Das Sprechzimmer – St. Mungo wir kommen!
Prolog:
Hermines große Ferien waren nach Dumbledores Tod nicht besonders toll gestartet und sie hatte sich, wie die meisten anderen wohl auch, viele Gedanken gemacht. Doch jetzt wollte sie die freie Zeit genießen...auf ihre Art. Am 2. Ferienmorgen war sie um 6 Uhr früh aufgestanden, weil sie ein lautes „Platsch" gehört hatte, das sie stark an das Geräusch eines soeben zermatschten Frosches erinnerte. Aus ihren Gedanken aufgeschreckt, sprang sie auf und lief zum Fenster. Sie öffnete es knirschend und 2 Sekunden später versperrte etwas flauschiges ihr die Sicht. Hermine schüttelte ihr langes, leicht gelocktes, braunes Haar und nahm das Federbündel aus ihrem Gesicht. Mit der einen Hand die Federn aus dem Haar zupfend und mit der anderen das Tier festhaltend betrachtete sie das Flugobjekt. Eine Eule mit einem eingedetschten Schnabel und, oh wunder, einem Brief am dünnen Beinchen schaute ihr entgegen. Hermine setzte die Eule auf die Fensterbank, nahm den Brief und faltete ihn auseinander.
An
Miss H. Granger
Liebe Miss Granger,
da wir von einer Lehrerin ihrer Schule zufällig darüber informiert wurden, dass sie sich für die Stelle einer Heilerin interessieren und auch über den benötigten Notendurchschnitt verfügen wollten wir ihnen ein Angebot machen.
Hätten sie Interesse an einer Praktikums- bis Aushilfestelle bei uns? Wenn wir uns einen Eindruck von ihnen verschafft haben, könnten sie sogar selbst einige Patienten behandeln Falls sie Interesse haben, bitten wir sie sich bis Ende der Woche persönlich bei uns zu melden..
Mit freundlichen Grüßen, dass Aufgrund der Eulengrippe stark an Personalmangel leidende,
St. Mungo Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen
Mit offenem Mund faltete Hermine den Brief wieder zusammen und setzte sich auf einen Stuhl. Eine Stelle im St. Mungo? Warum nicht? Sie schielte noch einmal vorsichtig zur leicht hüstelnden Eule und scheuchte diese schnell aus dem Fenster. Dann rannte Hermine kreischend die Treppe runter und rief ihren Eltern entgegen: „Mum! Dad! Ich hab eine ungefährliche Beschäftigung für die Ferien gefunden, wie ihr es euch gewünscht habt!"
Kapitel 1: Krankenhaus feat. Musikantenstadl
Hermine und ihr Eltern hatten doch noch einen Parkplatz in den überfüllten Straßen von London gefunden. Nun machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum St. Mungo, beziehungsweise dem Reinig&Tunkunter-Kaufhaus. Hermine war es leicht gelungen ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie den Ferienjob annehmen dürfte, doch abschütteln und alleine zum Krankenhaus fahren war dann doch nicht möglich gewesen. Bald kamen sie an dem fünfstöckigen Haus an, das von außen aussah, wie ein heruntergekommenes leerstehendes Lagerhaus. Hermine ging zielstrebig auf eine der spinnwebenbehangenden Schaufensterpuppen zu und sprach sie an. „Hallo? Könnten sie mich bitte hineinlassen?", flüsterte sie. „Wie können sie es wagen meinen Mittagschlaf zu stören? Und wo soll ich sie hineinlassen? Hier ist kein Platz mehr für neue Puppen und außerdem haben sie, wenn ich meinen darf, nicht die richtige Figur dazu!", gab die, immer noch modisch gekleidete Puppe launisch zurück. Hermine runzelte die Stirn, schaute an sich und ihrer eigentlich ziemlich guten Figur herunter und verkniff sich eine bissige Bemerkung. Stattdessen ging sie weiter und suchte nach der richtigen Schaufensterpuppe. Ihre Eltern schienen nichts von der eher einseitigen Unterhaltung mit der äußerst sympathischen Puppe mitbekommen zu haben und betrachteten ein wenig abfällig das baufällige Gebäude. Plötzlich fiel Hermine eine leicht winkende Puppe auf und sie verabschiedete sich nun endgültig von ihren Eltern die ihr ein wenig besorgt nachguckten, dann aber zurück zum Auto gingen. Hermine schlüpfte durch die Glasscheibe als wäre sie aus Butter und fand sich bald in dem vollen Eingangsraum des Mungo-Krankenhauses wieder. Sich umguckend ging sie zum Empfang und sprach die Dame am Schalter an.
„Hey, ich bin Hermine Granger, ich..."
„Ah ich sehe schon! Aber das tut mir sehr Leid Miss Gramga...Schönheitsheilungen führen wir nicht durch."
„Aber...", stockte Hermine, die nicht verstanden was heute alle an ihrem Aussehen auszusetzen hatten. Sie fuhr sich noch einmal durch ihr frisch gewaschenes Haar und rückte ihre Kleidung zurecht, dann fuhr sie fort:
„Ich bin nicht als Patient hier, Miss...", Hermine blickte unsicher auf das Namensschild der Empfangsdame, „Doghead..."
Die Frau, die ihrem Namen alle Ehre machte, schaute Hermine argwöhnisch an. „Ach ja? Als was denn dann? Ich dachte die Putzfrauen haben nur Muggel nötig?", sagte sie schnippisch. Langsam wurde es Hermine zu viel, wie sollte sie in dieser Umgebung arbeiten können? „ Ich werde hier einen Ferienjob machen und wurde extra deswegen angeschrieben", sagte sie in einem festen Ton und schaute ihr Gegenüber herausfordernd an. Miss Doghead lief urplötzlich rot an und setzte einen Dackelblick auf. Dieser passte nicht so ganz zu ihrem eher kampfhundartigen Gesicht, aber ließ sie doch um einiges freundlicher erscheinen. „Na dann komm mal mit!", säuselte sie Hermine ins Ohr und verlaß ihren Platz hinter dem Empfangstresen. Hermine nahm die plötzliche Freundlichkeit gerne hin und lief schnell hinter der zügigen Frau her.
Hermine hechtete hinter ihr in den Fahrstuhl, in dem sie einen Mann mit einem großen Goldfischglas über dem Kopf, trafen. „Wahrscheinlich eine Überdosis Diantuskraut...", raunte Miss Doghead Hermine zu. „Das kommt davon wenn die Kerle doch gern mal ne Meerjungfrau heiraten wollen." Als der Fahrstuhl stoppte lief Miss Doghead wieder zügig weiter und kam an einer weißen Tür mit Aufschrift „Behandlungsraum 5" an. „Da, das ist deiner!", sagte sie zu Hermine. „M...meiner?", stammelte Hermine, „aber ich bin doch nur als Aushilfe da!" Doch Miss Doghead war schon davongedackelt. Seufzend öffnete Hermine die Tür zu „ihrem" Raum. Sie kam sich vor wie in einer Psychiatrie, der ganze Raum war weiß und sie war sich sicher, dass er bestimmt noch nie genutzt wurde. Plötzlich klopfte es an der Tür. Hermine rief leise „Herein" und die Tür schwang auf. Zu ihrem Erstaunen betrat Goyle den Raum. Singend und mit einem Hauself an seiner Seite stürzte er auf Hermine zu.
„Hello again! Ich sag einfach Helllooo agaiiin!"
Der Hauself räusperte sich und sagte: „Mein Herr will damit seine Wiedersehensfreude ausdrücken." Hermine schaute den Elf verdutzt an und sagte nur: „Aha...was hat er denn?" Der Hauself schaute sich verlegen um und sah zu seinem Herrn und dann zu Hermine. „Miss...mein Herr war auf einem Urlaubstrip in Deutschland. Dort haben ihn fremde Leute entführt und zu einer Castingshow gebracht. Seitdem...seitdem...singt er nur noch." Hermine runzelte die Stirn und betrachtete Goyle. „Goyle", sagte sie unsicher und wollte erstmal sicherstellen, ob der Elf die Wahrheit gesagt hatte, „warst du wirklich im Urlaub?" Goyle nickte nur, stellte sich in Surferpose und trällerte: „Oooh, willkommen, willkommen, willkommen Sonnenschein, wir packen unsere sieben Sachen in den Flieger reiiin ...!" Hermine war zwar überzeugt, doch ob da nicht auch einfach ein Butterbier zu viel getrunken wurde, wusste sie nicht.
Goyle sah sich um und setzte sich auf einen weißen Stuhl. Hermine wollte die Konversation ein wenig nach oben treiben, um vielleicht eine Frage zu finden, auf die er nicht singend antworten konnte.
„Ähm...Goyle...wie bist du denn nach Deutschland gekommen?"
Goyle hob wieder seine Stimme und sang aus voller Kehle: „Ich hab eiiiin knalllrootees Gummiboot, mit diesem Gummiboot fuhr'n wir hinaauus...!"
„Okay, ich will es schon gar nicht mehr wissen...", meinte Hermine seufzend.
Der Hauself hüpfte 3 Mal hoch um Hermines Aufmerksamkeit zu erregen und begann dann mit einer schrecklich monotonen Stimme zu erläutern: „Wenn man es ganz genau nimmt, war es ja eigentlich, um es genau zu sagen, ein purpurrotes Boot aus vulkanisiertem Kautschuk, welches..."
„Na dieser Job wird ja noch spaßig werden...", murmelte Hermine und verdrehte die Augen als sie merkte, dass Goyle dies wohl gehört hatte. Dieser stand nämlich jetzt auf dem Behandlungstisch und sang wieder. Diesmal mit zwei Wattebauschtupfern als Cheerleading-Pompons: „Woohooo Giirls just wannaa have fuuuhuuun!" Während Goyle sich wahrscheinlich gerade für die Hogwarts-Quidditsch-Cheerleader stark machte, war Hermine schon wieder damit beschäftigt sich selbst voll zu quatschen... „Die bringen mich hier echt noch zur Weißglut..."
Der Hauself, der scheinbar sehr gute ( lange ) Ohren besaß, räusperte sich leise und fuhr dann wieder in seinem monotonen Ton fort: „Also, eigentlich bringt es sie ja nicht zur Weißglut, sondern dies ist nur eine Redewendung, ein Ausdruck von Wut und Groll auf bestimmte Personen, für die sie wahrscheinlich nicht sonderlich ausgeprägte Sympathien hegen!"
Hermine, die sich ihren Job wirklich etwas anders vorgestellt hatte, („Mum, Dad, da kann ich armen, verletzten Leuten helfen, wie ihr, wenn ihr einen Zahn zieht!") seufzte noch einmal und fragte Goyle: „Bist du dir sicher, dass du dir nicht doch irgendetwas gebrochen hast?" Auch wenn diese Möglichkeit sehr unlogisch war, weil sie noch nie ständiges singen als Folge von Knochenbrüchen erlebt hatte, wollte sie nichts unversucht lassen.
„Maaarmoor, Steeiin und Eisen briicht, aber meeinee, meine Kochen nicht...!", grölte darauf Goyle, der seine Pompons weggeworfen hatte und nun auf dem Tisch stand und einen auf Rocker machte. Hermine, deren Nerven langsam aber sicher bald am Ende waren, wischte sich den Schweiß von der Stirn und hob die Wattebäusche auf. Der Hauself wollte gerade, bestimmt sehr spannende, Sachen über den Körperbau von Goyle erzählen, doch Hermine unterbrach ihn, indem sie ihm die beiden Wattedinger in den Mund stopfte...
Elf: „Heww, iffww whab doff gwanüchts gämach...!"
Hermine, die äußerst genervt drein schaute: „Klappe Elf, es nervt einfach!"
Goyle, der äußerst interessiert aus dem Fenster ein paar Mädchen hinterher sah, fing mal wieder an zu singen, diesmal probierte er aus seinen Haaren eine „Elvistolle" zu formen und nahm sich einen „Infusionsständer" lässig in die Hand, um ihn wie ein Mikro hin und her zu schwingen: „Pretty woman, walking down the street, pretty woman the kind like too meeeet .." Hermine rieb sich die Schläfen und ignorierte den nervtötenden Gesang so gut es ging..."Also, nen „pretty woman" findet er mit dem Tick aber nicht...", murmelte sie in sich hinein und betrachtete ein bisschen amüsiert den, sich Wattefäden aus dem Mund ziehenden, Hauself und seinen Herrn, der aus dem Fenster, ein paar armen Muggelinnen hinterher sang, die ihn Gott sei Dank nicht hörten.
Plötzlich klopfte es an der Tür. „Herein!", rief Hermine laut, um den fluchenden Hauselfen und trällernden Goyle zu übertönen. Die Tür ging auf und Mrs Doghead kam herein. Goyles Lied verstummte schlagartig und er summte erst eine Trauermelodie, dann fing er an leise „Wo bist du mein Sonnenlischt?" zu trällern. Mrs Doghead, die dies wohl nicht auf sich auf sich bezog, wandte sich an Hermine: „Sind sie zufrieden mit ihrer Stelle als Heilerin hartnäckiger Ticks?" Hermine runzelte die Stirn, überlegte Mrs Doghead zu fragen, ob sie eigentlich in ihrem früheren Leben einmal eine Bulldogge war, beließ es aber bei einem brummenden „Joa...". „Na dann, ab an die Arbeit, junge Dame!", kommandierte die ältere Frau in gewohntem Ton. „Hier scheint ja noch einiges an Veränderung nötig zu sein." Sie beäugte jetzt Goyle, der beim Refrain des Liedes angekommen war, und selbst die Schreie anderer Patienten, die man aus den Nebenzimmern gehört hatte, übertönte. „ich glaub ich weiß schon was ich zu tun habe.", sagte Hermine fest und lächelte Mrs Doghead zuckersüß an. „Das will ich auch mal hoffen.", grunzte diese und verschwand ohne Verabschiedung, aber mit strengen Blick, hinter der von ihr zugeknallten Tür. Hermine, die wirklich eine, wie sie fand, grandiose Idee hatte, drehte sich wieder zu Goyle und dem, plötzlich etwas hyperaktiv scheinenden Elf, um. „Silentio!", zischte sie jedem der beiden mit hochgehaltenem Zauberstab entgegen und genoss die plötzliche Ruhe. „So ihr beiden, ich werde sehen, ob ihr, nachdem man eure plötzliche Stummheit geheilt hat, noch einen Platz in einer meiner bald bestehenden Selbsthilfegruppen finden könnt!", lächelte Hermine ihnen entgegen. Erstaunlich leicht wurden Goyle und sein Elf von ihr aus der Tür geschoben und auf dem Flur allein gelassen. Seufzend ging Hermine zu ihrer Tasche und aß ihren Müsliriegel, der natürlich gut für die Zähne war. Auf jeden fall wusste sie jetzt, dass sie niemals Gesangslehrerin werden wollte.
