Disclaimer: Ich erhebe keinerlei Ansprüche auf die hier verwendeten Death Note und Inuyasha Charaktere, lediglich auf die, die ich mir selbst ausgedacht habe.

Summary: Wegen Ryuk, landet Light in der Sengoku-Ära, die Zeit der kriegerischen Staaten. Ohne die Macht Kiras, in einer Welt, in der Menschen auf dem Speiseplan von Dämonen stehen, fühlt sich Light dazu gezwungen, sich dem gefürchtetsten unter ihnen, Sesshoumaru, anzuschließen. [Sesshoumaru x Light Yagami]

Begriffe

Yokai: eine andere Bezeichnung für Dämon.

Bakusaiga: Sesshoumarus Schwert.

Youki: Dämonenenergie.

Daiyokai: ein Großdämon oder auch Fürst/Lord unter den Dämonen.

Shinigami: in der japanischen Kultur ein Todesgott.

Und nun viel Spaß beim Lesen.


Light Yagami hielt die Zügel von Ah-Uhn in der Hand und folgte Sesshomaru in das Dorf. Die Bewohner, die sich auf der Straße befanden, gingen ihnen rasch aus dem Weg und verkrochen sich in ihren Hütten. Light warf ihnen einen geringschätzigen Blick zu. Es handelte sich um einfache Bauern. Niemand, der sein Interesse verdient hätte.

Ryuk, Lights Shinigami, lag auf dem Rücken und schwebte neben ihm. Er beobachtet die Bauern mit einem breiten Grinsen, welches seine spitzen Zähne zeigte. »Hyuk, Hyuk«, kam es glucksend von Ryuk. »Sesshomaru scheint sie immer noch mächtig zu beeindrucken. Dabei ist es wohl egal wie häufig er dieses Mädchen besucht.«

Light warf Ryuk einen kurzen Blick zu, kommentierte seine Worte aber nicht. Er war zu sehr in Gedanken versunken, als dass er sich um das belanglose Geschwätz des Shinigamis kümmerte. Ryuk bemerkte, wie Light ihn ignorierte und ließ ihn kurzerhand zurück. Er überholte den Daiyokai und ließ sich Kopfüber vor ihm herabhängen.

»Was wollt Ihr, Shinigami?«, fragte Sesshomaru mit gleichgültiger Stimme, die nicht gerade von Interesse sprühte.

Ryuks Mundwinkel verzogen sich erneut zu einem breiten Lächeln. Er kam Sesshomarus Gesicht näher. »Light hat mir erzählt, dass Eure Nase sehr gut sein soll. Kann sie auch Äpfel aufspüren?« Er strich sich über den Bauch. »Mein Magen könnte einige vertragen.«

»Nein«, antwortete Sesshomaru schlicht.

Ryuks Grinsen verflog, stattdessen starrte er den Daiyokai finster an.

»Es ist nicht meine Aufgabe, Eure unersättliche Gier nach Äpfeln zu befriedigen. Wenn Ihr Äpfel wollt, fragt Euren Menschen.«

Damit lief Sesshomaru durch den Shinigami hindurch und beendete das Gespräch. Ryuk sah ihm schmollend hinterher und flog zu Light zurück.

»Dass du es mit ihm aushältst«, beklagte er sich über das Verhalten des Daiyokais bei Light. »Da hat mir der Detektiv besser gefallen. Der war wenigstens interessant zu beobachten.«

Lights linke Augenbraue zuckte verärgert. »Und wessen Schuld ist es, dass du jetzt nicht mehr die Möglichkeit dazu hast?«

Ryuk gluckste. »Verzeihung Light. Ich weiß, wie viel dir daran gelegen ist, die Welt von Verbrechern zu bereinigen. Hätte ich gewusst, was sich in der Schatulle befindet, dann ...«

» ...hättest du sie mir trotzdem gegeben«, beendete Light den Satz und winkte ab. »Erspar mir deine Worte, Ryuk. Wir wissen beide, dass es dir einzig und allein darum geht, dich zu amüsieren. Und nach deinen Worten zu urteilen, gefällt dir diese Zeit um einiges besser.«

Ryuk schwebte über Ah-Uhn. »Hast du denn mal die Äpfel in dieser Zeit probiert, Light? Sie schmecken köstlich. Außerdem kann ich mich mit den meisten Dämonen unterhalten. Letztens hatte ich ein äußerst erleuchtendes Gespräch mit einem Bärenyokai. Willst du wissen, was er mir erzählt hat?«

»Nein.«

Light band Ah-Uhn vor einer Hütte fest, in die Sesshomau hineingegangen war und aus der nun die Stimme eines aufgeregten Mädchens drang. Er schob die Strohmatte beiseite, die über dem Eingang hing, und betrat ebenfalls das Innere der Hütte.

Rin, Sesshomarus zwölfjährige Adoptivtochter, erblickte ihn. Sie unterbrach die Geschichte, die sie gerade Sesshomaru erzählte und strahlte ihn freudig an. Außer ihr befand sich noch eine ältere Frau im Raum. Soweit Light wusste, hieß sie Kaede und lehrte Rin das Heilen mit Kräutern.

»Light-sama!«, rief Rin, »Sesshomaru-sama hat Euch mitgebracht.« Sie rannte auf ihn zu und umarmte ihn.

Light erwiderte die Umarmung, wenn auch etwas steif, doch Rin schien sein Unbehagen nicht aufzufallen. Sie lächelte zu ihm auf. »Ich habe so viele Fragen an Euch. Ihr müsst sie mir alle beantworten, Ja?«

»Oh?«, sagte Ryuk neben ihm. »Das Mädchen scheint dich in ihr Herz geschlossen zu haben.« Ryuk umkreiste Rin neugierig.

»Ist Ryuk auch mitgekommen?«, fragte Rin kurz darauf und blickte sich suchend im Raum nach ihm um, obwohl sie wusste, dass sie den Shinigami nicht sehen konnte.

»Sag ihr, dass ich genau neben ihr bin.«

Light kam Ryuks Bitte nach, auch wenn es ihn nervte, für den Shinigami den Dolmetscher zu spielen. »Ryuk befindet sich zu deiner rechten. Er freut sich, dich zu sehen.«

Rin klatschte strahlend in die Hände und drehte sich sofort nach rechts, um den Shinigami mit einer höflichen Verbeugung zu begrüßen. Ryuk schien das zu gefallen, denn seine nächsten Worte waren: »Light! Light! Jetzt frag sie, ob sie mir Äpfel bringen kann.«

Light seufzte und rieb sich über die Schläfen. »Ryuk möchte wissen, ob du Äpfel für ihn hast.«

»Aber natürlich! Warte Ryuk-san, ich werde welche für Euch holen gehen.« Damit rannte Rin aus der Hütte. Man hörte sie noch Ah-Uhn grüßen, dann verklangen ihre Schritte auf der trockenen Erde. Light war sich sicher, dass sie frisch welche vom Baum holen ging.

Sesshomaru warf ihm einen missbilligend Blick zu. Der Daiyokai hatte sich, kurz nach ihrer ersten Begegnung, sehr deutlich ausgedrückt, dass Light die alleinige Verantwortung für den Shinigami trug. Es war Lights Aufgabe, ihn mit Äpfeln zu versorgen und auch seine Aufgabe, ihn unter Kontrolle zu halten. Doch Light wusste, dass Rin Ryuk gerne Äpfel brachte, denn es faszinierte sie, den Apfel dabei zuzusehen, wie er in der Luft schwebte und vom Shinigami aufgegessen wurde. Doch das war nicht der eigentliche Grund gewesen, weshalb er Ryuks Worte an sie weitergeleitet hatte.

Vor einem Jahr war er mit Ryuk zusammen in der Sengoku-Ära gelandet. Es war die Zeit, in der der Daimyo Oda Nobunaga und sein Freund Toyotomi Hideyoshi versuchten, das zersplitterte Japan zu vereinigen. Eine Zeit in der große Unruhen das Land beherrschten und die Daimyos gegeneinander kämpften. Light hätte sich selbst in diesen gefährlichen Zeiten schnell und einfach zurecht gefunden. Immerhin wusste er über jedes noch geschehene Ereignis schon vorab Bescheid, was ihn einen großen Vorteil verschaffte.

Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass es Dämonen in der Vergangenheit Japans gab. Dämonen, die um einiges stärker als Menschen waren und die nicht davor halt machten, Menschen zu jagen und zu fressen. Bis jetzt war sich Light nicht ganz sicher, ob es sich hier um eine Parallelwelt handelte, in der er gelandet war. Wenn es sich um die tatsächliche Vergangenheit handelte, dann stellte sich ihm die Frage, wie die Dämonen in Vergessenheit geraten sein konnten. Es musste genügend unabhängige Quellen geben, die über Dämonen berichteten. Es war schwer zu glauben, dass es keine Überlieferungen gab.

Light war ohne sein Death Note in diese Welt geraten. Er hatte Kendo-Unterricht in der Schule gehabt und konnte mit einem Schwert umgehen, dennoch half ihm das nur gegen die dümmeren Dämonen. Er bemerkte schnell, dass wenn er hier überleben wollte, er einen Schutzpatron bräuchte. Zuerst dachte er an Oda Nobunaga. Er war momentan der gefürchtetste Mensch in Japan und bis zu Nobunagas Tod im Jahre 1582 blieben Light noch fünf Jahre. Doch dann traf er auf den Daiyokai Sesshomaru. Er war der Lord des Westens und Light wusste augenblicklich, dass er die Person war, die er suchte.

Light schaffte es, Sesshomaru von seiner Nützlichkeit zu überzeugen und nun stand er hier, 12 Monate und 14 Tage später, an dessen Seite als Light Yagami, Sesshomarus persönlicher Berater und Stratege. Light fühlte sich von dem Daiyokai abhängig, was ihm gar nicht gefiel. Es war zwar seine eigene Entscheidung gewesen, sich ihm anzuschießen, dennoch konnte er es nur schwer akzeptieren, dass man ihm den Titel Kira und alles was er beinhaltete geraubt hatte. Er war ein Gott gewesen und jetzt? Jetzt war er der Untertan eines Dämons. Sesshomaru beschützte zwar was zu ihm gehörte, er forderte aber auch Gehorsamkeit und Unterwürfigkeit. Wie oft hatte Light schon seinen Stolz in Gegenwart des Dämons herunterschlucken müssen. Kira hätte das alles nicht erdulden müssen, doch Light war nicht mehr Kira.

Er war kein Gott mehr. Er war ein Mensch, der einem Dämon gehörte. Light war sehr tief gefallen.

Rin kam mit einem Tuch voller Äpfel zurück. Nun, es war sehr simpel warum er Ryuks Wunsch nach Äpfeln Rin mitteilte. Es zeigte Sesshomaru, dass Light nicht jedem seiner Befehle befolgte und noch wichtiger, es sorgte dafür das Ryuk still war. Der Shinigami konnte einen ganz schön nerven mit seiner Sucht nach Äpfeln.

»Wann wird Inuyasha wieder zurück sein?«, fragte Sesshoumaru die alte Frau, während Ryuk gierig die Äpfel verschlang, die Rin in die Luft hielt.

»Vermutlich heute Abend.«

Sesshomaru nickte. »Wir gehen«, sagte er und verließ die Hütte. Rin gab Ryuk die letzten Äpfel und folgte ihm nach draußen, wo sie auf Ah-Uhns Rücken stieg. Light setzte sich hinter ihr in den Sattel. Sesshomaru war schon in der Luft und flog Richtung Norden. Light umfasste Rins zierlichen Körper und nahm Ah-Uhns Zügel in die Hände. Kurz ließ er sie schnallen. Ah-Uhn hob vom Boden ab und flog seinem Herrn hinterher.

Beiden waren sie für eine Zeitlang still. Light genoss die Stille, denn sie war untypisch für das Mädchen, dass ihn ansonsten mit Fragen überhäufte. Und obwohl sich Light bisher immer damit krönen konnte auf jede Frage eine Antwort zu wissen, schaffte es Rin ihm Fragen zu stellen, die er zum ersten Mal in seinem Leben nicht beantworten konnte. Fragen über Dämonen.

Kurz nach seinem ersten und etwas unglücklichen Treffen mit einem Dämon, begann Light die Kreaturen zu studieren. Zu anfangs versuchte er so viel Wissen wie möglich über sie in Erfahrung zu bringen, um seine Überlebensquote zu steigern. Nun, da er jedoch den Lord des Westen als seinen Schutzpatron hatte, musste Light sich darum keine Sorgen mehr machen. Trotzdem hatte er, mit dem Einzug in Sesshoumarus Schloss, sein Studium über Dämonen nur noch verstärkt. Sesshoumarus private Bibliothek erwies sich dafür als äußerst nützlich.

Light bemerkte, wie Rin vor ihm unruhig hin und her rutschte. Er wusste, was als nächstes passieren würde und so war er nicht überrascht, als sie sich zu ihm umdrehte. »Inuyasha-sama hat mir erzählt, dass er merkwürdige Menschen gesehen hat.«

»Hat er das?« Light war nicht wirklich beeindruckt. Für Inuyasha waren viele Menschen merkwürdig. Laut ihm, war Light selbst einer davon, womöglich der Merkwürdigste von allen.

Rin nickte. »Große Männer mit seltsamen aufgeplusterten Hosen und Ärmeln. Anscheinend sollen manche so beharrt sein, dass sie Tiere ähneln. Ihre Nasen sind so lang.« Rin zeigte Light wie lang genau und übertrieb dabei reichlich. »Und ihre Augen so groß.« Auch hier war ihre Darstellung weit entfernt vom Realistischen. »Inuyasha-sama hat sie gesehen, wie sie Waren im Hafen verladen haben. Sie sind mit einem Schiff gekommen, aber woher konnte er mir nicht sagen. Nee, Light-sama, wisst Ihr wer diese Menschen sind?«

»Portugiesen«, antwortete Light, ohne groß darüber nachdenken zu müssen.

»Portugiesen«, wiederholte Rin das Wort und mimte dabei Lights Aussprache nach. »Aus welchem Land kommen sie? Die Leute im Dorf sagen, dass sie von weit her kommen.«

»Ihr Land heißt Portugal. Mit dem Schiff liegt es mehrere Monate von Japan entfernt.«

»Monate?« Rin blickte nachdenklich auf ihre Finger hinab, dann sah sie auf und lachte ihn an. »30 oder 31 Tage und ein Jahr hat 12 Monate, aber das ist ja so lange!«

Lights Gesicht blieb unverändert, doch innerlich schüttelte er den Kopf. Seine Augen blickten über ihren schwarzen Schopf hinweg und bohrten sich in den Rücken des Daiyokais vor ihnen. Sesshoumaru war genau wie L schwer zu durchschauen. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso Sesshoumaru Rin bei der alten Frau wohnen ließ, die ihr nichts anderes beibrachte, als mit Kräutern zu heilen. Wie alt war sie nochmal? 12, und ihr viel nicht auf Anhieb ein wie viele Tage ein Monat hatte. Das Kind brauchte eine richtige schulische Ausbildung. Konnte sie überhaupt Lesen und Schreiben?

»Und kann Light-sama mit den Portugiesen sprechen? Sesshomaru-sama hätte bestimmt nichts dagegen, wenn wir sie im Hafen besuchen gehen würden.«

Light runzelte die Stirn. Er fand es merkwürdig, dass Rin den Ausländern so viel Aufmerksamkeit schenkte. »Ich spreche kein portugiesisch, falls jemand jedoch Englisch sprechen sollte, dann werde ich mich unterhalten können.«

»Englisch?«

»Englisch ist eine Sprache, die in dem Land namens England gesprochen wird. Es kann sein, dass jemand von ihnen diese Sprache beherrscht. Im Grunde ist es aber bedeutungslos, denn Sesshoumaru-sama wird es nicht erlauben.«

Rin schien verwirrt. »Wieso sollte er es nicht erlauben? Wenn er dabei ist, dann kann uns nichts passieren.« Ihre Augen wurden plötzlich groß, als ihr ein Gedanke kam. Sie drückte beruhigend Lights Hand. »Ihr braucht vor den Ausländern keine Angst zu haben. Sesshoumaru-sama hat mich bis jetzt immer beschützt. Er wird auch Euch beschützen.«

Lights Miene zeigte keine Regung. Jedoch wunderte er sich, wie Rin auf die absurde Idee gekommen war, dass er Angst vor den Portugiesen haben könnte. Er selbst hatte mehr daran gedacht, dass Sesshoumaru keinen Handel mit den Portugiesen betrieb und er es somit als eine Zeitverschwendung ansehen würde, sie dennoch aufzusuchen. Wobei ihm Light übrigens beipflichte. Er selbst hielt es für vergeudete Zeit.

Er hatte sich geirrt. Anscheinend besaß das Mädchen doch mehr Einfluss auf Sesshoumaru als er angenommen hatte. Nachdem sie auf einer Wiese gelandet waren, war Rin sofort zu Sesshoumaru gerannt und hatte den Daiyokai gefragt. Light hatte nur mit einem Ohr hingehört, denn er wusste Sesshoumaru würde nein sagen, umso mehr war er überrascht, als dieser Rins Vorschlag zustimmte. Light würde sich merken, dass Sesshomarus Schwäche für Rin größer war als vermutet. Vielleicht könnte ihm das in Zukunft noch nützlich werden.

Sie liefen zum Hafen hinunter. Er konnte schon von hier aus das Schiff mit den drei hohen Masten und den vielen verschieden großen Segeln sehen. Sie waren eingerollt und vertäut. Portugals Flagge wehte im Wind.

Rin rannte neugierig voraus, doch Sesshomaru rief sie zurück. Gehorsam kehrte sie um und wich von da an nicht mehr von Sesshoumarus Seite. Sie durchquerten eine breite Straße. Light viel auf, dass es sich hier nicht um schäbige Hütten handelte, sondern dass man diese Gebäude als Häuser bezeichnen konnte, von denen manche zweistöckig waren. Der Hafen brachte dieser Stadt anscheinend einen gewissen Wohlstand. Zu seiner Verwunderung wurde zwar Sesshomaru misstrauisch von den Einwohnern beobachtet, aber ansonsten störten sie sich nicht an ihm. Diese Stadt hatte also Kontakt zu Dämonen.

»Wie heißt die Stadt?«, fragte Light Sesshoumaru.

»Itouwa.«

Itouwa? Light kannte keine Stadt in Japan mit diesem Namen. Entweder befand er sich wirklich in einer Parallelwelt, die der realen sehr ähnelte, oder der Name hatte sich über die nächsten hundert Jahre geändert. Am Hafen sah er einige Samurai Wache stehen. Sie trugen Oda Nobunagas Wappen auf ihren Rüstungen. Eine fünfblättrige Blume. Als sie sich den Samurais näherten, zogen diese ihre Schwerter. Die Ausländer, die hinter den Samurais Ware verluden, hielten in ihrer Arbeit inne und beobachteten Neuankömmlinge neugierig.

»Yokai?«, hörte Light das Wort für Dämon. Einer der Portugiesen trat zu den Samurais und sah abwechselnd zu ihnen, dann zu dem Samurai neben ihm. Seine Stirn legte sich in Falten.

»Was geht hier vor?«, fragte er den Samurai mit einem ziemlich starken Akzent und ungeduldiger Stimme.

»Yokai«, wiederholte der Samurai von neuen und spie auf den Boden. »Was wollt Ihr hier?«, richtete er das Wort an den Lord des Westen. Light sah wie Sesshoumaru seine rechte Hand anspannte. Er wusste aus Erfahrung, dass Sesshoumaru kurz davor war seine Lichtpeitsche erscheinen zu lassen.

»Die Waren der Ausländer begutachten«, antwortete ihm Sesshoumaru und entspannte seine Hand langsam wieder. »Oder hat der Menschendaimyo sie alle für sich beansprucht?«, fügte er in einem herablassenden Ton hinzu.

Der Samurai bemerkte nichts von seinem Glück. Sesshoumaru hatte beschlossen, ihn am Leben zu lassen. Bevor der Samurai etwas erwidern konnte, drängte sich der Portugiese an ihm vorbei. Sein Gesicht war von einem dichten schwarzen Bart verdeckt. Große intelligente Augen musterten Sesshoumaru von oben bis unten. Er schien zufrieden zu sein mit dem was er sah, denn er deutete ihnen plötzlich an ihm zu folgen. Er führte sie am Hafen entlang, an mehreren Häusern vorbei, deren Hälfte auf Pfeilern gebaut hinaus ins Wasser ragte, zu einem der größten Häuser in der Stadt. Es hatte vier Stockwerke und ragte hoch auf. Als sie eintraten, erstreckte sich dahinter ein großer Raum, der vollgestellt mit Holzkisten war.

Er fing eine nach der anderen zu öffnen und ihnen die Waren vorzuführen. Für Rin holte er einen mit Steinen verzierten Kamm hervor und überreichte ihr den dazu passenden Spiegel. Rin nahm beide Stücke entgegen und bestaunte die Halbedelsteine darauf. Sesshoumaru wollte er eine Muskete in die Hand geben, die er aber mit einem verlegenen Räuspern zurücklegte, nachdem der Dämon sie nur unbeeindruckt angestarrt hatte.

Light interessierte sich für die Waren der Portugiesen nicht. Er war nach draußen getreten und schlenderte an der Hafenpromenade entlang. Die See war ruhig, ein leichter Wind wehte und verteilte den Meeresgeruch in der ganzen Stadt. Seemöwen kreischten und staksten über die Holzplanken des Piers. Hinter ihm hielt ein Mann in seiner Arbeit inne. Er stellte die Kiste, die er gerade aus dem Lagerraum des Schiffes getragen hatte, auf den Boden ab und folgte Light.

»Hey du? Warte mal!« Light drehte sich um. Ein Mann in abgetragener Kleidung mit blonden Haaren, die mit einem Band im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden waren, kam auf ihn zu gelaufen. Er machte vor ihm halt und ließ seinen Blick an Light auf und ab wandern. Dabei war seinem Gesicht deutlich die Überraschung anzumerken. »Bist du einer der Bastarde?« Er zeigte auf Lights braune Haare. »Du siehst nicht wirklich japanisch aus, auch wenn du dich so kleidest.«

Light hatte keine Ahnung, was der Mann von ihm wollte. Neben Englisch konnte er noch Chinesisch. Portugiesisch hatte er nie gelernt, da er bis jetzt darin keinen Vorteil gesehen hatte. Doch der Akzent des Mannes erinnerte ihn an ein anderes Land.

»Are you from England?«, fragte er. [Bist du aus England?]

Die Augen des Mannes wurden groß. Seine Mundwinkel wanderten in die Höhe und er fing freudig an zu lachen. Er packte Light brüderlich, mit festem Griff, an der Schulter. Innerlich zuckte Light zusammen, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken.

»Haha! I can't believe it. You're really one of those notorious bastards. So, where's your father? Is he still in the country or already back in England?« [Haha! Ich kann es nicht glauben. Du bist wirklich einer dieser berüchtigten Bastarde. So, wo ist dein Vater? Ist er noch im Land oder schon zurück in England?]

Light hatte Probleme das Englisch des Mannes zu verstehen. Er sprach ein veraltetes Englisch. Manche der Wörter wurden in seiner Zeit nicht mehr oder abgewandelt verwendet, dennoch hatte er den Inhalt verstanden. Er schlug die Hand von seiner Schulter, die immer noch dort lag und betrachtete den Mann verärgert.

»I'm neither a bastard nor am I half-japanese.« [Weder bin ich ein Bastard, noch bin ich zur Hälfte japanisch] Mit diesen Worten ließ er den Mann stehen, der ihn verdutzt hinterherblickte, und lief zu Sesshomaru und Rin zurück. Diese kamen gerade in Begleitung des portugiesischen Händlers aus dem Haus. Rin winkte ihm glücklich zu, unter ihrem Arm trug sie ein kleines Päckchen.

»Hey wait! I don't understand.« [Hey warte! Ich verstehe nicht] Der Mann war Light nachgelaufen und griff nach Lights Arm. Light wurde grob zurückgezogen.

Wütend drehte Light sich um, seine Hand lag auf dem Griff seines Katanas. Doch anstatt den Mann zu erblicken, erfüllte weißes langes Haar sein Sichtfeld. Sesshoumaru stand vor ihm. Die spitze von Bakusaiga bohrte sich von unten in das Kinn des Mannes und drückte seinen Kopf nach hinten. Ein kleines Rinnsal an Blut hatte sich gebildet und lief über dessen Adamsapfel nach unten. Es verfärbte den Saum seines weißen Hemdes rot.

Der Mann hielt seine Arme beschwichtigend vor sich in die Höhe. »Easy, easy there! Sorry if I touched your precious boy.« [Vorsicht, Vorsicht hier! Entschuldigung wenn ich deinen kostbaren Jungen berührt habe] Der Engländer entgegnete Sesshoumarus eisernen Blick mit einem schiefen Grinsen, dann sah er zu Light hinüber. »Well, I can understand that he fucks you, lad. You got quite the look.« [Nun, ich kann verstehen, dass er dich fickt, Bursche. Am Aussehen mangelt's nicht.]

Sesshoumaru knurrte, unternahm weiter aber nichts. Dass der Lord des Westens keine Skrupel hatte zu töten, wusste Light. Der Engländer konnte sich glücklich schätzen, dass Rin anwesend war. Die Beleidigung des Mannes würde Light jedoch nicht einfach so hinnehmen. Er schnellte an Sesshoumaru vorbei, holte aus und schlug dem Mann seine Faust ins Gesicht. Ein weiterer Schlag mit seiner Schwertscheide in dessen Bauch und der Engländer krümmte sich auf dem Boden.

Light schnaubte verächtlich, dann drehte er sich um und lief an einer erschrockenen Rin und einem nachdenklich wirkenden Portugiesen vorbei. Sesshoumarus Augen verfolgten ihn, als er sich von der Gruppe entfernte. Sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos. Niemand hätte sagen können, was der Lord des Westens, in diesem Augenblick dachte.

Light und Rin saßen um ein Lagerfeuer und brieten Fische an Stecken aufgespießt, die Rin in einem nahe gelegenen Fluss gefangen hatte. Eins musste Light ihr lassen, sie wusste, wie man im Freien überlebte. Rin hatte das Päckchen geöffnet und betrachtete sich im Spiegel. Mit dem Kamm begann sie, ihr langes schwarzes Haar zu kämmen. Light beobachtete sie dabei. Ihr faszinierender Gesichtsausdruck gab ihm die Gewissheit, dass es der erste Spiegel war, den sie je in der Hand gehalten hatte. Ganz verträumt starrte sie ihr Spiegelbild an und gab hin und wieder ein leises Seufzen von sich.

»Findet Ihr, das ich schön aussehe?« Sie sah plötzlich auf und blickte über die Flammen zu Light hinüber.

Light betrachtete ihr rundes, unschuldig dreinblickendes Gesicht. Ihr glänzendes, glattes Haar, ihre zierliche Gestalt und den teuren, formellen Kimono, den sie trug. Normalerweise trug man diese Art von Kimono nur bei besonderen Festlichkeiten, ansonsten bevorzugte man den Yukata. Er war gegenüber dem Kimono schlichter in Farbe, Muster und Material. Auch hatte man in einem Yukata mehr Bewegungsfreiheit, da er hingegen zum Kimono keinen Unterkimono besaß.

Light wusste über Kohaku Bescheid, der Junge, der in dem Herzen des Mädchens einen besonderen Platz eingenommen hatte. Womöglich stellte sie sich eine gemeinsame Zukunft mit dem Dämonenjäger vor und vergaß ganz dabei, was es bedeutete die Adoptivtochter vom Daiyokai des Westens zu sein. Selbst als nicht leibliche Tochter von Sesshoumaru, war ihr Status gleichzusetzen mit einer Prinzessin. Sesshoumaru würde für sie einen passenden Ehemann suchen, und Light war sich sicher, dass die Wahl dabei nicht auf den Jungen fiel.

Light setzte ein charmant wirkendes Lächeln auf. »Ein Mann müsste blind sein, um nicht sehen zu können, was für eine Schönheit du bist.«

Rins Wangen verfärbten sich augenblicklich in ein zartes rot. Verlegen fuhr sie mit ihrer Hand durch das Haar und schob es hinter ihr Ohr. Stumm griff sie nach einem durchgebratenen Fisch und fing an zu essen. Light musste noch etwas warten, bevor auch er einen Fisch vom Feuer nehmen konnte. Nachdem sie alle Fische verspeist hatten, legte sich Rin zum Schlafen nieder. Light hingegen stand auf und lief an Ah-Uhn vorbei, dessen rechter Kopf sich leicht anhob und ihm schläfrig nachsah, als er im Wald verschwand, um neues Feuerholz zu holen.

Das Laub knirschte unter seinen Füßen. Light fing an, Äste zu sammeln, was sich im Dunkeln als nicht gerade einfach herausstellte. Während er den Boden nach brauchbaren, trockenen Ästen absuchte, horchte er derweil nach verräterischen Geräuschen. Zwar war Sesshoumaru in der Nähe, dennoch würde Light wachsam bleiben. Wenn es um seine Sicherheit ging, dann würde er sich nicht allein auf den Lord des Westens verlassen. Light hatte einen Arm voll und war dabei umzukehren, als er das Rascheln von Stoff hinter sich hörte. Sofort fing sein Herz schneller an zu schlagen. Er drehte sich um und atmete erleichtert aus. Sesshoumaru stand vor ihm. Seine weiße Kleidung und sein weißes Haar leuchteten gespenstisch im schwachen Licht des Mondes.

»Ihr seid es.«

»Es sind keine Yokais in der Nähe«, erwiderte Sesshoumaru und näherte sich Light.

Lights menschliche Instinkte drängten ihn dazu, vor dem Dämon zurückzuweichen, er blieb jedoch mit durchgestrecktem Rückgrat und leicht gehobenen Kinn stehen. Dabei hielt er Sesshoumarus goldenen Augen stand, die sich in seine bohrten. Der Daiyokai lief an ihm vorbei. Seine Hand strich durch Lights Haare.

»Kommt, es gibt eine heiße Quelle in der Nähe. Ihr riecht.«

Light, der sehr auf sein äußeres Wert legte, war sich sicher, dass er nicht roch. Doch er wusste auch, wie gut die Nase eines Hundedämons sein konnte. Es war nicht schwer, die heiße Quelle ausfindig zu machen, wenn man dem penetranten Gestank von Schwefel folgte. Sie kamen an einem Fluss an über dem Dampfschwaden hingen. Das Wasser hatte über die Jahrhunderte einzelne Becken geformt, die miteinander verbunden waren. Perfekt um sich in eines dieser Becken hineinzulegen und seine müden Muskeln zu entspannen. Light legte das Feuerholz neben eines dieser Becken ab und fing an, aus seiner Kleidung zu schlüpfen. Fein säuberlich zusammengefaltet fand seine Kleidung ihren Platz auf einem umgefallenen Baumstamm. Light watete vorsichtig in das heiße Wasser, ließ sich sinken und setzte sich auf einen Stein gegenüber von Sesshoumaru.

»Habt Ihr die Dokumente fertig, um die Euch Keisuke-san gebeten hat?«

Light nickte. »Ich habe sie ihm gestern überreicht.« Light hatte zwei Wochen lang die Grundrisse des Schlosses studiert. Er hatte Schwachstellen vermerkt sowie Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet. Keisuke, Sesshoumarus General, hatte ihn darum gebeten. Es war mittlerweile im Schloss bekannt, dass Light für einen Menschen überdurchschnittlich schlau und begabt war.

»Kommt her.« Sesshomaru winkte ihn zu sich, doch Light blieb wo er war und erwiderte den Befehl stattdessen mit einem Lächeln, bei dem jede Frau weiche Knie bekommen hätte. Auf den Dämon hatte es keine Wirkung.

»Wie wäre es mit einer Herausforderung?«, sagte Light. Sein aufgesetztes Lächeln wurde breiter.

Sesshoumaru hob fragend eine Augenbraue. »Und die wäre?«

»Ein Rennen. Eure dämonische Stärke gegen meinen Verstand. Was haltet Ihr davon Sesshoumaru-sama? Morgen, nachdem Rin-chan wieder zurück im Dorf ist, gebt Ihr mir einen Vorsprung. Ich werde die Richtung zu Eurem Schloss einschlagen und Ihr müsst mich fangen, bevor ich es erreicht habe. «

Für einen Moment hatte Light den Eindruck, dass Sesshoumarus Dämon zum Vorschein kam, doch in dem schwachen Licht und mit seinen menschlichen Augen, könnte es genau so gut seine Einbildung gewesen sein.

»Und Ihr denkt, dass Ihr selbst mit Eurem brillanten Verstand eine Chance gegen mich habt?«

Light zuckte mit den Schultern und lehnte sich gegen einen Felsen. »Nun, ich weiß mittlerweile so einiges über Yokais.«

Sesshoumaru schwamm zu ihm hinüber und ragte über ihn auf. Light betrachtete seinen durchtrainierten und makellosen Körper. Sein langes Haar trieb auf dem Wasser und kitzelte Lights Arme und Brust. Sesshoumaru beugte sie zu ihm hinab.

»Und was bekomme ich, wenn ich Euch fange, bevor Ihr mein Schloss erreicht?«

»Ihr ...«, Light hielt inne, als Sesshoumaru sich seinem Gesicht noch weiter näherte. »Ihr bekommt mich«, sagte er schließlich.

Sesshomarus Mundwinkel verzogen sich kaum, doch Light meinte ein kleines Lächeln zu sehen.

»Light Yagami, rebelliert Ihr? Was Ihr mir anbietet, habe ich schon lange bekommen.« Damit überwand Sesshomaru die letzten Zentimeter und umschloss Lights Mund mit seinem. Sesshoumaru drückte Lights Körper gegen den Felsen hinter ihm und lieferte sich einen Kampf mit dessen Zunge.

Light krallten sich für einen besseren Halt an Sesshoumarus Körper fest. Er versuchte die Oberhand zu gewinnen, was Sesshoumarus Dämon mit einem tiefen Knurren kommentierte und ihn noch fester gegen den Felsen presste. Light stöhnte in den Mund des anderen. Er würde es zwar niemals zugeben, aber die Aura von Macht und Dominanz, die Sesshoumaru umgab, wirkte auf Light äußerst erregend. Sein Glied war hart und aufgerichtet und berührte Sesshoumarus, der genau so erregt war wie Light selbst. Das Verlangen von Sesshoumaru genommen zu werden, steigerte sich mit jeder Sekunde, doch sollte er seinem Verlangen nachgeben, dann wäre sein ganzer Plan zunichte.

Light riss sich los und vergrub seinen Kopf in Sesshoumarus Halsbeuge. Er zog Sesshoumarus Geruch begierig in seine Nase auf. Der Daiyokai roch für Light nach Wald, Tannennadeln und Harz. Er trug einen sehr männlichen Geruch an sich. »Wenn wir heute miteinander schlafen, wo bleibt dann der Spaß für wenn Ihr mich gefangen habt? Natürlich nur, wenn ich Euch nicht vorher überlistet habe und als erster im Schloss ankomme.«

»Hn. Und was will Light-san, sollte er der Sieger sein?«

»Dass Ihr mir helft einen Weg zurück in meine Zeit zu finden.« Light wusste, was seine Worte bewirken würden und er hatte recht. Sesshoumaru versteifte sich. Er schwamm von Light fort und stieg wortlos aus dem Becken. Light konnte Sesshoumarus Erektion sehen. Der Dämon ignorierte sie und zog sich wieder an. Er befestigte Bakusaiga an seiner Hüfte und kam am Rand des Beckens zum Stehen, von dort er aus, auf den immer noch im Wasser befindenden Light hinabblickte.

»Wieso scheint es mir so, als würdet Ihr gewinnen, ganz gleich, ob Ihr verliert oder nicht. Unter diesen Konditionen werde ich nicht einwilligen.«

Light runzelte die Stirn.

Sesshoumaru fuhr ohne Umschweife fort. »Werde ich gewinnen, Light Yagami, dann werdet Ihr Euer altes Leben vergessen und jegliche Gedanken an eine Rückkehr in Eure Zeit aufgeben. Die Person, die Ihr einst wart gibt es nicht mehr. Nur ein Narr lebt in seiner Vergangenheit. Euer Platz ist an meiner Seite. Ihr gehört zu meinem Haus und diesem alleine dient Ihr. Solltet Ihr einwilligen, dann bin ich bereit, Eure Herausforderung anzunehmen.«

Light stieß sich vom Felsen ab und stieg ebenfalls aus dem heißen Wasser. Er trat neben den Dämon und sah zu ihm hinauf. »Mit vergnügen«, antwortete er mit einem selbstsicheren Lächeln. Light zog sich unter Sesshoumarus wachsamen Augen an, trug das Holz zurück zum Lager und entfachte das Feuer neu, schließlich legte er sich neben Rin nieder zum Schlafen. Das Mädchen bemerkte ihn und kuschelte sich an seinen warmen Körper. Light ließ es geschehen. Er drehte sich auf den Rücken und beobachtete die Sterne über ihnen. Er gab zu, er spielte gefährlich, zu gefährlich. Doch dieser Plan konnte seine Erlösung sein. Ein Weg zurück in seine Welt. Er hatte Kira noch nicht aufgegeben. Niemand außer ihm wäre in der Lage, die neue Welt anzuführen, die er begonnen hatte zu erschaffen. Er wurde gebraucht. Die Menschen brauchten einen Beschützer vor Verbrechern, sie brauchten Kira. Verdammt sollte Ryuk sein! Wegen ihm und dieser Schatulle saß er hier fest.

Light schloss die Augen. Seine Fähigkeiten waren nicht das Problem, warum er bisher noch keinen Weg zurück in seine Zeit und vermutlich auch seine Welt gefunden hatte. Es war sein mangelndes Wissen. Er befand sich seit etwas über einem Jahr hier und obwohl er jede Menge Zeit in Sesshoumarus privaten Bibliothek verbrachte, war sein Wissen immer noch beschränkt. Der Daiyokai lebte seit mehreren Hundert Jahren. Light war sich sicher, mit der Hilfe von Sesshoumaru würde er einen Weg finden.

Am nächsten Tag flogen sie zurück zum Dorf. Inuyasha saß auf einem Baum und sprang hinunter, als er sie kommen sah. »Oi! Sesshoumaru, du bringst Rin-chan zurück.«

»Inuyasha-sama!«, rief Rin und rannte ihm entgegen. »Schau was mir Sesshoumaru-sama geschenkt hat.« Sie hielt ihm den Kamm sowie den Spiegel unter die Nase. »Wir waren bei den Portugiesen und Sesshoumaru-sama hat beides für mich gekauft.«

»Ihr wart bei den Portugiesen?« Inuyasha nahm den Kamm und betrachtete sich kurz im Spiegel »Keh! Sind das überhaupt echte Edelsteine?«

»Halbedelsteine«, korrigierte ihn Rin.

Inuyasha gab beides an Rin zurück. »Oi! Yagami! Dein Shinigami hat dich gesucht.«

»Wirklich? Wo ist er?« Light sah sich um, konnte Ryuk aber nirgendwo entdeckten.

»Keine Ahnung. Ich glaube, er hat irgendwas von einer besonderen Apfelwiese geredet, dann ist er davongeflogen.« Mit einem Mal zog Inuyasha scharf die Luft um Light ein. »Sesshoumaru!?« Er blickte seinen Halbbruder fragend an, dann verwandelte sich sein Gesicht in ein schadenfrohes Grinsen. »Ha! Wer hätte gedacht, dass der große, mächtige Sesshoumaru an einem Menschen interessiert ist.«

»Inuyasha, rede nicht über Dinge, die dich nichts angehen.«

Sofort verschränkte Inuyasha in einer abweisenden Haltung die Arme vor der Brust. »Du kannst mir meinen Mund nicht verbieten. Außerdem, wenn du nicht willst, dass ich dich darauf anspreche, dann sollte der Mensch vielleicht nicht nach dir riechen.«

»Moment mal!«, zischte Light und trat vor Inuyasha. »Ich habe gestern ein Bad genommen. Ich sollte nicht mehr nach ihm riechen.«

Inuyasha lachte vergnügt. »Sieht so aus, als dass ich mal mehr wüsste als du, Yagami. Sesshoumaru ist ein Daiyokai. Du kannst seinen Geruch nicht so einfach von dir abwaschen, vor allem nicht wenn du regelmäßig mit ihm schläfst. Tja, Pech gehabt. Jeder Yokai wird sofort wissen, dass du das Eigentum meines Bruders bist.«

Und zum Ersten Mal entglitten Light die Gesichtszüge. Ihm wurde es plötzlich schrecklich heiß am ganzen Körper. Er kam regelrecht ins Schwitzen. Wie hatte er diese Information nur übersehen können? Wieso war sie ihm entgangen? Damit sein Plan funktionierte, war es wichtig, dass er den Geruch des Daiyokais von sich waschen konnte. Ein großer Teil seines Erfolges beruhte darauf. Hatte er überhaupt noch eine Chance zu gewinnen? Er wusste, wie er seinen eigenen Geruch überdecken konnte, aber würde diese Methode auch mit dem Geruch von Sesshoumaru funktionieren? Bedeutete das, dass die Herausforderung schon verloren war, bevor sie überhaupt begonnen hatte?

Kurzerhand packte er Inuyasha am Kragen und zog ihn hinter sich her. »Ich gebe es ungern zu, aber ich brauche deine Hilfe.«

Inuyasha, der sich gerade loszureißen wollte, spitzte mit einem Mal neugierig die Ohren und ließ sich von Light hinter eine Hütte zerren.

»Meine Hilfe? Der allwissende Yagami braucht meine Hilfe?«, murmelte Inuyasha sichtlich überrascht. Sein Mund verzog sich zu einem selbstgefälligen Lächeln. »He ...und was bekomme ich für meine Hilfe?«

»Meinen Respekt«, antwortete Light schlicht.

Inuyasha schnaubte. »Meinst du, ich brauche deinen Respekt, Yagami? Meinst du, es ist mir wichtig, was du über mich denkst? Ich bin daran gewöhnt, dass Menschen und Yokais mich dafür verachten, dass ich ein Halbdämon bin. Auf einen mehr kommt es nicht an.«

»Dann wird es dich vielleicht überraschen zu hören, dass es mir gleich ist, ob du ein Halbdämon bist oder nicht. Was kümmert es mich.«

Inuyashas abweisende Haltung lockerte sich ein wenig. Er fing verwirrt an zu stammeln »Aber …aber wenn das nicht der Grund ist, warum behandelst du mich dann jedes Mal so, als wäre ich unwürdig mich nur in deiner Gegenwart aufzuhalten?«

Lights Antwort drauf war simple. Inuyasha war in seinen Augen ein Idiot. Er sprach, ohne vorher über seine Worte nachzudenken. Er rannte in jeden Kampf, ohne seinen Verstand zu benutzen, und wedelte mit seinem Schwert unkoordiniert in der Luft herum. Er war aufbrausend, taktlos und hatte seine Emotionen nicht unter Kontrolle. Er war alles, was Light nicht ausstehen konnte.

»Ich habe kein Problem mit dir, Inuyasha« Die Lüge kam ohne Probleme von seinen Lippen. Light nutzte seine schauspielerischen Fähigkeiten. »Aber ich gebe zu, dass ich dir oft nicht den Respekt gezollt habe, den du verdient hättest.« Plötzlich streckte Light seine Hand in die Richtung des Halbdämons und strahlte ihn währenddessen warmherzig an. »Wie wäre es, lass es uns noch einmal versuchen.«

Inuyasha brummte unverständliche Worte in sich hinein. Er zögerte auffällig lange. Lights Lächeln kam jedoch nicht ins Straucheln und schließlich packte der Halbdämon Lights Hand in einen kurzen festen Griff.

»Also, was willst du wissen und mach es schnell, ich hab nicht unendlich viel Zeit.«

Na endlich, dachte Light. »Ich möchte wissen, wie ich den Geruch eines Daiyokais von mir bekomme?«

»Darum geht es also.« Inuyasha blickte sich verstohlen um. Light bekam den Eindruck, dass er nach seinem Bruder Ausschau hielt. Als er ihn nicht sehen konnte, wandte er sich wieder Light zu und kam näher.

»Hör zu, Yagami.« Seine Stimme war gesenkt. »Es gibt nicht viele Möglichkeiten. Du kannst dich absofort von meinem Bruder fernhalten, dann wird sein Geruch in mehreren Monaten verflogen sein.«

»Mehrere Monate«, raunte Light. »Solange habe ich nicht Zeit.«

»Du kannst mit einem anderen Daiyokai schlafen,« Inuyasha brach an dieser Stelle ab, als er den missbilligenden Blick von Light auf sich spürte. »Ok, hab schon verstanden. Hmm, lass mich überlegen. Eine Miko könnte deinen Körper von dem Youki meines Bruders reinigen. Wenn doch nur Kagome hier wäre.«

»Was noch?« Light ignorierte Inuyashas plötzliche Melancholie. Er wusste, dass die junge Miko, namens Kagome, seit über zwei Jahren verschwunden war. Er wusste auch, was sie für den Halbdämon bedeutete.

»Miroku! Natürlich! Miroku wird dir helfen können, schließlich ist er ein Mönch. Du hast Glück, dass Sesshoumaru dich nicht als Gefährte gekennzeichnet hat.« Inuyasha deutete Light an, ihm zu folgen. Er lief einen Hügel hinauf, der zu Mirokus und Sangos Hütte führte, welches sie mit ihren drei Kindern bewohnten. »Sei vorsichtig, Yagami. Es ist schon äußerst sonderbar, dass Sesshoumaru mit einem Menschen intim wird. Du musst etwas an dir haben, was meinen Bruder beeindruckt. Vielleicht ist es nur dein Verstand, aber sei gewarnt, denn wenn er dich jemals zu seinem Gefährten machen sollte, dann hast du seinen Geruch für die Ewigkeit an dir und das lässt sich nicht mehr beheben. Dann gehörst du wirklich ihm.«

»Keine Sorge. Das wird niemals geschehen.«

Inuyasha schielte zu dem Menschen hinüber, ließ es aber sein, ihn darauf hinzuweisen, dass Sesshoumaru bisher alles bekommen hatte was er wollte. Naja, fast alles. Tessaiga war ihm immer verwehrt geblieben.

Befreit von Sesshoumarus Youki und somit auch von seinem Geruch, steuerte Light auf den Waldrand zu. Ah-Uhn lag in der Sonne und schlief. Der Lord des Westens lehnte an einem Baum mit geschlossenen Augen, die er aufschlug, als Light sich ihm näherte. Mit einem Mal stand er knurrend vor ihm. Light stolperte erschrocken zurück, bekam seine Fassung aber sogleich wieder unter Kontrolle und fuhr sich verärgert durch die Haare.

»Was habt Ihr gemacht!«, knurrte Sesshoumaru. Er umschloss Lights Kinn mit seiner Hand und zog seinen Kopf schmerzlich nach oben, sodass Light gezwungen wurde, in die erzürnten Augen des Daiyokais zu blicken. Kleine rote Äderchen hatten sich darin gebildet und die sonst goldenen Pupillen schimmerten rötlich.

Light erwiderte seinen Blick trotzig. »Wie kann ich eine Chance haben gegen Euch zu gewinnen, wenn Ihr einfach Eurem eigenem Geruch folgen könnt.«

Sesshoumaru musterte Light für einen Moment, dann ließ er ihn abrupt los. »Mein Geruch an Eurem Körper, Yagami, ist ein Warnsignal an alle Yokais, sich von Euch fernzuhalten. Nun, da Ihr die Dreistigkeit besessen habt ihn zu entfernen, werdet Ihr nicht alleine zum Schloss zurückkehren. Ihr reist mit mir.«

»Nein.« Light riss sich los und brachte Abstand zwischen sie beide »Nein, das werde ich nicht. Ihr habt meine Herausforderung angenommen. Ihr könnt Eurer Wort nicht zurücknehmen, Yokai!«

Zu schnell, als dass Lights Augen den Bewegungen folgen konnten, schnellte Sesshoumaru nach vorne. Er spürte wie eine Hand sich um seinen Hals legte und er im nächsten Moment auf der Erde lag. Sesshoumaru kauerte über ihm. »Ich kann tun und lassen was ich will. Und ich kann Euch Befehle erteilen, Ningen, und Ihr werdet sie befolgen.«

Light wurde wütend. Dieses Rennen musste stattfinden. Er hatte keine Zeit sich mit Sesshoumarus Sorgen um ihn oder seiner Arroganz herumzuschlagen. »Lasst mich aufstehen«, krächzte er. Light wollte aus dieser erniedrigenden Position entkommen. Er hasste es, wenn ihn Sesshoumaru zwang, sich ihm zu unterwerfen. Seine Dominanz konnte zwar anziehend für Light sein, doch im Moment war sie eher erstickend.

Sesshoumaru genoss seine Position, dann jedoch beugte er sich zu Lights Ohr hinab und flüsterte: »Lauft Yagami, lauft so schnell Euch Eure Menschenfüße tragen könnt, denn ich werde Euch einfangen kommen und dann werde ich Euren Körper und Eure Seele schänden. Ihr werdet mir gehören. Mir alleine«

Sesshoumaru ließ von ihm ab und Light fackelte nicht lange. Er rappelte sich auf und rannte davon. Es war ihm egal, aus welchem Grund der Daiyokai seine Meinung plötzlich geändert hatte. Das Rennen hatte begonnen und das allein zählte.

Kaum war er zwischen den Bäumen verschwunden, schälte sich eine Gestalt aus dem Schatten und kniete hinter Sesshoumaru nieder. Es war ein Dämon mit kurzen roten Haaren, einem jung wirkenden Gesicht sowie spitzen Ohren. Seine Kleidung war in schwarz und rot Tönen gehalten. An der Hüfte trug er ein langes, dünnes Schwert. Sesshoumaru drehte sich nicht zu ihm um.

»Ihr wisst was zu tun ist?«

»Hai«, antwortete der Dämon hinter ihm.

»Gut, dann folgt ihm jetzt.«

Der Dämon nickte und war im nächsten Moment auch schon verschwunden. Sesshoumaru setzte sich auf einen Stein und wartete. Er wollte seinem Menschen einen Vorsprung von einem halben Tag geben. Seine dämonische Seite regte sich ungeduldig in ihm. Sie wollte nicht abwarten, sondern gleich auf Jagd gehen. Er konnte es ihr nicht verübeln. Die Beute, die sie erwartete, würde äußerst köstlich schmecken.