Eine kleine Alicia Spinnet und Adrian Pucey FF. Hoffe doch, dass sie euch gefällt.


„Nach Polen?", keuchte die erschrockene Alicia Spinnet, als ihr Chef ihr klarmachte, dass sie ins Ausland musste. Warum denn ausgerechnet nach Polen?

Ihr Chef konnte sie eindeutig nicht ausstehen. Sie war gerade so erfolgreich und dann sollte sie direkt ins Ausland?

Das war nicht fair!

„Spinnet, jetzt stellen Sie sich nicht so an. Sie sollen die Grodzisk Goblins in den nächsten zwei Wochen begleiten und sich ein wenig mit denen unterhalten. Sie haben es definitiv besser erwischt als Thomas und Weasley!", versuchte er sie ein wenig aufzumuntern.

Es ging noch schlimmer als nach Polen zu müssen und sich zum Deppen zu machen, damit sie irgendwas verstanden von dem, was sie wissen wollte? Das konnte doch wirklich nicht möglich sein. Bei dieser Sprache konnte man sich doch nur die Zunge brechen. Warum musste es denn ihre Zunge sein?

Ihr war klar, dass weiteres diskutieren und womöglich noch streiten sinnlos wäre und womöglich nur ihren Job gefährden könnte, also ließ sie es sein.

„Wann muss ich dort sein?"

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Bei Merlin, das Zimmer war wirklich der Wahnsinn. Ehrlich gesagt hatte sie so was Luxuriöses nicht erwartet. Mit offenem Mund ließ sie ihre beiden Koffer fallen, die sie in jeweils einen Hand hielt. Immer noch staunend ging sie durch die Suite und versuchte sich klarzumachen, dass das ihre Räume für die nächsten zwei Wochen hier alleine leben würde.

Kein kleines stickiges Zimmer in einer WG mit vier anderen Menschen teilen müssen, um kostengünstig in London leben zu können.

Noch vor genau zwei Stunden befand sich Alicia noch am Londoner Flughafen. Ja, Flughafen. Sie flog viel lieber mit einem Flugzeug für einige Stunden, als paar Sekunden zu flohen oder apparieren.

In der Luft zu schweben und über die Wolken gucken zu können, war eines der schönsten Gefühle, die man haben konnte. So oft sie es konnte, flog sie.

Eines musste sie den Muggeln lassen. Ein Flugzeug war eine klasse Erfindung.

Quietschend rannte sie durch das Zimmer und schaute sich alles genau an. Die Fenster waren riesig, so dass sie über ganz Warschau schauen konnte. Die Vorhänge schienen aus Seide gemacht worden zu sein. Der Boden bestand aus einem hellgrauen Stein, den sie nicht einordnen konnte. Jedoch sah der nicht billig aus. Die Möbel sahen alt, aber sehr teuer aus. Die Verzierungen waren wirklich schön und das Holz war wohl Kirsche.

Als Alicia aber ihr großes Himmelbett entdeckte, war es um sie geschehen. Sie rannte hin und sprang wie ein kleines Kind drauf herum.

Pani* Spinnet? Brauchen Sie noch etwas?", mit einem Mal war der ganze Zauber, der auf diesem Zimmer war, verschwunden. Alicia hatte vollkommen vergessen, dass sie nicht alleine in das Zimmer gekommen war, sondern einer der Pagen sie begleitet hatte.

Mit geröteten Wangen hörte sie auf zu springen und blieb auf dem Bett sitzen und schaute zu dem jungen Mann in der blauen Hose und dem dazu passenden Jackett.

„Nein, danke. Ich hab alles Marek.", meinte sie und winkte ihm zu, als er nickend die Suite verließ und die Tür hinter sich zuzog. Beim einchecken hatte sie sich schon ein wenig mit ihm angefreundet und im Fahrstuhl hatte sie erfahren, dass er nur nebenbei dort arbeitete um sich den Ring leisten zu können, den er seit einem halben Jahr im Auge hatte. Marek hatte nämlich vor seiner langjährigen Freundin einen Antrag zu machen.

„Wie romantisch.", hatte sie zu ihm gesagt und ihn förmlich angehimmelt. Ein wenig um die Nase rot geworden, winkte er mit der Hand ab und schwieg zu dem Thema. Wie sehr sie sich doch wünschte einen Mann zu finden, der so was für sie tat. Er musste sie wirklich lieben.

Warum hatte sie nicht das Glück solch einen Mann kennen zu lernen?


*Pani = weibliche höfliche Anrede


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Konnte jemand dieses verdammte Klingeln abschalten? Das war der erste Gedanke, den Alicia hatte, als sie am Morgen von diesem schrecklich monotonen Telefon geweckt wurde. Warum musste es auch immer in Hotels solche Töne geben und nicht einfach etwas schönes, was einem keine Kopfschmerzen bescherte.

„Ja?", grummelte sie in den Hörer, als sie ihn endlich in der Dunkelheit gefunden hatte. Sie fühlte sich wie in einem Film.

Sie wurde am Morgen von einem Telefon geweckt.

Gleich würde ihr jemand sagen, dass sie aufstehen müsste.

Sie würde auflegen, die Augen einen Moment schließen.

Wenn sie sie wieder öffnen würde, wäre nicht nur eine Minute vergangen, sondern eine ganze Stunde.

Sie würde aufspringen, rumfluchen und sich innerhalb einer halben Stunde ausgehfertig machen.

Ja, Alicia Spinnet hatte mit solchen Momenten Erfahrung.

Wenn es als der Quidditchreporterin nicht funktioniert hätte, hätte sie ruhig Wahrsagerin werden können und am Ende in Hogwarts unterrichten können.

Genau, wie sie es vorhergesehen hatte, musste sie sich am frühen Morgen beeilen um pünktlich um 10Uhr auf dem Quiddtichfeld in einem abgelegenen Teil Warschaus zu stehen.

Einer der Vorteile beim Tagespropheten zu arbeiten war, dass man überall hingebracht wurde, wenn man beruflich unterwegs war. Deswegen stand auch schon ihr persönlicher Chauffeur David vor der Tür, als sie raus rannte und ihre Haare richtete.

David war ein großer blonder Pole mit grauen Augen und einem anziehenden Lächeln. Wenn es nicht so früh am Morgen gewesen wäre, hätte sie ihn wohl von oben bis unten begutachtet und sich ihre persönliche Meinung gebildet, doch dafür war es einfach zu früh für sie.

Es dauerte nicht lange und sie waren am Stadion angekommen. Auf den ersten Blick sah es genauso aus, wie die, die sie in England schon kennengelernt hatte. David hatte sich neben sie gestellt und betrachtete es mit ihr zusammen.

„Es wurde letztes Jahr vollkommen auf den neusten Stand gebracht. Das hat der Stadt ne Menge Geld gekostet, doch es war wirklich notwendig und hat sich definitiv gelohnt.", erklärte David mit seiner tiefen Stimme und sie nickte begeistert.

„David, liegen meine Haare richtig? Hab ich was im Gesicht? Ist das Make-up nicht zu sehr aufgetragen oder gar zu wenig?", sie drehte sich zu ihm um und war mit einem Schlag völlig aufgeregt. Immerhin hatte sie noch nie ein Wort mit den Grodzisk Goblins gewechselt. Sie hatte sich nicht einmal informiert, wer alles bei diesem Verein spielte. Eigentlich wusste sie so was immer, doch es gab erst vor einem knappen Monat einen vollkommenen Wechsel der Mannschaft. Sie hatten Leute von der Reservebank aufs Feld geholt und dafür Topspieler verkauft.

„Pani Spinnet, Sie sehen hervorragend aus. Ihr Make-up ist perfekt aufgetragen, ihre Haare liegen genau richtig. Machen Sie sich keine Sorge. Die sind alle wirklich sehr nett und freundlich. Ich kenne alle Spieler, die mitspielen. Also kann ich es Ihnen versichern.", meinte David und ihr ging es ein wenig besser.

„Gut. Dankeschön. Ich würde sagen, dass wir uns hier wieder um halb eins treffen?", ein Blick auf ihre Uhr und einen kurzen Moment des Überlegens reichte ihr aus, um so was zu bestimmen.

„Alles klar. Ich werde Sie dann genau hier abholen.", bestätigte er und ging zurück zur Fahrerseite. Währenddessen ging Alicia auf den Eingang des Stadions zu.

„Ach Pani Spinnet?", hellhörig blieb gerufene stehen und drehte sich zu David, der noch mal ausgestiegen war.

„Nehmen Sie sich vor dem Engländer in Acht.", rief er ihr zu und stieg endgültig in den Wagen und fuhr fort.

Engländer? Es spielte jemand aus England hier? Sie hätte sich wirklich vorher informieren sollen!

Ein letztes Mal durchatmend und sich zur Besinnung rufend schaute sie auf das große Tor, bevor sie es durchschritt.

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube durchquerte sie die scheinbar endlosen Flure des Kellers, die sie direkt zum Feld bringen sollte. Dort, wo sich die Spieler vor jedem Training trafen und besprachen, was sie für den Tag an Training vorhatten.

Przepraszam? Co Pani tu robi?", erschrocken blieb sie stehen und drehte sich um. Ein älterer Mann kam auf sie zu und musterte sie von oben bis unten.

„Eh. Hallo. Ich bin Alicia Spinnet.", versuchte sie es. Sie hatte wirklich kein Wort verstanden von dem, was der Mann gerade gesagt hatte. Sie hoffte inständig, dass er auch englisch konnte und nicht nur polnisch.

„Ach. Sie sind die Frau aus London!", Merlin sei Dank! Er verstand sie und konnte ihr sogar auf ihrer Muttersprache antworten.

„Genau die bin ich. Ich scheine mich wohl ein wenig verlaufen zu haben, denn ich habe das Gefühl, dass ich hier schon seit Stunden rumeile und immer noch nicht weiter bin.", perplex schaute sie der Mann an. Sie hatte wohl ein wenig zu schnell und undeutlich geredet.

„Entschuldigung. Könnten Sie mich vielleicht zum Team bringen?", versuchte sie es dieses Mal und bekam ein lächelndes Nicken zur Antwort.

Es dauerte nicht lange und sie sah endlich wieder das Sonnenlicht und atmete erleichtert aus. In den paar Minuten hatte sie erfahren, dass der Trainer Tadeusz Nowak sie gefunden hatte und sie nun mitnahm.

Auf dem Feld angekommen, konnte sie auch direkt sieben Männer in rot-weißen Quidditchumhängen erkennen. Jeder von ihnen hatte einen Besen in der Hand und einige von ihnen auch einen Ball.

„Dzień dobry chłopaki!", meinte Tadeusz neben mir und sofort wurden alle Gespräche eingestellt und alle schauten zu ihrem Trainer.

Dzień dobry.*^4", kam es einstimmig und Tadeusz nickte.

„Wir haben heute Besuch bekommen aus London.", erklärte er weiter auf Englisch und deutete auf Alicia, die ein wenig verloren aussah zwischen den ganzen Männern.

„Alicia Spinnet vom Tagespropheten. Seid bitte nett Jungs."

„Dzień dobry Alicia.", kam es auch sofort einstimmig. Wow. Die waren ja wirklich total freundlich, wie David meinte.

„Wo ist denn unser Engländer schon wieder?", fragte der Trainer plötzlich und erst jetzt fiel Alicia auf, dass es nur sechs Spieler waren und ein Mann in normalen Anziehsachen, der direkt neben der Truhe der Bälle stand.

Śpi jeszcze.*^5", kam es von einem der Jungs und die Anderen lachten. Sie musste wirklich polnisch lernen, sonst konnte das nichts werden.

„Jungs. Redet englisch wenn Alicia dabei ist!", tadelte Nowak sie auch gleich. Ja, er war noch einer von den vornehmen Männern, die wussten, wie man sich in Gegenwart einer Frau benahm.

„Ach der wird noch kommen. Dann erstmal auf die Besen und aufwärmen. Ihr könnt euch den Quaffel zupassen.", es dauerte keine halbe Minute und alle waren in der Luft und taten, was ihr Trainer verlangt hatte.

Auf den ersten Eindruck schien es wirklich harmonisch in dem Team zu sein, wie sie fand. Auch der Trainer schien keiner von denen zu sein, der nur rum schrie und am Ende eigentlich keine Ahnung hatte, was er eigentlich von seinen Spielern wollte.

„Dzień dobry. Mój pociąg nie przyszedł i-*^6", als sich der Trainer und Alicia zu dem Mann umdrehten, der gerade in seinem Quidditchumhang das Feld betreten hatte, ließ die Junge Frau ihre Tasche fallen.

„Spinnet?", keuchte der Mann und schaute sie geschockt an.

Vor ihr stand niemand geringeres als Adrian Pucey.


*²Przepraszam? Co Pani tu robi? = Entschuldigung? Was machen Sie hier?

*³Dzień dobry chłopaki! = Guten Morgen Jungs!

*^4Dzień dobry. = Guten Tag/Morgen

*^5Śpi jeszcze. = Schläft noch

*^6Mój pociąg nie przyszedł i- =Meine Bahn kam nicht und -