Vor Jahren hatte er sie einmal geliebt.

Sasuke war jung gewesen, vielleicht gerade jung genug, um Liebe fühlen zu können, aber nicht alt genug, um sie zu begreifen und benennen. Er wusste nur, dass er sie wiedersehen wollte. Als der Tag sich dem Ende zuneigte, bat er sie, ihm ihren Namen zu nennen. Er bekam eine leise, schüchterne Antwort zurück. "Hyuuga Hinata." Er nickte, lachte - was er damals noch konnte - und verabschiedete sich.

Im Nachhinein war es Sasuke so vorgekommen, als wären sie diesen Sommer jeden Tag gemeinsam draußen gewesen und hätten gespielt. In Wahrheit war es nur vielleicht drei Mal gewesen - das Gehirn potenziert Glück nur einfach nur zu leicht.

Als der Herbst kam, verbot Hinatas Vater ihr, Sasuke zu sehen, warum, war nicht ganz klar, und als im nächsten Frühjahr der Schnee schmolz, hatte Sasuke es aufgegeben, nach ihr zu fragen, vermutlich, weil er dachte, er sei ihr egal. Aber er behielt ihr schüchternes Lächeln im Herzen, für die kalten Tage, insbesondere die, die ein paar Jahre darauf folgten.

In der Akademie vermied er es, mit ihr zu reden, und sie traute sich nicht, ihn anzusprechen, also blieben beide stumm. Und doch tat es Sasuke ein bisschen weh, als er Hinatas Zuneigung für Naruto aufkeimen sah. Ein weiterer Grund, ihn zu seinem Rivalen zu machen. Wenn nur Sakura, diese ewige Klette, nicht gewesen wäre. Immer, wenn er sich in Gedanken in Hinatas Augen verlieren wollte, musste sie loskreischen.

In dem Glauben, nichts zurückzulassen, tat es ihm kaum weh, Konoha zu verlassen. Was ließ er schon hinter sich? Eine Horde von Mädchen, die sich ständig an seine Fersen hefteten. Ein Team mit einem dieser Mädchen, einem schrulligen Sensei und schließlich seinem besten Freund und größten Feind, in den das einzige Mädchen, das er jemals wirklich gemocht hatte, verliebt war.

Es sollten vier Jahre vergehen, bis er wieder den Boden der Stadt betrat, und als er sie sah, schlug sein Herz schneller, und nun wusste er, war er hinter sich gelassen hatte. Er hatte damals aufgegeben, in dem Glauben, nicht gegen Naruto gewinnen zu können, und auch jetzt sah es so aus, als würde er klein beigeben müssen. Naruto und Hinata waren ein Paar, anscheinend hatte sie ihm ihre Liebe gestanden. Sasuke wünschte, er wäre damals geblieben, um diese Worte für sich hören zu können.

Verdammt, er liebte sie immernoch.

Es war eine schlechte Ausgangsposition für den jungen Uchiha.

Doch er wäre kein Uchiha, wenn er keine Lösung hätte.

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Kap. 1

Hinata lächelte in sich hinein. Es gab doch nichts schöneres als einen freien Tag, auch wenn Naruto auf einer Mission war. Ziellos schlenderte sie durch die Stadt, und gerade bei der Überlegung, was sie heute abend kochen sollte, trat Sasuke Uchiha aus einem Haus.

Hinata zuckte innerlich zusammen. Sie mochte es nicht, Sasuke zu begegnen, das hatte sich in den vergangenen drei Monaten nicht geändert. Doch was sollte sie tun? Einfach vorbeigehen? Aber das war unhöflich, also musste sie wohl oder übel grüßen. Mit schnellen Schritten zog sie an ihm vorbei und murmelte schüchtern ein kurzes "Hallo". Sasuke hingegen sagte mit klarer, deutlicher Stimme: "Hallo, Hinata." Er ging ihr nicht nach, fügte nur etwas lauter hinzu: "Wie kommt es, dass du nicht mit mir redest?" Sie drehte sich nun langsam um. "Was denn reden?" Sasuke musste sich bei ihrem Anblick zusammenreißen. "Nun ja, immerhin bin ich Narutos bester Freund und du seine Freundin. Da ist es unvermeidbar, dass wir mal miteinander reden, und ich denke mir, dasnn sollten wir es lieber früher als später machen." Er versuchte zu lächeln. "Hör zu, Sasuke..." versuchte Hinata ihm zu erklären, dass sie nicht einfach so miteinander sprechen konnten, doch bevor sie weiterreden konnte, hatte Sasuke sie bereits in eine kleine Straßennische gezogen. Gottverdammte Ninjaausbildung.

Sie standen dort, Hinata an die Wand gedrückt, Sasuke direkt vor ihr. Sie ihm in die Augen sehen, und versank fast darin. Doch sie schüttelte die Gedanken, die sie gehabt hatte, hastig ab, und versuchte zu schreien, bekam aber nur ein "Sasuke... lass mich..." heraus.

Sasukes Blick war trotzig, und er kam ihrem Gesicht näher. "Und wenn ich nicht will?" fragte er mit forderndem Unterton. "Nein... bitte..." Sasuke kam ihr noch näher, und nahm ihr jede Freiheit.

Im Nachhinein dachte sie, wie dumm sie doch gewesen war. Sie hätte ihn treten, oder noch besser die Zunge abbeißen sollen, aber im Grunde war sie machtlos gewesen, das war ihr klar.

Sie spürte, wie Sasuke die letzen Zentimeter zwischen den beiden verschloß und seine Lippen auf ihre legte.

Und so sehr sie sich auch dafür hasste - sie genoß diesen Kuss. Das Gefühl, das Sasuke ihr gab, war viel stärker als alles, was Naruto sie fühlen lassen konnte, und sie wünschte sich, es würde nie enden. Irgendwann zog Sasuke sein Gesicht zurück, und sah eine vollkommen verwirrte, eingeschüchterte Hinata, die ihn noch einige Momente lang fassungslos anstarrte und dann davonstürmte.

Er wusste, dass sie weinen würde, und hasste sich selbst dafür. Aber er hatte sich nicht zurückhalten können.

Am Abend, als er im Bett lag, musste er immernoch lächeln. Auf diesen Moment hatte er Jahre gewartet, und ihn sich immer wieder in seinen Träumen ausgemalt, doch nichts kam an die Realität heran.