Tulsa ist groß. Jedenfalls größer als seine Heimatstadt. Adam sah aus dem Fenster des Chevrolet Impala. Dean konnte nicht so schnell fahren, wie er es eigentlich wollte. Der uralte Ford vor ihm schlich um die Kurven, als würde davon sein Leben abhängen. Sam las sich nochmal die Zeitung durch, wo sie ihren neuen Job gefunden hatten. Doch er sah immer wieder wütend zu dem Radio, welches Dean wieder bis zum Anschlag aufgedreht hatte. „Hört mal", erhob Sam seine Stimme und Dean machte die Musik nur geringfügig leiser. „diese Jungs, die verschwunden sind, sind immer in der Nähe von einem so genannten ‚House of Night' gewesen. Vielleicht sollten wir da mal vorbeischauen?" Seufzend sah Dean zur Seite und fragte: „Wo liegt das?" Adam reckte sich nach vorne und sagte: „Da vorne rechts…" Schweigend deutete er auf ein Schild und lehnte sich wieder zurück. Seitdem sie ihren Halbbruder mit auf Jagd nahmen, ist immer eine leicht bedrückte Stimmung. „Alles okay, Adam?", fragte Sam und sah nach hinten. Er nickte und sah wieder aus dem Fenster.
Sam und Dean sind letztendlich alleine losgezogen und haben Adam –nach seinem eigenen Wunsch- am Motel abgeladen. Er packte ihre Taschen aus und ließ sich auf ein Bett sinken. Unglaubliche Müdigkeit übermannte ihn. Mit angewinkelten Beinen und verschränkten Armen schloss er langsam die Augen und schlief ein.
Erst abends wachte Adam wieder auf. Seine Brüder waren noch nicht zurück. Langsam stand er auf und ging zur Tür. Draußen war es kalt, sehr kalt. Er zog die Jacke fester um seinen Körper und trat hinaus. Das Motel lag fast in der Downtown und vor der Tür war viel los. Schnell schickte er Dean eine SMS, dass er unterwegs sei und ging die Straße hinab. Immer wieder rempelte der Leute an, entschuldigte sich aber nicht. Warum war er eigentlich so abwesend? Lag es daran, dass er vor dem Guhl gerettet werden konnte und seine Mutter nicht? Oder lag es daran, dass er sich –trotzdem der Nähe zu seinen Brüdern- einsam fühlte? Dean hat Lisa (er hatte den Namen des Öfteren in Deans Träumen gehört) und Sam hat Ruby (wenn er jetzt mal ganz ehrlich war) und Adam? Adam hat niemanden… Seufzend ging er in einen Starbucks rein, denn er hatte gerade echt Lust auf seinen Chocolate Mocha mit Pfefferminz-Sirup. Nachdem er sich sein Getränk bestellt hatte, zog er sich in die hinterste und dunkelste Ecke zurück. In Gedanken versunken schlürfte er sein Getränk und achtete nicht auf seine Umgebung. Deshalb bemerkte er auch nicht, wie ein hochgewachsener, dunkelhaariger Jungvampyr das Café betrat. Normalerweise mochte Erik Night Starbucks auch nicht, aber das Schicksal wollte diesen Abend, dass er Lust auf einen Kaffee bekam. Und so kreuzten sich ihre Wege…
Erik nahm dankend seine Tasse und drehte sich zur Tür. Eigentlich hatte er gehen wollen, aber seine eisblauen Augen huschten nach rechts. Wieso sie das taten, war ihm nicht klar, aber der Blonde mit dem hübschen Gesicht sprang ihm sofort ins Auge. Sofort befand er sich in einer Schockstarre, sein Herz begann zu rasen, sein Atem wurde flach und seine Blutlust wurde erhöht. Ohne, dass er es kontrollieren konnte, setzten sich seine Beine in Bewegung in die hinterste Ecke des Cafés. Erst als er beim Tisch stand und der Typ aufsah, checkte er es. „Ehm… hey…", begrüßte Erik ihn und von seinem Selbstbewusstsein ist gerade kaum etwas zu sehen. Wie würde seine beste Freundin Zoey Redbird reagieren? Sie würde ihn auslachen!
Langsam, ganz langsam, sah Adam auf und musterte den Fremden. Noch nie zuvor hat er darüber nachgedacht, wie andere Leute aussehen. Nicht mal damals beim Abschlussball, als sich diese Brünette voll an ihn rangemacht hatte. Aber der hier… der ist wirklich hübsch. Die dunklen Haare, die hellen, blauen Augen und die Größe. Kurz sah man ein kleines Lächeln, bevor er wieder ausdrucklos vor sich hinschaute. „Hallo. Kennen wir uns?", fragte Adam unbeeindruckt. Erik setzte sich einfach zu Adam und grinste. „Noch nicht, aber wir können es bald ändern…", sagte er und versuchte wenigstens sein Selbstbewusstsein durchscheinen zu lassen „…wenn du willst…", fügte er dann noch schnell hinzu. Bei jedem Mädchen zuvor hatte er kein Problem gehabt zu flirten. Doch jetzt bei diesem Jungen fiel ihm das so unglaublich schwer… und das lag nicht nur daran, dass er unglaublich schön ist.
Nach außen hin, schien Adam keinerlei Interesse an dem Typen zu besitzen, aber innerlich gestand er sich selber eine Zuneigung zu. „Kennen lernen? Inwiefern?", fragte er. Sein Ton war dabei nicht so zickig, wie er es eigentlich wollte. Erik war aber dennoch von der Frage eingeschüchtert. Um Zeit zu schinden, nahm er einen Schluck von seinem Kaffee. Dabei ließ er den blonden Fremden nicht aus den Augen. „Naja", antwortete er und war froh, dass er dabei nicht angesehen wurde (Adam rührte in seinem Mocha herum) „vielleicht können wir uns treffen und… reden?" Das war eher eine Frage, als ein Vorschlag. Nun sah Adam aber wieder auf und trank einen Schluck. Grinsend stellte er seinen Becher ab und sagte: „Reden? Was verstehst du denn unter reden? Du starrst mir immer wieder auf die Pulsader am Hals. Sollte ich da etwas wissen?" Spöttisch musterte Adam ihn. Dann stand er auf. „Wo willst du hin?", fragte Erik erschrocken. „In mein Motel zurück. Vielleicht sieht man sich ja wieder…" Erik sprang auf und hielt Adams Arm fest. „Kann ich wenigstens deinen Namen wissen?", fragte er schon fast flehend. „Adam… Adam Milligan…" Jetzt lächelte er wieder. „Mein Name ist Erik Night", erwiderte er und lächelte auch. Adam drehte sich wieder zu Erik und küsste ihn leicht auf die Wange. „Sunshine Motel. Drei Straßen weiter…", flüsterte er ganz nahe an seiner Haut, bevor er ihn ein zweites Mal küsste. Das Lächeln wollte jetzt nicht mehr von Adams Gesicht verschwinden. Mit den Fingerspitzen strich Erik über seinen Hals. Er konnte das Blut spüren, welches in den Adern pulsierte. „Bis irgendwann, Erik Night", hauchte Adam liebevoll. „Bis dann, Adam…", sagte er zurück und konnte es sich nicht nehmen lassen ihm hinterher zusehen. Sein Blick rutschte von seinem Hinterkopf zu seinem Hintern. „Wow", flüsterte er verliebt. Was hatte dieser Adam Milligan bloß mit ihm gemacht?