Genre: Familie, Humor

Hauptcharaktere: Harry, James und Lily Potter, Sirius Black, Remus Lupin

Nebencharaktere: Severus Snape, Draco und Narcissa Malfoy, die Weasleys, Albus Dumbledore und viele weitere

Warnungen: AU

Altersfreigabe: ab 6

Inhaltsangabe: Jedes Kind freut sich auf Weihnachten, denn Weihnachten ist toll, Weihnachten ist wunderbar. Wenn du allerdings vier Jahre alt bist, die liebenswürdigste Mutter der Welt hast und dein Vater, dein Pate und deren bester Freund einmal die berühmt berüchtigten Rumtreiber waren, dann ist schon die Weihnachtszeit ein einziges Abenteuer und der 25. Dezember nur das Sahnehäubchen auf Onkel Siris heißgeliebtem Schokoladenkuchen.

Anmerkungen: Voldemort ist tot und Harry kann unbeschwert bei seinen Eltern aufwachsen. Durch den Tod des Dunklen Lords dürften sich bestimmte Personen natürlich auch anders verhalten, aber das werdet ihr im Laufe der FF schon bemerken. Ansonsten ist die FF natürlich vor allem süß und niedlich, aber so ganz ohne ein klein wenig Tiefe kommt ihr mir auch hier nicht davon^^ Ach ja, soweit ich weiß spielen die Engländer an Weihnachten nicht die Weihnachtsgeschichte nach und die Kinder haben da auch keinen Adventskalender, aber letzteres ist nun mal ein wichtiger Bestandteil der FF, also hoffe ich, dass ihr darüber hinwegsehen könnt :D

Disclaimer: Die Charaktere gehören J.K. Rowling, nur der Plot und die Weiterentwicklungen meiner Lieblinge sind meins

Reviews: Wichtig und gern gesehen, denn sie motivieren ungemein, sind der einzige Lohn, den man als FF-Autorin erwarten kann und eindeutig Balsam für die Seele, es gibt nichts Schöneres. Natürlich verstehe ich, dass ihr nicht unbedingt jeden Tag Zeit findet, mir eine Antwort dazulassen (wobei das ja soooo lange auch nicht dauert *Dackelblickaufsetz*), aber ich hoffe einfach auf so viele Rückmeldungen wie möglich^^

Updates: Jeden Tag vom 1. bis zum 25. Dezember. Ich werde versuchen, das jeweilige Kapitel bis spätestens 15 Uhr onzustellen.

Widmung: Gewidmet meinen lieben Reviewern, die mich jetzt mittlerweile schon seit mehr als drei Jahren unterstützen, kritisieren und motivieren. Ihr seid die Besten! *knuddel*

Samstag, 1. Dezember 1984, 5.30 Uhr

"Mummy?" Ein schwarzer Wuschelkopf schob sich langsam durch den Türspalt und beobachtete von dort, wie sich eine Hand unter der Bettdecke hervorkämpfte und auf dem Nachttisch herumtastete, bis... RUMS! "Lily? Schon wieder die Lampe?", brummte eine verschlafene Stimme und ein leises, bestätigendes Kichern ertönte. "Lumos!" "Harry?", erklang es fast gleichzeitig und während der Schein des Lichtes langsam den Raum erhellte, schlug die Frau die Bettdecke zurück und klopfte auf die Matratze. "Komm her, Schatz." Mit einem begeisterten Quieken und so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, lief der kleine Junge zu seiner Mutter hinüber und kuschelte sich dann zu ihr unter die Bettdecke. "Du meine Güte, hattest du deine Füße im Eisfach?", lachte sie und rieb wärmend mit ihren Händen über eben diese, woraufhin der Schwarzhaarige aufschrie und dann glucksend sein Gesicht an ihrem Hals versteckte. "Ach, ich vergaß, wir sind ja kitzelig", schmunzelte die Frau, ließ ihn dann aber los und strich ihm stattdessen über den Rücken.

"Was ist los, Schatz? Hattest du einen Albtraum?" Der kleine Kopf an ihrem Hals schüttelte sich verneinend. "Hast du Bauchschmerzen? Siehst du, James, ich habe es euch ja gesagt: Die Pizza war viel zu scharf für ihn, ihr hättet darauf bestehen müssen, dass er sich eine andere bestellt!" "Er wollte eben das Gleiche wie sein Vater und sein Pate essen", antwortete ihr Mann, setzte sich auf, schaltete seine Nachttischlampe ein, löschte das Licht seines Zauberstabes und ein "Reparo!" später waren dann auch die Scherben auf dem kleinen Tischchen wieder verschwunden. "Und so ein bisschen Salami hat noch keinem Magen geschadet!" "Also James, manchmal bist du wirklich..." "Mummy?" "Oh entschuldige, Schatz, was wolltest du sagen?" "Mummy, jetzt ist doch morgen, oder?" "Das kannst du laut sagen, verdammt früher Morgen sogar! Ich dachte ja eigentlich, dass du das mit dem durchschlafen schon vor langer Zeit gelernt hast, aber anscheinend habe ich mich da geirrt!" "James!" "Ja ja, schon gut!" "Mummy?" "Entschuldige Schatz, du kennst ja deinen Vater. Ja, wir haben Morgen, weswegen möchtest du das denn wissen?" "Weil... weil wenn jetzt morgen ist, dann darf ich heute das erste Geschenk aufmachen! Du hast gesagt, dass ich ab morgen jeden Tag etwas kriege und jetzt ist morgen!"

"Ja, Lily", stimmte sein Vater breit grinsend zu, "Das stimmt! Du hast gestern gesagt, dass er morgen Morgen das erste Mal an seinen Adventskalender darf. Und jetzt ist morgen Morgen, na ja eher morgen Nacht." "James?" "Ja?" "Klappe zu!" "Okay!", lachte er fröhlich und auch sein Sohn gluckste glücklich, setzte sich dann aber auf und zupfte seine Mutter ungeduldig am Nachthemd. "Und?" "Was "und", Harry?", fragte sie unschuldig und der Kleine rollte mit den Augen. "Mum-my! Das Geschenk!" "Ach ja, richtig", lachte sie, stemmte sich hoch, griff nach ihrem Zauberstab und band mit einer eleganten Bewegung ihre Haare zusammen. "In Ordnung, wir wollten zwar eigentlich heute ausschlafen, aber gut, damit hätten wir natürlich rechnen müssen. Dann hilft Daddy dir jetzt beim Waschen und ich packe noch die letzten drei Geschenke ein, okay?"

Ihr Sohn nickte begeistert und lief sofort ins angrenzende Badezimmer, ihr Mann allerdings wirkte alles andere als glücklich. "Hättest du das nicht gestern Abend machen können? Du weißt doch wie er ist, das wird sicher wieder eine Megaüberschwemmung geben!" "Es ist nicht mein Problem, dass du dich jedes Mal auf eine Wasserschlacht einlässt. Und muss ich dich jetzt wirklich daran erinnern, warum ich gestern nicht mehr dazu gekommen bin, die letzten drei Päckchen einzuwickeln?" Die Wangen des Schwarzhaarigen färbten sich rot und er starrte verträumt in die Luft. "Ach ja..." "Ja!", antwortete sie knapp, lächelte dann aber und drückte ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. "Und jetzt sieh bitte nach Harry, ja? Bevor er noch das ganze Badezimmer flutet..."

Ihr Mann grinste, griff nach seiner Brille und trottete dann langsam ins Bad. Sekunden später hörte man das Plätschern des Wassers und zweistimmiges, lautes Gelächter. Die Rothaarige lächelte sanft, schlüpfte in ihre Hausschuhe, griff erneut nach ihrem Zauberstab und warf sich dann ihren Bademantel über. Gähnend tapste sie in den Flur, hob Harrys Lieblingskuscheltier und seine Schmusedecke auf und trug beides nach unten in die Küche. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabes rief sie Geschenkpapier und viele kleine, bunte Schleifchen herbei und zog gleichzeitig einen kleinen Weidenkorb unter der Spüle hervor. Schnell griff sie nach den einzigen noch nicht eingepackten Gegenständen und machte sich dann mit geübten Fingern an die Arbeit. Schon Minuten später blickte sie zufrieden auf ihr Werk und legte die Päckchen zu den anderen in den Weidenkorb. Harry war schon immer fasziniert von Heißluftballons gewesen und so hatte sie dieses Jahr kurzerhand den Brotkorb zum Adventskalender umfunktioniert. Die kleineren Geschenke hatte sie in vielen Säckchen verstaut, die jetzt fröhlich an dem Körbchen hin- und her baumelten, während die größeren in dem Weidenkorb lagen und von einem Stoffnikolaus bewacht wurden. Abgerundet wurde das Bild von einem von vielen zu einem Netz verknüpften Kordeln umrundeten Wasserball, der jetzt wiederum von ihr mit einem Zauber belegt wurde, sodass er in der Luft schwebte und dort seine Runden drehte.

Die Rothaarige lächelte zufrieden und begann dann den Frühstückstisch zu decken. Als sie gerade dabei war, die Eier in den Eierbechern zu verstauen und jedem ein Glas Orangensaft einzugießen, betrat das vierte Mitglied der Familie Potter die Küche. "Hallo Mina", begrüßte Lily die Hauselfe sanft, welche aber alles andere als begeistert wirkte. "Mina macht das Frühstück, das ist Minas Aufgabe! Missy Potter kümmert sich um den jungen Master, Mina macht den Haushalt, so muss das sein!" Die kleine Mina war die einzige Hauselfe der Potters und etwa ein Jahr älter als Harry. Als ihre Eltern kurz nach seiner Geburt getötet wurden, hatten die Potters sie aufgenommen und seitdem war sie Harrys beste Freundin. Und auch wenn sie mit den Jahren gelernt hatte die drei beim Vornamen zu nennen, so war doch alles vergessen sobald sie sich aufregte und das kam leider ziemlich häufig vor, denn im Gegensatz zu den meisten Hauselfen besaß Mina ein leicht entzündliches Temperament.

Lily erinnerte sich nur zu gut an die diesjährige Halloweenparty, auf der es ein Ministeriumsangestellter gewagt hatte, Harry als ungezogenes kleines Gör zu bezeichnen, weil er von sämtlichen Vorspeiseplatten die Wurst stibitzt und diese dann zufrieden grinsend in einer Ecke verputzt hatte. Die Gäste hatten das allesamt niedlich gefunden, nur besagter, etwas betuchter Ministeriumsmitarbeiter hatte sich echauffiert, was er aber sehr schnell bereut hatte. Lily hatte die Situation noch immer genau vor Augen: Während Harry sich von seiner Mutter trösten ließ, die bitterböse Blicke in Richtung des Mitarbeiters ihres Mannes abschoss, bugsierte Mina, die gerade den Hauptgang hatte auftragen wollen den Mann per Elfenmagie und laut schimpfend aus dem Haus. Dass dieser sich dabei die eine oder andere Beule zuzog schien sie eher zu freuen als zu stören und obwohl dieses Verhalten von den meisten Besitzern wohl eine harte Bestrafung nach sich gezogen hätte, kümmerte es die Potters wenig. Natürlich war Mina eine Hauselfe und übernahm eben auch für diese typische Aufgaben, aber vor allem war sie war eine Freundin, ein Teil der Familie, alles was sie tat, tat sie freiwillig und sie wurde auch nie bestraft. Mina liebte die Potters und die Potters liebten Mina, sie war in ihren Augen genauso viel wert wie jeder Mensch auf diesem Planeten, auch wenn das manche reinblütige Familien für den Verrat ihrer Werte hielten, aber so etwas kümmerte Harrys Eltern schon lange nicht mehr.

"Ach Mina, wir hatten doch übers Kochen geredet, erinnerst du dich? Aber es wäre mir eine große Hilfe, wenn du ein paar Brötchen toasten könntest!", sagte Lily sanft, füllte die Milch in einen großen Glaskrug um und stellte sie auf den Tisch. Die Hauselfe knurrte ungehalten und beobachtete das ihr so verhasste Muggelgerät dann misstrauisch. Anfangs war sie ja noch begeistert von den vielen unbekannten Geräten gewesen und hatte sie mit Feuereifer ausprobiert, aber seit sie es irgendwie geschafft hatte ihre eigenen Finger zu toasten, war sie diesbezüglich sehr vorsichtig geworden. Andererseits lag ihr nun aber auch nichts ferner als ihrer Herrin einen Wunsch abzuschlagen, dazu war sie einfach noch zu sehr Hauselfe. Also steckte sie leise vor sich hin grummelnd den Stecker in die Steckdose, öffnete mit einem Schnippen die Brottruhe und ließ zwei Brötchen auf den Toaster schweben. Lily lächelte dankbar, drückte den Griff nach unten und deckte den Tisch dann zu Ende.

Mina war gerade dabei Lily auszuschimpfen, weil sie jetzt nicht wusste womit sie die fertigen Brötchen transportieren sollte, da der Weidenkorb ja nun von ihr zweckentfremdet worden war, als Harry und James die Küche betraten. Letzterer trocknete gerade sein Schlafanzugoberteil mit einem Schlenker seines Zauberstabs und hob dann seinen Sohn auf dessen Lieblingsplatz. "Daddy!", schmollte der Schwarzhaarige sofort und James hob fragend eine Augenbraue, lachte aber dann. "Entschuldige", gluckste er und beschwor drei Kissen herauf, die er Harry unter seinen Po schob, sodass dieser nicht mehr mit der Nase gegen die Tischplatte stieß. "Danke, Daddy", lächelte der Kleine, nur um sich dann neugierig umzuschauen. "Wo ist mein Zug?" In den letzten drei Jahren hatte seine Mutter ihm einen aus Pappkartons und Toilettenpapierrollen gebastelten Zug mit kleinen Aufmerksamkeiten gefüllt. Besonders lange hatte diese Art von Adventskalender allerdings nie gehalten, denn entweder hatte Harry so lange mit ihm gespielt, bis er auseinanderfiel oder er war Padfoot zum Opfer gefallen, als dieser mal wieder zu übermütig herumtollte. Wie auch immer, in den letzten Monaten hatte sich Harry die Zahlen beigebracht, war also fähig das jeweils richtige Geschenk zu erkennen und dass der Heißluftballon anders als seine Vorgänger außerhalb der "gefährlichen Zone" schwebte, wie Lily sie so gerne nannte, also nicht zufällig beim Toben zerstört werden konnte, war dabei ein recht nützlicher Nebeneffekt.

"Schatz, du bist doch jetzt schon ein großer Junge und große Jungen haben richtige Adventskalender. Ich kann dir natürlich auch wieder einen Zug basteln, dann kannst du dir immer aus fünf Geschenken eins aussuchen, aber ich dachte eigentlich, dass du mittlerweile alt genug wärst, um selbst zu erkennen, welche Überraschung für welchen Tag gedacht ist. Aber du hast recht, Harry, damit warten wir besser noch ein paar Jahre." "Nein, nein!", widersprach der Schwarzhaarige hastig und mit großen Augen. "Ich kann das! Ich bin schon groß!" Lily lächelte verschmitzt. "Wenn du das sagst, Liebling, dann will ich dir mal vertrauen." In diesem Moment entdeckte ihr Sohn seinen Adventskalender, der gerade an ihm vorbeiflog. "Luftballon!", quietschte er begeistert und sah dann die vielen Geschenke aus dem Weidenkorb herauslugen. "Ist das meiner? Ist das meiner? Oh, Mummy, darf ich jetzt schon? Darf ich, darf ich, darf ich? Oh Mummy, bitte! Bittteeee!" Die großen Kulleraugen und der flehende Blick ließen Lilys Herz erweichen und sie seufzte tief auf. "Aber das ist eine Ausnahme, das weißt du! Morgen wird wieder zuerst gegessen, in Ordnung?" Der Kleine beeilte sich zu nicken und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. "Darf ich jetzt, darf ich jetzt?"

"Quäl ihn doch nicht so, Lils", schmunzelte sein Vater, lehnte sich an den Kühlschrank und biss hungrig in ein Croissant, das er sich wohl stibitzt hatte. "James, wir essen gemeinsam!", schimpfte Harrys Mutter und blitzte ihn gespielt böse an. "Also wirklich, du bist kein besonders gutes Vorbild!" Ihr Mann grinste nur, biss erneut genüsslich in sein Croissant und nickte seinem Sohn dann auffordernd zu. "Na los, sieh mal nach, was Mummy dir für heute eingepackt hat!" Die Augen des Kleinen leuchteten vor Begeisterung und er rutschte mittlerweile so aufgeregt hin und her, dass es ein Wunder war, dass die Kissen noch nicht auf den Boden gefallen waren, rührte sich aber nicht von der Stelle und sah seine Mutter stattdessen mit großen Kulleraugen an. Sie lächelte sanft und nickte dann. "Na los, schau mal nach." Mit einem begeisterten Schrei sprang Harry von seinem Stuhl hinunter und lief sofort zu dem Heißluftballon hin, der jetzt - als hätte er ein Gehirn - immer schneller seine Runden drehte. Der Schwarzhaarige stutzte kurz, hetzte seinem Adventskalender dann aber sofort hinterher.

Ein paar Minuten später saß James am Tisch, trank seinen Orangensaft, beobachtete seinen mittlerweile etwas erschöpft wirkenden Sohn und streichelte dabei abwesend den Bauch seiner Frau, die sich auf seinem Schoß an ihn gekuschelt hatte. In diesem Moment blieb der Vierjährige stehen, die Wangen zornesrot und die Augen verdächtig glitzernd. "Oh Baby", machte Lily sofort und eilte auf ihn zu, um ihn in die Arme zu schließen und zu trösten. "Vielleicht habe ich den Zauber ein wenig zu oft geübt, weißt du, er sollte eigentlich nur an die Decke schweben, sobald du hier herumtobst. Und dass er die Geschwindigkeit verändern kann... also mein Werk ist das nicht." Der Kleine schniefte an ihrem Hals. "Das ist ganz, ganz doll gemein. Ich will mein Geschenk!" "Ich helfe dir", bot seine Mutter an, hob ihn hoch und griff dann nach dem Heißluftballon, der sofort vor ihr zurückwich. Dieses Spiel wiederholte sich noch ein paar Mal, bis es Lily zu bunt wurde und sie nach ihrem Zauberstab griff. "Jetzt hör mal zu, Mister! Du rückst jetzt sofort die Geschenke raus, ich habe mir doch nicht umsonst wochenlang einen Kopf gemacht! Ich zähle jetzt bis drei, dann lass ich dich platzen! Eins... zwei..." "Ähm, Lily, ich mach das schon", murmelte James, zog den Zauberstab und schwang ihn über dem Kopf als wolle er ein Lasso auswerfen, kurz darauf verringerte sich die Geschwindigkeit des Heißluftballons enorm.

"Du warst das?", fragte Lily mit hochgezogenen Augenbrauen und ihr Mann grinste schief. "Ich dachte, das wäre lustig. Ich habe ihn gestern Abend gefunden und ähm..." "Sehen wir irgendwie amüsiert aus?", unterbrach ihn Lily und sein Blick huschte von ihren Augen, die etwas dunkler als sonst wirkten zu dem Gesicht seines Sohnes, auf dem immer noch leichte Tränenspuren zu erkennen waren. "Tut mir Leid, Harry", murmelte er beschämt, stand auf und nahm ihn auf den Arm. "Wir gucken jetzt zusammen, was Mummy sich heute für dich ausgedacht hat, ja?" "Okay", schniefte der Kleine leise und ließ zu, dass sein Vater ihm das Gesicht mit dem Ärmel seines Oberteils abwischte. Immer noch seinen Sohn haltend griff James mit der freien Hand nach dem Adventskalender und hielt ihn so vor Harrys Gesicht, dass der Vierjährige ohne große Verrenkungen nach der richtigen Nummer suchen konnte.

"Da!", schrie er kurz darauf begeistert und griff nach einem der Säckchen. "Da ist die Eins, siehst du, Daddy? Da ist die Eins!" "Gut gemacht", lächelte James und sah geduldig zu, wie Harry an dem Knoten herumfuhrwerkte und ihn dann nach geschlagenen drei Minuten endlich auf bekam. Mit einem stolzen Triumphschrei riss er das Säckchen an sich und inspizierte dann den Inhalt. Während Harry nun das Stoffstück unachtsam auf den Boden fallen ließ, was Lily offenbar alles andere als gut fand, aber unkommentiert ließ, setzte sich James zurück auf seinen Platz und kraulte seinem Sohn den Rücken. "Schau, ein Buch!", sagte Harry und hielt sich das etwa fingergroße Heft vor die Augen. James runzelte die Stirn. "Schatz, was...?" "Du musst es vergrößern", antwortete Lily augenrollend und James grinste schief. "Natürlich. Du musst entschuldigen, es ist schließlich noch früh am Morgen." "Bei dir ist doch immer früh am Morgen", antwortete Lily trocken, grinste aber, drückte ihm einen kurzen Kuss auf den Mund und ließ sich auf ihrem Platz nieder. James streckte ihr kurzerhand die Zunge raus, vergrößerte Harrys Geschenk aber kommentarlos, was allerdings weniger daran lag, dass er nichts erwidern wollte, sondern eher daran, dass ihm einfach nichts Intelligentes einfiel.

"Oh schau, Daddy, Pferdchen!", riss ihn die begeisterte Stimme seines Sohnes aus seinen Überlegungen bezüglich eines frechen Spruchs und er hob eine Augenbraue. "Lily, was bei Salazar hast du ihm geschenkt?" Seine Frau lächelte. "Ein Malbuch, aber kein magisches, sondern eins aus der Muggelwelt." "Und du schenkst ihm eins mit... Pferden? Gab es keine vernünftigen mehr? Welche mit Autos, Rennwagen, Feuerwehrmännern oder du weißt schon... diesen Typen mit den Helmen und den Westen... uhm, mit Bauarbeitern?!" "Doch", sagte Lily, "Aber die hätten Harry nicht gefallen, das ist doch langweilig. Ich hätte wissen müssen, dass dir das Malbuch nicht gefällt..." "Ja, aller..." "Ich hätte doch die Ballerinen nehmen sollen!" "Ja... LILY! Das ist nicht witzig!" "Doch, finde ich schon", gluckste sie und er schnaubte. "Außerdem sind es keine Pferde, sondern Einhörner!"

"Oh", machte James und legte die Stirn in Falten, "Einhörner sind okay, Einhörner sind magisch und Einhörner sind gefährlich, schließlich haben sie ein Horn auf der Stirn, ja, das ist okay... Moment", er stutzte, "Hast du nicht gerade gesagt, dass du das Ding in der Muggelwelt gekauft hast?" Blitzschnell zog er seinem Sohn, der gerade aufmerksam die Zeichnungen studiert hatte, das Heft unter der Nase weg, warf einen kurzen Blick auf das Deckblatt und stöhnte. "Ich wusste es! Guck dir das an, Lily! Giftgrün und pink! Giftgrün und pink stellen die magische Wesen dar! Das ist eine Frechheit, die verspotten unsere Welt, alles was uns etwas bedeutet und an was wir glauben, das ist Blasphemie, jawohl!"

"James?" "Ja?" "Nimmst du irgendwelche Pillen?" "Nein, das weißt du doch!" "Dann solltest du vielleicht damit anfangen", grinste sie, woraufhin ihr Mann ihr lachend die Zunge rausstreckte. "Ich habe vielleicht in den letzten Wochen etwas zu viel Zeit mit Mad-Eye verbracht und bin vielleicht auch gerade ein klitzekleines bisschen übers Ziel hinausgeschossen, aber das tut jetzt hier nichts zur Sache. Mein Sohn malt jedenfalls keine Einhörner pink und grün an, dass das mal klar ist!" "Nun, mein Sohn malt Dumbledore auch ein rosa Kleid an den Leib, wenn ihm das gefällt!", gab sie schnippisch zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Daddy? Kann ich mein Buch wiederhaben, bitte?" "Oh Harry, du willst doch bestimmt nicht so ein doofes Malbuch haben, oder? Wir kaufen dir ein anderes, ja? Eins für Männer! Eins, das eines Potters würdig ist!" "Aber ich mag Pferdchen", widersprach sein Sohn mit zitternder Unterlippe und feuchten Augen. "Oh toll, James. Da siehst du, was du angerichtet hast!", schimpfte Lily und hob den Vierjährigen auf ihren Schoß. "Ist Daddy böse auf mich? Hat er mich jetzt nicht mehr lieb?", wisperte er ganz leise gegen ihren Hals, allerdings nicht leise genug. James wurde blass und sah beschämt zu Boden, während Lily versuchte ihn mit ihren Blicken zu erdolchen. "Natürlich habe ich das, Schatz", widersprach Harrys Vater energisch, "Ich finde nur nicht, dass Einhörner das Richtige..." "Daddy ist nur verwirrt, weil er heute das erste Mal in seinem Leben ein Fremdwort benutzt hat", fuhr Lily dazwischen und verhinderte so, dass ihr Mann es nur noch schlimmer machte. "Weißt du, eigentlich ist es ja noch recht früh. Was hältst du davon, wenn wir das Frühstück auf später verschieben und du jetzt deine Buntstifte holst und dann mit Daddy dein Geschenk ausprobierst?" "Au ja", machte Harry und strahlte mit einem Mal wieder. Etwas ungelenk kletterte er vom Schoß seiner Mutter herunter, nicht ohne sich vorher noch unauffällig die Nase an ihrem Bademantel abzuwischen und rannte dann so schnell wie möglich in Richtung Treppe.

"Jetzt stell dich bitte nicht so an und lass Harry seine Freude! Du kennst doch seine Begeisterung für alles was vier Beine hat!", sagte Lily leise und drückte kurz die Hand ihres Mannes. "Ich verstehe sowieso nicht, warum du dich so anstellst." James seufzte gequält. "Mussten es denn gerade so scheußlich grelle und kitschige Einhörner sein?" "Es ist nur eine Vorlage, James, das bedeutet nicht, dass Harry sie auch so ausmalen wird. Und zu deiner Frage: Wenn du dich nicht wenigstens ein klitzekleines bisschen aufregst, macht das Ganze ja keinen Spaß." "Du hast Glück, dass du so verflucht sexy bist", knurrte James, aber seine Mundwinkel zuckten. "Ich weiß", antwortete Lily leichthin, stand auf und ließ sich wieder auf seinem Schoß nieder. "Ach Harry?", rief sie, "Vergiss nicht deinen pinken Stift, ja? Das ist nämlich Daddys Lieblingsfarbe und er will heute den ganzen Tag mit nichts anderem mehr malen!"

"Ich hasse dich", wimmerte James, zog sie an sich heran und küsste sie. "Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich!", nuschelte er gegen ihre Lippen, die sich sofort zu einem Lächeln verzogen. "Du warst schon mal überzeugender." "Ich weiß", grinste er, schob sie dann aber ein Stück von sich und sah sie ernst an. "Ich bin so glücklich, Lily, so unglaublich glücklich." "Sogar so sehr, dass du mit unserem Sohn Einhörner anmalst?", fragte sie frech und er antwortete mit einem Lächeln: "Ja, sogar so sehr. Aber eins schwöre ich dir: Solltest du es jemals wagen, ihm Schleifchen ins Haar zu binden..." "Hey, ich bin doch nicht lebensmüde, Sirius würde mich umbringen!" "Sirius?!" "Oh", sie tätschelte seinen Arm, "Du natürlich auch, Schatz!" "Das will ich aber auch gemeint haben", murmelte er und zog seine Frau noch ein wenig näher an sich heran. "Na dann mal los, lass uns Pferdchen anmalen."