Rory saß auf der Couch im Wohnheim und schrieb an einem Artikel über die Einstellung eines neuen Professors für Literatur an der Yale
University. Besser gesagt, sie hatte vor diesen Artikel zu schreiben, konnte ihre Gedanken aber einfach nicht ordnen. Sie hatte das jetzt
schon vier Tage vor sich her geschoben, da es ihr schon schwer genug fiel sich auf die Vorlesungen und die zahlreichen Hausaufgaben zu
konzentrieren.
Was war nur mit ihr los? Normalerweise versank sie quasi in den Themen, um die es in ihren Aufgaben ging. Seufzend warf sie Block und
Stift zur Seite, stand auf und griff zum Telefon. Ihre Finger wählten die Nummer automatisch und Sekunden später tönte eine verwirrte
Stimme aus dem Hörer: „Jaah?"
„Hey Mum."
„Süße, was gibt's?"
„Muss ich einen bestimmten Grund haben um meine Mutter anzurufen?" Rory lachte bei dem Versuch beleidigt zu klingen.
„Nöö…aber…ich war gerade, also…" „Hey, wer ist denn dran?" hörte Rory Lukes Stimme.
„Oh…" obwohl keiner sie sehen konnte bekam sie einen roten Kopf. „Sorry…ich…ist schon gut, bis dann!" schnell legte sie auf. Noch
während sie verwirrt und mit roten Wangen da stand stürmte Paris ins Zimmer.
„Rory, hast du meine Notizen von der Vorlesung über Faulkner gesehen?" Sie blätterte Rorys Block durch.
„Nein. Das ist mein Artikel für die Zeitung." Sie griff nach dem Block, der nach Paris Suche schon etwas zerfleddert aussah.
„Das", Paris blickte auf die leeren Seiten, „ist dein Artikel, für den du eine Woche Zeit hattest und den du heute abgeben musst?"
Skeptisch sah sie Rory an.
„Ach, ich weiß auch nicht was momentan mit mir los ist. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren, egal ob in den Vorlesungen oder bei
den Hausaufgaben, es ist als wäre in meinem Kopf ein schwarzes Loch das alle sinnvollen Gedanken in sich aufsaugt!" All das worüber sie
mit ihrer Mutter hatte sprechen wollen sprudelte aus ihr heraus.
Paris kritischer Blick taxierte sie von oben bis unten.
„Na, ist doch ganz klar", sie lief in das Schlafzimmer, vermutlich um dort weiter nach ihren Notizen zu suchen.
Verwirrt blieb Rory im Wohnzimmer stehen. Bevor sie etwas sagen oder fragen konnte, steckte Paris den Kopf noch mal durch die Tür.
„Du bist verliebt!"
Und schon knallte sie die Tür hinter sich zu.
Für einen Moment war Rory baff, doch dann stürzte sie auf die Tür zu und riss sie auf.
„Verliebt, wie kommst du denn darauf? In wen denn bitteschön?"
„Zu Frage eins: Du kannst dich nicht konzentrieren – was bei dir schon was heißen will – und außerdem wälzt du dich nachts dauernd hin
und her weil du nicht schlafen kannst." Rory öffnete den Mund.
„Versuch gar nicht erst zu widersprechen, das habe ich mitgekriegt, dein Bett knarrt ziemlich.
Und zu Frage zwei: Woher soll ich das bitte wissen? Aah, hier sind sie", Paris hatte die ganze Zeit über sämtliche Schubladen durchwühlt
und hielt nun triumphierend ein paar Blätter in die Höhe. „Bis dann." Und weg war sie.
Rory setzte sich auf ihr Bett und dachte über Paris Worte nach. Das war doch vollkommener Quatsch. Man merkt doch wohl wenn man
verliebt ist! Sie schüttelte den Kopf, wie um den seltsamen Gedanken loszuwerden. Sie sollte sich mal wieder durchchecken lassen,
vielleicht war sie auch einfach nur ein wenig angeschlagen. Kopfschmerzen hatte sie in letzter Zeit auch öfter gehabt…
Seufzend stand sie auf und ging wieder ins Wohnzimmer, um sich endlich um den Artikel zu kümmern. Sie griff nach den Informationen, die
Doyle ihr gegeben hatte. Den Artikel zu schreiben war eigentlich keine Arbeit, da die Leitung der Yale alles Wesentliche an die Redaktion
gefaxt hatte.
Rory nahm den Lebenslauf des neuen Professors zur Hand und wollte gerade anfangen zu schreiben, als ihr ein Name ins Auge stach.
Besser gesagt, der Nachname des Professors.
Huntzberger.
Der Name war so ungewöhnlich, dass der Mann wohl mit Logan verwandt sein musste, überlegte Rory. Der Spross der reichen und
bekannten Familie schien irgendwie in alles verwickelt zu sein, was hier in Yale vor sich ging. Sie wusste, dass seine Familie in der
amerikanischen Wirtschaft eine nicht unwesentliche Rolle spielte, ein Grund, warum ihre Großmutter nur zu gern die Hochzeit von ihr und
Logan planen würde. Doch dessen arrogante Art war Rory eher zuwider. Obwohl er sich bei dem Treffen der Life and Death Brigade ihr
gegenüber ausgesprochen nett und zuvorkommend verhalten hatte, blieb er doch ein überheblicher, von sich überzeugter Typ, der sich auf
seinem Status sichtlich ausruhte.
Naja, dass er mit dem neuen Professor verwandt war konnte den ansonsten wohl ziemlich langweilig werdenden Artikel vielleicht ein
wenig aufpeppen, dachte sie. Denn der ihr vorliegende Lebenslauf las sich wie die typische Karriere eines Collegeprofessors der
gehobeneren Schicht: Abschluss an der Harvard University in Literatur und Journalismus, mit anschließendem Erwerb des Doktoren- und
Professorentitels im ersteren Fach. Er hatte bis vor einem Jahr die Fakultät in Stanfort geleitet, als er sich wegen „gesundheitlicher
Probleme" zurückzog. Anscheinend waren diese Probleme jetzt überwunden, da die Leitung von Yale ihn für einen Posten hatte gewinnen
konnte.
Nach einer halben Stunde hatte Rory die Rohform des Artikels fertig. Fehlte nur noch ein kurzer Schlusskommentar von Logan und sie
konnte das Ganze abtippen.
Sie packte ihre Sachen zusammen und verließ das Appartement.
Es war 18:30 Uhr, wo würde sie Logan finden können? Vielleicht sollte sie es erst einmal in seinem Wohnheim versuchen? Doch wo war
das? Suchend sah Rory sich nach jemandem um, den sie fragen könnte. Da lief ihr plötzlich Doyle über den Weg.
„Hey, Doyle, sag mal, kannst du mir sagen wo Logan wohnt?"
Abschätzig sah er sie an. „Ich hätte nicht gedacht, dass auch du in den Huntzberger- Fan-Club eintreten würdest."
„Nein, nein, so ist das nicht. Es ist für den Artikel. Der neue Professor ist irgendwie mit ihm verwandt."
"Na dann", etwas freundlicher erklärte er ihr den Weg. „…Und dann brauchst du nur noch nach lauernden, rausgeputzten Mädchen
Ausschau zu halten."
„Okay, danke", lachend folgte Rory Doyles Beschreibung. Und tatsächlich begegneten ihr vor Logans Appartement mehr Mädchen der
Marke Barbie als gewöhnlich.
Schließlich stand sie vor seiner Wohnung und hob gerade die Hand um zu klopfen, als die Tür aufgerissen wurde und Logan fast in sie
hineinrannte.
„Ja?" überrascht zog er eine Augenbraue hoch und blickte sie fragend an.
„Ähm, ich komme wegen einem Artikel über den neuen Literaturprofesser, er scheint irgendwie mit dir verwandt zu sein, jedenfalls habt ihr
denselben Nachnamen und so oft gibt es den ja auch nicht, na ja, jedenfalls wollte ich dich fragen, ob du was dazu sagen könntest, also so
eine Art Kommentar…" sie hatte keine Ahnung warum sie auf einmal so nervös war und rumstammelte als wäre sie selbst eines dieser
„zufällig" hier herumgammelnden Püppchen. Vielleicht lag es daran, dass eben diese sie gesammelt ziemlich wütend anblitzten.
Wütend über ihre unprofessionelle Art blickte sie in sein Gesicht, auf dem ein lässiges Grinsen erschienen war.
„Einen Kommentar? Von einem Insider des berühmt-berüchtigten Huntzberger-Clans?"
„Wenn du nichts dagegen hättest?" Rory ging sein Getue langsam auf die Nerven.
„Also, da gibt es nicht viel zu sagen. Er ist ein arroganter, selbstverliebter Kerl, wahrscheinlich genau den Eigenschaften, die du mir
zuschreiben würdest, hm? Sonst noch was?" Sein Grinsen war verschwunden und er sah etwas ungeduldig aus.
Ohne auf seinen versteckten Hieb einzugehen fragte Rory: „Wie bist du mit ihm verwandt? Und wie findest du es, dass er dich bald
unterrichtet?"
„Er ist ein Cousin meines Vaters und ich finde es wirklich total toll bald von jemandem beobachtet zu werden, der meinem Vater über
jeden Schritt von mir berichten wird. Bis bald, Ace", und schon war die Tür zu und Logan bereits 5 Meter von ihr entfernt auf dem Weg
aus dem Wohnheim.
Grübelnd ging Rory zu ihrem Wohnheim zurück. Wörtlich konnte sie Logans Aussagen wohl nicht übernehmen.
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Okay, wär nett, wenn ihr mir ein paar Kommentare schreiben könntet, auch wenn noch nicht viel passiert ist. Aber vor allem in Hinblick auf
die nächsten Kapitel.
