Disclaimer: Alle Rechte an den Orten und Figuren, mit ausnahme von Robin Roberts, gehören Shonda Rhimes und den ABC Studios.

Es war wahrscheinlich die schlimmste Nacht meines Lebens, jedenfalls fühlte sich mein Schädel so an. Als ich versuchsweise die Augen öffnete, war ich mir sicher, er würde jeden Moment explodieren. Abwartend blinzelte ich, offensichtlich war es immer noch Nacht oder waren vielleicht die Vorhänge zugezogen?

Habe ich überhaupt Vorhänge? Ich glaube nicht!

Jedenfalls war es im Zimmer angenehm dunkel und der erwartete Schmerz blieb aus. Langsam blickte ich mich um. Vorhänge! Zwar kenne ich meine Wohnung noch nicht sonderlich gut, ich bin schließlich erst letzte Woche eingezogen, trotzdem, dass hier ist sicher nicht mein Schlafzimmer. Neben mir rührte sich etwas. Verdammt, damit hatte ich ohne Zweifel den Zeitpunkt verpasst, heimlich, still und leise zu flüchten. Ich stellte mich schlafend. Immerhin gab es noch die Möglichkeit, dass dieses nackte etwas im Bad verschwand und mich lange genug alleine ließ um mich anzuziehen und die Wohnungstür zu suchen.

„Guten Morgen", flüsterte es dicht an meinem Ohr.

Ich brummelte etwas und bemühte mich, weiterhin einen schlafenden Eindruck zu erwecken.

„Netter Versuch,", es wurde etwas heller im Raum, „wenn du nicht bereits vor zehn Minuten aufgewacht wärst."
„Beobachtest du mich etwa?", ruckartig drehte ich mich zu ihm und starrte ihn an.
„Allerdings", ein breites Grinsen zierte sein tatsächlich ziemlich gutaussehendes Gesicht. „Kaffee? Und glaub ja nicht, du könntest einfach unbemerkt verschwinden", sein Grinsen wurde noch breiter: „Du müsstest durch die Küche." Er zwinkerte mir zu.

Im Schein der Nachttischlampe konnte ich beobachten, wie er aufstand und sich eine Jogginghose überstreifte. Zur Hölle, der Kerl war vielleicht gut gebaut. Wenn ich so nachdachte, hatte ich gestern wahrscheinlich den besten Sex meines Lebens, schade nur, dass ich mich daran nicht mehr erinnern kann.

„Hopp, aufstehen", er zog mir doch tatsächlich die Decke weg.

Halleluja, der ist aber dreist. Ich schnappte mir das nächste Kissen und warf es nach ihm. „Autsch." Ich stöhnte, entschieden zu schnell bewegt. Wenigstens hatte ich getroffen. Sind die Schmerzen also nicht ganz umsonst. Ich ließ mich zurück aufs Bett fallen und atmete tief durch.

„Aspirin sind übrigens auch in der Küche!"

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. So schnell mein Kopf es mir erlaubte, stand ich auf und streifte mir die Sachen von gestern über.

Üääh, besser nicht durch die Nase atmen!

Ich folgte diesem Prachtexemplar der Männerwelt in die große Wohnküche. Die Aufteilung kam mir merkwürdig bekannt vor.

Hmm, kann mich beim besten willen nicht erinnern.

Auf jeden Fall stand dort tatsächlich schon eine Kanne frischer Kaffee, also lehnte ich mich an den Tresen und beobachte ihn. Kommentarlos bekam ich erst ein Glas Wasser und eine Aspirin vorgesetzt und direkt hinterher einen Becher Kaffee. Ich stürzte das Wasser zusammen mit der Tablette runter, um dann wesentlich entspannter nach dem Kaffee zu greifen und erst einmal tief den Duft einzuatmen.

„Mmh", ich trank den ersten Schluck und wäre von dem guten Kaffee wahrscheinlich sogar beeindruckt, wenn ich mich wenigstens an den Namen meines Gegenübers erinnern würde. Fehlanzeige.

Komm schon, Robin, nimm den Blick aus deinem Kaffee und frag einfach.

Ich spürte genau, dass ich beobachtet wurde. Ich hob den Blick und siehe da, ich hatte recht. Er musterte mich, wieder mit diesem breiten Grinsen im Gesicht.

Ist das etwa festgewachsen?

Tief Luft geholt, Hand ausgestreckt: „Ich bin übrigens Robin!", sein Grinsen wirkte noch einen Tick breiter als vorher, aber er ergriff anstandslos die dargebotene Hand: „Mark"
„Haben wir das Vorstellen gestern wirklich übersprungen oder habe ich einfach nur einen kompletten Blackout?"
Jetzt lachte er auch noch, als ob die Situation nicht schon peinlich genug wäre.
„Sowohl als auch."
„Also, Mark", ich ließ mir seinen Namen auf der Zunge zergehen: „da ich mich, zugegeben, tatsächlich nicht an die letzte Nacht erinnern kann, stört es dich doch sicher nicht", ich setze mein breitestes Lächeln auf, „wenn ich den hier mitnehme,", die Hand mit dem Kaffeebecher wanderte nach oben, „quasi als Andenken."

Ich hängte mir meine Tasche um, füllte den fast leeren Becher nochmal auf und spazierte mit meinen Schuhen in der anderen Hand einfach nach draußen. Ich warf noch einen Blick auf das Klingelschild -Sloan- und ging schnellstmöglich auf die Straße. Ich hielt Ausschau nach einem Taxi oder der nächsten Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs und dabei fiel mein Auge auf eine Bar. Die Bar, die für meine Gedächtnislücke verantwortlich ist, zumindest zum Teil. Die Bar, die genau gegenüber von meiner neuen Wohnung liegt. Ich stockte und drehe mich langsam um.

Ach du scheiße, du bist gerade aus deinem eigenen Wohnhaus gekommen.

Schnell kramte ich nach meinem Schlüssel, verschütte beinahe den letzten Rest Kaffee und schloß nach Circa fünf Minuten erleichtert die Tür wieder auf. Einen kurzen Augenblick später öffneten sich die Fahrstuhltüren und vor mir stand, natürlich, Mark.

Irritiert schaute er mich an, feixte dann aber: „Na, wolltest du mir den Becher doch zurückgeben? Oder hast du außer dem heißen Sex von letzter Nacht noch was anderes vergessen?"
„Leider ja"
„Und?"
„Ich wohne im Fünften." murmelte ich.
Er brach in schallendes Gelächter aus und ich verzog mich so schnell es ging in den Fahrstuhl.