Harry erfährt erschütternde Wahrheiten über die Person, die er hasst: S N A P E
Aber auch geliebte Menschen haben Geheimnisse, die schmerzen.
Die Lebenswege von Harry und Snape kreuzen sich immer wieder, ihre Schicksale sind verbunden.
Wer wird überleben?
Tiefgründige Story mit Seele, Kampfszenen und überraschenden Erkenntnissen.
Mysterydrama.
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Vorsicht: Folterszenen
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Autorin: Morgaine
Titel: Der stille Weg (oder abseits der großen Straße)
Disclaimer : Alle Figuren gehören natürlich ausschließlich der begnadeten J.K. Rowling. Das Spielen mit den großartigen Charakteren dient nur zum Ausfüllen des Vakuums bis zur Neuerscheinung des Bandes Nr. 6.
Bezaubernd oder belastet mit einem zerstörerischen Fluch, das entscheidet jeder für sich.
Dennoch soll mein Recht an dieser Fiction gewahrt sein. Daher keine Weiterveröffentlichung ohne mein Einverständnis.
Eintritt in das magische Theater im Sinne Hesses "Steppenwolf" nur für Verrückte.
PS: Wer zumindest literarische Urahnen des Severus Snape finden will, dem sei Folletts "Säulen der Erde" empfohlen. In Waleran Bigot, dem schwarzäugigen, schwarzhaarigen, langfingrigen, Oberlippe kräuselnden, zynischen Bischof mit Ambitionen wird man unschwer Parallelen zum Meister der Tränke erkennen können
Kapitel 1: Ende der Kindheit
Der Weg durch die Tage des Knaben, über dem sich die Schatten einer einsamen Kindheit mit denen der Zeit zum Kreuze fügten, ist keiner der großen Straße.
Und doch umschließt er vielleicht auch ein Stück unseres Weges.
Wir empfinden Hunger oder Sehnsucht, Freude oder Schmerz.
Wir fühlen uns geborgen, oder wir weinen und wandern einsam unter den Sternen.
Manchmal begegnet uns ein Mensch, und unser Herz schlägt uns freudig zu: Nun bist du nicht mehr allein.
Das kleine Ich ist reich und ruht in Gott.
Ein Stück Weges vergeht in Sonne und Schönheit.
Ein Abend sinkt voller Traum und Zauber der Seele.
Unser Ich nennt es Glück.
Dann kommt die Nacht.
Und aus dem Dunkel wird wieder das alte Ahnen:
Gott schweigt, wenn er segnet.
Gott schweigt, wenn er flucht.
Ich, der Mensch bin allein.
Eberhard Cyran "Du trägst das Zeichen", 1950
Das neue Schuljahr in Hogwarts für Harry und seine Freunde hatte seit einer Woche begonnen. Es war jetzt September und die Tage waren immer noch warm und sonnig, aber die Sommerhitze war allmählich gewichen.
Harry hatte die Ferien für ein paar Wochen bei den Dursleys verbracht. Es war Dumbledores Wunsch gewesen.
Er hatte die meiste Zeit lesend in seinem Zimmer verbracht und wollte möglichst niemanden sehen, geschweige durch reißerische Beschreibungen von Dudleys frisch gekauften teuren Computerspielen oder Schilderungen von Petunias langweiligen Einkaufserlebnissen aus seinen Grübeleien gerissen werden.
Harry war in Gedanken wieder und wieder am letzten Tag in Sirius Leben gewesen. Er hatte den einzigen Menschen, der immer zu ihm stand, der seine einzige Verbindung zu seiner Vergangenheit war, verloren.
In einem einzigen Augenblick, ohne dass er, zum Zusehen verdammt, hätte eingreifen können.
Und er gab sich insgeheim weiter die Schuld an Sirius Tod, da Harry es war, der seine Freunde in das Zaubereiministerium geführt hatte.
Am schlimmsten empfand er aber das Gefühl des Alleinseins, unter Menschen, die so fernab von seiner, wenn auch versteckten Trauer, ihrem banalen Alltag nachgingen.
Ja, er vermisste die aufmunternden Worte seines Paten, wenn er sich schlecht fühlte oder sein unerwartetes Auftauchen, um ein bisschen Spaß zu haben.
Ein paar Mal war Harry schon mit klopfendem Herzen zum Fenster gesprungen, wenn er eine kräftige Hundestimme aufordernd bellen gehört hatte.
Aber es waren immer nur Hunde gewesen, die freudig neben Fahrrädern liefen oder mit Kindern Ball spielten.
Nie war der ersehnte große schwarze Hund aufgetaucht.
Nach 3 Wochen im Ligusterweg hatte Ron angerufen und ihn für den Rest der Ferien in den Fuchsbau eingeladen.
Hermine verbrachte den Sommer ebenfalls dort und beide holten Harry bei den Dursleys ab, die ihn ohne jede Regung verabschiedeten.
Es war ein guten Gefühl, seine besten Freunde wieder um sich zu haben und in der Wärme der Familie im Fuchsbau aufgenommen zu sein.
Aber in seinem Inneren empfand er, dass die Tage des unbekümmerten Abenteuererwartens und der köstlichen Geheimnisseherei, die er mit seinen Freunden geteilt hatte, vergangen waren und einer bittereren Daseinserkenntnis gewichen waren.
Auch die Fürsorge von Molly Weasley, die ihn päppelte und alle Nachsicht mit ihm hatte, konnte Harry nur äußerlich trösten.
Ron verschaffte ihm allerlei Zerstreuung mit seiner immer noch impulsiven, wenig nachdenklichen Art und Harry war dankbar, für Stunden seinen Gedanken entfliehen zu können.
Sie übten sich, wie in Kindertagen in Gnomweitwurf im abendlich beschatteten, dicht bebuschten Garten oder schossen mit Flüchen reife rötlichgelbe Äpfel vom alten Baum inmitten des verwilderten Rasenstücks.
In der Mittagszeit, wenn sie Sonne hoch am Himmel stand, waren die Freunde oft am nahe gelegenen See und erkundeten mit Hilfe von Dianthus-Kraut, das Hermine in der Nockturngasse heimlich erstanden hatte, den Grund des Sees.
Dort waren die Reste eines überfluteten kleinen Dorfs zu erkunden, das verwunschen und von zahllosen schlank aufragenden Wasserpflanzen umrankt, in den letzten herab reichenden Sonnenstrahlen zu ihren Füßen lag.
Sie schwammen durch leere Fensterhöhlen Hechten und Welsen hinterher, die vor den seltsamen Gästen jedoch nicht allzu schnell flüchteten.
An einem Abend nach einem vergnügten Badenachmittag sagte Ron, der verhindern wollte, dass Harry sich allein in sein Zimmer zurückzog:" Ich habe die neuen Figuren für mein Zauber-Schach-Spiel fertig bemalt und Dad hat sie auch schon gibt jetzt noch feuerspeiende Drachen in grün und rot und Seeungeheuer, die gegnerische Türme zerbrüllen kö Extras zeig ich euch dann im Spiel, ihr werdet euch wundern".
Harry und Hermine waren wenig begeistert, noch stundenlang Schach zu spielen und versprachen, es am nächsten Abend zu probieren.
Ron startete noch einen Versuch:" Außerdem hab ich 'Snape explodiert' total verbessert. Komm schon, Harry".
Ron bemerkte, dass Harrys Züge für einen Augenblick wie versteinert waren und seine Miene finsterer geworden war.
Snape.
Harry hatte seit seiner letzten Begegnung mit dem verhassten Zaubertränkelehrer keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet.
Jetzt traf ihn der Name plötzlich wie ein Stachel, der wieder das Gefühl der Verachtung in ihm heraufbeschwor.
Harry hatte sich blitzschnell wieder gefangen und erklärte seinem Freund so umsichtig, wie er konnte, dass er sich auf sein Zimmer zurückziehen wolle und noch Vorbereitungen für Hogwarts treffen müsse.
Nachdem er gegangen war, herrschte zunächst betretenes Schweigen zwischen Ron und Hermine.
Dann aber meinte Hermine: "Harry hat Recht. Ich muss auch einmal meine Bücherliste durchgehen und die Trankzutaten überprüfen."
Mit einem herzhaften Gähnen zu Ron:" Außerdem bin ich schon richtig müde. Bis morgen zum Frühstück, Ron."
Hermine ging eilig die Treppe hoch, machte an Harrys Tür jedoch Halt.
Sie vergewisserte sich, dass Ron nicht nachgekommen war.
"Harry, kann ich reinkommen?"
Von drinnen war leise zu hören: "Bist du allein Hermine?"
"Ja, Harry".
Hermine trat ein.
Harry saß im halbdunklen Zimmer auf seinem Bett und hatte den Tarnumhang und den zerbrochenen Spiegel von Sirius vor sich liegen.
Hermine blieb vor Harry stehen und erkannte die magischen Gegenstände.
"Sie fehlen dir, nicht wahr!"
"Ja, vor allem Sirius. Ich kann noch immer nicht glauben, dass er fort sein soll".
Hermine setzte sich zu Harry aufs Bett und bemerkte, dass Tränen in seinen Augen standen.
Sie legte leise ihre Arme um den Freund und flüsterte in sein Ohr: "Ich werde immer zu dir stehen, du musst dich nicht einsam fühlen. Ich werde für dich da sein, wann immer du mich brauchst und dich nie im Stich lassen. Harry, glaubst du mir?"
Harry umarmte Hermine und sie fühlte sein tränennasses Gesicht.
"Oh Hermine, ich bin dir so dankbar".
Harry bemerkte erst jetzt, wie sehr auch Hermine durch die Ereignisse des letzten Schuljahres an Reife gewonnen hatte und sich weit von dem besserwisserischen Mädchen ihrer ersten Begegnung entfernt hatte.
Für einen Moment fühlte er echte Geborgenheit.
