DIE UNVOLLENDETEN

Diese Geschichte ist keine.

Ich werde in dieser "Geschichte" all die Stücke, Szenen, Anfänge unterbringen, die zum Teil einmal eine Geschichte werden sollten, die aber zu einem nicht uneheblichen Teil auch einfach nur Gedankenfragmente waren, die ich niedergeschrieben habe, um sie danach nie wieder anzurühren. Trotz dieser stiefmütterlichen Behandlung waren mir alle diese Szenen einmal so wichtig, daß ich sie aufgeschrieben habe und sie dann so, wie sie waren, für mich stehenbleiben konnten.

Jedes Kapitel ist ein Biss einer übereifrigen Muse gewesen, die unmittelbar danach das Weite gesucht hat...

Ich warne also davor... nichts in dieser Geschichte ist vollendet. Und eigentlich sollen diese Anfänge und Szenen auch nie vollendet werden. Es ist trotzdem möglich, daß ich das eine oder andere davon irgendwann aus dieser Geschichte herauslöse und doch noch weiterschreibe und vollende - aber geplant ist das nicht.

Wer keine frei stehenden Szenen mag, sollte hier nicht anfangen zu lesen.

Ich habe meine restlichen unvollendeten Geschichten gelöscht, weil es höchst unwahrscheinlich ist, daß ich sie je zuendeschreiben werde. Die einzige Geschichte die ich noch zu beenden gedenke ist "Der Sessel meines Vaters".

PS: Gleich das erste Fragment ist nicht nur von mir, sondern auch von Kira...


Ein Storybeginn, der Snape einmal von einer gänzlich anderen Seite zeigte und die Muggelwelt auf höchst gefährliche Weise ins Spiel bringen sollte...


DESASTER

Satia und Kira


Das war's! Hermine war davon überzeugt, daß dies ihr Ende sein würde. Sie hatte die auf sie gerichtete Waffe gesehen, sie hatte den Schuß gehört, den Rauch um die Mündung gesehen und das Gefühl gehabt, sie könne sogar die Kugel sehen, die auf sie zugeflogen kam. Doch in exakt diesem Moment packte sie der rothaarige Mann der mit ihm hier war und riß sie zu Boden. Er rettete sie – um den Preis, daß die Kugel sich in ihn selbst hineinbohrte.

„MATTHEW!" Snape schrie den Namen des Rothaarigen, konnte aber nicht eingreifen, weil er selbst in den brausenden Kampf eingebunden war und um sein Leben rang.

Hermine hatte aufgeschrien, als sie mit dem Rücken hart auf den regennassen Asphalt aufschlug und das Gewicht des Mannes auf ihr sie zusätzlich nach unten preßte. Seine Augen waren vor Schmerz und Überraschung weit aufgerissen, bevor sie sich verdrehten und er bewußtlos wurde.

Der Hinterhof, in dem Magier und Muggel in einem irrsinnigen Durcheinander kämpften war so sehr von den umherhuschenden Schatten aller Beteiligten überzogen, daß alles wirkte, wie ein schlechter Schwarzweißfilm, der von einem in rasendem Tempo stotternden Projektor an eine rissige Leinwand geworfen wurde.

Für einen Moment blieb Hermine unter ihrem Retter liegen und versuchte erneut, herauszufinden, was hier um sie herum eigentlich geschah.

Flüche und Kugeln – eine brisante Mischung...

Man konnte glauben, zwei Todesser seien auf die Mafia getroffen. Hermine wußte es nicht, sie wußte nur, daß beide Seiten böse waren. Daß auf beiden Seiten Verbrecher standen. Ihre Peiniger und der Mörder Dumbledores – der Todesser Snape, zusammen mit einem rothaarigen Mann, die sich ihnen entgegenstellten. Dabei war sie doch nur kurz einkaufen gewesen, als man sie plötzlich gepackt und in die Seitenstraße gezerrt hatte. Die Unbekannten hatten sie auf diesen Hinterhof geschliffen und ohne großartige Vorreden geprügelt, um den Verbleib von Ginny aus ihr herauszuholen, von der sie nicht wußte, wo sie war.

Warum Snape plötzlich aufgetaucht war – WANN er aufgetaucht war, konnte Hermine nicht mit Bestimmtheit sagen und sie wußte auch nicht wer sein Begleiter waren – nur daß er die Männer, die sie prügelten, kannten, war offensichtlich.

Daß die Frau, die die Schläger in ihren Händen hatten, Hermine war, hatte Snape mit einem Sekundenbruchteil der Fassungslosigkeit erst bemerkt, als er sie an ihren Haaren nach oben gerissen hatte, um sie in eine Ecke zwischen zwei Abfallkontainer und damit aus dem Weg zu stoßen.

Als Hermine sich aufgerappelt hatte und fliehen wollte, kam die Kugel...

Noch immer lag Hermine unter dem Mann, den Snape gerade „Matthew" genannt hatte und sah mit weit aufgerissenen Augen, wie Snape sich, wie auch Matthew bis gerade eben noch, einen der Schläger nach dem anderen vornahm. Fünf standen noch... Die ersten zwei tötete er mit einem Fluch, dessen Name sie von Harry kannte. Seine Gegner wurden von der Magie an zahllosen Stellen aufgeschlitzt und bluteten innerhalb weniger Sekunden regelrecht aus.

Doch bevor er einen weiteren Mann töten konnte, schlug ihm die Magie eines seiner Gegener den Zauberstab aus der Hand.

Das hielt ihn jedoch keineswegs auf. Mit einem urwüchsigen Schrei stürzte Snape sich auf die verbliebenen drei Gegner unter denen nur noch ein Zauberer war. Snape packte den ersten Muggel und hielt ihn wie einen Schild vor sich, als der Unverzeihliche des Zauberers auf Snape losschoß. Mit einem Schrei brach der Muggel in Snapes Armen zusammen. Noch während der Tote fiel, griff Snape nach seiner Waffe, hob sie mit beiden Händen und feuerte das komplette Magazin auf den Zauberer, der mit dieser Attacke definitiv nicht gerechnet hatte.

Der letzte der Drei, der das helle Klicken des leeren Magazins mit einem breiten Grinsen zur Kenntnis nahm, stürzte sich von hinten auf Snape. Dieser duckte sich jedoch ein wenig, packte den Angreifer bei einem Arm und riß ihn sich mit dem Schwung den der Fremde in seinen Angriff gelegt hatte, über seine Schulter und schlug ihn über sich rüber vor sich auf den Boden. Und noch bevor der Mann sich wieder hochrappeln konnte, hatte Snape seinen Schädel an Hinterkopf und Kinn gegriffen und ihm mit einer brachialen Seitwertsbewegung, die von einem gruseligen Krachen begleitet wurde, das Genick gebrochen.

Warum konnte er das?!!

Schwer atmend blieb Hermines ehemalige Lehrer für wenige Sekunden über dem letzten Gegner stehen und starrte ihn an. Seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Das schwarze Hemd klebte ihm regen- und schweißnass am Körper.

Dann drehte er sich um, griff nach seinem Zauberstab, der in einer Pfütze gelanden war, lief mit wenigen Schritten auf seinen Begleiter zu und kniete sich zu ihm runter.

„Matthew! Scheiße, Mann, wach auf!" er schlug ihm leicht auf die Wange, aber der Mann rührte sich nicht.

„VERFLUCHT!" Er sah sich um, fand aber nicht, was er suchte.

Hermine schob sich unter Matthew hervor und wollte gehen, aber Snape fauchte sie an: „Du bleibst, wo du bist!"

Hermine wagte es nicht, den Befehl zu ignorieren.

Er begann, einen Heilzauber zu sprechen, gab aber schnell wieder auf.

„Die Kugel steckt zu tief, ich komme nicht ran!" Er schlug dem Mann wieder vor die Wange, um ihn aus seiner Bewußtlosigkeit zu holen. Aber auch ohne fundierte Medizinkenntnisse konnte man sehen, daß die Überlebenschancen des Mannes im besten Falle winzig waren.

„Matthew, tu mir das nicht an." Die Verzweiflung in seiner Stimme paßte nicht zu dem Mann, der gerade mordend durch die Reihen seiner Gegner gegangen war.

„Sie müssen Ihn nach St. Mungos bringen.", sagte Hermine leise, in Angst, er könne sie für einen Kommentar ebenfalls umbringen.

„Ich kann ihn nicht apparieren. Nicht in diesem Zustand." Er sah sich noch einmal um. Plötzlich sprang er auf und rannte zu einem der Männer rüber. Er kniete sich neben ihn und durchwühlte seine Taschen.

Hermine hörte das Klimpern von Schlüsseln, als er sich wieder aufrichtete. Er betrachtete den Schlüssel kurz und drückte dann darauf.

Eines der Autos unmittelbar neben ihnen piepte, die Lichter blinkten einmal kurz auf und man hörte das Klicken mit dem sich die Türen geöffnet hatten.

„Ja!"

Er stürzte wieder zu seinem Partner, neben dem Hermine nun zitternd hockte..

„Helfen Sie mir.", fauchte er sie an und gemeinsam brachten sie den Rothaarigen mit einer Mischung aus Tragen und Schwebezauber auf den Rücksitz des Wagens.

Keine Minute später lenkte Snape den Wagen in einem gefährlichen Tempo von dem Hinterhof herunter auf die Straßen Londons, nachdem er Hermine mit vorgehaltenem Zauberstab auf den Beifahrersitz gesetzt hatte. Immer wieder wandte er sich, trotz der überhöhten Geschwindigkeit, kurz nach hinten um, um zu sehen, wie es dem Mann ging.

Hermine ersparte sich die Frage, woher Snape wußte, wie man ein Auto lenkte, sie ersparte sich die Frage, warum er die Waffe des letzten Gegners an sich genommen und nun im Bund seiner Hose stecken hatte, sie ersparte sich die Frage, wer Matthew war... sie versucht einfach nur, nicht vor Angst durchzudrehen und Snape aus dem Augenwinkeln zu beobachten, in der Hoffnung irgendetwas herauszufinden.

Es dauerte nicht lange, bis sie vor St. Mungos angekommen waren.

Snape blieb für einem Moment in dem laufenden Wagen unbewegt sitzen. Schien zu überlegen. Hermine erschrak fürchterlich, als er mit einem unterdrückten, wütenden Schrei seinen Kopf nach hinten gegen die Kopflehne schlug und gleichzeitig einmal auf das Lenkrad einhieb.

Dann wandte er sich an sie.

„Sie bringen ihn mit einem Schwebezauber rein, verstanden? Sie erklären, daß Sie ihn gefunden haben, wie er von Muggelverbrechern angegriffen und angeschossen wurde, daß Sie nicht wissen, wer er ist und dann kommen Sie wieder her."

Er hatte bei diesen Worten hart ihr Handgelenk gepackt und war mit seinem Gesicht dicht vor ihrem, als er hinzufügte. „Und dann kommen Sie wieder her. Ich schwöre Ihnen, daß ich Sie finden werde, wenn Sie nicht wieder herkommen."

Als ihr Gesichtsausdruck ihn nicht überzeugte, drückte er mit seiner Hand noch fester zu, so daß Hermine leise aufschrie.

„Diese Typen werden wiederkommen, Granger. Ich habe kein Interesse an Ihnen – aber ich habe ein Interesse daran, daß die Sie nicht bekommen. Und ich werde dafür sorgen. Wie genau das geschieht, lieg ganz bei Ihnen. Fliehen Sie jetzt bei dieser Gelegenheit und ich finde Sie und bringe Sie um. Oder kommen Sie zurück und ich bringe Sie in Sicherheit, bis das hier vorbei ist."

„Was...", begann Hermine stockend, aber Snape fiel ihr auf der Stelle ins Wort.

„Nicht jetzt! Später!"

Er half ihr, Matthew aus dem Wagen zu bringen und blieb dann bei dem Wagen, während Hermine den Bewußtlosen ins Zaubererkrankenhaus brachte. Sie konnte sehen, daß es dem Todesser unter den Nägeln brannte, selbst mit hineinzugehen, aber sie wußte, genauso gut wie er, daß jeder Zauberer der magischen Welt wußte, wie er aussah und daß er auf der Stelle verhaftet würde.

Im Krankenhaus hatte sie es mit Hilferufen geschafft, daß man sie sofort an der Schlange der Wartenden vorbeigelassen hatte. Auf der Stelle waren mehrere Medimagier herangeeilt und kümmerten sich um den Verletzten und der Aufruhr um den von einer Muggelwaffe angeschossenen Zauberer war so groß, daß es nicht auffiel, als sie das Krankenhaus wieder verließ.

Snape ging wie eine nervöse Katze vor dem Wagen auf und ab und Hermine hatte das Gefühl, sich vor Angst übergeben zu müssen, wenn sie noch näher an den Mann heranmußte, der nicht nur Albus Dumbledore getötet hatte, sondern offenbar auch noch diverse andere Menschen – und der es ganz offen in Erwägung gezogen hatte, auch sie umzubringen.

Als Snape sie sah, kam er auf sie zu und packte sie am Arm.

„Endlich! Wo waren Sie so lange?"

Hermine bekam keine Möglichkeit zu antworten, als er sie schon gepackt hatte und gemeinsam mit ihr wegappariert war.

Vor einem großen Supermarkt, der etwas außerhalb auf einem größeren, freien Feld lag, umringt von endlos vielen Parkplätzen, kamen sie aus und Hermine fragte sich, was sie hier nachts wollten, als er sie erneut ergriff und mit ihr apparierte, so daß sie hinter der großen Frontscheibe im Verkaufsraum des Geschäftes standen.

Er packte auf einem Wühltisch, auf dem Rucksäcke zum Verkauf angeboten wurden, zwei der Rucksäcke, warf einen davon Hermine zu.

Sie fing ihn auf und sah ihn fragend an.

„Packen Sie ein, was Sie brauchen. Kleidung zum Wechseln, Waschzeug, oder was immer Sie wollen und etwas zu trinken. Wir werden zwei bis drei Tage von der Bildfläche verschwunden sein.

Mit offenem Mund starrte sie Snape an und sah ihm dabei zu, wie er begann, sich einfach in den Regalen zu bedienen.

„Fangen Sie an!", schrie er, als sie nicht sofort seinen Worten folge leistete und Hermine begann, ebenfalls, einzupacken, was sie brauchen würde.

Eine Viertelstunden später hatten sie das Geschäft, in dem sie sich gerade des Diebstahls schuldig gemacht hatte, verlassen, ohne Alarm ausgelöst zu haben und wieder apparierte Snape mit ihr.

Zu ihrem großen Erstaunen kamen sie erneut vor St. Mungos aus und er schob sie wortlos mitsamt des Rucksacks in den Wagen und fuhr los.

„Warum apparieren wir nicht? Warum benutzen wir dieses Auto?", fragte sie irgendwann zögerlich und leise.

„Weil gewisse Leute den Zielort des Apparierens nachvollziehen können, wenn die Spur noch frisch ist. Mit dem Wagen finden sie uns nicht." Er hatte, als suche er etwas, während der letzten Viertelstunde ständig die Autos beobachtet, die am Straßenrand standen und an denen sie mit im Moment nicht ganz so schnellem Tempo vorbeifuhren. Genau in dem Moment, in dem er seinen Satz zuende gesprochen hatte, blieb er ziemlich abrupt neben einem Wagen stehen, der mit ihrem in Modell und Farbe exakt übereinstimmte. Er stieg zügig aus und stellte sich vor den fremden, geparkten Wagen, ging dann vor dem Nummernschild in die Hocke, zückte seinen Zauberstab und murmelte etwas. Dann wiederholte er das Selbe bei ihrem Fahrzeug.

Hermine wagte es, auszusteigen und sich vorne anzusehen, was Snape getan hatte, während er das Prozedere hinten wiederholte.

Er hatte ihrem Auto eine Kopie des Nummernschildes des geparkten Wagens gegeben.

Wenige Minuten später waren sie wieder unterwegs.

Seine Idee war hervorragend. Da der Besitzer des geparkten Autos an seinem Wagen alles unverändert vorfinden würde, liefen sie nicht Gefahr, daß sie in einem Auto saßen, das vielleicht als gestolen gemeldet war.

Als sie irgendwann ankamen, wo er hingewollt hatte, standen sie vor einem verlassenen Fabrikgebäude, das im Mondlicht auf gruselige Weise baufällig aussah. Obwohl sie hier vollkommen alleine waren, parkte Snape den Wagen in einer kaum einsehbaren Ecke, bevor sie ausstiegen.

Er stieg mit ihr eine wackelig aussehende, rostige Metalltreppe hoch und öffnete mit einem ganz normalen Schlüssel das quietschende Vorhängeschloß der Tür. Als sie das Gebäude betraten, konnte Hermine fühlen, daß irgendein Zauber auf dem Gebäude lag. Vielleicht eine Appariersperre...

Der Innenbereich war so dreckig, wie es von außen zu vermuten gewesen war und das war auch in dem Bereich nicht anders, in dem Snape offenbar mit diesem Matthew zusammen lebte. Zumindest hatten sie sich hier so eingerichtet, daß sie auf zwei durchgelegenen Drahtbetten auf mottenzerfressenen Matratzen schlafen und auf zusammengeschobenen, windschiefen Tischen essen konnten, und Hermine sah durch eine offene Nebentür, daß dort eine Duschgelegenheit und eine Toilette waren. Die ehemals wohl weißen Becken waren braun angelaufen und der Sichtschutz der Dusche war zur Hälfte weggebrochen.

Snape warf seinen Rucksack auf das eine Bett, das daraufhin quietschend durchhing. Dann zog er die Waffe aus seinem Hosenbund, ließ mit zwei geübten, völlig selbstverständlich wirkenden Bewegungen das Magazin aus der Waffe herausfallen, steckte es sich in die Tasche und warf die nun ungefährliche Waffe mit einer nebensächlichen Bewegung auf den Tisch.

Hermine zuckte zusammen, als das Metall auf das brüchige Holz krachte.

Snape beachtete sie nicht, sondern zog sich stattdessen das noch immer nasse Hemd mit einem Ruck über den Kopf und schleuderte es mit einem wütenden Laut auf sein Bett neben den Rucksack.

Unter dem Hemd kam eine nicht mehr ganz saubere Bandagierung aus grauem Verband zutage, die seinen Oberkörper von der Taille an bis unter die Brust stramm umwickelte und durch die an seiner rechten Flanke Blut hindurchgesickert war.

Er ließ sich mit einem weiteren ungehaltenen Laut auf der Kante des Bettes sinken, stützte die Ellenbogen auf seine Knie auf, lehnte sich nach vorne und legte den Kopf in die Hände.

„So eine verfluchte Scheiße...", murmelte er vor sich hin.

Hermine stand immer noch neben dem anderen Bett, ihren Rucksack fest in der Hand, als könne sie sich daran festhalten und als könne er ihr als Schild gegen den wütenden Todesser dienen, der nur wenige Meter von ihr entfernt saß.


(Anm.: Ich glaube, ab hier war der Text von Kira)


Er erhob sich so plötzlich, dass Hermine mit den Kniekehlen gegen die metallene Bettkante stieß und einen Moment aus dem Gleichgewicht zu geraten drohte.

Snape ignorierte sie und ging mit großen Schritten durch die Nebentür, wo kurz darauf scheinbar einige Dinge zu Boden fielen.

Als er zurückkehrte, hielt er eine sterile Verpackungen in der Hand. Er warf sie aufs Bett und begann damit, den blutigen Verband zu lösen.

Hermine hielt den Atem an, als er die Lagen ärgerlich von seinem Körper wickelte.

Ganz langsam ließ sich sich auf dem Bett nieder, und als es quietschte, sah er kurz zu ihr, beinahe so, als hätte er ihre Anwesenheit zwischenzeitlich schon wieder vergessen.

Mit einem kritischen Blick schien er abschätzen zu wollen, ob sie dem Anblick von Blut gewachsen sei, ehe er die letzten Reste des Verbandes von der Wunde zog.

An seiner rechten Seite klaffte ein großer Schnitt, dessen blutige Ränder sich eindeutig entzündet hatten. Hermines Augen weiteten sich entsetzt und sie hatte gesprochen, ehe sie darüber nachdenken konnte, ob er ihre Meinung überhaupt wissen wollte.

"Das muss genäht werden! Sie gehören ebenfalls in medizinische Hände, wie dieser Matthew!"

"Keine Zeit", gab er unwirsch zurück und riss die sterile Verpackung auf. Das viel zu kleine Verbandstuch wurde von ihm entfaltet, gedreht, zerknäult und schließlich achtlos zu Boden geschmissen.

Hermine sah die steile Falte, die sich zwischen seinen Augen gebildet hatte und entschied, dass es sinnlos war, noch einmal das Wort an ihn zu richten. Es stand wohl außer Zweifel, dass diese Art von Verbandsmaterial das einzige war, das ihm noch zur Verfügung stand.

Auch die Frage, warum er keine Magie verwendete, verschob sie auf einen späteren Zeitpunkt - wenn es diesen denn geben würde. Er blutete mit Sicherheit nicht aus dem Grunde heraus, weil er schlicht vergessen hatte, dass Magier solche Wunden mit Heilzaubern versehen konnten.

Sie erhob sich vom Bett, das sie nur mit einem abermaligen Quietschen entließ, und damit die Aufmerksamkeit Snapes erneut auf sie lenkte.

"Was wollen Sie?", herrschte er sie an, als sie auf ihn zukam und ihm ihre Handfläche fordernd entgegenhielt.

"Den Autoschlüssel"

Er taxierte sie einen Moment, dann gab er ein Schnauben von sich.

"Sie wollen mich schon verlassen? Und ich dachte, ich hätte mich verständlich ausgedrückt. Sie bleiben hier, ist das klar?"

Hermine schickte ihm nun ihrerseits ein ärgerliches Schnauben und ihre Stimme war nicht freundlich, als sie erwiderte: "Ich begreife in der Regel recht schnell, wie Sie vielleicht noch in Erinnerung haben dürften - falls Sie sich überhaupt daran erinnern, dass Sie einmal mein Lehrer waren. Ich will nur den Verbandskasten aus dem Auto holen - nun geben Sie mir schon den Schlüssel!"

Er zögerte noch einen Moment, dann begann er in seiner Hosentasche zu wühlen, was ihm offensichtlich Schmerzen bereiten musste, da die Wunde verstärkt zu bluten begann.

Hermine wandte den Blick ab, als er in den Tiefen der Taschen offensichtlich darum kämpfte, den Schlüssel richtig zu fassen zu bekommen.

Als er ihn endlich in der Hand hielt, streckte er ihn ihr misstrauisch entgegen.

"Ich werde Sie im Auge behalten. Und mein Zauberstab wird auf Sie gerichtet sein. Wenn Sie auf der Fahrerseite einsteigen, werde ich dafür sorgen, dass Sie höchstens bis zur nächsten Mauer kommen."

Hermine sah ihn kopfschüttelnd an und sein kalter Blick stand im völligen Gegensatz zu dem Gefühl des Schlüssels in ihrer Hand, der Snapes Körperwärme an sie weitergab.

"Sie sagten, Sie wollen mich schützen, warum dann jetzt diese Drohung? Es ist MEIN Leben, das ich riskiere, nicht wahr?"

"Nein", erwiderte er sofort, "nun ist es auch MEIN Leben, das sie riskieren, da Sie mein Versteck kennen. Wenn die Sie erwischen, dann habe ich wohl bald ungebetenen Besuch - noch mehr ungebetenen Besuch", fügte er dann mit einem vielsagenden Blick auf Hermine an.

Sie ignorierte die ungastliche Bemerkung ihres Gastgebers und wog den Autoschlüssel nachdenklich in den Händen.

"Ich werde jetzt zum Auto gehen und den Verbandskasten holen. Es wäre nett, wenn Sie mir keinen Fluch schicken, wenn ich auch mal einen Blick ins Handschuhfach werfe."

"Lassen Sie nur den Motor nicht an", sagte er plötzlich lapidar und wandte sich ab, um in das schäbige Badezimmer zu gehen.

Hermine grübelte tatsächlich einen Moment darüber nach, ob es ein Vertrauensbeweis seinerseits war, dass er sie offensichtlich nicht durchs Fenster beobachtete, nachdem sie die Treppe hinuntergestiegen, und durch die graffittibeschmierte Tür in den schmutzigen Hof getreten war, wo das Auto geparkt stand.

Sie öffnete den Wagen mit der Fernbedienung des Schlüssels und öffnete den Kofferaum. Sie war erleichtert, als sie das breite Gummiband sah, das den Verbandskasten durch einen einzigen Handgriff freigab - er war noch orignialverschweißt.

Hermine widerstand der Versuchung, zum Fenster hinauf zu sehen, ob Snape es sich anders überlegt hatte, und sie - wie angekündigt - überwachte.

Sie ging zur Beifahrertür und zog sich schwungvoll auf, um Zugriff zum Handschuhfach zu haben. Sie fand einen Stadtplan von London, eine Herrensonnenbrille und ein Messer, dessen Klinge vollkommen in den Griffteilen eingeschlossen war - ein Butterflymesser, erinnerte sie sich an einen der Begriffe, für diese Art von Waffe.

Sie nahm alles vorsichtig heraus, wobei sie das Messer in ihren Ärmel gleiten ließ, und schloss das Handschuhfach wieder, um zurück ins Gebäude zu gehen.

Snape saß auf seinem Bett, als sie den Raum betrat. Er hatte ein Handtuch auf die Wunde gepresst, das mit Sicherheit jeden Keim, der in dieser dreckigen Umgebung zu finden war, in seine Blutbahn gelangen lassen würde.

Hermine seufzte leise bei der Erkenntnis, dass ihm dies vermutlich völlig egal war.

Sie begab sich zu dem Bett, auf das sie ihren Rucksack gelegt hatte, und ließ das Messer unauffällig unter der Bettdecke verschwinden, während sie die anderen Sachen auf dem kleinen Tisch, der neben dem Bett stand, platzierte.

Dann riss sie die Folie von dem nagelneuen Verbandskasten und öffnete ihn, um Mullkompressen und ein Dreiecktuch ebenfalls aus ihren Folien zu befreien.

Snape sah sie mit einem 'und jetzt-Blick' an.

Sie näherte sich ihm langsam und wünschte, er würde damit aufhören, sie zu fixieren.

"Würden Sie das bitte wegnehmen?", fragte sie und deutete auf das Handtuch.

Er zog es fort, ohne sie aus den Augen zu lassen.

Hermines Stimme klang beinahe aggressiv, weil sie sich verunsichert fühlte: "Ich lege Ihnen jetzt einen neuen Verband an. Aber das wird nicht reichen. Sie werden Fieber bekommen, und die Wunde wird eitern, wenn Sie das nicht richtig behandeln lassen."

Sie glaubte ein Schulterzucken seinerseits zu bemerken, doch sie war sich nicht sicher, weil sie sich intensiv um das Verbandanlegen kümmerte, in der Hoffnung, alles richtig zu machen. Zudem war es ein guter Vorwand, um ihn nicht ansehen zu müssen.

Sie musste diesen Augen ausweichen, die sie ungläubig anblickten, und die Frage auszusprechen schienen, die er ihr auf diese stumme Art stellte - die Frage, ob sie ihn wirklich freiwillig berühren würde, um ihm zu helfen.

Als wolle sie klarstellen, dass es ihr alles andere, als ein Vergnügen sei, presste sie den Mull fester auf die Wunde, als eigentlich nötig. Er gab keinen Laut von sich, doch sein kurzes Zusammenzucken war beredt genug. Mit schnellen Bewegungen umwickelte sie die Kompressen, um schließlich das Dreiecktuch um seinen Oberkörper zu schlingen.

Snape schwieg und schien die Luft angehalten zu haben, denn sie spürte plötzlich, wie sein ungewöhnlich heißer Atem sie streifte, als sie um ihn herumgriff.

Ein Blick in seine Augen genügte, um ihre Vermutung zu bestätigen.

"Sie haben bereits Fieber. Wir müssen dafür sorgen, dass Sie etwas gegen die Entzündung einnehmen können."

"Wir haben keine Zeit für solchen Nichtigkeiten", erwiderte er bestimmt.

Hermine ließ ihre angestaute Nervosität entweichen, indem sie ihn anfuhr: "Wenn wir Sie mit Magie behandeln könnten, so würde ich Ihnen Recht geben, denn dann hätten wir das Problem schnell im Griff. Aber da Sie es offenbar vorziehen, auf Muggelart zu leiden, kann das Fieber zur ernstlichen Gefahr werden. Also was jetzt - wollen Sie, dass ich den Zauberstab zu Rate ziehe, oder soll ich dafür sorgen, dass ich eine Apotheke ausfindig mache?"

Er ließ genervt die Augen zur Decke wandern, von der einige Metallhaken herabhingen, deren Zweck Hermine unbekannt waren. Dann sah er sie an und sagte ergeben: "Mit dem Zauberstab könnten Sie höchstens meine Reflexe testen, indem Sie sie auf die entsprechenden Punkte hauen - ansonsten hat er in diesem Falle keine Wirkung. Die nächste Apotheke ist zwei Blocks weiter."

Hermine reichte dieser Hinweis, um zu erkennen, dass er sie gehen lassen würde.

Doch als sie zur Tür ging, fügte er an: "Beeilen Sie sich - wenn Sie in zwanzig Minuten nicht zurück sind, werde ich davon ausgehen, dass man Sie erwischt hat - falls Sie nicht zurückkehren, und man Sie nicht getötet hat, werden Sie mir eine Menge zu erklären haben!"

Als sie zurückkehrte, schien es ihr so, als habe er sich zwischenzeitlich nicht bewegt.

Hermine reichte ihm zwei Schachteln, die er wortlos entgegennahm. Zum ersten mal betrat sie den kleinen Raum, der die Bezeichnung Badezimmer kaum verdient hatte.

Sie bemerkte, dass Dinge wie Rasierschaum und Kamm in zweifacher Ausführung auf einem hölzernen Regal untergebracht waren. Ein sicherer Hinweis darauf, dass eigentlich Matthew-wie-auch-immer hier eher am Platze gewesen wäre, als sie.

Hermine griff nach einem der leeren Becher, die ebenfalls auf dem Regal untergebracht waren. Sie füllte ihn mit Wasser aus dem Hahn, und brachte ihn Snape, der ihn wortlos entgegennahm, um die Medikamente hinunterzuspülen.

Als er ihn völlig geleert hatte, fragte er: "Wie sind Sie an das Antibiotikum gekommen?"

"Ich kann zaubern, Snape", gab sie abweisend zurück.

"Sie haben es für mich geklaut?"

"Sie haben für mich getötet", gab sie zurück und bemerkte zu ihrem Ärger, wie furchtsam ihre Stimme klang, denn die Art und Weise, wie er getötet hatte, schnürte ihr auch jetzt noch die Kehle zu.

Er ging auf das Gesagte nicht ein, und sie fragte sich einen Moment, ob die Schmerzmittel so schnell schon wirkten.

"Sie sollten sich ausruhen", sagte Hermine schließlich.

"Das gleiche gilt für Sie", erwiderte er sofort und zeigte auf das zweite Bett, "legen Sie sich hin und versuchen Sie zu schlafen. Wir werden aufbrechen, sobald wir beide wieder etwas zu Kräften gekommen sind."

Hermine schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich weder müde, noch verspürte sie den Drang, sich mit Snape im gleichen Raum ins Bett zu legen - auch wenn es verschiedene Betten waren.

"Ich kann ohnehin nicht schlafen", sagte sie bestimmt, ehe sie ungehalten anfügte: "Ich habe tausend Fragen im Kopf, wie Sie sich wohl denken können."

Er nickte knapp: "Ja, das kann ich mir denken. Ich habe durchaus nicht vergessen, wie ich als ihr Lehrer unter diesem Mangel an Selbstbeherrschung Ihrerseits beinahe den ersten Mord an einer Schülerin verübt hätte."

"Finden Sie das lustig, Snape?", fuhr sie ihn an.

Er schüttelte den Kopf und seine Stimme klang jetzt leiser: "Sie haben bislang mehr Selbstdisziplin an den Tag gelegt, als ich vermutet hätte. Ich werde Sie dafür belohnen, indem ich einige Ihrer Fragen beantworte - aber erst, sobald ich mich ausgeruht habe. Und das gilt auch für Sie, Miss Granger! Legen Sie sich auf das Bett!"

Hermine schnappte empört nach Luft, als er ihr diesen direkten Befehl gab.

"Nein, ich..."

"Legen Sie sich auf das Bett - SOFORT!"

Hermine überdachte ihre Möglichkeiten. In diesem Raum gab es nicht sonderlich viel, mit dem man sich hätte beschäftigen können, also kam sie seinem Befehl insofern nach, dass Sie sich auf die Bettkante setzte, und ihn böse anfunkelte.

Unweigerlich zuckte sie zusammen, als er sich erhob und mit offensichtlicher Wut auf sie zukam.

"Ich sagte LEGEN!"

Für einen Moment war sie unsicher, ob er sie schlagen würde, so sehr vibrierte seine Stimme vor Zorn.

Hermine glitt praktisch unter ihm hinweg, indem sie sich flach auf das Bett drückte, während er sich über sie beugte und seinen Zauberstab zog.

Er zischte ein paar Worte, die Hermine sofort mit einem stammelnden: "Nein...bitte...nicht!" kommentierte.

Doch es war zu spät.

Er hatte ihre Hände mit einem Zauber an den Rahmen des Bettes gefesselt, so dass ihr nur übrig blieb, in der liegenden Position zu verharren.

Sein Atem streifte sich abermals und ihr schien, als sei das Fieber noch gestiegen.

"Der Zauber wirkt für drei Stunden, danach löst er sich selbstständig. Sie müssen also keine Angst haben, falls ich aus meinem Schlaf nicht erwache. Aber dank der Medikamente ist die Wahrscheinlichkeit wohl rapide gesunken, dass ich an einem einfach Fieber sterbe. Tut mir leid, Miss Granger", fügte er dann ironisch an.

Hermine zerrte probeweise an ihren Fesseln und sah ihm dann so stolz in die Augen, wie sie es in ihrer misslichen Lage zu Stande brachte.

"Soviel zum Thema Vertrauen", fauchte sie ihn an.

Er blickte auf sie nieder und straffte seine Gestalt: "Vertrauen muss man sich verdienen! Ihr Gang zur Apotheke war nett...aber ich möchte vermeiden, dass Sie mich im Schlaf...überraschen."

"Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass ich das im Sinn haben könnte? Ich würde Sie nicht angreifen."

"Es wäre nicht das erste mal, dass eine Frau etwas tut, was ihr schadet, ohne vorher eingehend darüber nachgedacht zu haben," gab er mit einem kalten Lächeln zurück.

Hermine stockte der Atem, als er beim Wort Frau seinen Blick über sie schweifen ließ.

Sie schluckte, und versuchte ihre Stimme fest klingen zu lassen.

"Sie sollten sich jetzt lieber in Ihr Bett legen, Snape - ich denke, Sie brauchen den Schlaf dringender als ich", sagte sie so ruppig wie möglich.

Er nickte und wandte sich abrupt um, während er den Zauberstab in den Hosenbund steckte, wo er früher am Tage noch eine Handfeuerwaffe griffbereit gehalten hatte.

Als er sich schließlich auf sein Bett legte, wagte Hermine es endlich, wieder normal zu atmen.

Snape hatte ihr Antworten in Aussicht gestellt, das war sicher mehr, als sie unter diesen Umständen hatte erhoffen dürfen.

Sie dachte darüber nach, wie fremd er ihr plötzlich vorkam, weil er scheinbar genauso in der Muggelwelt zuhause war, wie in der magischen.

Wenn er sie wirklich beschützen wollte, dann war es eindeutig zu ihrem Vorteil, dass er sich mit Waffen und Muggeltechnik so gut auskannte. Und doch überkam Hermine ein Gefühl der Angst, denn er war ihr so fremd wie nie zuvor, und sie selbst hatte ihm nur dieses Messer entgegenzusetzen, das sie nun unter der Bettdecke an ihrem Bein spürte, ohne dass sie es hätte erreichen können.


(Anm.: und ab hier habe ich dann wieder übernommen, wenn ich mich recht erinnere...)
Trotz ihrer Angst war Hermine irgendwann eingeschlafen.

Als sie wach wurde, waren ihre Fesseln verschwunden, sie hatte also länger als drei Stunden geschlafen.

Snape mußte davon ausgegangen sein, daß er vor ihr wach sein würde, sonst hätte dieser Zeitraum keinen Sinn ergeben, aber er hatte sich verschätzt.

Hermine hörte ihn, bevor sie ihn sah.

Als sie zu seinem Bett hinübersah, konnte sie sehen, daß das Antibiotikum seine Wirkung nicht oder noch nicht vernünftig getan hatte. Er sah aus, als ob er gleichzeitig frieren und schwitzen würde und er atmete unnatürlich laut. Er war schweißgebadet und zitterte gleichzeitig so heftig, das Hermine es von ihrem Bett aus sehen konnte.

Sie setzte sich auf und stellte die Füße auf den Boden, als wolle sie testen, ob er davon wach würde. Aber ihr Verstand sagte ihr, daß es nur wenig geben würde, das ihn im Moment wecken konnte.

Eine ganze Weile sah sie ihn an.

Wenn er sterben würde, wäre sie hier vermutlich trotz allem in Sicherheit – und dann auch vor ihm.

Der Gedanke schien ihr in höchstem Maße unmoralisch – aber gleichzeitig rief ihr Bauch ihr zu, daß Moral das letzte war, worum sie sich hier Sorgen machen sollte...

Aber sie war Hermine Granger... also stand sie auf und ging zu ihm rüber.

Er sah völlig elend aus und ganz automatisch legte sie ihre Hand auf seine Stirn, um das Fieber zu fühlen, das sie ihm ansehen konnte.

Eine Sekunde später schrie sie laut auf, weil Snape unter ihrer Berührung vollkommen unerwartet zu Leben erwacht war. Er packte sie mit einer fiebrig ungeschickten, aber trotzdem effektiven Bewegung, drehte sie und stürzte sich gleichzeitig so auf sie, daß sie einen Atemzug später auf dem Boden neben dem Bett lag und er auf ihr saß – seine Hand hart an ihrem Hals, die vor Hitze glänzenden Augen weit aufgerissen auf sie gerichtet.

Dann atmete er zwei- oder dreimal stoßweise – und fiel zur Seite um.

Er war bewustlos.

Hermine schob ihn von sich runter und ein Stück von sich weg, zog ihre Knie fest ans sich, rieb sich gleichzeitig den schmerzenden Hals und versuchte erst einmal, ihre Nerven wieder so weit zu beruhigen, daß ihr das Herz nicht mehr bis in den Hals schlug.

„So eine verfluchte Scheiße", knurrte sie und mußte dann plötzlich schief grinsen, als ihr bewußt wurde, daß sie ihn mit ihren Worten gerade zitiert hatte.

Sie schaffte es, sich aus ihrer verkrampften Haltung zu lösen, beförderte ihn mit einem Schwebezauber zurück ins Bett und holte dann erst einmal Wasser und ein Handtuch.

Kurz danach saß sie auf der Bettkante und rieb ihm mit einem feuchten Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht und von Hals und Nacken.

Noch während sie überlegte, ob sie ihn nun ihrerseits fesseln sollte, schlug er die Augen auf. Diesmal ganz still und ohne einen Versuch zu unternehmen, sie anzugreifen.

Er sagte nichts.

Er sah sie nur an.

Auch sie schwieg.

Dann schlief er wieder ein.

Sie öffnete sein Hemd und mit Hilfe einiger Zauber gelang es ihr, den Verband von seinem Oberkörper zu lösen, so daß sie die Wunde erneut reinigen konnte.

Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, erkennen zu können, daß es nicht schlimmer geworden war und hielt dies für ein gutes Zeichen.

Das Fieber hingegen...

Er hatte ihr gesagt, daß die Wunde nicht mit Magie heilbar sei, aber sie konnte immer noch keinen Grund dafür erkennen, also zog sie ihren Zauberstab.

Ein Versuch konnte schließlich nicht schaden.

Sie murmelte die Worte, führte die Bewegung mit dem Stab aus und richtete die Wirkung auf die Wunde.

Der Effekt war gleich Null.

Sie versuchte verschiedene Varianten. Obwohl Heilzauber sicher nicht ihr größtes Talent waren, wußte sie, daß irgendeiner der Zauber hätte funktionieren müssen. Snape hatte also Recht gehabt. Man konnte der Verletzung mit Magie nicht beikommen.

Hermine verband ihn neu.

Es dauerte eine gute Stunde, bevor er das nächste Mal die Augen aufschlug.

Das Fieber schien etwas gesunken zu sein. Er zitterte nur noch wenig aber Hermine konnte sehen, wie er versuchte, es zu unterdrücken, damit sie es nicht sah.

Ehe sie etwas sagen konnte, hatte er sich aufgesetzt und war aufgestanden. Mit etwas wackeligen Beinen, aber so aufrecht wie möglich, ging er in das verfallene Badezimmer.

Als er zurückkam und Hermine an dem schiefen Tisch sitzen sah, überlegte er kurz, dann setzte er sich dazu.

„Sie sollten sich wieder hinlegen", gab sie zu bedenken.

„Lassen Sie das mein Problem sein", giftete er sie an.

„Warum kann die Wunde nicht heilen?" fragte sie, ohne falsche Scheu.

„Sie kann heilen, es geht nur nicht mit Magie.", antwortete er ungehalten.

„Warum geht es nicht mit Magie?", setzte Hermine sofort nach und erkannte, daß sie wohl nur Antworten bekommen konnte, wenn sie penetrant blieb.

„Weil die Waffe mit der es gemacht wurde speziell dafür angefertigt wurde, Wunden zu schlagen, denen Magie nichts anhaben kann." Erklärte er – wieder ohne genauer zu werden.

„Von wem? Wer braucht solche Waffen? Wer fertigt sie an?", fragte Hermine daher sofort erneut.

Er verdrehte die Augen überlegte dann einen kurzen Moment, seufzte einmal und antwortete dann. Diesmal genauer, als Hermine erwartet hätte.

„Die Inquisition braucht und fertigt diese Waffen.

Hermine starrte ihn an.

„Haben Sie gerade ‚Inquisition' gesagt? Das kann nicht Ihr Ernst sein."

Snape lachte sarkastisch.

„Glauben Sie, daß die Kirche sich irgendwann einfach damit abgefunden hat, daß es Hexerei gibt? Glauben Sie wirklich, daß eine Institution, die erst vor wenigen Jahren offiziell zugegeben hat, daß die Erde keine Scheibe ist, in ausgerechnet diesem Punkt schon klein begegeben hat? Zumal in diesem Fall ihr Wissensstand ausnahmsweise einmal den Fakten entspricht. Und was glauben Sie eigentlich, warum die magische Welt, warum das Ministerium so unglaublich viel Wert darauf legt, daß die Muggel nicht mitbekommen, daß es uns Zauberer und Hexen in ihrer Welt wirklich gibt? Die Inquisitoren hatten realtiv schnell herausgefunden, daß das Verbrennen von Hexen und Zauberern nicht annähernd so effektiv ist, wie sie gedacht hatten, daß wir aber einem Schwerthieb, einem Pfeil, einem Bolzen oder einer Kugel, wenn sie uns treffen, nicht wirklich etwas entgegenzusetzen haben. Aber da wir in der Lage sind, uns zu heilen, mußte dagegen eine Möglichkeit gefunden werden. Und als ihnen das gelungen ist, konnten sie die ohnehin uneffektiven Verbrennungen einstellen und weniger aufsehenerregend vorgehen. Daß hunderttausende Verrückte, die mit der Kirche gar nichts zu tun hatten, danach noch Jahrzehnte lang der Meinung waren, selbst im Namen der Inquisition Scheiterhaufen bauen zu müssen, war nach dem Anfangsspektakel der Kirche nicht verwunderlich." Er sah sie aus seinen glänzenden Augen an, die er kaum aufhalten konnte und atmete schwerer, weil das Reden ihn angestrengt hatte.

Hermine benötigte einen Moment um diese Informationen zu verarbeiten, die so überaus logisch und gleichzeitig doch auch vollkommen verrückt klangen.

„Diese Waffen... müssen die nicht zwangsläufig auch magisch sein?", fragte sie plötzlich.

Snape grinste schief.

„Zehn Punkte für Gryffindor, Miss Granger..."

„Aber..."

Er nickte.

„Ja, das heißt, daß auf der anderen Seite auch ein paar Zauberer stehen. Exakt."

Hermines Gesicht war eine einzige Frage.

„Der Feind meines Feindes ist mein Freund, Miss Granger.", antwortete Snape ihr auf die ungestellte Frage. „Ausgestoßene, Verbannte, Zauberer, denen man verbieten wollte, Magie zu benutzen und ähnliches Volk."

Dann erhob er sich, stützte sich wackelig noch einen Moment am Tisch ab und ging dann die paar Schritte bis zu seinem Bett.

„Da Sie bisher nicht geflohen sind, ich noch lebe und offenbar sogar einmal neu verbunden worden bin, gehe ich davon aus, daß Sie mich nicht im Schlaf mit dem Messer abstechen, das Sie sich gestern unter die Matratze geschoben haben und ich daher darauf verzichten kann, Sie erneut zu fesseln."

Mit diesen Worten legte er sich wieder auf das durchhängende Bett und schlief fast augenblicklich wieder ein.


(Anm.: Ab hier wieder Kira)
Hermine ließ sich kraftlos auf ihrer Schlafstelle nieder.

Was er ihr erklärt hatte, ließ ihren Kopf schwirren. Nicht nur, dass sie nun wusste, dass einige Kapitel der Muggel- und Zauberergeschichte neu würden geschrieben werden müssen, sondern es bedeutete auch, dass sie vor einer unvorhersehbaren Zukunft stand. Wenn es diese Inquisition wirklich gab, und sie fürchtete, dass Snape hier vollkommen ehrlich gewesen war, was bedeutete das dann für sie? Und warum war Ginny offensichtlich ein Ziel dieser Leute?

Hatte es etwa etwas damit zu tun, dass Arthur Weasley nicht nur ein Vertreter des Ministeriums war, sondern sich auch Zeit seines Lebens für Muggelgegenstände interessiert hatte? Sollte es etwa eine Verbindung zwischen ihm, und den Männern geben, die nun seine Tochter in die Finger bekommen wollten?

Hermine presste die Hände an ihre Schläfen, als könne sie so das Gedankenkarrussel zum Stehen bringen.

Und wo stand sie selbst in diesem 'Spiel'?

Wie hatte sie nur hier hineingeraten können - in diese Situation?

Snape hatte gesagt, Der Feind des Feindes würde automatisch zum Freund.

War es das, was er in ihr sah? Eine Halbmuggel, die jedoch durch den Anteil Zaubererblut ebenfalls ein Angriffsziel für die Inquisition war. War sie nur durch diesen Umstand für ihn schützenswert? Er hatte ihr deutlich gesagt, dass er kein Interesse an ihr hatte, sehr wohl jedoch ein Interesse daran, dass seine Feinde sie nicht in die Hände bekamen. Dann würde das zwangsläufig bedeuten, dass er ein Freund wäre. Dieser 'Freund' lag nun in wesentlich friedlicherem Schlaf im gleichen Raum. Er wusste um das Messer, und dass sie es durchaus gegen ihn verwenden könnte. Natürlich hatte sie auch ihren Zauberstab zur Verfügung, doch das Messer stellte eine ganz andere Art von Waffe dar. Eine Waffe, die ihr fremd war, und die dennoch einen unglaublichen Reiz ausübte. Sie glaubte zu wissen, dass das Messer ebenfalls in der Lage sein würde, Zauberern Wunden zuzufügen, die nicht durch Magie heilbar sein würden. Snape wusste um ihr Misstrauen ihm gegenüber, und obwohl er ebenfalls wusste, dass sie im Besitz einer solchen Waffe war, schenkte er ihr Vertrauen. Verrückt! Oder lag sie vielleicht falsch? Konnte eine Wunde, die das Messer verursachen würde, mit ein wenig Magie zum Verschwinden gebracht werden?

Hermine sah erneut zu dem schlafenden Snape und erhob sich dann leise von ihrer Schlafstelle. Während sie den Schlafenden nicht aus den Augen ließ, schob sie ihre Hand unter die Matratze, bis sie das kalte Metall fühlen konnte. Vorsichtig zog sie das Messer heraus und öffnete es, indem sie den kleinen Riegel löste, der dafür sorgte, dass die Klinge von den Griffen umschlossen wurde. Nachdenklich betrachtete sie die spiegelnde Schneide. Abermals sah sie zu Snape. Er glaubte, dass sie ihn nicht abstechen würde. Doch warum sollte sie es nicht tun? Er lag hilflos da. Er war der Mörder Dumbledores. Sie hatte selbst gesehen, wie gefährlich er war, als er, ohne mit der Wimper zu zucken, einem Feind das Genick gebrochen hatte - mit bloßen Händen...mit bloßen Händen! Hermine starrte auf seine Finger, die leicht im Schlaf zuckten, als wolle er etwas festhalten, das er nicht richtig zu fassen bekam. Und dann fiel ihr wieder ein, wie verzweifelt er gewesen war, als dieser Matthew schwer verletzt wurde. Dieser Mann hatte sie geschützt, und nun rang er vermutlich in St. Mungos um sein Leben, wenn er nicht sogar inzwischen schon tot war. Es war offensichtlich gewesen, dass dieser Mann Snape nicht egal gewesen war. Würde er ihr Vorwürfe machen, wenn sein Begleiter dadurch starb, dass er ihr das Leben gerettet hatte?

Tausend Fragen, und keine Antwort in Sicht, solange der Mann schlief, der in der Lage wäre, ihre Neugier zu befriedigen.

Und doch gab es eine Frage, die sie sich hier und auf der Stelle selbst beantworten können würde, wenn sie ihre Chance nutzte.

Entschlossen legte sie ihre Daumenkuppe auf die Schneide des Messers und bewegte sie mit Druck über die Klinge. Ein scharfer Schmerz ließ sie für ein paar Sekunden die Augen schließen. Als sie sie wieder öffnete, tropfte Blut in ihre Händfläche, die sie vorsichtshalber unter den Daumen hielt., nachdem sie das Messer auf die Matratze hatte fallen lassen. Ein kurzer Blick zu Snape zeigte ihr, dass er nichts mitbekommen hatte. Schnell griff sie nach ihrem Zauberstab und ging so leise und rasch wie möglich in das Badezimmer. Sie schloss die Tür nicht ganz, weil diese elendig laut quietschte, also ließ sie sie ein Stück weit offen, und lauschte angestrengt, ob sich im Nebenraum etwas tat. Als sie nichts hörte, führte sie erleichtert ihren Zauberstab an den Daumen und murmelte einen Heilzauber. Nichts tat sich, also wiederholte sie den Spruch etwas lauter. Das Blut tropfte immer noch dunkelrot an ihrer Hand herunter, als die Tür erneut quietschte.

"Hätte es nicht gereicht, wenn Sie mich fragen", hörte sie Snapes Stimme, die zwar verschlafen, aber doch eine Spur ironisch klang.

"Wie viele Waffen gibt es, die mit diesem Zauber belegt sind?", fragte Hermine, während sie in ihrer Tasche nach etwas suchte, womit sie den Daumen verbinden könnte.

Snape warf ihr eine Rolle Toilettenpapier zu, während er dunkel sagte: "Viel zu viele Waffen. Wenn Sie jede erst an sich selbst testen wollen, dann würde schon bald nicht mehr viel von Ihnen übrig bleiben, was man noch als attraktiv bezeichnen könnte."

Hermine hielt unwillkürlich damit inne, sich das Papier um den Finger zu wickeln und starrte ihn an.

Hatte er wirklich gerade etwas in der Art gesagt, sie sei attraktiv?

Doch sein Blick war viel zu grimmig und verschlossen, um ihm das Gesagte als Kompliment durchgehen zu lassen.

"Sie hätten nicht wegen mir aufstehen sollen...", begann sie.

"Das bin ich auch nicht. Ich musste bloß pinkeln."

"Oh!", stieß Hermine hervor und sah sich um, als wolle sie sich versichern, dass in dem Raum wirklich eine Toilette sei, derer er sich bedienen wollte.

Ohne darauf zu warten, dass sie den Raum verließ, begann er damit, sich die Hose zu öffnen. Hermine trat die Flucht an, wobei die Tür beinahe einen erschrockenen Quietscher von sich gab, bevor sie sie hektisch hinter sich ins Schloss warf.

Sie hatte sich auf ihrem Bett zusammengerollt, als er zurück ins Zimmer kam und sich wortlos wieder hinlegte.

Hermine glaubte schon, dass er wieder eingeschlafen sei, als sie seine leise Stimme hörte.

"Ich werte Ihre Aktion mit dem Messer mal als Wunsch, mehr über die Dinge erfahren zu wollen. Und ich verspreche Ihnen, dass Sie das werden. Aber jetzt nicht, Miss Granger. Ich bin so verdammt müde. Das Fieber hat mir den Rest gegeben. Der Kampf dauerte schon so lange...und dann Matthew...", er wurde noch leiser, als er noch einmal sagte; "...jetzt nicht, Hermine."

Überrascht sah sie zu ihm und bemerkte, dass er das letzte Wort wohl im Halbschlaf gesprochen hatte, denn seine Atmung ging jetzt ruhig und seine Augen waren geschlossen.

Die Zeit verging langsam und Hermine spürte ab und an das Pochen in ihrem Daumen, doch die Blutung war lange gestillt. Ein Heilzauber hatte jedoch nicht gewirkt, und so würde die Wunde einen normalen Heilungsprozess benötigen. Vor etwa einer Stunde hatte Hermine das Messer wieder unter die Matratze geschoben, nachdem sie die Klinge sorgfältig geschlossen hatte.

Muggelwaffen die Magie ausschalteten. Muggelwaffen, die in der Lage waren, sowohl Nichtzauberer, als auch Zauberer tödlich zu verletzen. Zudem kannte Snape sich überraschend gut in der Muggelwelt aus - in der kriminellen Muggelwelt! Das brachte Hermine dazu, intensiver darüber nachzudenken, welche Rolle wohl Matthew spielte. Doch sie würde im Moment keine Antworten erhalten. Später, hatte Snape gesagt - bei Merlin, wie sie es hasste, Fragen aufschieben zu müssen!

Und dann wurde ihre Grübelei durch ein lautes Geräusch unterbrochen. Ihr Magen hatte wie ein wildes Tier geklungen, als er sein Recht forderte, zumindest noch etwas Arbeit für diesen Tag zu bekommen. Seufzend sah sie sich in dem Raum um. Irgendetwas Essbares musste es hier doch geben. Für einen Moment überlegte sie, ob sie das Versteck verlassen und nach einem Geschäft suchen sollte, doch wenn Snape in der Zwischenzeit erwachen würde, wäre er sicher nicht bester Laune, wenn er sie nicht an Ort und Stelle vorfinden würde. Vielleicht würde er sich sogar Sorgen machen. Hermine hielt erschrocken inne und schob diesen Gedanken in einen hinteren Winkel ihres Kopfes, während sie die etwas störrischen Türen eines Schiebeschranks öffnete, der an einer der schmuddeligen Wände stand. Für einen Moment überlegte sie, ob sie es wagen konnte, in schallendes Gelächter auszubrechen. Der ganze Schrank war voll mit Konservendosen, und jede trug die gleiche Aufschrift: Ravioli.

Kopfschüttelnd nahm sie eine der Dosen heraus und öffnete sie mit Hilfe ihres Zauberstabes. Einen Topf suchte sie vergeblich, doch in einer Schublade, die ebenfalls im Schrank eingelassen war, fand sie einige Gabeln und Pappteller. Kurzerhand erhitzte sie die Ravioli mittels eines Wärmezaubers und füllte zwei Teller mit den fleischhaltigen Nudeln in Tomatensoße. Das Ganze roch nicht sonderlich gut, doch Hermines Magen knurrte noch einmal nachdrücklich, also griff sie zur Gabel.

Sie hatte einige Bissen gegessen, als Snape zu neuem Leben erwachte. Er setzte sich auf und ließ den Kopf in die Hände sinken, bevor er sich mit gespreizten Fingern durch die Haare strich. Schließlich erhob er sich und Hermine ließ die Gabel sinken, als er ihr ein schiefes Lächeln schenkte.

"Sie kochen mindestens so eintönig, wie Matthew."

Ein Stück Ravioli schien sich in Hermines Kehle quergestellt zu haben, und sie musste husten, bevor sie wenig schlagfertig erwiderte: "Es war nichts anderes da."

Mit missbilligendem Blick griff Snape nach dem zweiten Teller und einer Gabel. Seine Stimme klang immer noch etwas matt, als er sagte: "Wir werden bald aufbrechen müssen."

Hermine hielt es für besser, ihn nicht mit Fragen zu reizen, während er die tomatenrote Pampe in sich schaufelte. Also aßen sie schweigend weiter, doch sie wussten beide, dass sich bereits mehr Fragen auf Hermines Zunge türmten, als sie noch lange hinunterzuschlucken im Stande sein würde.

NOT to be continued...