Teil 3.1 und ich hoffe auch 3.2 weiter unten (nächste Kapitel...)

spannender als vorher, Ari-fokusiert und wurde bereits 2011 geschrieben und fertig gestellt, spielte also (als ich es geschrieben hatte) eigentlich in der Zukunft

bitte schreibt reviews ;)

Teil 1:

Kapitel 1 (Wieder zu Hause)

Es regnete, was die Menschenmenge noch trauriger aussehen ließ. George Burton trat vor und warf die weiße Rose, die er in der Hand gehalten hatte, in das Loch und die Blume landete auf dem mit einer Amerikaflagge geschmückten Sarg aus hellem Holz. Er hatte sich vorgenommen, nicht zu weinen, denn Weinen war ein Zeichen der Schwäche. Dennoch lief ihm eine Träne über die Wange, er wischte sie weg und trat wieder zurück unter den Schirm, den seine Tochter Melissa hielt. Wie ihr Bruder Jason verbarg sie ihre Tränen nicht. Ihre Mutter fasste sie an ihre Hand, Melissa war froh, dass sie zur Beerdigung ihres Schwagers gekommen war. Charles Burton hatte vor zwei Tagen einen Autounfall gehabt, er und sein Chauffeur waren noch an der Unfallstelle gestorben.

Ari war nach Israel zurückgekehrt. Er war lange Zeit nicht zu Hause gewesen, aber trotzdem froh, wieder im Flugzeug zu sitzen. Er arbeitete für den israelischen Geheimdienst und es war für ihn nicht schwer gewesen, wieder einzusteigen. Er schaute aus dem Fenster, unter ihm war nur sandige Wüste zu erkennen. Er wandte sich seinen Unterlagen zu und freute sich, nach Europa zu kommen.

***Top Secret***

Einsatzunterlagen für Ari Takar

Dieses Dokument/ Diese Akte ist mit einer Sicherheit Stufe 3 eingestuft. Der Agent verpflichtet sich hiermit zur strengsten Geheimhaltung des Inhalts und jeglicher Bemerkungen und Anmerkungen im Zusammenhang mit diesem Dokument.

Das folgende Dokument liegt in zwei Versionen (Sprachen) vor: Englisch und Israelisch. Die oben genannten Sicherheitsvorschriften liegen nur in Englischer Form vor. Sehr gute Englischkenntnisse werden für diesen Einsatz voraus gesetzt.

Juan Sánchez Fernández

Juan Sánchez Fernández wurde am 4.3.1986 in Madrid, Spanien, geboren und ist heute 26 Jahre alt. Mit fünf Jahren zog er nach London. Sein Vater Miguel war Boss einer britischen Waffenhandelsorganisation und wurde im Jahre 2000 von britischen Polizisten im Laufe einer Schießerei in Birmingham erschossen. Seine Mutter Lea (früher: Daves) wurde ein Jahr später von einem Mitglied der britischen Bikergang RiderBikes, welcher später die Tat stand, vergewaltigt und erwürgt. Seitdem hat Juan sich selbst durchschlagen müssen und war schon im Alter von 15 stolzes Mitglied der LondonRivals, einer rivalisierenden Bikergang von den RiderBikes. Mit 22 verließ er die LondonRivals offiziell und widmete sich dem Waffengeschäft. Er sympathisiert noch immer mit dem Anführer der LondonRivals John Dax. Seit einem Jahr ist die Führung des illegalen Waffenhandels in Großbritannien wieder in seiner Hand und der Hauptexport wird in Saudi-Arabien betrieben. Am 24.12.2011 tötete er einen israelischen Agenten in Israel, der sich in seine Organisation eingeschlichen hatte. Nach den heutigen Informationen befindet sich Juan wieder in London.

Der Waffenhandel

Nach einer langen Zeit in der Führung von Marc Russeau kehrte der britische illegale Waffenhandel wieder in die Sánchez Fernández Familie zurück. Die Organisation wurde im Jahre 1967 von Lea Daves' Vater Jean gegründet und erlebte seine Blütezeit in den neunziger Jahren. Seitdem gehört die Organisation, die größtenteils von der Familie in ganz Britannien geführt wird, zu den größten und führenden Waffenhandelszellen und führt den illegalen europäischen Waffenhandel an.

Julie-Theresa Jones

Ari schmunzelte, als er den Namen Theresa las. Er dachte an seine Exfreundin, der er geglaubt hatte, sie würde ihn lieben. Theresa war kein sehr oft vorkommender Name, aber tippte an einen Zufall, obwohl er nicht an Zufälle glaubte. Theresa wurde im Englischen oft mit „h" geschrieben, wie im Deutschen, jedoch wurde das „th" im Englischen gelispelt und da Theresa Engländerin war, vermutete er die britische Aussprache des Namens.

Julie-Theresa Jones ist nach den letzten Beobachtungen unserer in London operierenden Agenten seit einem Monat die zwanzigjährige Freundin von Juan. Sie möchte mit Theresa angesprochen werden, da sie Julie nach dem Zweitnamen ihrer Mutter genannt wurde. Nach den Informationen einer Agentin, die Anfang Juli den Einsatz aufgrund persönlicher Nachfrage verließ, wurde Julie-Theresa am 31. Dezember 1991 in Manchester von Linda Julie und Chris Jones geboren. Als sie sechs war, starb ihr Vater an einer Überdosis Kokain und als sie zwölf war tötete sie ihre Mutter, was mithilfe eines DNA-Tests vor kurzem bewiesen werden konnte. Sie kämpfte sich alleine durch und schaffte es, der Alkohol- und Drogenszene zu widerstehen. Sie wuchs weiterhin im Waisenheim auf und der Mord an ihre Mutter konnte bis vor kurzem nicht bewiesen werden. Laut ihrer schulischen Unterlagen wies sie überdurchschnittliche Leistungen auf und schloss ihre Schule mit fünfzehn Jahren mit einem sehr guten Zeugnis ab. Danach studierte sie Chemie in Essen, Deutschland und beendete ihren Bachelor mit achtzehn. Anfang Juli beendete sie ihren Master und zog zu Juan, den sie in Essen kennengelernt hatte, nach London.

Der Einsatz

Ein erfahrener Agent zieht nach London und wird versuchen, in die Terrorzelle einzusteigen. Er wird sich mit Juan anfreunden und möglichst schnell wichtige Informationen beziehen, sodass Juan verhaftet werden kann und gültige Beweise vorliegen.

Ziel des Einsatzes

(1) Informationen über den britischen Waffenhandel und über die Bedeutung in Europa beziehen

(2) Informationen über Juan und Julie-Theresa selbst herausfinden

Voraussetzungen

Der Agent muss über dreiundzwanzig Jahre sein.

Für die Mission wird der Agent den Namen Dave Craig als Decknamen zur eigenen Sicherheit annehmen.

Für den Agenten ist es vorteilhaft, mehrere Sprachen zu beherrschen.

Der Agent muss fließend Englisch sprechen und Grundkenntnisse im Spanischen besitzen.

Für den Agenten ist es vorteilhaft, bereits eine Sprache in nicht lateinischen Schriftzeichen zu beherrschen, mündlich, sowie schriftlich.

Der Agent muss die Mindestvoraussetzungen für einen Undercoverauftrag erfüllen hinsichtlich des Fachwissens bezüglich des Waffenhandels innerhalb und außerhalb Europas.

Ari lächelte und blätterte die Seite um. Er freute sich ein wenig, denn er mochte Europa und England, wo er früher studiert hatte. Das Wetter war ihm egal.

***Top Secret***

Einsatzunterlagen für Ari Takar

Hintergrundstory des Agenten Ari Takar

Name der anzunehmenden Person: Dave Craig

Geburtsdatum: 31.7.1987

Geburtsort: Tel Aviv, Israel

Staatsangehörigkeit: Britisch

Ari schloss die Akte, den Rest kannte er bereits auswendig. Er widmete sich wieder seinem Buch, welches er auf Deutsch las. Es erinnerte ihn ein wenig an Theresa und er fragte sich, ob er sie geliebt hatte.

Es war zehn Uhr abends, Montag und Valentina und Dean hatten beide einen sehr anstrengenden Tag hinter sich. Beide saßen an ihren Laptops zusammen im Doppelbett in der Wohnung von Dean und Paul. Paul war in seinem Zimmer, er arbeitete nicht mehr, nur noch an Theresa. Schließlich schloss Dean seinen Laptop und rutschte weiter zu Valentina herüber. Sie lächelte. „Wie oft hast du diesen Bericht schon Kontrolle gelesen?", fragte Dean und machte Anstalten, ihren Laptop zuzuklappen. Sie drückte auf das kleine Diskettensymbol oben links in der Ecke des Bildschirms. Und schließlich fuhr sie den Rechner herunter und legte ihn auf den Nachttisch. „Wie lange hatten wir schon keinen Sex mehr?", fragte Dean lächelnd. „Schon mindestens vierundzwanzig Stunden", erwiderte Valentina und rutschte herunter, sie legte ihren Kopf auf das Kissen und kuschelte sich näher an Dean. Sie schauten sich einige Sekunden lang verliebt in die Augen, bis Valentina ihr rechtes Bein über Dean schlang und ihn so in die Bauchlage zwang. Sie setzte sich auf seinen Rücken und fing an, ihn zu massieren. „Wow, bist du verspannt!", sagte sie und beugte sich vor, dann legte sie sich mit ihrem vollen Körper auf ihn. Er drehte sich um, darauf bedacht, sie nicht von ihm herunter zu stoßen, nun lagen sie beide aufeinander und fingen an, sich zu küssen. Schließlich hörte Valentina auf und krabbelte wieder auf die linke Seite des Bettes. Sie öffnete den Nachttisch und holte ihre kleine Pillendose raus. Nachdem sie die Pille genommen hatte, kehrte sie wieder zurück und küsste Dean auf den Hals. Er streichelte mit der rechten Hand ihren Kopf und strich durch ihre Haare. Sie legte sich ganz auf ihn und ihre Hände glitten weiter nach unten, bis sie das gefunden hatten, was sie suchten.

Aris Flugzeug war pünktlich in London gelandet und es war bereits Samstagmorgen, als er seine Wohnung etwas außerhalb der Downtown bezog. Es war eine kleine Wohnung im vierten Stock eines Hochhauses und besaß nur vier Räume: Esszimmer mit einer amerikanischen Küche, Schlafzimmer, Badezimmer und Wohn- und Arbeitszimmer. Für seine Mission reichte das völlig, obwohl es etwas ungewohnt war. Aber er würde sich anpassen. Er packte seine Sachen aus und richtete die Wohnung ein. Es war früh morgens und somit eine perfekte Gelegenheit, das Londoner Nachtleben etwas besser kennen zu lernen.

London bei Nacht war wie alle anderen Großstädte, auch wie Washington oder San Francisco. Er hatte ein paar Kneipen besucht, ein paar Leute getroffen und er war sich sicher, auf dem Rückweg zur Wohnung verfolgt worden zu sein. Er hatte diese Ahnung und er hatte gelernt, dass wenn man dachte, jemand sei hinter einem her, dann war er es auch. Er hatte seit der letzten Bar ein schwarzes Motorrad einfach viel zu oft gesehen. Auf irgendeine Art und Weise hatte er den Verdacht, der Fahrer wollte ihn auf sich aufmerksam machen. Er würde schauen, ob es bloß Zufall war, oder ob er den Motorradfahrer noch mal wieder sehen würde. Er ging um fünf Uhr früh ins Bett, er hatte an seinem ersten Tag in London schon viel erreicht: Er hatte irgendwen auf sich aufmerksam gemacht. Ob dies nun gut oder schlecht war, würde sich herausstellen.

Am nächsten Morgen wachte er um neun Uhr auf und nach dem Einkauf frühstückte er in Ruhe. Tagsüber erreichte er hier erst mal nichts, er musste die Nächte abwarten und dann anfangen zu suchen. London war groß, aber er würde schnell in kriminelle Geschäfte einsteigen können und vielleicht hatte ihn der schwarze Motorradfahrer nicht ohne Grund beobachtet. Den Tag verbrachte er damit, die Stadt näher kennen zu lernen. Es war viel Zeit vergangen, seit er London nach Beendigung seines Medizinstudiums beendet hatte. Damals war London für ihn eine bessere Heimat gewesen als Tel Aviv, wo er geboren und aufgewachsen war. Um acht Uhr abends wurde die Stadt belebter. Nun ging er auch in verlassene Gegenden, die von Touristen und auch Bewohnern der Londoner Oberschicht eher gemieden wurden. Er hatte keine Angst im Dunkeln, er war erwachsen und bewaffnet. In einer Gasse links von ihm wurde gerade ein Mann erschossen und zwei Meter weiter auf einem Parkplatz reichte sich eine Gruppe von Junkies das Spritzbesteck weiter. Ari wusste, dass er nie so tief sinken würde. Er bog gerade um eine Ecke, als er im Augenwinkel eine Bewegung wahr nahm. Dort war schon wieder das schwarze Motorrad und der Fahrer war komplett in schwarzer Lederkluft gekleidet. Er drehte sich wieder um und ging weiter. Entweder war der Fahrer nicht sehr schlau oder er wollte ihn wirklich wissen lassen, dass man ihm folgte. Er tippte auf letzteres, als ihm plötzlich ein Messer an die Kehle gehalten wurde. Ein Mann, circa Mitte dreißig stand ihm gegenüber und murmelte: „Wenn sie mir bitte folgen würden, Mister Craig." Schweigend folgte Ari dem Mann auf einen verlassenen Hinterhof, wo weitere Männer mit Maschinenpistolen auf ihn warteten. Der Mann steckte sein Messer wieder in seine Tasche. Ari hörte ein Motorengeräusch und als er sich umdrehte fuhr das schwarze Motorrad gerade am Parkplatz vorbei und verschwand in den belebten Teilen der Großstadt. Er drehte sich um. „Hände hoch und keine allzu hastigen Bewegungen", sagte der Mann und durchsuchte seine Jacke und seine Taschen. Er gab die Pistole und das Messer einem anderen Mann, der sie einsteckte. Dann nahm er Aris Brieftasche und öffnete sie. Er nahm den Ausweis heraus und las laut vor: „Dave Craig. Geboren am 31.7. 1987 in Tel Aviv, Israel." Er stutzte. „Staatsangehörigkeit: britisch. Eingebürgert?", fragte er. „Nein", antwortete Ari etwas genervt. „Mein Vater war Israeli und meine Mutter Britin. Mit achtzehn habe ich die britische Staatsbürgerschaft übernommen und lebe hier seit sieben Jahren." „Bis auf die letzte Aussage war alles richtig, ich bin erstaunt. Sie haben vor längerem Israel verlassen, hier studiert und sind vor kurzem aufgrund kleinerer Zwischenfälle aus den Vereinigten Staaten geflohen. Nach einer kurzen Zeit in Israel tauchen sie hier wieder auf. Na, wie hört sich das an?" „Richtiger." „Gut. Würden sie mich dann bitte begleiten Mister Craig?" „Und warum sollte ich das tun?" „Sie sind erst vor kurzem in dieser Stadt aufgetaucht. Ich bin mir sicher, sie wollen hier noch einige Zeit verweilen und ich bezweifel, dass sie bisher Zeit hatten, sich eine neue Arbeit zu suchen." „Woher wissen sie, welchen Typ von Arbeit ich suche?" „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass sich jemand darauf freut, ihnen welche anzubieten." Widerwillig folgte Ari dem Mann und stieg ins Auto.

Als Ari ausstieg, hatte er komplett die Orientierung verloren. Das kam nicht sehr oft vor und er verfluchte sich dafür. Aber hier sahen wirklich alle Straßen gleich aus und aufgrund der Dunkelheit konnte er sich keine Auffälligkeiten der Orte merken. Sie waren ungefähr zwanzig Minuten gefahren und nun scheuchte ihn der Mann wieder mit einem Messer bedrohend in eine Tür eines herunter gekommenen Lagerhauses. Warum immer alte Lagerhäuser in verlassenen Industriegebieten, fragte sich Ari. Ohne die anderen Männer im Nacken betraten die beiden einen kleinen Büroraum. Dort saß ein weiterer Mann und ein weiterer stand direkt neben der Tür. „Ich glaube, das Messer wird jetzt nicht mehr nötig sein", sagte der sitzende Mann. Er steckte das Messer ein und machte einen Schritt von Ari weg. „Danke", sagte der Mann lächelnd und öffnete die oberste Schublade des Schreibtisches. Er holte einen Revolver hervor und schoss dem Mann direkt zwischen die beiden Augen. Der Mann neben der Tür hatte dies schon erwartet und zog die Leiche nach draußen und schloss die Tür von außen.

Der Mann im Stuhl lehnte sich zurück. Er war groß, hatte etwas Übergewicht und trug einen dunkelgrauen Anzug. Ari schätzte ihn Mitte vierzig, er hatte schon einen grauen Haaransatz. Er sah gepflegt aus, sein Anzug war glatt und seine Fingernägel kurz geschnitten. Er hatte einigermaßen gepflegte Zähne und trug ein teures goldenes Armband am rechten Arm, was ihn als Linkshänder auszeichnete. „Setzen sie sich." Ari schaute hinter sich, zog den Stuhl näher zum Schreibtisch und setzte sich. „Mein Name ist Ed Mackenzie. Ich schätze sie haben noch nicht von mir gehört, Dave Craig. Offiziell existiere ich nicht, was ziemlich praktisch sein kann. Und sie sind", er ließ sich Zeit während er auf ein paar Blätter vor sich schaute. Ari holte tief Luft, er war nicht nervös. Ed lächelte und schaute ihn wieder an. „Ari Takar. Ich habe schon viel von ihnen gehört." „Ich hoffe nur Gutes." „Schlechtes bedeutet hier gutes. Sehr interessant fand ich den Mord an der FBI-Agentin Amy Denning. Ich bin sehr direkt. Warum sind sie hier in London? Ein neuer Auftrag?" „Mag sein." „Das denke ich eher nicht", Ed schüttelte leicht den Kopf. „Eher die Suche nach einem neuen Auftrag. In Amerika wurde es zu gefährlich für sie. Warum eigentlich?" „Der FBI hätte mich beinahe rangekriegt." „Einen Agenten eingeweiht?" „Eine Agentin", betonte Ari. „Ah", Ed lächelte. „Ich verstehe. Tja, heutzutage wenden die Behörden alle möglichen Tricks an, wenn ihnen nichts mehr einfällt. War sie hübsch?" Ari nickte leicht und Ed fuhr fort: „Seit sie in Amerika nicht mehr so beliebt sind und sie es auf die Wanted-Liste geschafft haben, sind ihre Möglichkeiten etwas eingeschränkt. Ich kann es vollkommen verstehen, wenn sie sich erst mal etwas im Untergrund verstecken wollen. Ich kann ihnen helfen, wenn sie interessiert wären, wieder in die höheren Geschäfte einzusteigen." „Was genau meinen sie mit ‚höheren Geschäfte'?" Ari war sich nicht ganz sicher, wie er das verstehen sollte. Man hatte ihn erwartet und man wusste sowohl über seinen richtigen Namen Ari als auch über seinen Decknamen für die Mission des israelischen Geheimdienstes Bescheid. Wussten sie schon, dass er Agent war? Wollten sie nur noch seinen Auftraggeber herausfinden? „Ich arbeite für einen Menschen, dessen Namen sie bestimmt schon einmal gehört haben. Sagt ihnen Juan Sánchez Fernández etwas?" Ari schwieg. „Ich möchte es mal so ausdrücken: Er ist…interessiert daran, sie für seine Seite zu gewinnen. Er hat schon einiges über sie gehört und ist beeindruckt." „Ich war noch nie im illegalen Waffenhandel tätig." Seine Undercover-Person Dave Craig sah das zwar etwas anders, aber vielleicht brachte ihn die Wahrheit näher an sein Ziel als die Lüge. „Ich weiß. Der Waffenhandel beschäftigt sich auch nicht nur mit dem illegalen Handel von Waffen. Es gibt auch viele andere Sachen zu erledigen." Ari wartete. „Ich habe gehört, sie haben längere Zeit als Auftragsmörder gearbeitet und waren ausgesprochen erfolgreich." „Wer war noch mal ihre Quelle?" Ed lächelte. „Wären sie interessiert?" „Ich weiß nicht Recht." Ari war sich nicht sicher und wollte Bedenkzeit schinden. „Sie müssen sich nicht jetzt entscheiden. Ich gebe ihnen 48 Stunden Zeit. Dann sollten sie sich entschieden haben." „Und wie gebe ich Bescheid, wenn ich mich entschieden habe?" „Das merke ich schon." Ed stand auf, Ari ebenfalls. Der Mann, der vorhin die Leiche weggeräumt hatte, trat wieder in den Raum. „Matthew wird sie nach Hause fahren", sagte Ed und Ari folgte Matthew hinaus und in das schwarze Auto mit den getönten Scheiben. Matthew war circa fünf Zentimeter kleiner als er, hatte kurze, dunkelbraune Haare, einen Bart und sah nicht gerade sehr gesprächig aus. Sie fuhren vom verlassenen Parkplatz und auf die belebte Straße. Sie fuhren zwanzig Minuten und Ari hatte ein Mal das Gefühl, verfolgt zu werden. Das schwarze Motorrad war wieder aufgetaucht, pechschwarz, wie der Anzug und Helm des Fahrers. Nur ein Mal hatte er ihn gesehen, aber Ari war sich sicher, dass das Motorrad die ganze Zeit dort gewesen war. Und irgendwie beschlich ihn das ungute Gefühl, der Motorradfahrer wollte ihn wissen lassen, dass er dort war. Ihn daran erinnern, dass er beobachtet wurde und auf keinen Fall versuchen sollte, seine Leute beim Mossad zu erreichen.

Das Auto hielt vor seinem Haus und Ari stieg aus. „Vielen Dank fürs Mitnehmen", sagte er, aber Matthew reagierte nicht darauf und fuhr schweigend wieder los. Ari ging zurück in seine Wohnung, wo er sich zuerst duschte und dann den Rest der Nacht damit verbrachte, sein Zimmer auf Wanzen zu untersuchen, aber nicht fündig wurde. Um sechs Uhr morgens ging er schließlich ins Bett, erschöpft und er dachte nach. Sollte er seine ganzen Einsatzunterlagen über den Haufen werfen und weiterhin die Rolle des Auftragsmörders weiterspielen, der er mal war? Er hatte nur mit Müh und Not und mit vielen Beziehungen seine Stelle beim Mossad zurückbekommen. Auffällig war auch gewesen, als sein früherer Boss ermordet in Shanghai aufgefunden wurde, während er und Theresa dort gewesen waren. Man hatte ihm nur schwer die Wahrheit geglaubt, dass er nichts damit zu tun hatte. Andererseits war er gerade damit beschäftigt gewesen, Sprengsätze in einem Autohaus in der Stadt zu installieren. Um halb sieben am Morgen schlief Ari ein.

Nachdem er am nächsten Tag ziemlich spät aufgestanden war und zum Mittag gefrühstückt hatte, verließ Ari seine Wohnung und ging in Richtung Innenstadt, wo er seinen Wagen abholte, den der Mossad für ihn organisiert hatte. Er fuhr durch die Stadt und parkte auf einem belebten Parkplatz. Er war sich sicher, hier ungestört telefonieren zu könne und rief seinen Operationsleiter in Israel an und berichtete ihm von der Situation. Er war über seine Ehrlichkeit erstaunt, eigentlich hätte er die Chance genutzt und den Mossad verlassen. Er hätte ganz einfach wieder in seinen vorherigen Beruf einsteigen können. Theresa muss ihn wirklich ein wenig verändert haben.

Er legte wieder auf und fuhr nach Hause. Er würde die Chance nutzen und so versuchen mehr herauszufinden. Auf welcher Seite er am Ende wirklich stand, würde er dem Stand der Dinge nach ausmachen. Schon wieder sah er das schwarze Motorrad im Seitenspiegel. Der Fahrer musste wirklich zu viel Zeit frei haben. Schließlich bog das Motorrad in eine Nebenstraße ein, aber Ari glaubte nicht an Zufälle. Er seufzte. Wenn er mich verfolgen will, dann soll er es tun und seine Zeit daran verschwenden, dachte er. Ich habe nichts zu verbergen, außer dass ich Agent des israelischen Geheimdienstes bin. Er hoffte nur, dass seine Wohnung nicht verwanzt war, aber er würde auch kein unnötiges Risiko eingehen. Er konnte nur Kontakt auf nehmen, wenn er sich draußen befand.

Das schwarze Motorrad parkte am Straßenrand und der Fahrer stieg ab. Sie zog die Handschuhe aus und nahm den Helm ab. Julie-Theresa, oder auch nur Theresa, zog den Schlüssel ab und ging zu ihrem Haus. Dort öffnete ihr Juan die Tür und küsste sie. „Was Neues?", fragte er. „Er hat sich entschieden", antwortete sie und ordnete ihre pechschwarzen Haare. Sie legte ihren Helm zu dem roten Helm auf dem kleinen Schrank im Flur. Ihre Handschuhe legte sie daneben. „Bist du sicher, dass wir ihm vertrauen können?" Sie lächelte und begründete ihre Antwort. Dann zog Theresa ihre schwarze Lederkluft aus.