Kapitel 1
Harry war nervös. Ziemlich nervös.
Er legte das rote T-Shirt wieder weg, dass er in der Hand gehabt hatte und zog schließlich ein seriös wirkendes blau-kariertes Hemd an. Er sah kurz in den Spiegel, strich sich über die Haare, sah ein, dass das nichts bringen würde und ließ sich dann vor dem Bett auf die Knie sinken, um vor dem Gespräch noch seinen Zauberstab darunter hervorzuholen. Endlich hatte er das Gesuchte in der Hand und stand auf. Das Hemd war durch das Gehangel wieder aus der Hose gerutscht, er beseitigte die Schäden wieder, strich sich noch einmal durchs Gesicht und trat mutig aus seinem Schlafzimmer, ging die Treppe hinunter und hörte bereits Stimmen aus dem Wohnzimmer.
„…hättest du dir echt einen besseren suchen können. Merlin! Warum einen Potter? Und dann auch noch Potter senior?"
„Aber Vater, das habe ich mir doch nicht ausgesucht. Aber er ist wirklich nett und witzig. Und er ist sexy…"
„SCORPIUS! Bitte! Mir ist schon übel genug!"
Tief durchatmend betrat Harry Potter nun sein Wohnzimmer und sah die beiden hellblonden Männer vor sich an. Der Größere von beiden, Draco Malfoy, sein ehemaliger Erzrivale in der Schule. Perfekt gekleidet, wie immer, perfekt frisiert selbstverständlich ebenfalls, saß er lässig und mit einem überheblichen Gesichtsausdruck in Harrys Lieblingssessel vor dem Kamin und starrte ihm abweisend entgegen.
In seiner Nähe saß der etwas kleinere hellblonde Mann…Junge, wie auch immer. Die Haare, unverkennbar das Erbe des neben ihm sitzenden Größeren, waren verwuschelt, sein Gesichtsausdruck freudig, als er Harry sah. Er hatte die Hände im Schoß verschränkt, hatte noch immer bloße Füße und trug noch immer Harrys Lieblingsshirt, das er eben in der Eile übergezogen hatte. Und er sah wirklich zum Anbeißen aus. Sein Geliebter.
Der Weltenretter musste sich ein ein dümmliches verliebtes Grinsen verkneifen, als er den jungen Malfoy ansah, seinen Scorpius.
Dracos genervter Blick und die gehobene Augenbraue zeigten Harry deutlich genug, dass er sich setzen und das nun fällige Gespräch beginnen lassen sollte.
Sollte er sich neben Scorpius setzen? Wäre das zu aufdringlich? Würde Draco das überhaupt erlauben?
Verdammt, er war erwachsen, konnte sich hinsetzten wo er wollte! Dies hier war immerhin SEIN Haus! Er beschloss trotzdem, lieber in dem anderen Sessel Platz zu nehmen, was nun eine hochgezogene Augenbraue und einen enttäuschten Blick beim jüngeren Malfoy zur Folge hatte.
Himmel, wo war er hier nur hinein geraten?
„Dann mal los, POTTER!"
„Ähm…was…" stammelte dieser nun, da er nicht wusste, was Draco von ihm hören wollte.
„Du hast meinen Sohn … entjungfert, er hat dich als Lebenspartner gewählt. Wie gedenkst du jetzt zu handeln?"
Harry schluckte. Er sah von Dracos grauen Augen zu den fast identischen von Scorpius, in ihnen konnte er eine Wärme sehen, die bei Draco völlig fehlte.
„POTTER?"
„Vater, jetzt dräng ihn doch nicht so…" flehte Scorpius, dem das Ganze furchtbar unangenehm war. Ein wütender Blick, der so etwas sagte wie ‚Zu dir kommen wir später noch, Bursche' ließ ihn jedoch verstummen, und er sah schnell wieder auf seine Hände.
Harry reichte das jetzt. Er konnte nicht mehr mit ansehen, wie Draco mit seinem Sohn, mit SEINEM GELIEBTEN, umsprang. Der Junge war ja völlig verschüchtert. „Malfoy, meinst du nicht, dass auch Scorpius das Recht hat, etwas dazu zu sagen?" Eigentlich mehr als du…aber das verkniff er sich lieber.
Ein leichtes Lächeln erschien auf Scorpius Gesicht und er hob den Blick, suchte Harrys grüne Augen.
„Nein, das denke ich nicht, Potter, denn Scorpius weiß noch nicht, was gut für ihn ist. Er ist noch ein Kind."
„Ist er nicht. Das hatten wir doch oben schon." begehrte Harry nun auf. Wenn er anscheinend von Draco hier schon zu einer Hochzeit oder ähnlichem genötigt werden sollte, dann konnte er jawohl zumindest seine Meinung sagen. Nicht, dass ihm der Gedanke, diesen süßen Engel immer um sich zu haben nicht gefiel…aber er hatte sich sein weiteres Leben irgendwie anders vorgestellt, als mit einem Jugendlichen an seiner Seite – einem MANN…
„Wie auch immer." Draco atmete tief durch „Wir sollten die Sache klären. Was ist denn nun Potter? War er dir nur fürs Bett gut genug, weil er hübsch ist und einen knackigen Hintern hat, oder übernimmst du Verantwortung?"
Scorpius' Wangen färbten sich knallrot bei diesen Worten seines Vaters.
„Malfoy! Wie redest du denn?" Harry schüttelte den Kopf, denn er hatte Scorpius Reaktion gesehen. Er bemerkte aber erleichtert, dass er sich wieder gefangen hatte. Der Schock nach Malfoys plötzlichem Auftauchen war vergangen. „Und zu deiner Frage…nun ja, das kam alles sehr überraschend…"
Draco verschränkte die Arme vor der Brust „Meinst du für mich kam nicht überraschend, dass du meinen Sohn vö… mit meinem Sohn schläfst?" Er räusperte sich, wurde sich langsam ebenfalls wieder seiner Manieren bewusst. „Ich dachte, er verbringt hier ein paar Wochen mit deinen Kindern, du passt auf ihn auf. Und dann finde ich ihn nackt in deinem Bett!"
Harry senkte den Kopf.
„Stell dir vor, es wäre andersrum, und du hättest mich mit Albus gefunden…naja, wohl eher Lily, denn ich bin nicht schwul…"
Harry schluckte. Er hätte ihn umgebracht.
Doch dann fiel ihm etwas anderes ein „Ich bin auch nicht schwul!" entrüstete er sich.
Die beiden Malfoys vor ihm sahen ihn an, vier hochgezogene Augenbrauen über grauen Augen.
„Bin ich nicht…"versuchte er noch einmal zu bekräftigen.
„Ähm, Harry…" begann Scorpius nun vorsichtig, leicht irritiert über die Aussage nach dem leidenschaftlichen Sex, den sie miteinander in den letzten zwei Wochen gehabt hatten. „Ich glaube, da irrst du dich…" führte er sanft fort. Und als er Harrys verwirrten Blick auffing, musste er lächeln.
Draco war nicht so sanft wie sein Sohn „Potter, spinnst du jetzt völlig? Du hast Sex mit meinem SOHN, und vermutlich nicht nur einmal…" ein strenger Blick auf seinen Sohn folgte, dann fuhr er fort „und du behauptest, du seist nicht schwul? Was bist du dann?"
Harry war schockiert. Er war doch nicht schwul. Das war doch nur, Scorpius war so…und so…und hatte so…oh Merlin. War er schwul?
Aber…nein, er war doch mit Ginny verheiratet gewesen! Und sie hatten Sex gehabt, wie seine drei Kinder bewiesen…und doch…es war nie so gewesen wie mit dem ersten, und mit Sicherheit auch einzigen, Mann, mit dem er geschlafen hatte…
Er war schwul.
Was kam denn als nächstes?
„Harry?" fragte Scorpius ihn nun lächelnd und sah ihm liebevoll in die Augen.
Der Dunkelhaarige nickte und murmelte fast lautlos „Vielleicht habt ihr recht…" Seine Wangen glühten.
„Bei Merlins Bart! Potter hat ein Outing vor sich selbst!" schnarrte Malfoy senior nun doch amüsiert, seine Mundwinkel zuckten verdächtig.
Scorpius erhob sich nun, warf seinem Vater einen trotzigen Blick zu und ging zu Harry hinüber, kniete sich vor ihn und nahm ihn in den Arm „Es ist gut, Harry, ich weiß, das ist alles neu für dich. Auch die Veela-Sache. Ich wollte dir das eigentlich schonender beibringen, aber Vater…" Harry zog ihn an sich, vergrub sein Gesicht in den duftenden blonden Haaren und versuchte, das demonstrative Räuspern Dracos' zu ignorieren.
„HEY!" brüllte dieser nun. „Es reicht jetzt! Scorpius, setz dich wieder hin!" und als der Junge sich anschickte, sich auf Harrys Schoß zu setzen fuhr er sofort dazwischen „Wag das ja nicht, Bursche! Hier!" er deutete wieder auf das Sofa. Scorpius warf Harry noch einen zärtlichen Blick zu und gehorchte dann.
„Warum darf dein Sohn sich eigentlich nicht selber aussuchen, wo er sitzen will?"
Draco ignorierte das geflissentlich. Er wollte endlich fertig werden mit dieser nervtötenden Diskussion und nicht auch noch ihre unterschiedlichen Auffassungen von angemessener Erziehung besprechen.
„Nochmal, Potter. Wirst du eine Beziehung mit meinem Sohn eingehen oder wolltest du nur Sex?"
Scorpius verschränkte die Arme vor der Brust und sah seinen Vater böse an, schwieg aber.
Harry blickte den zauberhaften jungen Mann an, der dort auf seinem Sofa saß, der Draco so ähnlich war und sich doch so sehr von ihm unterschied.
Eigentlich, und er schämte sich jetzt dafür, hatte er gedacht, dass es bei Sex bleiben würde, dass sie sich nach den Ferien einvernehmlich trennen und nie wieder sehen würden. Die Dinge hatten sich jedoch geändert. Denn je länger er Zeit mit seinem jungen Geliebten verbracht hatte, desto inniger wurde ihre Verbindung. Und die Veela-Sache machte das Ganze wirklich nicht leichter. Wie hätte Harry nun sagen können, dass er es nicht mal versuchen würde, wo er sich doch anscheinend selber verliebt hatte – und Scorpius sonst sein ganzes Leben würde allein bleiben müssen. Nur um der Konventionen willen auf eine vielleicht glückliche Beziehung verzichten? Er war mutig. Er war ein Gryffindor.
„Wir HABEN bereits eine Beziehung, Malfoy, falls dir das entgangen sein sollte. Oder Schatz?"
Das Strahlen, was nun auf das jugendliche Gesicht trat, schien ihn noch schöner zu machen, Harry verlor sich in den grauen Augen und seufzte.
„Ja, Harry, das haben wir. Wir sind längst zusammen, Vater!" erklärte Scorpius nun triumphierend seinem Vater.
„Potter hör endlich auf meinen Sohn anzustarren, als würdest du ihn gleich mit Haut und Haaren verschlingen wollen!"
Aber er WOLLTE ihn doch mit Haut und Haaren verschlingen…er sah so zum Anbeißen aus…
„Und hör auf so dämlich zu grinsen, verdammt! Schön, ihr seid also zusammen. Na wunderbar. Ich bin wirklich überglücklich."
Harry fragte sich, wie Draco es immer schaffte, so viel Sarkasmus in seine Stimme zu legen. Er beschloss seinen Lieblingsfeind etwas zu ärgern „Ach, Draco, wie ist denn das dann, wenn du bald mein Schwiegervater bist…soll ich dich dann Daddy nennen?"
Eiskalte graue Augen, ein diabolisches Grinsen „Gut, Potter, da ich das jetzt mal als Heiratsantrag an meinen Sohn werte, werde ich morgen gleich das Aufgebot bestellen." Und wieder trat da so ein bisschen Unwohlsein in die grünen Augen.
„Vater, jetzt hör bitte auf, Harry dauernd zu ärgern. Ich liebe ihn!"
Schweigen.
Zwei erwachsene Männer sahen ihn entgeistert an.
Draco räusperte sich verlegen, während Harry nur ein „Ähm…" herausbrachte.
Scorpius sprang auf „Tut mir leid, das war blöd…" und verließ ziemlich unmalfoyhaft fluchtartig das Zimmer.
„Scheiße…" murmelte Harry, waren das Tränen in den Augen seines Lieblings gewesen? Das war doch nicht seine Absicht gewesen. Aber sie kannten sich doch erst so kurz…sagte man da schon so etwas? Aber Scorpius war jung, überschwänglich…und verliebt. Harry sah Draco an. Dieser zog wieder die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. Und plötzlich sagte er etwas, das Harry nicht von ihm erwartet hätte „Vielleicht solltest du mal nach ihm sehen, Potter. Ich denke, das solltet ihr klären…ohne mich. Aber tu ihm ja nicht weh."
„Malfoy, du kannst ja richtig sensibel sein!"
„Sei nicht albern, Potter. Aber ich liebe meinen Sohn. Ich will nicht, dass irgendein daher gelaufener Möchtegern-Held ihm das Herz bricht. Liebst du ihn?"
„Malfoy, wir kennen uns doch noch gar nicht so lange…aber ich denke, ich habe mich in ihn verliebt. Also keine Angst…ich werde ihm schon nicht weh tun. Ich bin ja kein Idiot!"
Draco enthielt sich ausnahmsweise jeglichen Kommentars und lehnte sich im Sessel zurück.
Harry erhob sich, um den jungen Slytherin zu suchen.
Er fand ihn schnell. Er lag in Harrys Zimmer im Bett und schluchzte.
Vorsichtig setzte der ehemalige Gryffindor sich zu ihm und streckte die Hand nach ihm aus. Er nahm ihn an der Schulter und zog ihn zu sich, legte fest seine Arme um ihn und sagte an seinem Ohr „Schatz, das war nicht blöd. Und es muss dir auch nichts leid tun." Er streichelte ihm über die blonden Haare und hauchte einen Kuss darauf. Nach einigen Minuten hatte der Junge sich wieder beruhigt, er hob den Kopf und setzte sich etwas auf, sah Harry ins Gesicht „Aber du liebst mich nicht, oder?" Harry schluckte. Jetzt musste er seine Worte geschickt wählen, denn er wollte seinem Schatz nicht weh tun.
„Scorpius, hör mal zu, du bist mir in den letzten Wochen sehr wichtig geworden. Wir kennen uns doch erst so kurz…da kann ich das einfach noch nicht so sicher sagen. Aber ich habe dich sehr gerne, du bist klug, hübsch …sexy" Er lächelte schelmisch und kniff Scorpius in den Hintern „Und ich werde mich auf dich einlassen. Ich werde der Sache zwischen uns eine Chance geben. Denn ich finde sie jetzt schon sehr schön…unsere Beziehung…"
Scorpius nickte. „Mehr kann ich wohl nicht erwarten."
„Die Chancen stehen gut, dass es mehr wird, mein Schatz. Du bist ein echter Engel. Ich … hab dich wirklich sehr gern!" Er zog ihn wieder in seine Arme und bemerkte überrascht, dass der Jüngere ihm den Kopf zuwandte und seine Lippen auf seine legte, sie öffnete und seine Zunge in Harrys Mund schob, was dieser gerne geschehen ließ. Harry schloss die Augen und gab sich dem Kuss hin, genoss den Duft des Jungen, das Kribbeln, was die Zunge in ihm auslöste. Scorpius Hände wanderten über Harrys Körper, streichelten seinen Bauch, fuhren tiefer, so dass Harry sich von ihm löste.
„Scorpius, dein Vater sitzt unten! Lass uns das lieber verschieben!"
„Auf wann denn? Weißt du, wie lange wir uns nicht sehen, wenn er mich gleich mitnimmt?"
Harry dachte kurz nach, dann murmelte er „Naja, aber nur ein bisschen kuscheln…" und küsste nun seinerseits die verführerischen Lippen seines Malfoys. Dieser seufzte, begann dann, Harrys Hals zu küssen, ließ sich mit einer fließenden Bewegung vor Harry auf den Boden gleiten, öffnete die Knöpfe des Hemdes, das ihn von dem geliebten Körper trennte, schob es auf und leckte über die Brust, den Bauch, tauchte kurz in den Bauchnabel ein. Harry seufzte, das fühlte sich so gut an…
Dann bemerkte er, wie Scorpius mit schnellen Handbewegungen Harrys Hose öffnete, etwas herunterzog und gerade dabei war, seinen Kopf über Harrys Schritt zu beugen, anscheinend entschlossen, den anderen mit mehr als nur ein bisschen Kuscheln zu verwöhnen. Doch der Ältere rutschte nun, wieder vollends aus seinem rauschartigen Zustand erwacht, von dem jungen Mann weg, zog sich die Hose wieder zurecht und schloss sie.
„Scorpius, nicht. Tu das nicht. Nicht jetzt, wenn dein Vater unten auf uns wartet." Er knöpfte auch sein Hemd wieder zu und stand auf, sah auf den noch immer am Boden kauernden Jungen, der nun den Kopf gesenkt hatte.
„Wie soll ich dich denn sonst dazu bringen, dass du mich auch liebst?" Seine Stimme klang trotzig.
Harry dachte, er hätte sich verhört. Dachte der Junge, dass er ihn mit…Sex dazu bekam, dass er ihn liebte? Hier lief etwas falsch, das musste er aufklären.
„Was redest du da?" Er hockte sich neben ihn. „Sieh mich an, Scorpius!"
Kopfschütteln.
„Bitte. Sieh mich an, Schatz!"
Zögernd wandte sich Harry ein wunderschönes, sehr verstörtes Gesicht zu.
„Scorpius, Hyperion Malfoy. Hör mir zu. Ich mag dich wirklich sehr. Ich mag DICH, nicht nur deinen Körper, oder was du mit mir machst. Und ich möchte auch DICH lieben, deine ganze Persönlichkeit. Dazu brauchst du nicht besonders…gefällig zu sein. Das hat damit nichts zu tun. Glaub mir, bitte. Ich möchte gerne mit dir Sex haben, aber nur, weil wir es beide wollen, nicht weil du denkst, du müsstest mit mir schlafen, weil ich dich dann vielleicht mehr liebe…verstehst du?"
Die grauen Augen waren skeptisch, doch dann nickte er. „Aber bisher wollte ich es immer…"
„Ich weiß." sagte Harry sanft. „Aber eben war das eher eine …Bestechung, oder?"
Scorpius wurde rot und nickte. Harry nahm ihn in den Arm und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
„Komm, lass uns wieder zu deinem Vater gehen. Sonst schikaniert der noch den armen Hauselfen!"
Scorpius nickte lächelnd und erhob sich ebenso wie Harry, dann griff der Ältere nach der schmalen Hand seines Geliebten und Hand in Hand gingen sie wieder zu Draco ins Wohnzimmer.
„Na endlich, Merlin, ich dachte schon, ihr seid wieder im Bett gelandet!"
Harry drückte Scorpius Hand und meinte nur „Na sicher, Malfoy, während du hier unten wartest!" Scorpius erwiderte das Drücken. Und gemeinsam setzten sie sich aufs Sofa, die Hände weiter ineinander verschränkt. Draco sah es, runzelte missbilligend die Stirn, sagte jedoch nichts.
„Also um das ganze Desaster hier mal zu einem Abschluss zu bringen. Ihr seid also …zusammen. Ja. Was weiter geschieht wird sich wohl zeigen. Auch wann die Hochzeit stattfindet." Er warf Harry einen fast amüsiert zu nennenden Blick zu. „Scorpius, geh jetzt und pack deine Sachen, wir müssen nach Hause. Morgen findet ein Bankett statt, bei dem du dich sehen lassen solltest. Aber anscheinend ist ja die Eule abhanden gekommen, die den Brief bringen sollte…"
„Aber kann ich denn dann nicht heute Nacht hierbleiben und morgen nach Hause kommen? Das reicht doch auch!" fragte Scorpius mit möglichst unschuldigem Gesicht.
Draco legte den Kopf schief „Mein lieber Sohn, wieso solltest du über Nacht noch hierbleiben? SCHLAFEN kannst du ebenso gut zu Hause. Oder hattest du etwas anderes im Sinn?"
„Nein, wieso?" Doch der rosa Schimmer um die Nase sagte etwas anderes als der hinreißende Mund. Harry schmunzelte. Er hätte nichts dagegen gehabt, seinen Geliebten erst morgen gehen lassen zu müssen.
Doch Draco war unerbittlich „Na dann ist ja gut. Pack deine Sachen. Ich will endlich nach Hause."
Scorpius erhob sich folgsam und ging wortlos in den oberen Stock.
Die beiden Männer musterten sich.
„Das hast du ganz gut gemacht – zumindest für deine Verhältnisse - Potter."
„Was meinst du?"
„Ich habe kurz unten an der Treppe gestanden, als ihr oben ward…wollte mal kontrollieren, ob es wirklich jugendfrei zugeht bei euch. Da habe ich deinen kleinen Vortrag gehört…über das Lieben der Persönlichkeit und so weiter…Das war gut."
„Freut mich."
„Tu ihm nicht weh. Pass auf ihn auf. Er ist noch so jung. Er ist alles was ich habe…"
„Das werde ich. Er ist mir auch wichtig."
Die grauen und die grünen Augen sahen sich noch einen Moment an, dann erhob Draco sich, weil er Schritte auf der Treppe hörte. Scorpius betrat das Zimmer mit seinem eleganten Koffer in der Hand.
„Wie nutzen das Flohnetzwerk." teilte Draco knapp mit und Scorpius ging schweigend auf den Kamin zu.
„Du gehst zuerst." bestimmte Draco und der Junge nickte, wollte schon in den Kamin treten, da rief Harry „Warte!"
Er trat auf den Jungen zu, umarmte ihn zärtlich, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und legte seine Stirn an seine. „Ich freue mich jetzt schon drauf, wenn wir uns wiedersehen! Ich träume bestimmt jede Nacht von dir, mein Schatz! Denk an mich!"
„Ich liebe dich, Harry." Scorpius küsste Harry noch einmal, dann löste er sich von dem Dunkelhaarigen, trat in den Kamin und war gleich darauf verschwunden.
„Malfoy?"
„Was gibt es denn noch, Potter?"
„Ich würde gerne am Sonntag mit meinen Kindern sprechen. Und ich hätte gerne Scorpius dabei. Er ist immerhin mein…Partner. Würdest du ihm das sagen und ihm erlauben, dafür herzukommen?"
Draco sah Harry mit undeutbarem Blick an, dann nickte er, wandte sich zum Kamin und sah sich noch einmal kurz um „Potter."
„Malfoy."
Und Harry stand allein in seinem Wohnzimmer.
Er hatte eine Beziehung mit dem minderjährigen Freund seiner Kinder.
Mit dem Sohn seines Erzfeindes.
Und er würde seiner Familie einiges zu erklären haben.
Er war nervös. Ziemlich nervös.
