meinem ersten Leben waren wir Freunde. Irgendwann haben wir begonnen miteinander auszugehen und… naja, schließlich haben wir geheiratet."
Den letzten Satz sagte er in leiser und nervöser Stimme. Er nahm Lunas Hand in die seinige und schaute ihr tief in die Augen.
„Ich will dir keine Angst machen und ich werde dich nie zu etwas zwingen, was du nicht willst", versicherte Harry ihr flüsternd. „Ich vermisse dich einfach, Luna. So richtig."
„Wir waren verheiratet?"
„Ja, wir waren verheiratet. Sogar für etwas mehr als ein Jahrhundert", bestätigte er.
„OK", sagte sie nickend. „Du machst mir also einen Antrag?"
„Was?"
„Nicht? Dann bleibt es wohl an mir hängen. An einen Verlobungsring habe ich aber beim packen nicht gedacht… Oh! Das hätte ich beinahe vergessen. Ich habe das hier." Luna fasste in ihre Tasche und holte einen farbenfrohen Plastikring hervor. „Muggel lassen die spannendsten Dinge herumliegen. Also, Harry Harry Potter, einfach nur Harry, Harry Potter: Willst du mich heiraten?"
Harrys Blick wanderte zu dem Plastikspielzeug hinab, das ihm entgegengestreckt wurde, und dann zurück zu Luna. Seine Augen hatten sich geweitet; er war sprachlos. Er nahm seine billige Brille ab und wischte sich die Träne weg, die sich im Winkel seines rechten Auges zu bilden begonnen hatte, denn er würde jetzt verdammt nochmal nicht weinen. Seine Hände zitterten, als er den Ring nahm und ihn an seinen Finger steckte. Kurz noch blieb sein Blick auf ihm haften, dann grinste er Luna an, die das Lächeln erwiderte. Ein paar Tropfen Wasser rannen ihm übers Gesicht und verschwanden in seiner Robe, was natürlich daran lag, dass die Decke undicht war.
„Ja", sagte er euphorisch und zog sie in eine Umarmung. „Ich werde dich heiraten."
„Sehr gut. Ich werde Papa schreiben, dass er unsere Hochzeit vorbereiten muss."
Sie küsste ihn auf die Stirn und hopste davon. Harry schniefte und merkte, dass er es sich nicht helfen konnte wie besessen zu grinsen. Sanft über die Plastikoberfläche des Ringes streichend, starrte er Luna nach, die eben die Treppe hoch verschwand.
Merlin, er liebte dieses Mädchen.
Harry seufzte beseelt und kehrte in seinen Schlafsaal ein. Ron blickte zu ihm auf, als er eintrat und hob eine Augenbraue. Harry ignorierte den verwirrten Blick der die Züge seines Freundes zierte und machte sich – permanent lächelnd – bettfertig. Der Rotschopf wurde wohl neugierig, als das Grinsen nach mehreren Minuten noch immer in Harrys Gesicht klebte, denn er fragte:
„Wieso so gut drauf?"
„Ach, nichts", kicherte, kicherte[!] der Gebieter des Todes. „Ich habe mich nur eben mit Luna Lovegood verlobt."
TN.: An jene, die es noch nicht mitbekommen haben: dies ist eine Oneshotsammlung, ich kann jedoch nicht abschätzen, wie regelmäßig die Kapitel kommen werden, da MazerRick erst zwei weitere Kapitel geschrieben hat. Ich habe vor weitere Kapitel zu übersetzen (das nächste ist schon in Arbeit) werde aber vermutlich die (meines Erachtens) nicht so gut gelungenen überspringen.
Besten Dank an meine Beta Laleliilolu!
