Dies ist meine erste Geschichte über Hermine und Pansy. Sie hat ca. 25000 Wörter. Viel Spaß beim Lesen! :)


Ein mageres, elfjähriges Mädchen mit ziemlich buschigem Haar saß in seinem Zimmer und machte seine Hausaufgaben in Mathematik und seufzte dabei leise. Nicht wegen der Aufgabe, nein, die war sehr einfach für das Mädchen, sondern wegen dem Gedanken an ihre Mitschüler, die sie schon das ganze Schuljahr drangsalierten. Oder besser gesagt, seit diversen unangenehmen Zwischenfällen, die alle mit ihr zu tun haben schienen, auch wenn sie sich selber dies alles nicht erklären konnte.

Wie war Billy, dieser Junge, der ihr seinen Kaugummi in die Haare geklebt hatte, auf den Baum gelangt, dessen Äste jedoch erst ab sechs Metern Höhe zu wachsen begannen? Sie war fürchterlich wütend auf den Typ gewesen- und auf einmal war er hilfeschreiend dort oben gesessen.

Dann die Sache mit den Halbjahreszeugnissen. Das Mädchen war an dem Tag sehr nervös gewesen wegen ihrer Geschichtsnote. Bei einer Ausfrage hatte sie, ihrer Meinung nach, glattweg versagt, und sich auch nicht getraut, nach der Note zu fragen. Sie erwartete eine schlechte Note, die ihre Eltern mit Sicherheit enttäuschen würde. Als die Lehrerin schließlich mit dem Stapel Zeugnissen hereinkam, und sich genau vor die erste Reihe, direkt vor sie, hinstellte, da war der Dokumentenstapel in den Händen der Lehrerin in Flammen aufgegangen.

Dies hatte ihr nicht nur einen Brief nach Hause eingebracht, sondern auch der ganzen Klasse eine Woche nachsitzen. Was deren Unmut ihr gegenüber erklärte.

Das Mädchen seufzte wieder und schob die peinlichen Erinnerungen weit weg und widmete sich gerade wieder ihrer Aufgabe, da hörte sie ihre Mutter rufen: "Hermine, komm doch mal bitte herunter, wir haben Besuch!"

Hermine legte ihren Stift aus der Hand und sagte ein leises "Ja", bevor sie hinunter ins Wohnzimmer ging. Dort erschrak sie erst einmal fürchterlich. Ihre Eltern standen bei einer wahrhaftig alten Hexe. Wer war das denn?

Sie trug einen Blazer, der aussah wie ein Couchbezug aus den 60er Jahren, eine graue Hose dazu, einen spitzigen Hut und außerdem zierte ihr Gesicht eine überaus hässliche Brille, deren Gestell eine Musterung wie eine gestreifte Katze hatte.

Hermine vergaß jede Höflichkeit, die ihr ihre Eltern anerzogen hatte; sie starrte einfach nur auf die bizarre Gestalt.

"Hermine", sagte ihr Vater lächelnd, "das ist Professor McGonagall, eine Lehrerin der Schule Hog-... warts. Sie, ähm, hat dir einen Platz an ihrer Schule angeboten..." Seine Stimme wurde leiser und erstarb; machte einem unsicheren Gesichtsausdruck Platz.

Hermine besann sich nun doch auf ihre Höflichkeit und sagte: "Guten Tag, Professor McGonagall."

"Guten Tag, Miss Granger.", begann die Lehrerin zu sagen, und Hermine unterdrückte ein Kichern. Wer siezte denn schon einen Elfjährigen? "Danke, Mr Granger. In der Tat, ich komme von einer Schule, Hogwarts, ein Internat für Kinder mit besonderen Fähigkeiten."

Hermine dachte an all die Einsen, die in ihren Zeugnissen gestanden hatten. Sie sollte auf eine Schule für hochbegabte Kinder oder so ähnlich gehen!? Sie runzelte die Stirn.

"Nun...", fuhr der Professor an alle gewandt fort, "Es ist keine Schule wie Sie sie kennen. Wie ich bereits erwähnt habe, Mrs und Mr Granger, besitzt ihre Tochter ein besonderes Talent, das bei uns gefördert wird. Hogwarts ist eine Schule für Magie und Zauberei. Miss Grangers Name ist schon seit ihrer Geburt bei uns vorgemerkt, da sie die erforderlichen Talente besitzt."

Hermine dachte an ihr Bild von einer alten Hexe. "Also, ich glaube eigentlich nicht mehr an Märchen!", sagte sie lächelnd zu der Frau und ihren Eltern. Da schenkte ihr der Professor auf einmal ein warmes Lächeln. "Passiert denn nie etwas Seltsames, Unerklärliches in Ihrer Gegenwart, Miss Granger?"

Hermine nickte verdutzt. Genau das, was ihre Eltern und vor allem Lehrer nie einsahen und sie trotzdem nachsitzen musste... Professor McGonagall zog einen Holzstab aus ihrer Tasche. "Ich möchte Ihnen etwas demonstrieren." Sie deutete mit dem Stab auf eine Porzellanschale auf dem Couchtisch und diese verschwand. Stattdessen flatterten zwei bunte Kanarienvögel herum.

Hermines Augen wurden tellerrund. "Wie haben Sie das gemacht?", wollte sie wissen. Die Lehrerin schwang den Stab und nun stand die Schale wieder unversehrt da.

"Das", lächelte sie, "werden Sie alles auf meiner Schule lernen. Sie werden ein volles Mitglied der Zaubereigesellschaft werden, wenn Sie wollen, Miss Granger."

Hermine nickte begeistert. Ihre Eltern schienen von der Idee auch angetan zu sein, wenngleich auch noch etwas misstrauisch.

Nach diesem Gespräch hatten sie auf Professor McGonagalls Vorschlag hin das Auto genommen und waren in die Londoner Stadtmitte gefahren, um Hermines Schulsachen kaufen zu können.

Sie waren in ein absolut unscheinbares Pub in einer Straße namens Winkelgasse gekommen, welche Hermine und ihre Eltern mehr als nur faszinierte. Während der Professor noch anwesend war und ihnen den Rückweg beschreiben wollte, hatte Hermine wissensdurstig Fragen über die Schule gestellt.

Anschließend händigte Professor McGonagall Hermine noch eine Einkaufsliste aus, ein Zugticket und erklärte Hermine anschließend noch, wie sie in King's Cross auf den Bahnsteig mit der seltsamen Bezeichnung 9 3/4 kommen konnte.

Danach waren die Grangers ganz sich selbst überlassen und sie bestaunten die bis dato unbekannte Parallelwelt.

Als sie nur noch die Schulroben besorgen mussten, war Hermine ziemlich müde. Es war ein anstrengender Tag für sie gewesen, so voll mit neuen Eindrücken. Besonders stolz war sie auf ihren Zauberstab. Müde drückte sie die Klinke von Madame Malkins, dem Kleidungsgeschäft herunter, und betrat den Laden.

Ihr Kopf ruckte plötzlich nach oben. Auf einem Schemel stand, vor einer älteren Dame mit Maßband, ein dunkelhaariger Engel. Ein Mädchen, es konnte nicht viel älter als Hermine selbst sein, schaute von dort oben herab und Hermine war sprachlos.


Hermine zuckte zusammen. Merlin, das war ihr noch nie passiert, in Tagträumereien und Erinnerungen während des Unterrichts zu versinken! Professor Vektor schrieb gerade ein paar Aufgaben an die Tafel und Hermine beeilte sich, sie abzuschreiben.

Als sie während dem Schreiben zu der Person herumblickte, welcher ihre letzten Erinnerungen gerade eben gegolten hatten, sah sie aus dem Augenwinkel, dass Draco Malfoy, seines Zeichens Reinblüter und Slytherin, ihr hämische Blicke zuwarf und die Lippen zu einem lautlosen "Schlammblut" formte. Hermines Augen verengten sich vor Wut und nach einem kurzen Kontrollblick zu Vektor zeigte sie Malfoy eine äußerst ordinäre Geste, deren Bedeutung, Malfoys mörderischen Blicken nach zu schließen, in Muggel- wie Zauberwelt gleich war.

Hermine kam sich, sobald sich das Genugtuungsgefühl verflüchtigt hatte, sofort etwas heuchlerisch vor, denn war es nicht immer sie, die ihren besten Freunden Harry und Ron predigte, sich nicht von Malfoy provozieren zu lassen?

Dieses Stück Dreck mit seinen Bodyguards Crabbe und Goyle hatte Hermine seit ihrem ersten Tag in Hog-warts das Leben schwer gemacht. Schlimmer noch aber hatte es Harry, denn während Malfoy sie meist nur verbal beleidigte, konnte es Harry und auch Ron schon passieren, dass sich die Bosheiten auf gemeine Flüche wie Furunkulus oder dergleichen ausdehnten. Bei ihr hingegen traute sich das schleimige Frettchen offenbar nicht mehr.

Nun beendete Professor Vektor gerade die Stunde und halste ihnen, wegen der vorangegangenen Unruhe, eine Pergamentrolle Arithmantikaufgaben auf. Während der Rest noch stöhnte, war Hermine schon auf dem Weg zum Lehrerpult und ließ sich noch ein paar extra schwere Aufgaben von Vektor geben, an denen sie richtig zu tüfteln haben würde. Aber für ihr Lieblingsfach würde sich Hermine gerne ein paar Stunden länger in die Bibliothek setzen, auch wenn die anderen das als Streberei abtaten.

Als sie nach draußen hastete, um noch rechtzeitig zu Kräuterkunde zu kommen, sah sie, wie sich Malfoy, Crabbe, Goyle und Malfoys Freundin Pansy Parkinson im Gang vor ihr aufbauten.

"Granger, Granger.", ließ Malfoy gedehnt von sich hören. "Du solltest es doch wohl besser wissen, als mich öffentlich zu beleidigen, du kleines, dreckiges Schlamm-" "Geh mir aus dem Weg, Malfoy!", unterbrach ihn Hermine ärgerlich. Sie zog ihren Zauberstab und drohte ihrem verhassten Klassenkameraden damit.

Sie konnte sehen, dass ihrem Gegner unwohl in der Haut wurde – sie war eine bessere Hexe als Malfoy und das wusste er auch – aber er fühlte sich sicher mit seiner Slytheringang im Rücken.

Hermine riskierte einen Blick zu Pansy, die etwas unsicher neben Malfoy stand. Aus dem Mädchen mit dem engelgleichen Gesicht aus Madame Malkins Laden war eine noch schönere, wenngleich unglaublich nervtötende junge Frau geworden. Mit ihrer schrillen Stimme lenkte sie die Aufmerksamkeit auf sich und stellte sich andauernd in den Mittelpunkt. Und dumm war sie obendrein, dachte Hermine. Was man so im Unterricht sah und an Gerüchten hörte.

Sie richtete ihren Zauberstab auf Goyle, der sie dümmlich anglotzte und dann mit einem erschreckten Grunzlaut die Flucht ergriff. Crabbe schloss sich ihm an, während Malfoy einfach nur dastand und seinen Bodyguards bei der Flucht zusah; er schüttelte ärgerlich den Kopf.

Hermine lachte und spazierte einfach so an Pansy und Malfoy vorbei, während Parkinson ihm energisch die Hand auf den Arm legte, um ihn an einer Dummheit zu hindern. Hermine hastete zu Kräuterkunde. "Harry, Ron!", begrüßte sie ihre Freunde gut gelaunt. Nicht immer kam man bei Malfoy so gut weg. "Hermine?", fragte Ron sie, als sie gerade mit dem Düngen von Alraunen beschäftigt waren, "Kannst du mir bitte, bitte, bei der Zaubertränkehausaufgabe helfen?" Ron jammerte und setzte seinen besten Hundeblick auf.

Hermine seufzte und sagte: "Wann wirst du jemals lernen, selbst in die Bibliothek zu gehen, um deine Hausaufgaben erledigen zu können?" "Bitte!" "Aber nur, weil morgen schon der Abgabetermin ist.", ließ Hermine sich wieder einmal breit schlagen und Ron rief aus: "Du bist die Beste!"

Hermine errötete leicht. "Schon gut, schon gut! Pass lieber mit deiner Alraune auf!", beruhigte und warnte sie ihn. Sie sah beim Umdrehen gerade noch, wie Harry und Ron Blicke und nach oben gestreckte Daumen austauschten. Sie schnaubte. Diese beiden! Natürlich würde Harry alles von Ron abschreiben.

Und Ron, ach. Hermine streute Drachenmist über einer kümmerlichen Pflanze aus. Vor einem Jahr hätte sie alles dafür gegeben, wenn er ihr mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Aber nein, er hatte nichts von all ihren verwirrten Gefühlen bemerkt, sondern hatte es vorgezogen, wieder einmal monatelang den Beleidigten zu spielen, weil er weder mit Harrys Berühmtheit noch mit Hermines Intelligenz mithalten konnte. Wenigstens war dieses Mal Krummbein nicht der „Schuldige" gewesen oder ein Trimagisches Turnier, sondern Malfoy, der es liebte, andauernd Salz in die Wunde zu streuen und Ron zu verspotten.

Sah Ron wirklich nicht, dass es andere, wichtigere Dinge gab als der berühmte „Auserwählte" zu sein, Geld oder gute Noten?

Aber jetzt, jetzt schien es genau andersherum mit der Gefühlswelt. Er wollte ihre Aufmerksamkeit, koste es, was es wolle. Und Harry machte mit. Irgendwie schien er mehr Gespür als Ron zu besitzen.

Hermine kam zu dem Schluss, dass sie nachdenken musste und vor dem Abendessen nach Kräuterkunde noch eine Runde spazieren gehen wollte.

Gesagt, getan. Harry und Ron ließen sich leicht abschütteln, da sie noch Quidditch üben wollten. Hermine bereute es insgeheim bereits, dass sie den beiden bei ihrer Hausaufgabe helfen würde. Die Zeit, die ihre besten Freunde unnütz auf dem Quidditchfeld verbrachten, wäre weitaus besser in Zaubertränkehausaufgaben angelegt worden. In Anbetracht der Tatsache, dass sie den Stoff sowieso noch für die Abschlussprüfung lernen mussten.

Als sie sich der Peitschenden Weide näherte, hörte sie auf einmal Stimmen, die einander anschrien. Hermine wollte umdrehen und wieder gehen, da hörte sie, wie sich die Personen näherten. Weil sie nicht als vermeintliche Zuhörerin ertappt werden wollte- schon gar nicht von Slytherins, die das vielleicht waren- griff sich Hermine rasch einen Stock, berührte den Knoten an der Weide und zwängte sich schnell in den mit Wurzeln umrankten Geheimgang zur Heulenden Hütte.

Nach ein paar Augenblicken kamen tatsächlich Slytherins um die Ecke gebogen. Beim näheren Hinsehen stellte Hermine fest, dass es Malfoy und Parkinson waren. "Pansy, wie oft soll ich's dir denn noch sagen!?", fauchte Malfoy wütend. "Es. Ist. Aus! Ich hab es dir gleich gesagt, so geht es nicht auf Dauer und außerdem möchte ich offiziell mit Daphne Greengrass ausgehen!" "Aber, Draco, das kannst du nicht machen!" "Doch, das kann und werde ich!" "Aber warum? Du konntest doch alles haben, was du wolltest! Und du lässt sie eh nach zwei Wochen fallen wie eine heiße Kartoffel!", rief Pansy aufgebracht. "Aber", seufzte Malfoy, "diesmal ist es, glaube ich, was Ernstes." Er zerraufte sich die Haare. "Komm damit klar, Pansy. Lebe und akzeptiere dein eigenes Leben."

Hermine runzelte die Stirn. Malfoy beendete gerade die Beziehung den Slytherintraumpaares schlechthin. Sie musste erst überlegen, wer diese Daphne denn eigentlich war, aber ja, die Dunkelblonde, die immer so schweigsam in Verwandlung zwischen Zabini und Bulstrode saß.

Malfoy machte auf dem Absatz kehrt und ging Richtung Schloss davon, während Pansy sich gerade diesen Platz am See aussuchen musste, um sich schluchzend hinzusetzen und vor sich hinzuschniefen. Dabei murmelte sie unverständlich vor sich hin und feuerte sichtlich wütend Steine ins Wasser.

Hermine fühlte Mitleid in sich aufsteigen. Sie hatte Pansy, dieses laute, schrille, egozentrische Mädchen, nie gemocht, wenngleich sie seit ihrer ersten Begegnung auf eigenartige Weise von ihr und ihrem Aussehen fasziniert war. Auch hasste sie Pansy nicht so wie Malfoy, denn Pansy hatte sie bisher noch nie beleidigt, war immer nur dabeigestanden. So wie heute zum Beispiel. War das schon schlimm genug.

Hermine biss sich vor schlechtem Gewissen auf die Lippen, verzog das Gesicht und kroch dann langsam unter der Weide hervor. Pansy hörte sie nicht; sie zuckte zusammen, als sich Hermine neben sie stellte. "Gr..., Granger?" stotterte Pansy unsicher. "Hey, Parkinson.", sagte Hermine freundlich, so wie es ihre Pflicht als Vertrauensschülerin war.

Pansys Stimme klang gar nicht mehr so schrill und piepsig, sondern hatte eher einen angenehmen, tiefen Altton, stellte Hermine überrascht fest. "Was willst du hier?", fragte Pansy, jedoch ohne ihren Zauberstab in die Hand zu nehmen. Es schien ihr egal zu sein, wenn Hermine die Gelegenheit ergriff und sie verhexte. Den nächsten Stein warf sie ohne Kraft ins ufernahe Gewässer.

"Ich habe mich gefragt, was du hier machst. Vorhin habe ich Stimmen gehört.", antwortete Hermine und reichte Pansy ein Taschentuch. Diese, von dieser einfachen, menschlichen Geste völlig überfordert, starrte das Taschentuch ein paar Sekunden an, bevor sie einen weiteren Kiesel fallen ließ und es langsam und vorsichtig ergriff, um sich dann fast hastig und wütend die Tränen aus dem zu Gesicht wischen.

Hermine setzte sich zwei Meter neben Pansy ins Gras und blickte sie aufmerksam an. Pansys Haare waren lang und glatt, hatten ein dunkles Kastanienbraun und vorne war Pansys Gesicht von ein paar kürzeren Strähnen fast verdeckt, da sie ihren Kopf gesenkt hielt, eine ganz und gar untypische Pose für einen stolzen Slytherin.

Hermine rang mit sich selbst. Aber ihr allgegenwärtiges Helfersyndrom gewann die Oberhand.

"Was ist passiert, Pansy?", fragte Hermine, sich zu dem Vornamen des Mädchens zwingend. Diese wischte sich wütend die Strähnen aus dem Gesicht und sagte, ohne Hermine anzusehen: "Draco hat mit mir Schluss gemacht. Er hat eine andere." "Das tut mir leid für dich, Pansy.", sagte Hermine ehrlich. "Hast du ihn geliebt?" Doch Pansy schnaubte nur verächtlich und beide verfielen in Schweigen.

Hermine war sich nicht sicher, was sie tun sollte. Wäre Pansy Ginny gewesen, hätte sie sie umarmt und wortreich getröstet, wie sie es eben immer tat, wenn Harry mit Cho Chang ausging oder Ginny einfach nicht mehr Aufmerksamkeit entgegenbrachte als man das bei der kleinen Schwester seines besten Freundes tat. Aber bei Pansy, jetzt und hier, war es irgendwie anders. Schon allein weil Pansy der erklärte Feind war. Gryffindor gegen Slytherin. Harry, Ron und Hermine gegen Malfoy und dessen Anhängsel.

"Weißt du, es ist auch nicht immer einfach, ein Reinblut zu sein.", sagte Pansy unvermittelt und blickte Hermine zum ersten Mal direkt an. Hermine erschrak fast bei dem Anblick dieser dunkelblauen Augen, die sie ehrlich und offen anblickten, nicht so höhnisch und verschlagen wie sonst. Hermine errötete leicht, weil sie dieser Anblick verwirrte und sie sich für durchschaubar hielt. Daher wandte sie ihren Blick wieder dem See zu.

"Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich weiß, wie du dich fühlst.", murmelte Hermine. Pansy lachte traurig auf. Es war ein natürliches, kein schrilles Lachen. "Aber du weißt es doch schon... Hermine.", sagte sie und warf elegant ihre Haare zurück. Hermine blickte sie fragend an, aber wohlweislich den Augenkontakt vermeidend, auch wenn sie nicht wusste, warum sie nicht in dieses Ozeanblau sehen wollte.

"Auch du steckst in einer Schublade fest, oder? Jeder reduziert dich auf 'muggelgeboren', genauso wie jeder in mir nur die Reinblüterin sieht; ich muss perfekt sein, um den Ansprüchen der konservativen Gesellschaft zu genügen.", fuhr Pansy fort.

Hermine war leicht überrascht, so etwas aus Pansys Mund zu hören, das klang nämlich ausnahmsweise gar nicht dumm und schon gar nicht nach einem Slytherin. Was nur brachte Pansy dazu, so offen mit ihr zu reden? Sie musste wirklich verletzt sein, dass sie sich nicht um ihre Reputation oder Hermines Blutstatus scherte.

"Außerdem", begann Pansy nach einer kleinen Denkpause wieder, "ist- oder war es einfach offensichtlich, dass du etwas für Weasley empfunden hast, aber er wollte nichts von dir wissen. Du weißt auch, wie es ist, wenn es mit der Liebe nicht so klappt, wie man sich das eigentlich vorstellt."

Hermine nickte, wieder überrascht. War ihre Schwärmerei für Ron dermaßen offensichtlich gewesen? "Du hast Recht, Pansy. Ich muss zugeben, so habe ich euch Slytherins noch nie betrachtet." Pansy lachte wieder. "Es ist auch schwer, durch all die Fassade zu blicken. Selbst ich als 'Mitglied' weiß nicht immer, was echt oder was gespielt ist." Hermine blickte lange auf den See, bis Pansy ihr eine Frage stellte: "Warum bist du eigentlich nicht in Ravenclaw?"

Hermine war über die allzu persönliche Frage erstaunt, antwortete aber nachdenklich: "Der Hut... er hat es in Erwägung gezogen, aber anscheinend hat er etwas gesehen, das wichtiger ist als gute Noten. Vielleicht wusste er, dass ich mich mit Harry Potter und Ronald Weasley anfreunden würde und dass ich für wichtigere Dinge gebraucht werden würde als nur gut in der Schule abzuschneiden."

"Hm.", machte Pansy, "Darüber könnte man jetzt philosophieren." "Und, wie war es bei dir, ich meine, mit der Auswahl?", wollte Hermine nun im Gegenzug wissen. Sie schämte sich beinahe, eine so intime Frage zu stellen. Aber Pansy hatte immerhin zuerst gefragt. "Der Hut hat zuerst gar nichts gesagt. Ich wollte einfach nur dahin, wo fast alle meiner Freunde waren, also hat er mich nach Slytherin gesteckt.", antwortete Pansy.

Hermine blickte herunter zum Verbotenen Wald. Dunkelheit senkte sich herab. Sie erinnerte sich an ihr Versprechen, Ron mit seiner Hausaufgabe zu helfen. "Wollen wir nicht hereingehen, vielleicht erwischen wir noch den Nachtisch." Hermine stand auf und bot Pansy ihre Hand an. Pansy nahm das Angebot an und ließ sich hochziehen. Hermines Hand zitterte ein wenig, als Pansy losließ und scheu lächelte. Schweigend gingen sie nebeneinander zum Schloss und erst als sie in der Eingangshalle waren, blieben sie stehen und schauten sich verlegen an.

"Also dann...", murmelte Hermine. Pansy nickte. "Es war echt nett, mit dir geredet zu haben, danke... Hermine." Sie lächelte der anderen zu und verschwand auf der Treppe zu den Kerkern.

Hermines Herz schlug etwas schneller bei Pansys Lächeln. Irritiert schnaufte sie laut aus und ging hinüber in die Große Halle, wo Harry und besonders Ron gerade Unmengen an Nachtisch in sich hineinschaufelten. Hermine verzog das Gesicht, nahm sich eine kleinere Portion und begann zu essen. "Ey, 'ermine, wo warscht du scho lange? Esch isch' schon dunkel", versuchte Ron zu sagen. Hermine stöhnte genervt auf. "Bist du meine Mum, Ron? Ich habe euch doch gesagt, ich war spazieren."

Ron und Harry nickten befriedigt und spachtelten weiter. Hermine legte alsbald ihren Löffel beiseite und sah sich um. Nach einer Weile streifte ihr Blick auch den Slytherintisch, an dem mittlerweile auch Pansy saß, mit versteinerter Miene. Drei Plätze weiter saß Malfoy, händchenhaltend mit Daphne, wobei er ihr gerade etwas ins Ohr flüsterte, was sie selbst auf die Entfernung deutlich erkennbar erröten ließ.

"Malfoy, du Bastard!", flüsterte Hermine und Ron spuckte, in einem plötzlichen Hustenanfall, sein Mousse au chocolat wieder zurück auf seinen Teller. "Was, hast du gesagt, ist Malfoy?", sagte Ron; er und Harry mit weit geöffneten Augen- es sah Hermine gar nicht ähnlich, derartige Wörter zu benutzen. In dem Moment stand Malfoy auf, Daphne mit sich ziehend, und legte seinen Arm um ihre Hüften.

"Das Frettchen...", zischelte Hermine, warf ihre Serviette auf den Teller und stand ebenfalls auf. "Hermine!? Was hast du vor?", fragte Harry, doch er bekam keine Antwort darauf. Hermine war Malfoy hinterhergeeilt. "Steht sie jetzt auf ihn und ist eifersüchtig? Verstehe einer die Frauen.", sagte Ron irritiert und seinerseits eifersüchtig – nach einem entsetzten Blickaustausch mit Harry eilten sie ihrer Freundin nach.

Hermine warf einen Blick zu Pansy, die ihr Bestes tat, Malfoy zu ignorieren. Er machte sich offenbar nicht einmal die Mühe, auf Pansys Gefühle Rücksicht zu nehmen. Als Hermine Malfoy schließlich erreichte, war er inmitten der Eingangshalle und küsste seine neue Freundin gerade vor aller Leute Augen.

"He, Malfoy!", rief Hermine wütend, "Warte gefälligst!" Malfoy tat ihr den Gefallen und wandte sich verdutzt um. "Was willst du, Sch-, Granger?", fragte er lässig, die Beleidigung vor seiner neuen Freundin gerade noch vermeidend. "DU!", rief Hermine. "Wenn du noch einmal meine Freunde beleidigst oder ihnen weh tust, dann...", sie deutete mit ihrem Zauberstab auf seine Mitte, "sorge ich dafür, dass das Haus der Malfoys ohne Nachfolger bleibt."

Die Leute um sie herum begannen über Malfoys baffen Gesichtsausdruck zu lachen. Malfoy fing sich wieder und zog nun seinerseits seinen Zauberstab. "Granger, du bist tatsächlich so dumm...", sagte er selbstgefällig.

"Nicht, Hermine, nicht, tu' s nicht, er ist es nicht wert!", rief Harry und wollte seiner besten Freundin beistehen, doch ein paar Slytherins hielten ihn auf. Nun kam Pansy, vom Lärm angelockt, zu dem ganzen Spektakel hinzu. Sie lief – ungehindert – auf Hermine zu, drückte ihren Arm herunter und hielt sie um den Bauch herum fest. "Lass ihn!", flüsterte sie und Hermine gab ihren Widerstand auf. Sie hatte das Gefühl, als würde jedes Augenpaar sie anstarren.

Auch Malfoy ließ, nun noch bleicher als sonst, seinen Zauberstab sinken und sagte: "So ist das also, Pansy!" Als diese ihn jedoch nur unverwandt anstarrte, drehte er sich um und eilte mit Daphne die Treppen zu seinem Gemeinschaftsraum herunter. Nun begannen auch die Leute sich zu zerstreuen.

Hermine kam wieder zu sich. Die rasende Wut war vorbei, Pansy hielt sie immer noch fest. Als sie sich regte, ließ Pansy sie sofort peinlich berührt los und trat zwei Schritte zurück. "Er ist es wirklich nicht wert, dass du dir seinetwegen Ärger einhandelst!", sagte Pansy leise und folgte den anderen Slytherins hinaus.

Hermine schüttelte den Kopf, als Ron und Harry sie fragend ansahen. Sie würde jetzt keine Fragen beantworten, wusste sie auf ihr seltsames Benehmen nicht einmal selber die Antwort. Was war heute nur in sie gefahren?

Seit wann suchte sie die Konfrontation mit Malfoy? Oben im Gryffindorturm gab sie ihren beiden Freunden ihren Zaubertränkeaufsatz und ging selbst ins Bett, zu verwirrt, um noch länger bei Harry und Ron zu bleiben. Was war los mit ihr?