Es war Nacht in Nankatzu und fast allen Häusern hatte Morpheus dessen Bewohner schon fest in seinen armen, nur in einer kleinen Wohnung brannte noch Licht. Und dieses Licht sollte auch in den nächsten Stunden noch nicht erlöschen. In eben jener Wohnung lebte Sanae Nakazawa schon seit sie mir ihrem Medizinstudium an der Universität in Tokio begonnen hatte. Sie war klein, aber fein. Für Sanaes bescheidenen Bedürfnisse und ihren noch bescheideneren Geldbeutel also genau das Richtige. Außerdem hatte sie allen wirklich nötigen Komfort und eine wunderbare Aussicht auf den Park, die sie für so manche Unannehmlichkeit entschädigte.
Voll konzentriert saß eben jene junge Frau an ihrem Schreibtisch und versuchte sich auf das Thema ihrer Abhandlung zu konzentrieren. Es war nicht immer ganz leicht genau die richtigen Formulierungen zu treffen und den Sachverhalt richtig darzustellen, doch normalerweise bereitete es Sanae wenig Probleme eine Abhandlung über eine bestimmte Sportverletzung zu schreiben, im Gegenteil, meistens rief es in ihr die eine oder andere Erinnerung wach. Meistens waren es komische Erinnerungen aus ihrer Zeit als Betreuerin des FC Nankatzu, wo sie so einige Verletzungen schon früh zu Gesicht bekommen hatte. Im Grunde genommen hatte sie damals schon erkannt, dass sie einmal Sportmedizinerin hatte werden wollen, auch wenn es ein langer und beschwerlicher Weg war, Sanae ging ihn gern. Auch wenn sie jetzt im Stillen fluchte, weil sie müde und ausgelaugt war von der harten Arbeit und dem anstrengendem Training der Kleinen, war sie doch froh morgen früh wieder aufstehen und zur Uni gehen zu können.
Grundsätzlich war Sanae Nakazawa wirklich zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte eine Wohnung, war eine der erfolgreichsten Studentinnen der Uni, hatte einen festen, gut bezahlten Nebenjob und hatte viele Freunde, die immer bedingungslos für sie da waren. Nur mit der Liebe haperte es in ihrem Leben. Sicherlich hatte sie die eine oder andere kurze Beziehung gehabt und an Angeboten mangelte es ihr wahrlich nicht, doch alle Männer, mit denen sie bisher ausgegangen war, kamen einfach nicht an das heran, was Tsubasa Ohzora, ihre erste große Liebe, für sie darstellte. Auch nach all den Jahren, in denen sich zwischen ihnen nichts verändert hatte und sie sich nur noch sporadisch sahen, war er immer noch ihr absoluter Traumann. Sie standen selbstverständlich noch in Kontakt, schrieben sich Briefe und telefonierten, auch wenn es nicht immer ganz so häufig war, wie Sanae es sich vielleicht gewünscht hätte, aber schließlich spielte Tsubasa jetzt in Europa beim FC Barcelona und musste hart trainieren um einen Stammplatz in der Mannschaft zu ergattern. Da traten ihre Gespräche manchmal einfach in den Hintergrund, aber Sanae hatte mit der Zeit gelernt sich mit dem zu arrangieren, was Tsubasa ihr zugestand, auch wenn sie das niemals laut ausgesprochen hätte. Nein, das passte eigentlich ganz und gar nicht zu ihr. Aber es war nun einmal nicht zu ändern. Sobald es um Tsubasa ging, das wusste Sanae selbst, war sie taub und blind und wollte nur das wahr haben, was ihr auch in den Kram passte. Manchmal sehr zum Verdruss ihrer Freunde, die alle darauf hofften, dass sie und Tsubasa entweder endlich vernünftig wurden und sich ihre Liebe gestanden oder ohne einander ein neues Leben begannen. Da beides jedoch wenig wahrscheinlich erschien hatten sie es zumeist aufgegeben sie daran zu erinnern. Nur ihr mittlerweile bester Freund Ryo erwähnte es immer wieder gerne nur um sie ein wenig zu necken. Aber zum Glück hatte sie ihn noch nie so wirklich ernst genommen.
Stöhnend erhob sich Sanae und streckte die Arme hinter ihrem Kopf aus. Ein paar Dehnübungen taten ihr bestimmt gut und machten sie wieder einigermaßen munter. Genau in diesem Augenblick klingelte das Telefon. Unwillkürlich sah Sanae zur Uhr, die auf Mitteleuropäische Zeit eingestellt war, um abschätzen zu können, wie spät es jetzt in Europa war. Enttäuscht stellte sie fest, dass es eigentlich weder Tsubasas Tag noch seine Uhrzeit war. Da klingelte es auch schon wieder und seufzend setzte Sanae sich in Bewegung.
„Sanae Nakazawa."
„Hey Sanae. Wie geht's? Wie weit bist du schon mit deiner Abhandlung?"
„Oh, hallo Jun, mit dir habe ich so spät gar nicht mehr gerechnet. Danke, mir geht es ganz gut, ich bin nur tierisch müde, die Arbeit war heute mal wieder ganz besonders anstrengend und die Kleinen gehen auch nicht gerade zimperlich mit meinen Nerven um, aber was soll's, ich mach's ja gerne."
„Ach Sanae, sieh zu, dass du dir nicht zu viel aufhalst, ich mache mir langsam wirklich Sorgen, dass dir das alles übern Kopf wächst. Yayoi übrigens auch."
„Ist sie wieder bei dir?"
„Nein, leider nicht. Ich habe ihr gesagt, sie sollen lieber heute abend zu Hause bleiben, da ich ja sowieso keine Zeit für sie hätte, wegen dieser dämlichen Abhandlung. Sie muss ja nicht rum sitzen und sich langweilen."
„Da hast du schon recht. Willst du irgendetwas bestimmtes?"
Wie immer fragte Sanae ganz direkt, schließlich kostete es nur wertvolle Zeit lange um den heißen Brei herum zu reden und ehrlich gesagt hatte sie heute abend noch vor ins Bett zu kommen. Und das würde sich immer weiter nach hinten verzögern je länger sie mit Jun sinnlose Floskeln austauschte. Natürlich war auch ihm klar, dass sie nach einem langen Tag keine besondere Lust auf Smalltalk hatte, das kannte er von sich selbst und auch bei Sanae hatte er sich mittlerweile dran gewöhnt. Schließlich kannten die beiden sich mittlerweile auch schon viele Jahre und waren gut miteinander befreundet. Sie studierten sogar bei an der gleichen Universität Sportmedizin, so dass sie sich zu einem wirklichen Dreamteam entwickelt hatten. Manche ihrer Freunde nannten sie etwas spöttisch das „goldene Duo der Chirurgie", doch das störte weder Sanae noch Jun. Schließlich rief es schöne Erinnerungen hervor, damals, als sie noch in der Grundschule gewesen waren und sich auf dem Landesturnier kennen gelernt hatten. Ja, damals waren noch Tsubasa und Taro das begnadete „goldene Duo von Nankatzu" gewesen und in ihren Erinnerungen würden die beiden es auch immer bleiben, auch wenn sie mittlerweile das „goldene Duo" der japanischen Nationalmannschaft waren. Es war der Beginn einer langen, schönen Freundschaft gewesen, die ihm mit der Zeit immer wichtiger geworden war. Genauso wie seine Freundin Yayoi verstand er sich einfach ausgezeichnet mit Sanae, die er immer als offenen, herzlichen und lieben Menschen sah, und als sie bemerkten, dass sie die selben Ziele hatten, taten sie sich einfach zusammen und waren es seit dem Tag an der Uni. Ein tolles Team.
„Ich wollte dich fragen, ob du mir helfen könntest. Ich komme an einer Stelle meiner Ausarbeitung einfach nicht weiter. Ich habe ein Brett vor dem Kopf."
„Wo harkt es denn?"
„Na ja, ich beschäftige mich ja mit den Muskeln und die Gleitfilament Theorie habe ich jetzt eingehend erklärt, aber mit den Phasen der Energiegewinnung habe ich noch so meine Probleme."
„Ach so, wenn es weiter nichts ist. Also, als erstes verbrauchen die Muskeln ATP, das nur für kurze Zeit reicht, dann gehen sie zu Kreatinphosphat über, das auch nicht sehr viel länger hält nur um dann auf die anaerobe Glycolyse umzusteigen. Bewegt man sich dann weiter wird die neue Energie aus der aeroben Endoxidation gewonnen."
„Sanae, du bist ein Schatz. Ein Engel. Absolut umwerfend!"
Sanae musste lächeln. Manchmal konnte Jun so unglaublich charmant sein. Ihre Freundin hatte wirklich das große los gezogen. Er sah mit seinen braunen haaren und wunderschönen braunen Augen nicht nur unverschämt gut aus, er spielte auch noch sagenhaft Fußball. Durch seinen angeborenen Herzfehler hatte er sich nicht unterkriegen lassen, so dass er jetzt soweit geheilt war um in der japanischen Profiliga zu spielen. Außerdem hatte er Ziele und war intelligent, er konnte gut kochen und sehr romantisch, wenn er es in den Kopf bekam seine Freundin zu überraschen. Kurz: Er war fast perfekt, aber selbst er konnte in Sanaes Augen nicht an Tsubasa heran reichen.
„So Jun und jetzt erzähl mir was du wirklich auf dem Herzen hast. Wegen den Phasen der Energiegewinnung rufst du mich nicht nachts um halb zwei an. Die stehen in jedem halbwegs brauchbaren Biologiebuch und außerdem hast du sie schon in der Oberstufe gemacht. Also, was ist los? Wo brennt es denn?"
Wie immer hatte Sanae seine Absichten spielend durchschaut. Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Sanae konnte sich fast bildlich vorstellen, wie Jun jetzt da saß, auf seinem drehbaren Bürostuhl und die Telefonschnur ums einen Finger wickelte, während er verzweifelt versuchte sich am Kinn zu kratzen. Dieser junge war wirklich zu durchschaubar. Es wunderte Sanae, warum ihm dies auf dem Fußballfeld noch nie passiert war, wenn sie es schon konnte ohne ihn auch nur anzusehen. Vielleicht kannte sie ihn einfach nach all der Zeit zu gut.
„Sanae, du kennst mich einfach zu gut."
Da musste Sanae lachen.
„Was ist denn? Habe ich irgendetwas so lustiges gesagt? Ich meinte es eigentlich vollkommen ernst."
„Das weiß ich doch, Jun. Ich habe nur gelacht, weil ich in diesem Augenblick genau das selbe gedacht habe."
„Zufälle gibt es, die gibt es eigentlich gar nicht."
„Nun lenk aber nicht vom Thema ab, wie kann ich dir helfen? Geht es um Yayoi?"
Oft ging es, wenn Jun Hilfe brauchte um Yayoi, weil er sich einfach nicht sicher war ob seine süßen Ideen ihr gefielen. Innerlich hoffte Sanae, dass es diesmal wieder der Fall sein würde, denn dann hatte sie noch Hoffnung vor drei ins Bett zu kommen.
„Nein, es hat nichts mit Yayoi zu tun."
„Womit dann?"
„Ich wollte dich um einen Gefallen bitten."
„Und welchen?"
„Falls du dich erinnerst hatte ich mich doch auf Wunsch meiner Eltern für ein spezielles Praktikum in Europa beworben. Von wegen besonderes Renomée und so."
Daran konnte Sanae sich allerdings erinnern. Auch wenn sie Juns Eltern sonst auch noch so gern hatte, mit dieser Idee war sie nicht so ganz einverstanden, vielleicht lag das aber auch nur daran, dass sie ihn nicht für mehrere Wochen gehen lassen wollte. Sie hatte sich schon so sehr an seine Anwesenheit an ihrer Seite gewöhnt. Fast schon so sehr wie an Ryo, auch wenn das noch mal eine ganz andere Sache war, weil der die meiste Zeit einfach nur nervte und es trotzdem schaffte liebenswert zu sein.
„Und was ist damit?"
„Na dann gratuliere ich doch mal! Rufst du extra an um mir das zu sagen?"
„Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich weiß es schon länger."
„Warum hast du denn nichts gesagt? Das müssen wir doch feiern!"
„Ich habe nichts gesagt, weil ich nicht wusste, wie. Du weißt selbst, dass ich mich um diesen Praktikumsplatz in Europa nicht gerissen habe. Meine Eltern haben ihre Beziehungen spielen lassen um es mir zu ermöglichen, weil sie dachten es wäre mein Wunsch. Ich wollte es ihnen nicht abschlagen, deswegen habe ich mitgemacht, aber ich hatte nie ernsthaft vor Japan zu verlassen."
„Und das heißt konkret?"
„Ich habe heute abend mit meinen Eltern darüber gesprochen und ihnen erzählt, dass ich eine Bestätigung erhalten habe. Sie haben sich natürlich richtig gefreut, auch wenn sie es eigentlich schon wussten. Na ja, und dann habe ich die Bombe platzen lassen, dass ich nicht gehen würde."
„Da hast was? Ich glaube, ich habe mich verhört? !"
„Nein, Sanae, hast du nicht, ich habe ihnen gesagt, dass ich nicht gehen will."
„Und was haben sie darauf geantwortet?"
„Na ja, du kannst dir bestimmt vorstellen, dass sie nicht besonders froh waren. Aber ich habe es ihnen einleuchtend erklärt, dass ich nicht so einfach mitten in der Saison verschwinden kann, schließlich habe ich einen Vertrag zu erfüllen und dieses Argument hat vor allen Dingen meinen Vater überzeugt. Du weißt ja, er als Wirtschafter kennt die Gesetzte von Verträgen und pocht immer auf deren Einhaltung. Enttäuscht war er natürlich schon, aber er hat es eingesehen."
„Aber es ist doch in deinem Vertrag festgeschrieben, dass Studium und Gesundheit Vorrang haben. Du könntest also theoretisch trotzdem."
„Ja natürlich könnte ich, aber das wissen meine Eltern nicht und ich habe auch nicht vor es ihnen zu sagen. Ich will hier gerade nicht weg, ich will gar nicht weg."
„Aha. Und wo komme ich hier ins Spiel? Soll ich für dich lügen und dich decken?"
„Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich will dich um einen ganz anderen Gefallen bitten. Ich bin nämlich der Meinung, dass ich diesen Europaaufenthalt sowieso nicht verdient habe."
Sanae war sprachlos. Was redete dieser Kerl denn da für einen Scheiß?
„Und wieso das bitte schön?"
„Weil die Beste unseres Jahrgangs fliegen sollte und deswegen möchte ich dich bitten meinen Platz einzunehmen. Das ist deine Chance Sanae, bedenke das. Ausland, neue Erfahrungen, super Techniken und du wirst auch eine Fußballmannschaft medizinisch betreuen können. Was willst du mehr? Es könnte dich wirklich weiter bringen."
Sanae war sprachlos. Absolut sprachlos. Wie kam Jun nur darauf, dass sie Japan unbedingt verlassen sollte? Hier hatte sie auch Chancen, Aussichten. Sicherlich waren sie nicht so gut wie in Europa, aber es reichte für sie, Sanae Nakazawa, allemal. Außerdem konnte sie sich so einen teuren Aufenthalt gar nicht leisten. Sie arbeitete zwar, aber dafür reichte ihr Geld nun wirklich nicht.
„Jun, das ist wirklich lieb gemeint und ich weiß, dass du nur das beste für mich willst, aber ich kann das einfach nicht annehmen."
„Warum nicht? Es kostet dich auch keinen einzigen Jen. Im Gegenteil, du wirst sogar noch für deine Arbeit fürstlich bezahlt und kannst da zur Uni gehen. Wirklich, es ist genau das richtige für dich, also sag schon ja."
„Das kann ich nicht annehmen Jun, es war für dich gedacht."
„Sanae, nun hör mir mal zu: Du weißt genau, dass ich Yayoi im Moment einfach nicht allein lassen will. Für mich läuft es derzeit einfach viel zu gut, als dass ich es durch diese reise aufs Spiel setzen würde, aber für dich ist es die Chance so viele Dinge auf einmal zu schaffen. So viel zu erreichen. Du schaffst das, wenn du es dir nur einmal in den Kopf gesetzt hast."
„Ich weiß nicht, Jun."
„Natürlich weißt du. Nun nimm schon an."
„OK, ich nehme an."
„Super, absolut genial, Sanae, ich liebe dich."
Sie konnte förmlich hören wie er in seinem Appartement vor Freude förmlich auf- und ab hüpfte. Da konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen. Mit einem Mal fiel ihr ein, dass sie ja noch gar nicht wusste, wo es hingehen würde.
„Jun, wo werde ich in Europa überhaupt landen?"
„Ach, habe ich dir das noch gar nicht erzählt?"
„Nein, und nun spann mich schon nicht länger auf die Folter."
„Na, wenn du mich so liebst bittest, da werde ich es dir natürlich gern verraten. Du fliegst in zwei Wochen nach-"
Hey, das hier ist meine erste Tsubasa Fanfic, also seid bitte Nachsichtig mit mir...
Das hier ist erst so etwas wie eine Einleitung zu dem, was noch alles kommen wird, deswegen ist auch noch nicht ganz so viel Handlung dabei...
Lasst mir doch bitte Kommis da, ob ich weiter schreiben soll oder nich...
