Emergency Room

Emergency Room

Willkommen in Chicago

Disclaimer: Ich bin mir nicht ganz sicher, wem ER eigentlich gehört, deshalb kann ich nur ganz allgemein sagen, dass ich mir alle Charaktere nur ausleihe, um mit ihnen eine Weile zu verbringen. Ich werde sie nach diesem kleinen Abenteuer auch wieder abgeben! Alle Patienten und natürlich Kat Mallory gehören mir!

Rating:K

Spoiler:Auf jedenfall lange nach dem tragischen Tod von Lucy.  (Ich bin immer noch traurig!) Carter ist auch wieder auf dem Damm und nicht mehr medikamentenabhängig. Also auf jedenfall lange nach seinem Aufenthalt in der Entziehungskur.

Summary:Eine neue Assistenzärztin wird in der Notaufnahme erwartet, doch dann überschattet ein Überfall des Doc Magoo´s die Ankunft der Neuen.

Willkommen in Chicago

Die Luft des frühen Morgens war noch ziemlich kalt und es wehte ein leichter Wind. Unzählige Menschen in den verschiedensten Kostümen huschten noch durch die Straßen der riesigen Stadt und beeilten sich nach Hause zu kommen. Es war noch fast ganz dunkel draußen und die letzten Sterne am Himmel versuchten miteinander um die Wette zu funkeln.

Carter sah den Menschen in ihren meist peinlichen Kostümen gelangweilt hinterher, als er die Treppen der Hochbahn hinabschlenderte und dem County entgegentrottete. John Carter hatte noch nie sehr viel von dem ganzen Rummel um Halloween gehalten. Als Kind war es ja noch ganz lustig, doch jetzt würde ihn ganz sicher niemand mehr freiwillig dazu bringen irgendein Kostüm anzulegen. Es war heute der 1 November 2001. Ein Tag nach Halloween. Und zwar exakt 6. 56 Uhr. Carter sah von seiner geschmackvollen Uhr wieder auf die Straße. In genau vier Minuten würde er seinen Dienst antreten. Und der würde, da war sich John Carter ganz sicher, so wie jedes Jahr um Halloween wirklich „aufregend" und auf keinen Fall konventionell werden. Denn in dieser Zeit kamen die Menschen mit den wohl merkwürdigsten Verletzungen und Krankheiten des ganzen Jahres in die Notaufnahme des Cook County General. Und es war jedes Mal eine neue Herausforderung sich diesen Krankheiten zu stellen. Grinsend dachte er an die letzten Jahre und rückte seine Tasche zurecht, wobei er beinahe mit einem Teufel zusammengestoßen wäre, der ihm für seine Unachtsamkeit einen Fluch schenkte. Carter atmete tief ein und machte sich innerlich schon bereit auf die grotesken Fälle, die ihn am heutigen Tag erwarten würden, als er die Einfahrt zur Notaufnahme des Großstadtkrankenhauses erreichte.

Menschen husteten, Telefone klingelten, Kinder schrien: Das war die Begrüßung, die Carter empfang, als er durch die sich elektronisch öffnenden Schiebetüren den schon mehr als hektischen Wartebereich der Notaufnahme betrat. Ein wenig irritiert schüttelte er den Kopf. Es ist doch schon nach Halloween und noch immer herrscht ein solches Chaos?, fragte sich Carter und bahnte sich seinen Weg an den Menschen vorbei.

Carol, die einen Haarreifen mit feuerroten Hörnern trug, stand hinter dem Empfangstresen am Telefon und war in ein Streitgespräch mit ihrem Kindermädchen vertieft, als sie ihn herüber winkte.

John lächelte die Oberschwester freundlich an und deutete mit einem Blick auf die Hörner. „Wow, Carol, das ist echt sexy!"

Carol Hathaway schenkte dem Assistenzarzt einen tadelnden Blick und hob drohend die Hand, während Carter ein Stück zurückwich. „Carter, ich rate dir keine weiteren Kommentare zu diesen Hörner zu machen, verstanden?" Carol mochte ihn, auch wenn er manchmal gerne etwas fies war. Er war fast immer guter Laune und hatte einfach ein viel zu gutes Herz. Carol überlegte, ob es überhaupt jemanden gab, der Carter nicht mochte. Sie entschied sich für ein klares NEIN.

„Es ist aber noch verdammt viel los hier, oder?"

Carol nickte genervt und Carter konnte ihr ansehen, dass sie wohl schon seit gestern Abend hier war. „Und wie. Gut, dass du heute Nacht nicht hier warst, Carter. Ich sag dir, hier war wirklich die Hölle los!"

„Aha, deshalb also die schicken Hörner, wie?" Ein unverschämtes Grinsen bedeckte sein Gesicht.

„Carter! Ich habe dich gewarnt!" So leid es ihr tat, sie hatte jetzt wirklich keine Zeit und keine Lust sich mit dem freundlichen, jungen Mann zu kabbeln. Valerie, das Kindermädchen, das ihre beiden Töchter, Tess und Kate, aufpaßte, hatte irgendwelche Probleme. „Val, wenn Kate nicht schlafen will, dann lies ihr etwas vor, okay?", rief sie gereizt ins Telefon. Mit einer Hand hielt sie sich das andere Ohr zu. Es war einfach unglaublich laut. Mehrere Telefone klingelten, die wartenden Menschen stöhnten, manche beschwerten sich. Der Warteraum quoll förmlich über. Es herrschte Chaos.

„Wann bin ich denn endlich dran?", fragte eine am Kopf blutende Frau.

Carol atmete tief ein. „Ma´am, bitte bleiben sie im Wartebereich und haben sie noch etwas Geduld!" Genervt sah sie wieder zu Carter. „Val, ich habe keine Zeit mit dir zu debattieren. Lies Kate einfach etwas vor, okay? Sonst weckt sie mit ihrem Geschrei noch Tess auf. Verdammt, Val ... ."

Carter grinste sie mitleidig an und wickelte sich aus seinem Schal, als ihn dieselbe blutende Frau ansprach: „Sind sie vielleicht Arzt? Können sie mir helfen? Ich warte jetzt schon seit über zwei Stunden!"

Carter sah die Frau freundlich an und nickte in Richtung des Wartebereiches. Es tat ihm aufrichtig leid, dass sie so schon so lange hatte warten müssen, aber an einem Tag wie Halloween ließ sich so etwas leider nicht vermeiden. „Ma´am, sie sollten wirklich warten. Es wird gleich jemand zu ihnen kommen. Da bin ich mir sicher!"

Carol hob ihren Kopf und hielt mit einer Hand des Ende des Telefonhörers zu, und sah der blutenden Frau hinterher, die in der Masse von Menschen verschwand. „Schön, dass du endlich hier bist, Carter. Wir brauchen dich dringend. Marc ist noch nicht hier, Dr. Finch auch nicht und ansonsten sind Dr. Weaver, Dave und Abby ganz alleine.", sagte Carol und strich sich mit ihrer Hand eine dunkele, lockige Haarsträhne aus der Stirn.

„Warum piepst ihr nicht Kovac an, oder Jing-Mei?", fragte Carter und machte sich auf den Weg zum Ärztezimmer, wobei er beinahe mit einer Horde kleiner Zwerge zusammengestoßen wäre, die auf ihre bleiche Mutter zu rannten.

„Wir können beide nicht erreichen!", sagte Carol und kümmerte sich wieder um ihr Kindermädchen.

Carter sah grinsend den Flur hinunter und beobachtete noch einmal in Ruhe das eilige Hin-, und Herhuschen der Schwestern, bevor er das Ärztezimmer betrat um sich für den Kampf gegen dieses Chaos umzuziehen. „Ach, und Carol?"

Carol sah wieder auf.

„Diese Hörner stehen dir wirklich ausgezeichnet, das lass dir mal gesagt sein!"

Carter verschwand grinsend im Ärztezimmer, bevor Carol ihn mit dem Radiergummi treffen konnte.

Dr. Dave Malucci zog seine Stirn kraus und betrat mit dem neuen Krankenblatt das Zimmer. Vor ihm lag eine Art chinesischer Drache, indem mindestens 12 Menschen steckten, die alle mit- und durcheinander redeten. Nach der ersten Überraschung konnte sich Dave ein Grinsen nicht mehr verkneifen. „Wow!", sagte er und trat mit diesem unverschämten Grinsen näher. „Ähm, hi Leute, wer von euch ist denn jetzt mal Mr Sam Dwan?"

„Hey, Doc, der ist hier, vor mir!", rief irgendeiner, aus der Mitte des Drachens. „Er sagt, er bekommt keine Luft mehr."

„Oh, okay, gut, und warum kommen sie nicht aus diesem Drachen heraus?", fragte Dave und näherte sich dem riesigen Untier, das sich die ganze Zeit bewegte.

„Man, wir sind doch eingenäht, Doc!", rief ein anderer. „Da ist echt nicht so einfach, verstehen sie?"

„Aha, ach so, na dann. Gut, ähm, nur noch einen Augenblick Mr Dwan, ich bin gleich zurück und dann kann ich ihnen helfen.", sagte Malucci und verließ den Raum.

Draußen sah er Carter, der gerade das Ärztezimmer verließ und sich eine Patientenkarte schnappen wollte. „Hey, John!"

Carter sah auf und blickte in das noch immer grinsende Gesicht von seinem Kollegen Dave Malucci. „Was ist denn?"

„Ich glaube, ich könnte dich und deine göttlichen Fähigkeiten mal ganz kurz gebrauchen."

Carter verdrehte die Augen und kam näher.

Nicht weit von Malucci und Carter entfernt saß Kerry Weaver, Chefärztin der Notaufnahme, in einem Behandlungsraum und untersuchte ein kleines Mädchen, dass wie eine Elfe verkleidet war. „Es tut mir wirklich sehr leid, Kleine, aber ich sehe keine Käfer in deinen Ohren.", sagte Kerry Weaver und legte das kleine Endoskop zur Seite.

Das kleine rothaarige Mädchen sah sie unsicher an. „Sind sie da sicher?"

Kerry nickte beruhigt. „Ganz sicher. Keine Käfer."

Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht der circa Sechsjährigen und sie sprang mit einem Satz vom Untersuchungstisch. „Danke sehr!" Und dann hüpfte sie mit ein paar Sprüngen zu ihrer Mutter, die draußen vor dem Raum gewartet hatte.

Kerry sah dem kleinen Kind freundlich hinterher, zog dann ihre Handschuhe aus und warf sie weg, bevor sie sich wieder ein neues Krankenblatt holen wollte.

Sie stieß die Türen des Raumes auf, in dem es viel ruhiger gewesen war, und stürzte sich ins Chaos. Es waren mittlerweile noch mehr Menschen gekommen. Halloween und seine Auswirkungen dachte Kerry und humpelte mit ihrer Krücke auf den Empfang zu, wo Carol noch immer stand und telefonierte, diesmal aber nicht mehr mit ihrem Kindermädchen.

„Carol, ist Randi heute nicht hier?", fragte Kerry und wartete auf die Antwort der jungen Oberschwester.

„Sie hat sich krank gemeldet." Und schon wieder klingelte eines der Telefone. Carol stieß sich mit dem Stuhl ab und rollte auf die andere Seite des Empfangstresens um den Anruf entgegen zu nehmen. „Cook County General, was kann ich ..."

Kerry Weaver ließ ihren Blick über die Menschenmassen in ihrer Notaufnahme schweifen und fuhr sich mit einer Hand durch ihr rotes Haar. „Fantastisch, das hat gerade noch gefehlt. Wo ist Marc?"

Carol hielt ihre Hand über das Telefon und kümmerte sich zuerst um Kerry. „Marc´s Schicht fängt erst um 12 Uhr an." Ein weiteres Telefon klingelte und Carol sah sich hilfesuchend nach einer Schwester um, die ihr hätte helfen können. Doch niemand war da, also nahm sie auch diesen Anruf entgegen. Nun hielt sie zwei Telefone in den Händen.

„Und Dr. Finch?", fragte Kerry Weaver verzweifelt.

„Sie müßte in zwei Stunden kommen, Kerry.", antwortete Carol und schaffte es trotz dem Gespräch mit ihrer Chefin auch noch mit den beiden Anrufern zu reden. „Könnten sie das noch einmal wiederholen, Sir?"

Als wenn das alles noch nicht genug wäre kam die am Kopf blutende Frau schon wieder auf den Tresen zu. „Wann komme ich denn endlich mal dran? Ich ..."

Carol schloss für einen kurzen Moment die Augen und fragte sich, ob das wirklich der Beruf war, den sie sich mal ausgesucht hatte. „Ma´am, ich werde sofort einen Arzt zu ihnen schicken, sobald einer frei ist, ist das okay?"

Murrend verzog sich die Frau und kehrte in den vollgestopften Wartebereich zurück.

„Ist wenigstens Carter schon hier?", fragte Dr. Weaver leicht gereizt und kam um den Tresen herum, um sich ein weiteres Krankenblatt zu schnappen.

„Natürlich bin ich hier, Dr. Weaver!", ertönte Carter´s tiefe, sanfte Stimme, und schnappte sich vor Kerry eines der Krankenblätter. Neben ihm stand Malucci und beiden stand der Schweiß auf der Stirn.

„Was zur Hölle ist denn mit euch beiden los?", fragte Carol neugierig und legte einen Telefonhörer zur Seite, da sie das Telefongespräch kurz zuvor beendet hatte.

Malucci grinste und wischte sich über seine Stirn. „Carter und ich haben einen Drachen bezwungen!", verkündete der junge Arzt stolz.

John Carter nickte.

Kerry schüttelte verwirrt ihren Kopf und massierte sich den Nasenrücken. Seitdem Dave Malucci in der Notaufnahme arbeitete, war es vorbei mit ihrer Ordnung. „Ihr habt was?"

„Na ja, Malucci und ich haben eben einen 68-jährigen Mann, der unter Atemnot litt, aus einem chinesischen Drachen geschnitten.", antwortete Carter und warf einen Blick auf sein neues Krankenblatt.

Kerry´s Augen wurden immer größer und dann umspielte ein leichtes Lächeln ihren Mund. „Oh mein Gott. Ich dachte, dass wir das Schlimmste schon gestern hatten, aber seht euch nur die vielen Menschen an. Ich weiß nicht mehr wann ich das letzte Mal so viele Menschen in der Notaufnahme gesehen habe." Kerry atmete geräuschvoll aus und ließ ihren Blick über die Menschenmassen schweifen. „Wenigstens halten sich die anomalen Fälle noch in Grenzen."

„Wie man´s nimmt.", sagte plötzlich eine weitere Frauenstimme und die kleine AIP´lerin Abby Lockhart trat zwischen Carter und Malucci in den Kreis der Ärzte. „Möchte mir vielleicht jemand helfen den Kopf eines 25 Jahre alten Mannes aus einem Kürbis zu befreien?"

Malucci grinste. „Klar, damit hab ich doch jetzt Erfahrung!"

Kerry schloß für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief ein und aus. „Carol, sag bitte Dr. Kovac Bescheid, dass wir ihn brauchen ..."

„Hab ich schon versucht, er ist nicht da!"

Kerry sah entnervt zu dem großen, jungen Mann empor, dessen Stirn noch immer vom Schweiß glänzte. Obwohl Carter in den letzten Monaten mehr Stress hatte, als die meisten Menschen in einem Leben, hatte er sich erstaunlich gut erholt. Er war so etwas wie der ruhende Pol der gesamten Notaufnahme. „Fantastisch. Sag Marc, Dr. Chen und Dr. Finch Bescheid, sie sollen nach Möglichkeit eher kommen. Und ansonsten können wir nur hoffen, dass die neue Ärztin früh genug herkommt."

„Neue Ärztin?", fragten Carter, Carol, Malucci und Abby fast im Chor.

„Sie meinen eine, die hier arbeitet?", fragte Malucci.

Nach dieser Frage bekam er von allen einen merkwürdigen Blick.

„Ja, natürlich meine ich eine, die hier arbeitet.", sagte Kerry und zweifelte an Malucci´s Geisteszustand. „Sie wird heute ihren Dienst anfangen und jetzt macht euch an die Arbeit! Wir werden sonst niemals fertig und ihr werdet sie schon noch früh genug kennen lernen.", sagte Kerry und humpelte auf ihren neuen Behandlungsraum zu.

„Wie heißt sie denn? Wie sieht sie aus?", rief Malucci hinter der Oberärztin her, als er von Abby weggeschleppt wurde.

Carol blickte Carter fragend an. „Eine Neue?" So ganz konnte sie sich mit dem Gedanken nicht abfinden. Noch jemand neues? Nach Abby und Dr. Kovac kam schon wieder jemand in die Notaufnahme? Nicht, dass Carol irgend etwas gegen Abby oder Dr. Kovac hätte, ganz im Gegenteil. Aber es war immer wieder komisch sich auf neue Leute einzulassen und sich an sie zu gewöhnen. Hoffentlich war sie nett und unkompliziert, denn eine mit Allüren konnten sie hier in der Notaufnahme auf gar keinen Fall gebrauchen.

Carter zuckte mit den Schultern und verschwand in Richtung des Warteraumes. „Frag mich nicht, Carol. Ich habe wirklich keine Ahnung!" Und eigentlich interessierte ihn das auch nicht. Mit neuen Leuten kamen auch neue Probleme. Mit dem Gesicht zum Warteraum sah er wieder auf das Krankenblatt und rief seinen neuen Patienten auf. „Mrs. Badhall?"

„Na endlich!", sagte die Frau mit der mittlerweile nicht mehr blutenden Wunde am Kopf und stand endlich auf. „Das wurde ja auch mal langsam Zeit. Wissen sie, wie lange ich hier schon warte? Fast drei Stunden, drei Stunden, das ist doch wohl ..."

Carter nickte und schob die Frau mit seiner Hand an ihrem Rücken auf einen freien Behandlungsraum zu, wobei sie ihm ihr ganzes Leid klagte.