Prolog
Schon
seit mehreren Stunden tobte der Kampf. Der letzte Kampf, wie er jetzt
schon genannt wurde. Der Orden des Phönix und die Auroren aus
dem Ministerium, gegen die Todesser. Doch an zwei Personen gingen die
Flüche aller anderen vorbei. Ein unsichtbares, aber deutlich
spürbares, Kraftfeld hatte sich um die beiden Kontrahenten
gebildet, das jeglichen von außen kommenden Spruch abprallen
ließ.
Stechend rote Augen bohrten sich in flammend
grüne.
Dies sollte er sein. Der Tag der Entscheidung. Der Tag
an dem es neu anfing. Entweder würde der Frieden eingeläutet
werden, oder aber eine Herrschaft bestehend aus Angst, Terror und
Blut.
Zeitgleich hoben die beiden Zauberer ihre Zauberstäbe
und in der exakt gleichen Sekunde sprachen sie den Fluch, der über
aller Schicksal entscheiden sollte.
"Avada Kedavra."
Zwei
giftgrüne Lichtstrahle brachen aus den Zauberstäben hervor
und prallten, genau in der Mitte der Kontrahenten, zusammen.
Ein
grünes Licht füllte das Kraftfeld um die beiden Feinde von
innen heraus aus.
Mit einer gewaltigen Druckwelle, die alle
Kämpfenden umriss, brach das Kraftfeld in sich zusammen.
Gebannt
blickten alle auf den Punkt, an dem der Sieger dieser Schlacht noch
stehen würde.
Würde das Licht, oder die Dunkelheit
gewinnen.
Minutenlang herrschte ein stummes Bangen.
Dann
lichtete sich der grüne Dunst und ein verwirrtes und
erschrockenes aufkeuchen war zu hören.
Ein Junge mit
verstrubbelten, nachtschwarzen Haar und smaragdgrünen Augen war
zu sehen. Ihm Gegenüber, mit ebenfalls schwarzem Haar, jedoch
tiefblauen Augen, ein weiterer Junge. Beide augenscheinlich nicht
älter als drei oder vier Jahre.
Verwirrt blickten sie sich
auf dem Schlachtfeld um. Dann fielen ihre Blicke aufeinander.
Neugierig krochen sie, in ihren viel zu großen Klamotten,
aufeinander zu und musterten sich gegenseitig interessiert.
Ein
lauter Knall ließ die beiden Kleinkinder ängstlich
zusammenfahren und näher aneinander rücken.
Die meisten
Todesser hatten sich wieder gefangen und waren disappariert, nicht
sicher, ob sie jetzt gewonnen oder verloren hatten. Einige wenige
wurden von Auroren aufgehalten und festgenommen.
Die beiden
Kleinkinder saßen zu tiefst verwirrt auf dem Boden, sich
verzweifelt aneinander klammernd und vor Angst zitternd.
Langsam
ging Molly Weasley auf die beiden Kleinkinder zu.
"Alles in
Ordnung?", fragte sie zögernd. Alle Anwesenden fragten sich
nur eins. Waren die beiden nur äußerlich Kleinkinder, oder
auch im Geist?
Der grünäugige warf einen kurzen Blick
auf den anderen Jungen, der sich verzweifelt an ihm festkrallte und
die Frau vor sich ängstlich ansah.
"Alles okay bei dir?",
fragte er den Jungen in seinen Armen. Dieser sah auf und direkt in
besorgt dreinblickende Smaragde. Vorsichtig nickte er, wofür er
ein Lächeln des anderen erhielt.
"Uns geht's gut, Miss.
Aber wer sind sie und wo bin ich?", meinte Harry dann an Molly
Weasley gewandt.
Ein erschrockenes Aufkeuchen war die Antwort.
Jetzt war es sicher. Beide waren, nicht nur körperlich, sondern
auch geistig wieder Kleinkinder.
"Was haltet ihr davon, wenn wir
das an einem Ort klären, der gemütlicher ist?", fragte
Dumbledore, der sich als erstes wieder gefangen hatte, mit
freundlicher Stimme.
Harry sah wieder auf den Jungen in seinen
Armen.
"Was meinst du? Gehen wir mit?"
Wieder war ein
leichtes Nicken zu vernehmen und der blauäugige krallte sich
noch etwas mehr an Harrys viel zu großen Klamotten fest.
"Du
kommst doch auch mit, oder?", erklang dann eine ängstliche,
zarte Kinderstimme.
"Ich komm mit. Versprochen.", lächelte
Harry den anderen an.
Eine halbe Stunde später saßen
die beiden Kleinkinder, sich immer noch aneinander klammernd, in
Dumbledores Büro, zusammen mit Albus Dumbledore, Minerva
McGonagall, Cornelius Fudge, Molly und Arthur Weasley, ebenso wie Ron
und Hermine.
"Albus, was machen wir jetzt mit den beiden?",
fragte McGonagall.
"Ich weiß es nicht, Minerva.",
seufzte Dumbledore und warf einen langen Blick auf die sich
festhaltenden Jungen. Bis jetzt hatten sie es nicht geschafft, die
beiden voneinander zu lösen.
"Albus, wir können kein
Kleinkind nach Askaban schicken.", meinte Fudge plötzlich.
"Ich
weiß. Ich denke, wenn wir es schaffen, dass Tom in einer
liebevollen Umgebung aufwächst, könnten wir es schaffen ihn
davon abzubringen, ein Schwarzmagier zu werden."
"Ich
bezweifle, dass irgendjemand die Kleinkindversion des dunklen Lords
aufnehmen würde, außer Todesser und die würden ihn
wieder so erziehen, wie er vorher war.", meinte Molly.
"Könntet
ihr ihn nicht aufnehmen?", fragte Dumbledore.
"Nein. Egal ob
Kind oder nicht, das, was er getan hat, sitzt zu tief.", meinte
Arthur.
"So wird es den meisten Zauberern gehen.", warf Fudge
ein.
"Entschuldigung.", hörten die Erwachsenen plötzlich
Harrys zarte, fragende Kinderstimme. "Ich muss nach Hause, sonst
werden mein Onkel und meine Tante böse."
"Das ist es. Wir
schicken ihn zu Mugglen.", meinte Dumbledore.
"Und was ist mit
Harry?"
"Wir geben ihn zurück zu den Dursleys. Die Gefahr
durch die Todesser ist noch nicht gebannt."
"Nein! Ich mag
nicht! Ich mag, dass du bei mir bleibst!", rief Tom plötzlich
los und klammerte sich noch mehr an Harry, der ihm daraufhin
beruhigend über den Rücken strich.
"Und wenn wir sie
beide dorthin schicken?", fragte Molly.
"Das könnte
funktionieren. Ich werde mit den Dursleys reden. Sicherheitshalber
sollten wir dort dann aber regelmäßige Kontrollen
durchführen. Wir können es uns nicht leisten, dass Tom noch
einmal so wird."
"Denkst du, das funktioniert?", fragte
Minerva.
"Tom scheint jetzt schon sehr an Harry zu hängen.
Ich denke, dass die beiden gut aufeinander acht geben werden und so
hat Tom jemandem, der ihn auf unserer Seite hält. Sie werden
wohl wie Geschwister aufwachsen."
Tom klammerte sich immer noch
ängstlich an Harry. Er bekam gar nicht wirklich mit, worüber
sich die Erwachsenen unterhielten. Alles was er wollte war, nicht
mehr von dem anderen Jungen getrennt zu werden, der so lieb zu ihm
war und ihn nicht gleich von sich stieß und beleidigte.
Harry
hingegen verstand jedes Wort, auch wenn die Bedeutung des Gespräches
ihm noch nicht ganz klar war. Allerdings erfasste er, dass der Junge
in seinen Armen wohl Tom hieß und bei ihm und seinen Verwandten
bleiben sollte. Im Stillen beschloss er, auf den anderen aufzupassen
und dafür zu sorgen, dass sein Onkel ihm nicht weh tat.
"Ich
werde die beiden morgen nach Surrey bringen. Jetzt ist es zu spät,
das Ganze zu klären."
"Und wo sollen die beiden
schlafen?"
"Auf der Krankenstation. Poppy wird sie so oder so
noch einmal untersuchen wollen. Vielleicht finden wir ja eine
Möglichkeit, Harry wieder zu seinem normalen Alter zu
verhelfen.", seufzte Dumbledore, stand auf und ging zu den beiden
Jungen.
"Kommt ihr zwei mit? Poppy will schauen, ob es euch gut
geht.", lächelte er.
"Aber ich muss nach Hause.",
meinte Harry nur.
"Wir bringen dich morgen früh nach Hause.
Jetzt ist es schon zu spät. Und morgen erklären wir deinem
Onkel und deiner Tante dann, wo du warst, okay?"
"Okay.",
meinte Harry nur und sah aufmerksam in die funkelnden Augen vor sich.
Ohne es zu wollen und ohne, dass Dumbledore etwas merkte, hörte
der Grünäugige plötzlich die Gedanken seines
Gegenübers.
/Ich werde den Dursleys sagen, dass sie beide
gleich behandeln sollen. Ich bezweifle, dass Vernon oder Petunia es
sich entgehen lassen werden, diesmal sogar zwei Bälger quälen
zu dürfen. Die beiden werden zerbrochen wieder hier ankommen und
ich werde sie nach meinen Wünschen formen können. Dann kann
ich wirklich der mächtigste Magier dieser Zeit werden und
endlich all diese Schwachköpfe um mich loswerden, damit ich
endlich alle Beeinflussen kann./
Harry schluckte schwer und warf
einen kurzen Blick auf den anderen.
Hasssst du dassss auch
gehört? , fragte er, ohne es zu merken, leise auf Parsel.
Der
andere nickte nur und warf einen kurzen, ängstlichen Blick auf
Dumbledore.
Dieser hatte von der Frage Harrys nichts mitbekommen
und lächelte die beiden Kinder immer noch an.
"Na kommt,
ihr zwei.", meinte er dann, verabschiedete sich mit einem
Kopfnicken von den anderen Anwesenden, ging zur Tür und wartete
auf die beiden Kinder.
Diese standen, nach einem kurzen Blick
zueinander, auf und folgten, immer noch einander festhaltend, dem
alten Mann.
Im Krankenflügel angekommen, erklärte
Dumbledore Poppy Pomfrey kurz, was geschehen war. Diese begann sofort
damit, die beiden Kinder auf eventuelle Verletzungen oder aber Flüche
zu untersuchen. Der Direktor wartete vor der Tür.
"Hm, ihr
zwei seit leicht unterernährt und Harry hat blaue Flecken und
kleinere Wunden. Ich schick euch zwei was zum Essen her. Danach legt
ihr euch hin und schlaft, okay?"
Ein synchrones Nicken war die
Antwort.
"Gut. Wenn ihr mich sucht, ich bin jetzt vor der Tür
und red mit dem Mann, der euch her gebracht hat. Dann schau ich noch
mal nach euch.", mit einem leichten Lächeln wand die
Krankenschwester sich der Tür zu und schloss sie hinter sich, um
mit dem Direktor zu reden.
Kaum war die Tür ins Schloss
gefallen, ertönte ein Schnauben aus dem hinteren Teil der
Krankenstation, welche im Schatten lag.
Die beiden Jungen fuhren
herum und sahen ängstlich in die Richtung, aus der das Geräusch
gekommen war.
Ein großgewachsener, blonder Mann trat aus den
Schatten.
"Wer bist du?", fragte Harry argwöhnisch und
versuchte Tom so gut es ging in seinen Armen zu verstecken.
"Mein
Name ist Salazar Slytherin und ich finde es gar nicht nett, dass du
versuchst meinen Sohn vor mir zu verstecken.", meinte dieser in
neutralem Ton.
Tom befreite sich etwas aus Harrys Griff.
"Ich
hab einen Papa?", fragte er verwirrt.
"Ja. Möchtest du
mit mir kommen?"
"Darf Harry auch mit?"
"Wenn er
möchte."
Tom wand sich an Harry.
"Kommst du mit?",
fragte er mit bittenden Augen.
Dieser dachte kurz nach. Sein Onkel
und seine Tante würden ihn nicht vermissen. Sie würden ihn
und Tom ja doch nur schlagen, wenn er wieder dort war. Aber konnte er
dem Mann trauen? Würde er ihm weh tun? Aber...eigentlich konnte
es nur besser werden. Vor allem wäre er nicht mehr alleine.
"Ich
komm mit, wenn ich darf."
"Natürlich darfst du. Kommt
her, ihr zwei.", meinte Salazar lächelnd.
Die Jungen
gingen, einander nicht loslassend, auf den blonden Mann zu. Dieser
betrachtete sich das merkwürdige Schauspiel skeptisch. Könnte
es sein, dass...
Kurz entschlossen nahm er, kaum dass die beiden
vor ihm standen, Tom und löste ihn, mit sanfter Gewalt, von
Harry, um ihn auf den Arm zu nehmen. Beide Jungen fingen
Augenblicklich an zu schreien und zu weinen. Es fühlte sich an,
als würde jeder von ihnen in tiefe Einsamkeit fallen und Angst
überkam sie.
Sofort setzte Salazar Tom wieder ab und die
beiden Jungen krallten sich automatisch aneinander.
Durch die
Schreie angelockt betraten Madame Pomfrey und Dumbledore den
Raum.
"Wer sind sie?", fragte Dumbledore argwöhnisch, als
sein Blick auf Salazar fiel, der vor Harry und Tom kniete.
"Salazar
Slytherin und ich bin hier, um meine Erben abzuholen.", meinte
dieser nur, schlang seine Arme um die sich aneinander festklammernden
Jungen und verschwand mit den beiden Kleinkindern vor den verblüfften
Augen von Dumbledore und Madame Pomfrey.
