DREIZEHN SCHRITTE

Mit einem aufmunternden Lächeln nickte Liv ihr zu und drückte schließlich den Klingelknopf. Sie warteten ein paar endlose Augenblicke, tauschten wiederum ein paar halbherzige Lächler und atmeten erleichtert auf, als sie ein leises Schlurfen hinter der dicken Holztür vernehmen konnten. Nora hob ihre Reisetasche von der hölzernen Veranda und wischte ihre Hand kurz an ihrer Jacke ab.

Das erste was sie von Walter Bishop sehen konnte, war eine große Traurigkeit. Er schien die personifizierte Trauer zu sein. Müde bemühte er sich Olivia neben ihr an zu lächeln, aber selbst mit ihrer dunklen Sonnenbrille konnte sie sehen, dass er nicht wirklich lächelte, sondern nur tat, was er zu tun müssen glaubte.

Ein wenig hilflos strich Liv ihm über den Arm und erklärte ihm knapp warum Nora da sei. Er nickte, schwieg und ignorierte sie.

„Nora bleibt bei Ihnen, Walter, sie wird auf Sie aufpassen bis Peter wieder zurück ist.", Olivias Stimme klang erstaunlich sanft und fest, dafür, dass Nora sicher war, dass sie lange geweint hatte. Sie kannten sich noch nicht sehr lang und eigentlich kannte sie ihre Nichte besser, als sie, aber Nora mochte Olivia. Sie sprachen beide nicht viel, das verband auf seltsame Art.

Zum ersten Mal musterte Walter sie kurz und Nora widerstand dem Zwang ihn an zu grinsen, so wie es gewöhnlich täte. Normalerweise sah sie aber auch eher fünfzig Zentimeter nach unten als zwanzig nach oben.

„Kann nicht Astrid kommen?"

„Nein, Walter. Sie bleibt im Labor und wann immer Sie dort sind ist auch Astrid für Sie da, aber hier...", sie deutete auf das Haus, „... Astrid kann nicht Tag und Nacht für Sie da sein."

„Ich verstehe." Mit einem seufzen und nach unten gesenktem Blick trat er einen Schritt zurück und öffnete die Tür soweit, dass Olivia und Nora eintreten konnten. Fest packte sie meine Tasche und rechnete mit dem Schlimmsten.

Liv hatte sie auf einiges vorbereitet, aber nicht auf Socken in der Spüle und eine Reihe von trockenen Topfpflanzen, die um den brennenden Kamin und ein paar auf den Boden stehenden Lampen gruppiert waren. Entschuldigend zuckte Walter mit den Schultern.

„Ich hatte keinen Besuch erwartet."

Olivia nickte und lächelte erneut. Es war interessant die beiden zusammen zu sehen. Nora hatte es sich anders vorgestellt. Liv erstaunte sie. Sie schien sich zutiefst zu Walter hingezogen zu fühlen und wäre sie nicht die, die sie nun einmal war, dann hätte sie ihn auf jeden Fall in den Arm genommen und mit ihm geweint. So albern es klang, aber all das lag in der Luft und beide spürten es, wussten darum und es genügte. Es war berührend und Nora beschäftigte sich lieber damit, rasch einige Sachen vom Boden auf den Couchtisch zu legen, als die beiden anzusehen.