Aller Anfang ist schwer!
Von Geburt an beginnt das Erlebnis,
wenn wir uns zur Sonne drehen,
es gibt mehr zu sehn, als man je sehen kann,
mehr zu tun, so viel mehr zu verstehen... (König der Löwen)
„Lasst mich durch. Verdammt geht aus dem Weg ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!", schnarrte eine kalte Stimme herrisch. Draco Malfoy stieß ein paar jüngere Schüler zur Seite und betrat die Große Halle. Viele starrten ihn an und es wurde getuschelt. Was tut ein Malfoy FREIWILLIG bei der Besprechung des Weihnachtsfestes der sechsten Klassen? Diese Frage hatte sich Draco schon oft genug gestellt, aber vielleicht lag es einfach daran, dass er gerne sang auch wenn er es ungern zugab. Also setzte er sich, mit Crabbe und Goyle im Schlepptau, ziemlich weit hinten in die, für die Schüler aufgestellten, Sitzreihen. Ein paar Reihen vor ihm entdeckte er einen braunen, lockigen Haarschopf. Er verzog das Gesicht un murmelte abfällig:„Granger". Sie drehte sich ruckartig zu ihm um und warf ihm einen vernichtenden Blick aus ihren braunen Augen zu. Plötzlich grinste sie und meinte zuckersüß: „Ach! Sowas! Ich wusste gar nichts, dass Frettchen singen können!" Für einen Moment war Draco sprachlos. Was bildete sich dieses dumme, hässliche, arrogante Schlammblut eigentlich ein! ‚Naja sooooo dumm ist sie nun nicht. Immerhin hat sie einen bessern Notendurchschnitt als du, wenn auch nur knapp. Und hässlich kann man sie wirklich nicht nennen', meldete sich eine Stimme in seinem Hinterkopf. Angewidert schüttelte den Draco den Kopf, als wolle er diese Gedanken vertreiben.
„Nun gut dann wollen wir anfangen!", erhob nun ihre hübsche Lehrerin, und Organisatorin außerschulischer Veranstaltungen, Professor Sinistra ihre Stimme. „Ich freue mich, dass so viele von Ihnen hier erschienen sind. Dieses Jahr zu Weihnachten soll bei unserem alljährlichen Fest ein Singspiel aufgeführt werden. Es sind einige Tanzeinlagen verschiedener Art geplant. Das Hauptthema ist ‚Der König der Löwen!". Eigentlich sind die beiden Teile ja Zeichentrickfilme aber da die Lieder sehr zeitgemäß sind, haben wir beschlossen, dass ein Teil der Schüler und Schülerinnen die Rollen übernehmen wird und der andere Teil die musikalische Begleitung übernimmt. Wir hielten es für das Beste die beiden Filme zu kombinieren." Aufgeregtes Gemurmel war in der Großen Halle laut geworden. „Wer von Ihnen kennt diese Filme?" Ungefähr die Hälfte der Schüler und Schülerinnen meldete sich. Die Meisten von ihnen, muggelabstämmige. „Nun gut!", fuhr Professor Sinistra fort „Dann werden wir damit beginnen, die Filme anzusehen!" Vor den Augen der Schüler erschien eine gigantische Filmleinwand und die nächsten drei Stunden wurden sie von dem König der Löwen gefesselt!
Und sogar Draco musste unwillig zugeben, dass diese Filme etwas Besonderes hatten.
Hermine wiederum war vollkommen in den Bann gezogen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als die Lieder zu singen. Schauspielerei kam für sie nämlich gar nicht in Frage.
Nach dem Film war eine nachdenkliche Stille eingekehrt doch dann sprach Professor Sinistra langsam weiter: „Es wird nun ein Vorsprechen bzw. Vorspielen und ein Vorsingen geben. Tragen Sie sich bitte in die Liste ein und ich werde Sie dann einzeln aufrufen!"
Alle strömten aus der Halle und stellten sich davor auf. Dann wurde Hermine hereingerufen. Professor Sinistra lächelte Hermine an und sagte: „Such dir einfach ein Lied aus und sing locker drauf los!" Hermine dachte kurz nach, lächelte ihrer Lehrerin dann zu und begann mit ihrer klaren, schönen Stimme zu singen: „Kannst du hören wie der Wolf heult unterm Silbermond und weißt du auch warum der Luchs so grinst? Kannst du singen wie die Stimme in den Bergen? Kannst du malen wie das Farbenspiel des Winds? Kannst du malen wie das Farbenspiel des Winds!"
Sie liebte dieses Lied. Es war aus dem Film Pocahontas und hatte das Gefühl, in diesem Song ihre Emotionen am Besten rüberbringen zu können. Professor Sinistra lächelte erfreut. „Ich werde das Ergebnis später bekannt geben. Schicken Sie mir bitte Miss…äh… Lavander Brown hinein!"
So zog es sich Stunden hin.
Draco hatte sich ebenfalls zum Vorsingen gemeldet. Er hatte sich „Against all odds" ausgewählt und eigentlich hatte er ein recht gutes Gefühl. Aber er konnte sich auch täuschen.
Endlich wurden alle wieder hereingerufen. Professor Sinistra begann zu sprechen: „Beginnen wir mit der Verteilung der Gesangseinlagen. Wir haben hier zwei herausragend gute Sänger bzw. einen Sänger und eine Sängerin. Sie werden den Hauptteil des musikalischen Teils übernehmen. In dem ersten Film kommen 5 Lieder vor, im zweiten Teil sind es sechs. Nun aber zu der Besetzung. Hermine Granger, kommen Sie bitte nach vorne. Sie haben die schönste Stimme Ihres Jahrgangs!" Hermine schlug die Hand vor den Mund. Das durfte doch nicht wahr sein. Harry umarmte sich freudig. Sie ging nach vorne und stellte sich neben Professor Sinistra die schon wieder zu sprechen begonnen hatte: „Und Ihr männlicher Gegenpartner wird sein: Draco Malfoy!" Im Saal war es totenstill. Hermine und Draco starrten sich hasserfüllt in die Augen. Dann erhob sich Draco langsam und schlenderte nach vorne. „Die weitere Rollenverteilung: Miss Johansson, ..." Hermine konnte es nicht fassen. DAS sollte ihr Gegenpartner sein. Das konnte nicht sein.
„Mister Malfoy, Miss Granger, hier Ihre Liedzettel! Lernen Sie diese so schnell wie möglich auswendig. Die erste Probe ist übermorgen, also Mittwoch, hier in der Großen Halle um 15.00 Uhr. Und bitte seien Sie pünktlich! Sie können jetzt gehen!" Mit diesen Worten wandte sich Professor Sinistra auch schon wieder an die Schauspieler. Sprachlos stand Hermine da. Langsam wanderte ihr Blick zu den Zetteln. Schnell überflog sie diese: Film eins: „Der ewige Kreis" und „Kann es wirklich Liebe sein?" ‚Oh Gott ein Liebeslied mit Draco' dachte sie verdrießlich. Film zwei: „Er lebt in dir", „Wir sind eins" und „Liebe triumphiert!" ‚Hallo? Warum müssen wir denn die Liebeslieder singen?'
Auch Draco hatte sich die Zettel genauer angesehen. Er schüttelte den Kopf. „Grausam!", entfuhr es ihm wütend.
Hermine saß in einen weichen Sessel gekuschelt im Gemeinschaftsraum, vor sich die Texte. Sie hatte eine schnelle Auffassungsgabe und den größten Teil ihrer Texte konnte sie bereits. Insgeheim freute sie sich sogar, mit Malfoy zusammenzuarbeiten, obwohl sie das wahrscheinlich niemals zugegeben hätte. Irgendwas an ihm war verdammt…anziehend. Natürlich hätte sie sich eher selbst umgebracht als es ihm zu sagen oder zu zeigen.
Zur selben Zeit saß auch Draco auf seinem Bett mit seinen Texten in der Hand. Er gab es nicht gerne zu aber er war froh, dass er mit Hermine singen sollte. Natürlich nicht, weil sie ihm gefiel sondern weil er gemerkt hatte, dass sie eine wirklich schöne Stimme hatte und das war wichtiger als alles andere. ‚Sie ist uns bleibt ein Schlammblut!' dachte er angeekelt.
Mittwoch um 15.00 Uhr stand Hermine mit ein paar anderen vor den Türen der Großen Halle und wartete. An die Wand gelehnt, stand Draco und ging in Gedanken seine Texte noch einmal durch. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Hermine und er musste zugeben, dass ihr dünner, grüner Rollkragenpulli sich sehr vorteilhaft an ihren schlanken Körper anschmiegte. ‚Draco hör bloß auf so zu denken. So weit kommt's noch!' Glücklicherweise öffneten sich genau in diesem Moment die Türen der Großen Halle und sie traten ein.
Bis auf eine Bühne waren nur ein paar kleine Tische und Stühle in der Halle aufgestellt, die Sitzgelegenheiten boten. Professor Sinistra trat aus dem Schatten hervor und begrüßte die Schüler und Schülerinnen lächelnd. Nach ein paar Einsingübungen begann Professor Sinistra zu sprechen: „Miss Granger, Mister Malfoy, treten Sie doch bitte nach vorne. Wir beginnen mit dem Lied…hm…"Er lebt in dir!" Ich denke, das ist ein guter Einstieg. Also auf drei beginnen Sie, Miss Granger, wenn ich zum zweiten Mal das Kommando gebe, kommt Ihre Stimme Mister Malfoy. Alles verstanden? Gut dann fangen wir an!" Wie aus dem Nichts begann die Hintergrundmusik zu spielen und Hermine setzte ein. Ihre Stimme klang stark und schön durch den ganzen Raum und eine andächtige Stille trat ein. Als Dracos Einsatz kam, hielten alle den Atem an. Noch niemand hatte Draco mit solcher Sanftheit singen oder reden gehört. Doch sobald Hermine und Draco zusammen singen sollten, harmonierten ihre Stimmen nicht mehr richtig miteinander. „Stopp!" Die Stimme der Lehrerin hatte sich erhoben. „Ich möchte, dass Sie beiden gemeinsam üben. Ich stelle Ihnen jeden Abend um 21.00 Uhr eine Stunde die Große Halle zur Verfügung. Sie müssen lernen, Ihre Stimmen miteinander zu kombinieren und nicht gegeneinander zu singen. Bis zu der Probe in einer Woche erwarte ich bessere Resultate. Ansonsten bin ich sehr zufrieden!"
Hermine und Draco starrten sich an. ‚Nein!', war Hermines erster Gedanke. Aber dann dachte sie: ‚Das ist ja mal eine gute Chance um ihm unauffällig näher zu kommen! Aber WILL ich das überhaupt?'
Draco
warf ihr einen eisigen Blick zu „Ich erwarte dass du heute Abend
pünktlich bist. Ich will nicht auch noch auf ein Schlammblut
warten müssen!", zischte er leise.
Hermine merkte wie ihr
Tränen in die Augen stiegen. ‚Verdammt warum macht es mir auf
einmal so viel aus, dass er mich fertig macht? Das ist Malfoy. Mine
was hast du erwartet?'
