Disclaimer: Alles gehört Prof. Tolkien. Mir gehört nur meine Phantasie.
Éowyns Geheimnis
Prolog:
Heute habe ich Faramir, den Fürsten von Ithilien, geehelicht. Eigentlich sollte dies der schönste Tag im Leben einer Frau sein, noch dazu wenn man so einen gutaussehenden Mann wie Faramir heiratet, doch muß ich zugeben, dass mein Herz seltsam schwer ist. In wenigen Stunden werde ich zum ersten Mal das Bett mit meinem Gemahl teilen, und dann wird er meine Schande entdecken. Ich bin keine Jungfrau mehr. Hier, während der Feierlichkeiten in der Goldenen Halle kehren meine Erinnerungen an damals zurück...
Kapitel 1: Erste Begegnung
Genau fünf Jahre ist es her. Ich kehrte damals gerade von einem Ausritt auf Windfola nach Edoras zurück. Meine Wangen waren gerötet und erhitzt vom schnellen Reiten. Rasch glitt ich vom Pferd und führte meine brave Stute zurück in die Stallungen. Ich übergab sie dem Stalljungen Herger und mahnte ihn, Windfola gut abzureiben und ihr eine Extraportion Hafer zu geben.
Dann lief ich schnell die Treppen zur Goldenen Halle hinauf. Es war höchste Zeit, dass ich mich umzog. Ich trug immer noch das einfache, braune Reitkleid. Versehentlich hatte sich ein Knopf meines Mieders gelöst und so war der Ausschnitt meines Kleides fast unzüchtig tief. Ein Gast hatte sich heute abend bei meinem Onkel angesagt. Mir wurde nur sein Name genannt: Gríma, Gálmóds Sohn. Es war selten, dass Gäste zu jener Zeit in die Goldene Halle kamen, besonders seitdem mein Onkel erkrankt war. Ich beschleunigte meinen Schritt. Es war bereits spät. Als ich die halbdunkle Halle durchquerte, um schneller zu meinem Privatgemach zu gelangen, stellte sich mir plötzlich ein unbekannter Mann in den Weg. Ich erschak zutiefst, als ich ihn sah. Er hatte rabenschwarzes, wirres Haar und eines seiner blauen Augen wirkt seltsam milchig-trüb. Seine Haut war leichenblaß und sein ganzes Äußeres zutiefst abstoßend. Und doch konnte ich mich einer gewissen Faszination nicht entziehen. Solch einen Mann hatte ich zuvor noch nie gesehen. Er sah völlig anders aus als die Männer, die in Rohan lebten, und doch schien er einer von uns zu sein, denn er sprach mit der gleichen Zunge, als er zum ersten Mal die Stimme erhob.
„Seid mir gegrüßt, schöne Jungfrau", sagte er mit einer seltsam-freundlichen Stimme.
Ich spürte, wie seine Augen an mir herabwanderten und schließlich an meinem weiten Ausschnitt hängen blieben. Rasch hielt ich das Kleid mit den Händen zu und eilte wortlos weiter. Ich fühlte mich zutiefst beschämt.
In Windeseile wusch ich mich in meiner Kammer und zog mich dann um. Ich entschied mich für ein schlichtes, weißes Kleid, zu welchem ich einen goldenen Gürtel anlegte. Ich kämmte mein hüftlanges Haar und bändigte es mit einigen Spangen an der Seite. Ansonsten beschloß ich es offen zu tragen. Damals wie heute bin ich stolz auf meine dicken, goldenen Haare.
Als ich schließlich zurück in die Halle kehrte, hatte man bereits meinen kränklichen Onkel hereingeführt. Bei ihm saßen Théodred, mein Vetter, und Éomer, mein Bruder. Ich erschrak erneut , als ich den seltsamen, schwarzgekleideten Mann bei ihnen sah. Er unterhielt sich gerade mit dem König. Als er mich sah, stockte er und erhob sich.
Bevor er etwas sagen konnte, stellte mich mein Vetter ihm vor. Ich erfuhr, dass er Gríma war. Der Mann, den mein Onkel erwartet hatte.
„Éowyn, was für ein wundervoller Name", sagte Gríma mit tiefer Stimme.
Diese Stimme sollte mich bald nachts in meinen Träumen verfolgen.
Den ganzen Abend ruhte Grímas Blick auf mir, was ich sehr bald als unangenehm empfand. Ich kam mir vor wie ein besonderes Tier, das in einem Käfig ausgestellt wird. Ich war froh, als ich aufstehen und zu Bett gehen durfte. Ich spürte, wie mir seine Blicke folgten.
