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Mehr als vier Jahre saß Draco in Askaban, die restliche Zeit seiner Strafe wurden nun zur Bewährung ausgesetzt. Er hatte die tägliche Hölle im Gefängnis überlebt und glaubt mit allem fertig zu werden, wenn man es nur gut genug verdrängt. Dann erträgt man auch einen Potter, der die Vergangenheit nicht hinter sich lassen kann. Doch irgendwann sind Grenzen erreicht, die man nicht mehr überschreiten kann und Harry erkennt fast zu spät, dass Draco nicht mehr derselbe wie früher ist. DRAMA, HP/DM
From Hell
Kapitel 1
Nur das Rascheln von Pergament war in dem runden Raum mit den stufenartigen Sitzreihen zu hören. Dreizehn Hexen und Zauberer der Justizabteilung sassen an einem Ende und blickten von dem Delinquenten in der Mitte zu den drei alten Vorsitzenden des Zaubergamot, die auf ihrer erhöhten Position sassen.
„Mr. Rabastan Lestrange, wir, das Gamot und der Beirat der Justizabteilung, sind angesichts der sehr aufschlussreichen Berichte aus Askaban, der Überzeugung, dass Sie für eine Entlassung auf Bewährung nicht in Frage kommen. Ihr Gesuch ist somit abgewiesen!", sagte der Älteste, der Vorsitzenden in gemessenem Ton und schlug mit dem Holzhammer auf das hölzerne Pad um damit den Fall als beendet anzuzeigen. „Der nächste!"
Lestrange hatte kaum das Gesicht verzogen, als er die Worte hörte, aber wehrte sich jetzt, da die beiden Auroren ihn aus dem Raum brachten, ziemlich lautstark. „Das ist eine Ungerechtigkeit, ihr habt keine Ahnung... ich werde...", schrie er wütend, der Rest wurde verschluckt als die dicken Holztüren sich hinter ihm schlossen.
Harry zog seinen pflaumenblauen Umhang etwas zurecht und lächelte knapp zu der grauhaarigen Hexe die neben ihm zwischen den elf anderen Justizmitgliedern saß, dann widmete er sich dem nächsten Pergament. Seit er in der Justizabteilung des Zaubereiministeriums beschäftigt war und inzwischen auch zum Beirat für die Bewährungsgesuche gehörte, war sein Tag manchmal angefüllt mit Anhörungen. Doch heute war es ihm ein besonderes Anliegen hier zu sein, denn in den Pergamenten war diesmal ein Name aufgetaucht, der ihn ziemlich stutzig gemacht hatte und auf dessen Auftritt er schon seit einer Stunde wartete.
Sein Blick richtete sich nun auf den Platz der Angeklagten, denn dort wurde gerade besagte Person von den Auroren abgeliefert. Draco Malfoy, den Namen hatte er schon so lange nicht mehr gehört, es waren weit über vier Jahre die er inzwischen einsaß. Damals bei der Verhandlung nach Voldemorts Tod war er zu neun Jahren verurteilt worden. Ein geradezu mildes Urteil wie er damals, mit gerade 18 und aufgewühlt von dem finalen Kampf, der ihn einige Freunde kostete, gedacht hatte. Auch heute war er noch dieser Meinung, deshalb hatte er auch bei den Beratungen zu Malfoys Gesuch gegen eine vorzeitige Entlassung aus Askaban gestimmt. Natürlich war ihm bewusst, dass er sich um Objektivität bemühen musste und bei all den anderen Fällen war ihm das auch gelungen, nur bei diesem Namen waren einige böse Erinnerungen wieder hochgekommen, die es ihm unmöglich machten es neutral zu betrachten.
Nichtsdestotrotz war er überstimmt worden, die anderen Mitglieder des Rates waren der Meinung, dass Draco damals noch sehr jung war, er keinen Mord begangen hatte und nie festes Mitglied bei den Todessern war. Man ging daher davon aus, dass er sich wieder in die Gesellschaft einfügen würde. Aber sicher doch, Malfoy der Vorzeigehäftling, dachte er gehässig, selbst die Berichte aus Askaban waren so unauffällig gewesen, dass man ihm die restliche Zeit jetzt schenken wollte, wie er es empfand. Mit einem verschlossenen Ausdruck fixierte er den Häftling, als ob er damit die Entscheidung irgendwie beeinflussen könnte, die längst beschlossen war.
Malfoy saß nur still da und hatte sich nicht gerührt seit er hereingebracht worden war. Seine graue Häftlingskleidung war sauber und für den schmalen Körper wirkte sie fast ein wenig groß. Das Gesicht konnte Harry nicht sehen, da er den Kopf nicht gehoben hatte, aber sein hellblondes Haar war jetzt etwas länger und fiel in dünnen Strähnen wie ein Vorhang nach vorne. Das war alles, was von dem einst so stolzen und von sich selbst überzeugten Malfoy übrig war. Er war ein Nichts, der Gedanke bereitete ihm Genugtuung.
„Mr. Draco Malfoy", begann der Vorsitzende wieder zu sprechen und raschelte mit seinem Pergament. Der Angesprochene hob den Kopf an, um den Mann anzusehen. Sein Gesicht war schmal und blass, die grauen Augen ohne große Emotionen. „Ich werde es kurz machen, wir, das Gamot und der Beirat der Justizbehörde sind der Ansicht, dass wir Ihnen aufgrund Ihrer guten Führung in den letzten Jahren für die restliche Zeit eine Freilassung auf Bewährung bewilligen können. Ihnen wird ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt, der Ihnen bei der Rückkehr in die Gesellschaft und den normalen Alltag behilflich sein wird. Sie werden einige Auflagen bekommen, deren nicht Einhaltung natürlich mit dem sofortigen Verlust der Freiheit und der Rückkehr nach Askaban geahndet wird, wo Sie den Rest ihrer Strafe absitzen werden." Der Mann machte eine Pause und sah Draco eindringlich an, als ob er eine Antwort erwartete.
„Ja, Sir", folgte Draco mit emotionsloser Stimme, der stummen Aufforderung und hielt dem Blick nur kurz reglos stand.
Harry sah von dem Vorsitzenden zu Draco, der wieder den Blick gesenkt hatte. Das Benehmen von Malfoy nervte ihn, obwohl er sich doch völlig normal verhielt in dieser Situation.
„Dann werden Sie jetzt von den Auroren in den ersten Stock gebracht und werden dort warten bis Sie abgeholt werden", erwiderte der Zauberer und klopfte wieder mit seinem Hammer. „Der nächste!"
Reglos sah Harry zu wie Draco, der sich nicht einmal umsah, wieder hinausgebracht wurde. Noch zwei Fälle, dann war es endlich vorbei, dachte er und widmete sich dem seinem Pergament, bevor er die nächste Aufgabe, für die er sich spontan gemeldet hatte, in Angriff nahm.
Das grelle Licht in dem Raum war ihm unangenehm, aber er ließ sich nichts anmerken. Fast vermisste er das ewig dämmrige Licht von Askaban, aber andererseits war er froh diesem kalten Ort endlich entronnen zu sein. Selbst ohne Dementoren war Askaban der Vorhof zur Hölle, vor allem wenn man nicht zu den Stärksten gehörte, die dort das Sagen hatten. Er schob diese Gedanken rasch beiseite, bevor sie noch lebhafter wurden und sah aus dem verzauberten Fenster in den klaren, blauen Himmel, der einen schönen Sommertag vorgaukelte, obwohl es längst November war.
Stumm saß er da und ignorierte den Auroren, der ein Stück weiter am Schreibtisch saß und scheinbar mühsam einen Bericht verfasste, während er darauf wartete was nun mit ihm geschehen würde. Ein Bewährungshelfer würde sich also seiner annehmen. Er würde ihm erst mal einen Platz zum Schlafen und eine Arbeit besorgen, damit er sich langsam wieder an das Leben in Freiheit gewöhnen konnte, das hatte man ihm heute Morgen im Gefängnis erklärt, als klar wurde, dass es gut mit seinem Gesuch stand.
Ein wenig hatte er jetzt doch Angst davor, trotzdem er Askaban und seine Insassen sicher nicht vermisste, aber es war für eine lange Zeit so etwas wie ein Zuhause gewesen, ein grauenvolles zwar, aber dort kannte er den geregelten Tagesablauf, wusste was sein tun oder lassen für Folgen hatte. Hatte Situationen einschätzen können. Hier draußen musste er sich erst wieder neu orientieren, vor allem in einer Gesellschaft, zu der er nicht mehr wirklich gehörte.
Er zuckte leicht zusammen, als der Auror mit einem leisen Seufzen sein Pergament zerknüllte und es in den Papierkorb warf, um gleich darauf den Bericht neu zu schreiben.
„Willst du was trinken?", fragte er freundlich, als er Dracos Blick bemerkte und erhob sich gleichzeitig um an einen der halbhohen Aktenschränke zu gehen, auf dem ein Krug frisches Wasser und Gläser standen, eines davon schenkte er voll und brachte es Draco, der nicht einmal geantwortet hatte.
„Danke", murmelte er jetzt und nahm es dem Auroren aus der Hand, der nur leicht nickte und sich gleich wieder an den Schreibtisch setzte, um mit seiner Arbeit fortzufahren.
Mit kleinen Schlucken trank Draco das kühle Wasser und stellte gerade das leere Glas auf dem Tisch neben sich ab, als die Tür hinter ihm aufging. Er drehte sich herum und konnte kaum seine Überraschung verbergen, als er den schwarzhaarigen Mann mit der Brille und den grünen Augen erkannte, der jetzt mit einer Rolle Pergament in der Hand eintrat. Harry Potter, den Namen würde er nie vergessen.
Der Auror hatte nur kurz aufgeblickt, seine Schreibutensilien zusammengepackt und verließ nun mit einem freundlichen Nicken zu Harry den Raum. Draco hatte nach einigen Sekunden den Blick wieder auf das Fenster gerichtet. Sein Mund war auf einmal eigentümlich trocken und er schluckte hart, ansonsten deutete nichts mehr darauf hin, dass ihn das Erscheinen von Harry in irgendeiner Weise irritierte.
Mit verschränkten Armen lehnte sich Harry gegen die geschlossene Tür und musterte sein neues Sozialprojekt erst einmal genauer, da er vorhin im Sitzungssaal nicht die Gelegenheit dazu hatte. Die minutenlange Stille im Raum wurde nur von dem gleichmäßigen Ticken der Wanduhr unterbrochen, die über der Tür hing.
„Das Gefängnis scheint dir gut zu bekommen, Malfoy", sagte er dann mit unverhohlenem Spott und stieß sich von der Tür ab, um näher an den Stuhl heranzutreten. Vor dem Blonden blieb er stehen und verdeckte mit seinem Körper den Blick zum Fenster, so dass Draco stumm zu ihm aufsah. „Fragst du dich warum ich hier bin?", stellte Harry die Frage, die er glaubte in den grauen Augen lesen zu können.
Draco antwortete wieder nicht, er starrte nur weiterhin dem Mann still ins Gesicht. Die Wangen von Harry bewegten sich, als er anfing die Zähne aufeinander zu mahlen, das gelassene Verhalten von Malfoy ärgerte ihn, zu seinem eigenen Erstaunen, maßlos. Er wollte ihn reizen, ihm eine Reaktion entlocken. Mit einer hastigen Bewegung beugte er sich herunter, stützte die Hand mit dem Pergament auf dem Tisch ab und brachte sein Gesicht dicht vor das von Malfoy, der sich ein wenig im Stuhl zurücklehnte um der plötzlichen Nähe zu entgehen. Die einzige Reaktion die er darauf zeigte.
„Eins solltest du vorher wissen, ich habe beim Rat gegen deine Freilassung gestimmt, denn Menschen wie du, Malfoy, haben es nicht verdient für ihre Taten auch noch belohnt zu werden", sagte er gefährlich leise und richtete sich wieder auf, um auf Draco mit einem verächtlichen Ausdruck herabzusehen. Dann verzog er die Lippen zu einem schmalen Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. „Da ich es jedoch nicht verhindern konnte, dass du frei kommst, habe ich mich als dein Bewährungshelfer zur Verfügung gestellt."
Jetzt hob Draco abrupt den Kopf und seine Augen weiteten sich ein wenig, sagte jedoch immer noch nichts. Das musste er auch nicht, denn Harry konnte genau erkennen was in dem Blonden vorging. Oh ja, er wusste was es bedeutete nach dem was er ihm vorher gesagt hatte. „Na, überrascht, Malfoy? Du kennst mich, ich hatte doch schon immer eine soziale Ader", sagte er verächtlich und ging dann um den Tisch herum, um sich Draco gegenüber zu setzen. „Wir sollten dann mal anfangen, deine Bewährungsauflagen durchzusprechen." Mit diesen Worten entrollte er das mitgebrachte Pergament und strich es mit der Hand glatt.
„Deine Bewährungszeit entspricht der restlichen Zeit deiner Strafe, also knapp vier Jahre. In dieser Zeit unterstehst du meiner Aufsicht, ich habe dir inzwischen eine Bleibe besorgt und auch eine Arbeit", erklärte Harry und machte eine Pause, in der er Draco nicht aus den Augen ließ. „Ich werde unangekündigte Kontrollbesuche machen und du wirst einmal die Woche unaufgefordert hierher kommen und dich in ein Logbuch eintragen."
Draco wusste nicht Recht, was er gerade empfinden sollte. Die verhaltene Freude über seine Bewährung hatte Potter mit seiner Eröffnung, dass er die nächsten Jahre unter seiner Aufsicht stand, mit einem Wisch hinweggefegt. Aber er war stark und er hatte sich vorgenommen diese Zeit zu überstehen. Alles war besser als Askaban, er wollte nicht mehr zurück, was ihn dort erwartete wollte er nicht wieder durchmachen. Er straffte sich und sah Harry jetzt fest in die Augen. „Ich werde alle Auflagen erfüllen die das Gamot verlangt", erwiderte er ruhig und hielt dem Blick eisern stand.
„Es wird dir auch nichts anderes übrig bleiben, wenn meine monatlichen Berichte an das Gamot zu deinen Gunsten ausfallen sollen", schnarrte Harry und sah wieder auf das Pergament um die einzelnen Punkte durchzugehen, bevor er wieder aufsah. „Deine Arbeitstätte liegt etwa eine Meile von deiner Unterkunft entfernt, das ist auch der erlaubte Radius in dem du dich frei bewegen darfst. Was passiert, wenn du diese Grenze ohne meine ausdrückliche Erlaubnis überschreitest, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern und glaub mir ich habe Mittel und Wege dich zu kontrollieren."
„Natürlich", sagte Draco beherrscht und sah auf seine Hände, die er im Schoss verknotet hatte. Langsam regte sich leise Wut in ihm, aber es wäre fatal sie gerade jetzt Überhand gewinnen zu lassen.
„Dann zur Arbeitsstätte, dir ist sicher klar, dass es nicht einfach war eine Stelle für dich zu finden. Niemand lässt gerne ehemalige Todesser in seine Nähe", kam Harry zum nächsten Punkt und ließ die letzten boshaften Worte durch eine Pause etwas einwirken. Leider zeigte Draco kaum eine Reaktion, er sah nicht einmal auf, so dass er mit einem genervten Unterton fortfuhr. „Das Geld, das du verdienst, gehört dir und du wirst damit deine Auslagen, wie Zimmermiete und Essen begleichen. Dein Arbeitgeber wird mir außerdem genau darüber Bericht erstatten, ob du pünktlich erscheinst und dich anständig aufführst, verstanden?" Wieder hielt er inne und sah Draco an, der jetzt doch den Kopf hob und langsam nickte. Seine grauen Augen wirkten gar nicht mehr so emotionslos, wie Harry mit Genugtuung feststellte und rollte das Pergament zusammen. Es war kein Wunder, denn er hatte die Auflagen ein wenig verschärft, wenn Malfoy schon in den Genuss der Freiheit kam, dann zu seinen Bedingungen, deswegen hatte er sich für diese Aufgabe schließlich gemeldet.
„Das war es fürs erste, noch Fragen?" Harry stand auf und kam mit dem Pergament um den Tisch herum und blieb wieder vor Malfoy stehen, der sich bisher nicht aus seinem Stuhl gerührt hatte.
Er stand langsam auf und reckte sich zu seiner vollen Größe auf, die etwas unter der von Harry blieb. Die Wut, die sich in den letzten Minuten noch verstärkt hatte, drängte an die Oberfläche, diese Bedingungen entsprachen wirklich nicht dem, was man ihm vorher gesagt hatte. Er wusste er sollte den Mund halten, Potter saß am längeren Hebel, aber seine Zunge war schneller und hier war nicht Askaban.
„Ja, wo kann ich mich beschweren, wenn mir der Bewährungshelfer nicht passt und ich einen anderen will?", fragte er und wurde in der nächsten Sekunde schon schmerzhaft an die gegenüberliegende Wand gepresst, mit einem ziemlich aufgebrachten Potter dicht vor sich, der seine Hände in seine graue Jacke gekrallt hatte.
„Ein guter Rat, Malfoy, halte dich zurück, denn ich bin ab jetzt der Einzige, der darüber bestimmt wie gut oder schlecht die nächsten Jahre für dich werden. Haben wir uns verstanden?", knurrte er und zog Draco, der sichtlich blasser geworden war, noch einmal ein wenig zu sich, um ihn noch einmal hart an die Wand zu pressen, bevor er ihn ohne eine Antwort abzuwarten abrupt losließ, die Tür aufriss und hinausging, um sich wieder zu beruhigen.
Draco zog seine Kleidung wieder gerade und folgte ihm langsam hinaus auf den Gang. Nur mit Mühe verdrängte er die wilde Panik, er war nicht mehr in Askaban, sagte er sich immer wieder und versteckte seine zitternden Hände.
TBC
Würde mich über ein klitzekleines Review freuen...
