Hallöchen! Nach ewig langer Zeit habe ich endlich mal wieder eine richtige Story angefangen. Als ich so Celebnes „Dunedain des Nordens" las, haben meine Finger angefangen auf dem Tisch herum zu tippen ;-) Prompt ist mir auch was eingefallen.

Zur Story:

Es ist eine Fortsetzung zu Midiels Fluch und für alle die MF nicht gelesen haben: Boromir ist wieder da! Durch einen Fluch, der auf den Stadthaltern gelastet hatte, hat er überlebt. Es wurde erklärt, warum Denethor Faramir immer „Zauberlehrling" genannt hatte, denn er hat das Potential, Grundzüge der Magie zu begreifen. Gandalf und Legolas sind ebenfalls wieder in Mittelerde. Genügend Stoff, um eine Fortsetzung zu schreiben.

Ein Traum beschäftigt Faramir mal wieder, den er nicht deuten kann. Kurz darauf bricht in Minas Tirith Chaos aus. Ein Attentat, ein verschwundener König, aufgebrachte Waldläufer und eine misstrauische Bevölkerung sind die Folge. Es soll nicht zu viel verraten werden, also lasst euch einfach überraschen!

Der Traum

Die Nacht war sternenlos. Und dennoch tauchte der Mond die Lande in milchiges Licht. Die Felder des Pelennor lagen stumm vor Minas Tirith und die Gräser und das Korn wiegte sich sacht in der leichten Brise, die sich erstickend über die Felder legte. Viele in der weißen Stadt schliefen unruhig, denn die schwüle Hitze ließ sie nicht los.

Ebenso stand es um den ehemaligen Stadthalter. Faramir wälzte sich ruhelos in seinen Laken hin und her, nicht im Stande, seinen Geist so weit zu beruhigen, dass er schlafen konnte. Nicht, dass ihn zur Zeit viel beschäftigte, denn das war oft der Grund, wenn er nicht schlafen konnte. Nein, es war eher ein ungutes Gefühl. Die Schwüle bedrückte ihn und auch das geöffnete Fenster brachte keine Erleichterung. Er versuchte, einen tiefen Atemzug zu nehmen, aber die Luft, die er einsog, schmeckte fad und alt. Faramir schlug genervt die Decke zur Seite und lag nunmehr nur noch durch sein Nachthemd verhüllt auf dem Bett.

Wie sehr er sich doch Eowyns Nähe wünschte! Aber als er nach ihr neben sich im Bett tastete, war sie nicht da.

Faramir schlug die Hände vors Gesicht, unterdrückte einen Fluch und stand auf. Eomer… er war weg gegangen, um in Rohan nach dem Rechten zu sehen. Und Eowyn, die ihrer Heimat sehr verbunden war, hatte ihn gebeten, sie mitzunehmen, auf einen Besuch. Faramir hatte gewusst, wie viel seiner Frau daran gelegen hatte. Also hatte er Eowyn mit ihm gehen lassen, denn es war ihr Wunsch gewesen, noch einmal in Meduseld einzukehren. Dagegen hatte nichts gesprochen, aber nun vermisste Faramir sie und jeder Tag kam ihm vor wie eine Woche. Nach seiner Rechnung war sie also nun sechs Monate fort! Mehr noch hatte sie ihm einen Boten geschickt, der ihm mitgeteilt hatte, dass er bald Vater sein würde.

24 Tage, überlegte Faramir und stützte sich auf die Fensterbank.

Morgen würde sie zurückkommen, er war sich ganz sicher, dass sie morgen kommen würde. Sie hatten nichts Genaues ausgemacht, aber für Faramir konnte es kein Tag außer Morgen sein, dass sie wieder käme. Länger konnte er nicht mehr ohne sie auskommen!

Er sah hinab auf die Felder des Pelennor und sah das volle Korn stehen. Eine weit zurückliegende Erinnerung kam ihm in den Sinn, eher erschreckend, als wohl willkommen. Er sah die Felder vor sich wie damals in seinem Traum. Brennend. Der Rauch stieg ihm in die Nase und biss ihn in den Augen. Feuer!

Faramir wischte die Tränen aus den Augen und rieb den Rauch heraus. Als er wieder aufsah, fand er nur das ruhende Land vor sich. Friedlich, aber erstickend. Es war lange her gewesen, dass er diesen Traum gehabt hatte, aber etwas lag genau wie damals auf seinem Gemüt.

Plötzlich fühlte er sich unglaublich einsam in seinen Gemächern, die er schon bewohnt hatte, seit er ein Junge gewesen war. Die Möbel und Teppiche schienen kalt und abweisend, lieblos. Niemals war ihm sein Zimmer so vorgekommen. Doch seit er in Ithilien wohnte, kam ihm dieser Ort geradezu spartanisch vor. Eowyns Liebe fehlte hier.

Er sah zur Tür, die aus seinem Raum heraus führte. Sollte er es tun? Aber er war doch kein Kind mehr!

Oo

Boromir hörte nicht, wie seine Türe geöffnet wurde. Er hatte zumeist einen tiefen Schlaf und selbst diese stickige Nacht störte ihn nicht dabei. Er lag auf dem Bauch und schnarchte leise vor sich hin.

Eigentlich war es genau wie damals, dachte sich Faramir, als er herein schielte. Vorsichtig trat er ein und schloss lautlos die Tür. Er schlich sich ans Bett seines Bruders und betrachtete sich eine Weile sein Gesicht. Boromirs markante Züge beeindruckten ihn noch immer. Es waren die Züge eines willensstarken und Ehrfurcht erregenden Mannes. Stark ausgeprägt. Wie lange war es her, dass er ihn in seinem Zimmer des Nachts aufgesucht hatte? Eine halbe Ewigkeit! Da regte sich Boromir träge und hob seinen Kopf ein wenig.

„Kannst du nicht schlafen?" fragte er Faramir müde und war kein bisschen überrascht, ihn vor seinem Bett zu finden.

Faramir schüttelte den Kopf, seine roten Locken wippten sachte.

Boromir hievte sich etwas an den Rand des Bettes und hielt die Decke hoch. Es war nicht ganz ein Zögern, aber Faramir sah seinen Bruder an. Doch dann legte er sich sofort zu Boromir ins Bett und spürte, wie sein großer Bruder die warme Decke um ihn herum schloss.

„Bist du dafür nicht schon etwas zu alt?" fragte er noch murmelnd, als er seinen kräftigen Arm um Faramirs Schulter legte und ihn im Halbschlaf schon an sich heran zog.

Faramir sagte nichts. Er kuschelte sich in die Geborgenheit seines Bruders und eine Welle des Friedens umschloss ihn. Bei Boromir hatte er sich immer sicher gefühlt und im innern platzte er vor Glück, dass er ihn wieder hatte. Er spürte, wie sich Boromirs Brust an seinem Rücken hob und senkte.

So schlief er auch bald ein.

.-.-.-.-.

Ein Ziehen in der Magengegend riss ihn wieder aus dem Schlaf. Faramir öffnete ruckartig die Augen, als erwache er aus einem schlechten Traum. Doch war sein Schlaf traumlos gewesen. Die Nacht war gerade mal 2 Stunden fortgeschritten und der Morgen noch weit. Sein Gemüt war schwerer denn je und gleichzeitig fühlte er sich leicht, als könnte er dahin schweben. Er kannte dieses Gefühl…

Noch immer spürte er Boromirs starken Arm um seine Schulter. Aber er gab ihm nicht mehr die Sicherheit, wie kurz zuvor. Faramir spürte, wie sein Atem sich verschnellerte und ein Gefühl von Furcht in ihm aufstieg… er wurde beobachtet.

Er ließ seinen Blick durch Boromirs Gemach wandern, doch sah nur die Schränke, den Tisch mit den Stühlen und die Türe… die war geschlossen.

Aber das Gefühl ließ ihn nicht los. Er war sich beinahe sicher, dass da etwas war! Sachte hob er Boromirs schweren Arm und drehte sich um.

Ihm wäre beinahe das Herz stehen geblieben! Er sah in die grauen geöffneten Augen seines Bruders! Boromir starrte ihn emotionslos an… tat er das? Oder etwa nicht?

Nach einem Schreckmoment bemerkte Faramir, dass sein Bruder nicht bei Bewusstsein war und dessen Brust sich hob und senkte. Er schlief nur… aber mit offenen Augen. Das war Faramir unheimlich. Nie hatte er Boromir so schlafen sehen. Offene Augen im Schlaf, als sehe er ihn in der Traumwelt! So getraute er sich nicht, Boromirs Augen zu schließen, da er fürchtete, ihn aufzuwecken! Und das wollte er nicht, denn es gruselte ihn so sehr, dass er glatt befürchtete, er würde etwas anderes als Boromir wecken.

Also richtete er sich vorsichtig auf, doch er spürte seinen Körper nicht! Bevor er sich dessen gewahr wurde, blitzte etwas von draußen hervor! Faramir erstarrte…

Er sah zwei große Augen mit schlitzartigen Pupillen, die ihn anglotzten. Das Mondlicht, welches in sie einfiel, ließ sie leuchten, wie Katzenaugen. Wer oder was es war, konnte er nicht erkennen, denn die Figur stand vorm Fenster, schier im Nichts und ihre Züge wurden vom Schatten verdeckt. So sehr Faramir sich auch anstrengte, er konnte sie nicht ausmachen!

Er hatte die Wache rufen wollen, aber seine Brust war wie zu geschnürt und als er schreien wollte, kam kein Ton heraus! Panik! Blanke Panik schloss ihm die Kehle! Sein Herz raste, aber sein Verstand setzte aus.

Und da war die Gestalt verschwunden. Keine glotzenden Augen mehr. Aber Faramir getraute sich nicht, seinen Bruder anzusehen. Er wollte nicht riskieren noch einmal in die offenen Augen zu sehen. Doch etwas anderes erweckte seine Aufmerksamkeit.

Stimmen.

Sie waren erhoben und man konnte Zorn aus ihnen heraus hören. Sie kamen direkt von der Türe und als Faramir sich dort hin umdrehte, sah er Licht vom Gang herein dringen.

Wie seltsam, dachte er bei sich, denn gerade war dort noch niemand gewesen.

Er konnte die Wörter nicht verstehen, doch eine der Stimmen kannte er sehr wohl!

Aragorn!

Er war vor ihrer Türe und unterhielt sich mit jemandem in einem wütenden Ton… Sollte er nachsehen, was los war? Er wollte seinen König schützen, wenn es nötig sein sollte. Noch nie hatte er Aragorn so wütend und Zorn entbrannt jemanden anschreien gehört. Doch wollte er sich auch nicht einmischen.

Aber bevor er noch selbst eine Entscheidung treffen konnte, befand er sich vor der Tür und war im Begriff, sie zu öffnen. Er hatte nicht die Zeit darüber nachzudenken, wie er im einen Augenblick noch im Bett sein und im nächsten schon hier stehen konnte, denn das Geschehnis forderte seine Aufmerksamkeit und er wusste, dass er sich konzentrieren musste, unbedingt alles was er sah, behalten musste! Er würde alles vergessen, wenn er nicht alles bewusst in sich aufnahm und das war nicht gut. Nicht gut.

Als er die Tür aufschieben wollte, wurde sie von selbst geöffnet. Eomer stand davor, in seiner Rüstung und sah ihn erschrocken an.

„Faramir! Was tust du da? Kannst du dich nicht zügeln!" flüsterte er ihm zu und wies hinter sich.

Faramir trat hinaus, oder herein? Er befand sich nicht auf dem Gang, sondern im Arbeitszimmer des Königs. Der lange Beratungstisch stand erhaben in der Mitte und daran saßen Legolas, Arwen, Imrahil und Eomer ging zu ihnen und setzte sich auch. Aber Faramir tat es ihm nicht gleich.

Er starrte den tobenden König an. Aragorn schrie, aber seine Worte waren noch immer unverständlich. Er stritt sich… mit Faramir. Er konnte seinen Augen nicht glauben! Er sah sich selbst, hörte seine erboste Stimme und sah seine wilden Gesten! Er war es, doch wie konnte das sein, er stand noch an der Tür?

Die Anwesenden sahen ihn vorwurfsvoll an. Als müsse er den Streit schlichten… doch wie konnte er das?

Und da eskalierte die Auseinandersetzung!

Aragorn schlug zu! Eine Ohrfeige ins Gesicht! Arwen schrak auf und fing an ein Elbenlied zu singen. Ihre Stimme hing hohl und steif über dem Raum und klang dumpf in Faramirs Ohren. Ihre Augen waren schwarz, als hätten ihre Pupillen die Iris verschlungen. Angsterfüllt sang sie, klagend ein Lied von Erinnerung und Leid – so viel konnte Faramir sie verstehen. Erinnerung und Leid…

Schmerz wallte in ihm auf und er sah ein Bild seines Vaters drohend über dem Raum wachen.

Als es ihm auffiel konnte er Aragorns Worte plötzlich verstehen und Arwens Lied wurde in den Hintergrund gedrängt.

„Du bist wertlos! Bei allem versagst du! Wie kannst du es wagen, unter meine Augen zu treten!" schrie der König Faramir, der auf dem Boden kniete und sich die Wange hielt, an. „Zieh deine Tunika aus!" befahl er und Faramir erkannte die Worte wieder.

Er sah mit Schrecken das Bild an, seinen Vater, wie er streng auf ihn herab sah. Nicht auf den Faramir, der sich gerade seines Hemdes entledigte, sondern auf den beobachtenden. Das machte Faramir Angst und er wollte sich umwenden, um Boromir zu holen. Aber die Tür war verschwunden.

Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf sich und Aragorn richtete, erkannte er sich selbst als Jungen von fünfzehn Jahren wieder. Mit nacktem Oberkörper stand er da und erwartete seine Strafe, ob nun gerecht oder ungerecht. Den Kopf gesenkt, sah er Aragorn nicht an. Aragorn zog den Gürtel aus und holte aus. Es war Denethors Gürtel!

Faramir stand nur da und sah zu, wie sein junger Körper geschunden wurde. Arwens Lied klang in seinen Ohren, doch spendete keinen Trost. Niemand stand auf, um dem Jungen zu helfen, der sich nicht selbst helfen konnte. Faramir sah die Striemen, die in Narbengestalt auch seinen Rücken zierten.

Er wollte etwas dagegen tun, er wollte Aragorn aufhalten, ihn zu Sinnen rufen. Doch weder seine Stimme noch sein Körper gehorchten ihm. Eine Frau trat hinter Aragorn, der wieder und wieder ausholte. Sie war gar lieblich, aber ihre Augen waren die einer Schlange: giftig. Falsch.

Man konnte ihr die Hinterlist unter den braunen Locken ansehen.

Sie umschmeichelte den König mit ihren zarten Händen, drückte sich an ihn und liebkoste ihn. Als sie es tat, hörte Aragorn auf, ihn zu schlagen und wand sich ihr zu, küsste sie. Arwen löste sich augenblicklich in nichts auf, ihr Lied verstummte und auf dem Boden lag wieder Faramir, der Mann mit blutenden Wunden.

Kalt lächelte die Frau den Beobachter an und sah ihm direkt in die Augen. Die ihren waren eisig blau. Aragorn drückte sie sich fest an den Busen und dann zog sie den Dolch aus ihrem Haar, holte weit aus…

Faramir erfasste, was sie vorhatte!

Oo

„Aragorn!" schrie er und erwachte.

Faramir öffnete ruckartig die Augen, als erwache er aus einem schlechten Traum. Doch war sein Schlaf traumlos gewesen. Die Nacht war gerade mal 2 Stunden fortgeschritten und der Morgen noch weit. Sein Gemüt war schwerer denn je und gleichzeitig fühlte er sich leicht, als könnte er dahin schweben. Er kannte dieses Gefühl…

Noch immer spürte er Boromirs starken Arm um seine Schulter. Aber er gab ihm nicht mehr die Sicherheit, wie kurz zuvor. Faramir spürte, wie sein Atem sich verschnellerte und ein Gefühl von Furcht in ihm aufstieg… er wurde beobachtet.

Er ließ seinen Blick durch Boromirs Gemach wandern, doch sah nur die Schränke, den Tisch mit den Stühlen und die Türe… die war geschlossen.

Aber das Gefühl ließ ihn nicht los. Er war sich beinahe sicher, dass da etwas war! Sachte hob er Boromirs schweren Arm und drehte sich um.

Ihm wäre beinahe das Herz stehen geblieben! Er sah in die grauen geöffneten Augen seines Bruders! Boromir starrte ihn emotionslos an… tat er das? Oder etwa nicht?

„Faramir, alles in Ordnung?" fragte er und sah ihn erschrocken an.

Faramir atmete schwer und merkte, dass sein Puls weit hoch geschossen war, als hätte er gerade einen langen Sprint hingelegt. Er schluckte und versuchte, sich zu beruhigen. Aber dann bekam er wieder das Gefühl und panisch suchte er das Fenster. Der Mond schien blass herein und warf die Schatten des Fenstergitters auf den Boden. Die Sicht war frei und zeigte nur den Berg, an den sich die weiße Stadt anlehnte. Es war niemand da.

Aber Faramir spürte, dass er dies schon einmal erlebt hatte. Als müsste da draußen etwas sein.

Nichts!

Boromir war aufgewacht, als Faramir geschrieen hatte… Sein Herz hatte einen Schlag ausgesetzt und ihm die Luft geraubt.

Jetzt beobachtete er, wie sein kleiner Bruder gehetzt zum Fenster sah und er selbst schrak auf, schon im Hinterkopf, sein Schwert zu packen! Doch da war nichts. Faramir starrte ins Leere. Die blauen Augen zuckten hin und her, suchten nach etwas. Er war blass, aschfahl. Die Situation erinnerte Boromir an etwas.

„Hast du schlecht geträumt?" fragte er vorsichtig.

Faramir schnaufte und kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, als er ihn ansah. Zaghaft nickte er.

„Hast du geträumt?" fragte Boromir noch einmal und betonte den Satz nun anders.

Faramir wurde still, starrte ihn an. Das war Boromir Antwort genug, aber er sah, dass sein Bruder zögerte.

„Was hast du geträumt?" fragte er und wurde sich gewahr, dass er ihn drängte.

Faramir hätte es ihm gesagt, doch der Schock saß noch zu tief und die Schlaftrunkenheit umnachtete sein Gedächtnis. Er konnte sich nicht darauf besinnen, was er gesehen hatte. So schüttelte er den Kopf und schluckte hart. Er fühlte sich hilflos und überrumpelt.

Boromir richtete sich auf und rieb Faramir die Arme. Er hatte bemerkt, dass er zitterte. Dieser spürte plötzlich, wie gut es ihm tat und nahm die Wärme dankbar auf.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht drängen. Du bist ja noch ganz im Traum, werd erst mal wach. Oder willst du schlafen und wir gehen der Sache morgen auf den Grund?"

Faramir schüttelte den Kopf und stand auf. Er konnte nun unmöglich einschlafen. Das bedrückende Gefühl nagte sich durch seinen Kopf und Bilder ohne Kontext kamen ihm in den Sinn. Sein Traum… er musste sich erinnern! Es machte ihn sonst verrückt, wenn er es nicht schnell herausfand!

„Darf ich mir was bei dir leihen?" fragte Faramir und wartete gar nicht das Nicken seines Bruders ab.

Er schnappte sich eine Hose, die ihm natürlich zu lang und zu weit war, ein Paar Stiefel und einen weiten Umhang, zog sich alles über und verließ Boromirs Gemächer. Der Stadthalter sah ihm besorgt hinterher. So gern hätte er ihm geholfen, aber er wusste, dass er nicht in Faramirs Kopf nach Erinnerung suchen konnte, wie nach einem verlorenen Kleinod in einer Schublade. Es wäre das Beste, wenn sein Bruder allein darüber nachdachte. Er sah nach draußen. Der Morgen würde erst in drei Stunden grauen. Bis dahin konnte er noch schlafen. Aber es war sowieso sehr drückend und schwül, zudem beschäftigte ihn diese Nacht. Wie seltsam Faramir war.

Es war nicht das erste Mal gewesen, doch es schockierte ihn immer wieder, wenn er seinen Bruder so aschfahl und verwirrt sah. Ein Medium, war er… ein Fernsichtiger…

Auch er erhob sich nun aus dem Bette und kleidete sich an. Er war nun hellwach, jeder Versuch zu schlafen würde in sinnlosem hin und her Wälzen enden. Also konnte er genauso etwas Sinnvolles tun. Er ging zu seinem Arbeitszimmer, welches vor wenigen Wochen einmal Faramirs gewesen war.

Dort lagen wie immer Türme von Papier. Das Amt des Stadthalters war eine unsägliche Bürokratenarbeit und Boromir bezweifelte stark, dass er es genauso gut ausübte, wie Faramir. Jedoch hatte dieser ihm den Posten überlassen – er war ja schließlich Denethors Erstgeborener.

Er seufzte und setzte sich an den großen massiven Rotbuchentisch, nahm Feder und Tinte zur Hand.

Dann wollen wir doch mal sehen, was uns erwartet, dachte er gerade bei sich, als er den großen ledernen Umschlag vor sich erblickte.

Er war von roter Farbe und von Aragorn persönlich signiert, was bedeutete, dass es sich um eine sehr dringliche Angelegenheit handelte.

Boromir öffnete das Siegel und nahm das Schreiben heraus.

„Na großartig!" stöhnte Boromir, als er es durchlas.

Aragorn erwartete hohen Besuch und daher musste ein großer Empfang vorbereitet werden. Die Fürstin Zabor würde sich die Ehre geben und zu Besuch erscheinen. Boromir mochte die Frau nicht. Sie war von atemberaubender Schönheit und ihr Scharfsinn war überall bekannt, aber der Stadthalter fand doch, dass sie eher einer Hexe ähnelte. Ihr Gemüt war sehr wankend und ihre Laune immerzu schlecht.

Aber was sollte er tun? Den Fürsten stand es zu, eine Audienz beim König zu bekommen und ein gewisser Aufwand musste da schon betrieben werden. Zumal die Fürstin nicht unbedeutend war. Sie verfügte über weite Ländereien am Rauros. Aber sie war nicht aus Rohan, sondern eine Gondorianerin, deren wohlhabende Familie sich damals hinter dem Land der Rohirrim nieder gelassen hatte. Seit dem Krieg war der Familienbesitz in ihrer Hand, denn ihr Bruder war verstorben.

Boromir entschied sich, Faramir zu fragen, ob er nicht helfen würde, den Empfang zu bereiten. Er selbst hatte so viel Arbeit, dass ihn solche Vorbereitungen um Jahre zurück werfen konnten.