„Miss Granger!"
Die scharfe Stimme durchschnitt die Dunkelheit des Korridors, in den sie in einem verzweifelten Versuch vor den näher kommenden Schritten zu fliehen, abgebogen war.
Sie hatte wieder einmal zu lange in der Bibliothek gelernt und war wohl eingenickt. Als sie von einem Albtraum hochschreckte, Nacken und Rücken schmerzend von der unbequemen Position, die sie innegehabt hatte, hatte ihr Blick auf die Uhr bestätigt, was ihr ohnehin schon klar gewesen war.
Es war spät. Viel zu spät. Sie hätte schon seit Stunden in ihrem Gemeinschaftsraum sein müssen. So lächerlich sie diese Regel auch finden mochte, auch in ihrem letzten Jahr in Hogwarts, auch nach Ende des Krieges, in dem sie keine geringe Rolle eingenommen hatte, die Lehrer bestanden auf deren Einhaltung, allen voran Professor Snape.
Dessen dunkle Gestalt schloss durch den dunklen Korridor zu ihr auf, sein abgehackter Schritt durch den dicken alten Läufer gedämpft.
Hermine durchzuckte der Impuls zu fliehen, ein vollkommen lächerlicher Gedanke, nun, nachdem er sie offensichtlich erkannt hatte.
Dennoch trugen ihre Beine von der größer werdenden Gestalt fort.
Snape stieß ein genervtes Schnauben aus und mit einer ruckartigen Bewegung seiner Hand in ihre Richtung erstarrte sie wie ein Brett.
Einen Moment noch verharrte sie stocksteif in der Luft, dann spürte sie, wie ihr Körper sich langsam zur Seite neigte und fiel. Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken, nicht einmal darüber hatte sie noch Kontrolle.
Der Boden kam ihrem Gesicht immer näher, im Halbdunkel nahm sie den Bruchteil einer Sekunde das Muster des Läufers war, dann …
… blieb der erwartete Schmerz des Aufpralls aus. Ein weiterer Zauber ihres Lehrers hatte sie Zentimeter über dem Boden gestoppt.
„Miss Granger…", diesmal stieß er ihren Namen nicht mahnend und ruckartig aus, sondern zog ihn in die Länge, dehnte die Vokale, verhöhnte sie.
Der Teppich füllte ihr gesamtes Gesichtsfeld aus, doch egal wie panisch sie versuchte den Kopf in die Richtung der dunklen Stimme zu drehen, der Zauber zwang sie in ihrer Position zu bleiben.
Sie hörte das Rascheln von Kleidung, dann packte eine Hand sie unsanft an der Schulter, drehte sie auf den Rücken. Der Zauber, der sie vor dem Aufprall bewahrt hatte löste sich und senkte sie auf den Teppich herab.
Ihre weit aufgerissenen Augen starrten nun in die Dunkelheit Richtung Decke, ihr Körper war so vollkommen gelähmt, dass sie nicht einmal blinzeln konnte und ihre Augen brannten.
„Welch ein ausgesprochenes Vergnügen, sie einmal anzutreffen ohne ihr unerträgliches Geplapper ertragen zu müssen.", höhnte er.
Hermine hätte nur allzu gerne etwas erwidert, hätte dem wachsenden Kloß in ihrer Kehle gern wütende Worte entgegengesetzt, um sich selbst Mut zu machen. Aber sie musste schweigen.
Die Hand, die ihre Schulter immer noch gepackt hielt war kalt, so kalt, dass es durch den dünnen Stoff ihrer Bluse bis auf ihre nackte Haut drang.
Seine Hand hatte sich um ihren Oberarm gekrümmt, während sein Daumen unterhalb ihres Schlüsselbeins lag bohrten seine Finger sich beinahe schmerzhaft in ihr Fleisch.
Snape schwieg und das einzige Geräusch, dass die angespannte Stille durchschnitt war ihr hektischer Atem, der heiß aus ihrem halb geöffneten Mund entwich, ehe sie nur wenige Momente später wieder nach Luft schnappte und jeden Atemzug einsog, als sei es ihr letzter.
Furcht erfüllte sie, sie war sich der Dunkelheit um sich selbst so bewusst, als wäre sie noch eine dritte Person, die ihr den Brustkorb zusammenpresste und den Atem raubte und doch war es zu ihrem eigenen Entsetzen auch noch ein anderes Gefühl, dass ihre Atmung beschleunigte, eine Hitze die sie zu verbrennen schien und sich durch ein beinahe angenehmes Ziehen in ihrem Unterleib bemerkbar machte.
Sie war sich während des Krieges nie ganz sicher gewesen auf wessen Seite Snape stand, und plötzlich keimten die alten Zweifel wieder in ihr auf, von denen sie gedacht hatte, sein heldenhafte Bereitschaft in den Tod zu gehen hätte sie beseitigt.
Snape schwieg weiterhin, doch noch immer umfasste seine eiskalte Hand ihre rechte Schulter und sein Blick, mit dem er sie im Halbdunkel taxierte, schien ihr wie eine weitere Berührung. Sie bildete sich ein, zu spüren, wie er ihr Gesicht anstarrte, ihren Mund, den er gerade noch verhöhnt hatte, wie sein Blick den Schatten an ihrem Körper hinab folgte, zu seinem schmalen, langen Daumen glitt, der gerade noch auf dem Stoff ihrer Bluse lag, hin zu ihrem Dekolleté, das sie bei jedem panischen Atemzug hob und wieder senkte. Weiter hinab glitt an den Knöpfen ihrer weißen Bluse, die ihr bei ihrer hastigen Flucht durch die Dunkelheit aus dem Bund des grauen Rocks gerutscht war. Sie spürte, wie er das schmale Dreieck Haut, dass die Schöße ihrer Bluse entblößten betrachtete, auch wenn ihr klar war, dass er in der Dunkelheit des Korridors unmöglich so gut sehen konnte.
Das leise Rascheln von Stoff gesellte sich zum Geräusch ihrer angestrengten Atmung und Snape, der neben ihr auf dem Teppich kniete, beugte sich vor. Die dunklen Umrisse seines Kopfes erschienen in ihrem Blickfeld, seine Zähne blitzten beim Sprechen weiß in der Dunkelheit auf.
„Wie oft", begann er, „wie oft, Miss Granger, habe ich Ihnen und Ihren impertinenten Freunden schon gesagt, dass es verboten ist, nachts durch die Korridore der Schule zu schleichen? Sind sie wirklich so dumm, dass sie sich eine derartig einfache Regel nicht merken können?"
Er betonte die Worte in der ihm eigenen Art, zog die Vokale in die Länge, akzentuierte die scharfen Laute und klang dabei verächtlich und so wütend, dass Hermine erschreckt den Atem einsog um eine Reihe von Entschuldigungen hervorzustoßen. Doch sie blieb gelähmt und ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie konnte nicht erklären, dass es sich um ein Versehen handelte, dass es ihr leid tat, dass sie in der hintersten Ecke der Bibliothek über ihren Büchern eingeschlafen war.
„Wie oft noch, Miss Granger, muss ich sie nachts erwischen? Und was zur Hölle ist in sie gefahren, dass Sie vor mir wegrennen, nachdem ich Ihnen befohlen habe stehen zu bleiben? Sind sie von allen guten Geistern verlassen? Halten sie mich für so beschränkt, dass ich sie nicht aufhalten kann? Die ganze Welt mag Sie für eine Kriegsheldin halten, doch wir beide wissen, dass sie nur ein dummes Gör sind!"
Hermine spürte heiße Wut in sich aufsteigen, als sie hörte wie Snape, der sie die letzten sieben Jahre verspottet hatte, es wagt nun erneut ihre Intelligenz zu beleidigen. Nach allem was sie im Krieg geleistet hatte, als dummes Gör bezeichnet zu werden, wie in ihrem ersten Schuljahr, brachte all die Beleidigungen und Demütigungen zurück, die sie durch diesen unerträglichen Mann hatte erdulden müssen.
Genau diesen Moment wählte Snape, um den Fesselungszauber zu lösen, der ihr jede Bewegung verwehrt hatte.
Gerade wollte er seine kalte Hand von ihrer Schulter zurück ziehen, da traf ihn ihr Speichel mitten ins Gesicht.
Sie hatte nicht einmal schlucken können die letzten Minuten und so war es eine beträchtliche Menge Speichel, die ihn auf die Wange traf.
Snape entfuhr ein gutturales Grunzen und mit einem Mal war er über ihr, sein Knie drückte ihre Beine auseinander, seine Hände waren zurück auf ihren Schultern, er schüttelte sie so heftig, dass ihr Kopf hin und her flog.
„Was fällt dir ein, du verfluchte Schlampe!", schrie er und Hermine und Tröpfchen seines Speichels landeten auf Hermines Gesicht, nachdem er aufgehört hatte sie zu schütteln. Seine Hände bohrten sich dieses Mal tatsächlich schmerzhaft in ihr Fleisch, doch im Gegensatz zu vorhin konnte sie sich ungehindert bewegen und begann sie sich heftig zu wehren, packte seine Handgelenke um sie von sich weg zu ziehen, kratzte und verdrehte den Hals im Versuch, ihn in den Arm zu beißen um ihn zum Loslassen zu bewegen.
Snape ließ sich auf sie fallen, als hindere sie sein Gewicht daran, weiter gegen ihn zu kämpfen. Doch Hermine wand sich unter ihm wie ein Aal, ihr gelang ein wohlplatzierter Tritt gegen sein Schienenbein und sie hörte befriedigt, wie Snape schmerzhaft die Luft einsog, als sie ihn traf.
Freude durchströmte sie beim Gedanken, ihm weh getan zu haben und die heiße Wut kochte immer noch in ihrem Bauch, hatte alle Panik verdrängt, die sie noch vor einigen Momenten verspürt hatte.
„Sie verfluchtes Schwein", stieß sie gepresst hervor, da Snapes Gewicht ihr das Atmen schwer machte, „lassen Sie mich gottverdammt noch einmal los!", und mit diesen Worten gelang es ihr tatsächlich sich unter ihm vor zu winden.
Snape erstarrte plötzlich.
Mit einem Ruck riss Hermine sich von ihm los und rappelte sich hastig vom Boden hoch, dann rannte sie in die Dunkelheit davon, während Snape auf dem Läufer sitzen blieb und ein leises, aber beherztes „Fuck" ausstieß.
