... und elend sei der Weg ins Glück
(Fortsetzung der Story „Abschied")
Auf Wunsch meiner lieben Leser der Story „Abschied" nach einer Fortsetzung habe ich all meine Fantasien zusammengekratzt und hoffe, euch auch mit den nächsten Kapiteln wieder Kurzweil, Unterhaltung, Humor und Spannung zu bieten und natürlich wieder unseren unübertroffenen – Severus Snape.
Es sei an dieser Stelle noch einmal J.K. Rowling gedankt, deren wunderbarer Fantasie die Personen und Orte entsprungen sind, die ich mir hier gerne noch einmal ausleihen möchte. Außer den Feedbacks (die doch zahlreich kommen möchten), verdiene ich an dieser Story nichts. Alles nur aus Spaß an der Freude.
Doch nun lasst uns auf die Suche gehen nach Professor Severus Snape und seiner ehemaligen Praktikantin, Dianea Baxter.
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...2 Jahre später...
Stille lag über der Stadt.
Die Nacht hatte alles fest eingehüllt in ihre blau – schwarze Decke und nur vereinzelt drang ein schwacher Lichtstreifen durch die Finsternis.
Auch in St. Mungo, dem Krankenhaus für magische Krankheiten und Verletzungen,
war alles ruhig und friedlich, lagen fast alle Zimmer in einer beruhigenden, heilenden Dunkelheit und selbst die Flure waren nur spärlich erleuchtet.
Ab und an huschte eine flinke Gestalt in einem langen Kittel durch die Gänge, um nach den Patienten zu sehen, die auch in dieser Nacht keine Ruhe fanden.
Gequält von Sorgen und Schmerz, Ängsten und Einsamkeit, suchten diese armen Seelen Trost und Halt, eine warme Hand, die sie sicher durch die Nacht führte.
Im Erdgeschoss, der Station für Utensilien – Unglücke, lag ganz am Ende des Flures das Zimmer 321.
321 – Für besonders schwere und hoffnungslose Fälle.
Das Zimmer, in dem man Abschied nahm vom Leben, von demjenigen der sich schon halb auf die Reise gemacht hatte in eine bessere Welt.
Oft gab es nicht mehr als nur noch ein Händehalten, das Erträglichmachen der Schmerzen und das Trocknen der Tränen.
Sanftes Licht erfüllte den Raum, gerade ausreichend, um die Umrisse der Gestalt auf dem Bett erkennen zu lassen. Völlig apathisch lag sie in den Kissen, das Gesicht weißer als das Laken auf dem sie ruhte. Kraftlos lagen die Hände neben dem Körper, als gehörten sie schon längst nicht mehr dazu, als hätten sie schon vergessen, wozu sie einmal fähig waren. Schwarzer Grind bedeckte die Haut an Händen und dem Gesicht und unter der Bettdecke zeichnete sich ein ausgemergelter Körper ab.
Erschüttert stand die Nachtschwester am Bett und lauschte auf die unregelmäßige und flache Atmung, die nur von vereinzelten Schmerzensseufzern unterbrochen wurde.
Das Zimmer war spärlich eingerichtet, doch hier brauchte niemand mehr viel Komfort.
Ein Bett und ein Nachtschrank bildeten fast das gesamte Mobilar, ausgenommen ein Stuhl unter dem künstlichen Fenster für Besucher des Patienten.
Doch dieser Patient erhielt nicht viel Besuch. Seit drei Tagen lag er unverändert in diesem Raum und außer einer alten verbitterten Hexe, die täglich zur selben Zeit erschien, kam niemand um sich nach ihm zu erkundigen.
Ein erneuter Seufzer ließ die Pflegeschwester aufhorchen, doch noch immer war keine Regung zu erkennen. Kleine Schweißperlen lagen auf der Stirn des Patienten und so entnahm sie mit geübten Griffen aus einer mit Wasser gefüllten Schale ein Tuch und tupfte vorsichtig über das Gesicht. Das Stöhnen wurde lauter und die Schwester ahnte, welche Schmerzen in diesem Moment den geschundenen Körper durchrasten. Noch einmal frischte sie das Tuch auf und legte es behutsam auf die Stirn des Patienten, die wie alles andere auch, mit diesem schrecklichen schwarzen Grind bedeckt war.
Eine Welle des Mitleids durchflutete die junge Frau in diesem Moment, obwohl sie wusste, das Mitleid in ihrem Beruf nichts half, sondern allerhöchstens ihre Seele krank machte.
Leise verließ sie das Zimmer und atmete vor der Tür tief durch.
Ein Blick zur Uhr verriet ihr, dass es gerade kurz nach Mitternacht war, also lag der ersehnte Feierabend in noch weiter Ferne.
Im Schwesternzimmer brannte nur eine kleine Leuchte auf dem Schreibtisch, doch sie zeigte gnadenlos die viele Arbeit, die noch auf die Nachtschwester wartete. Stapel von Krankenakten mussten nachgetragen werden, Medikationen geändert und das Befinden der Patienten während der Nacht dokumentiert werden.
Aufseufzend ließ sich die junge Frau in den Stuhl fallen und streifte die Schuhe von den Füßen.
Ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht., fuhr es ihr durch den Sinn und so zückte sie ihren Zauberstab und schon bald zog der Duft nach frischem Kaffee durch den Gang.
Fast wäre der jungen Frau die Tasse aus den Händen geglitten, als sich zwei starke Arme um ihre Taille schlangen und ein Mund heiß eine Spur an ihrem Hals hinterließ.
„Na mein Täubchen, kleine Pause?", gurrte eine Stimme.
„Gilmore, musst du mich so erschrecken?", schimpfte sie lachend.
Schuldbewusst senkte der Gescholtene den Kopf. „Es roch halt so gut nach Kaffee."
Gilmore Salomonis war Heiler im St. Mungo und in dieser Nacht Bereitschaftsdienst für Notfälle. Die kleine Nachtschwester war seine heimliche Flamme und gerne stattete er ihr in ruhigen Nächten einen Besuch ab.
„Erzähl, Mirna, wie geht es unserem Sorgenpatienten? Schon eine Änderung eingetreten?", dabei schlürfte er genüsslich den heißen Kaffee.
„Dann wärst du doch sicherlich der Erste, der darüber informiert würde.", meinte Mirna und lächelte ihn sanft an.
Dieses Lächeln brachte den Mann zum Schmelzen und hastig stellte er den Becher ab, zog die junge Frau aus ihrem Stuhl und presste sie in seine Arme. Leidenschaftlich trafen sich ihre Lippen, als ein Sensor ansprang und ein magisches Licht zu leuchten begann. Rot und unheilvoll schwebte es fast über dem Schreibtisch und ließ einen durchdringenden Warnton hören. Das rote Licht formte die Zahl – 321.
Nur Sekunden schauten sich die Beiden an, als sie auch schon begannen zu rennen.
Sie wussten, hier konnte es um Leben oder Tod gehen, und Mirna war froh, in diesem Moment genau die richtige Person an ihrer Seite zu haben.
Vor diesen Situationen hatte sie regelmäßig Angst, das Erklingen der Warnsirene und das Aufleuchten der Zimmernummer 321.
Einmal musste sie hilflos zusehen, wie ein Patient starb. Etwas zu wissen ist die eine Seite, es zu erleben die andere. Seit dieser Zeit betete sie in jeder Nachtschicht, das Zimmer möge unbelegt sein.
Noch ehe Mirna den Raum erreichte, hatte Gilmore bereits den Zauberstab gezogen und begonnen, den Patienten vor dem Erstickungstod zu bewahren. Wohl gewählte Heilsprüche und ein schnell verabreichter Trank ließen den Patienten bald wieder ruhiger atmen.
„Das war sehr knapp.", kommentierte der Heiler nur sein Handeln, als er die Tränen von Mirna sah.
„Wir haben es doch geschafft, Mädchen. Für heute jedenfalls.", flüsterte er und nahm sie in die Arme.
„Durch die viele verbrannte Haut bekommt der Körper zu wenig Sauerstoff und die Lunge hatte auch ihren Teil abbekommen. Ein Wunder, dass er es überhaupt schon drei Tage geschafft hat."
Gilmore schüttelte ungläubig den Kopf. „Einen verdammt harten Lebenswillen scheint unser Patient hier zu haben."
Plötzlich schrie Mirna laut auf.
„Gilmore. Schnell."
Der Heiler reagierte sofort und sah, wie sich eine Hand des Patienten an Mirna festklammerte und sich die gesamte Gestalt verkrampfte.
Röchelnd kam ein einziges Wort über die vergrindeten Lippen:
„Ster - ben!!"
Tränen schossen der jungen Frau aus den Augen, als sie die Hand löste und behutsam auf die Bettdecke legte. Blut quoll unter dem Grind hervor, der an verschiedenen Stellen aufgerissen war.
Ein leises Stöhnen drang noch einmal aus der Brust, dann war nichts mehr zu hören außer dem unruhigen flachen Atem des Patienten.
„Armer Kerl.", flüsterte Mirna betroffen und Gilmore nickte. „Ja, für ihn wäre der Tod eine Erlösung."
Mit einem letzten Zauberspruch setzte der Heiler den Patienten in einen künstlichen Tiefschlaf und sorgte für eine permanente Risikoüberwachung.
So schnell gab er nicht auf, sah der Fall im Moment auch aus als wäre er ohne jede Hoffnung.
Bedächtig schloss die Schwester die Tür des Krankenzimmers hinter sich und betete, die Nacht möge schnell vergehen.
„Na, wie war dein Wochenende?", begrüßte Mirna müde lächelnd ihre Kollegin, die frisch ausgeruht durch die Tür trat.
„Eigentlich wie immer, viel schlafen und etwas lernen.", antwortete die Angesprochene fröhlich.
Mirna grinste schief. „Könnte man glatt neidisch werden. Doch ich werde bestimmt die nächsten zwei Tage auch nur noch schlafen."
„Ach ja??", neckte ihre Kollegin. „Und was wird Gilmore dazu sagen?"
„Na erst mal Guten Morgen.", tönte es von der Tür her und beide Frauen fuhren erschrocken herum.
Der junge Heiler blickte lächelnd von einer zur anderen und meinte theatralisch:
„Wenn ich mich nur entscheiden könnte:", und seufzte.
Mirna drohte ihm mit dem Finger.
„Kommst du dann, mein Täubchen?", fragte Gilmore in Mirnas Richtung.
„Ja. Nur noch schnell die Übergabe und dann komm ich.", antwortete diese.
Lächelnd wandte sich Mirna an ihre Kollegin.
„Na dann aufgemerkt, meine liebe Dianea. Das Wochenende brachte eigentlich nichts besonders neues, außer unseren Sorgenpatienten in Zimmer 321."
„Zimmer 321 ist wieder belegt?", flüsterte Dianea erschrocken. „Was ist es dieses Mal?"
Mirna wurde ernst und reichte der jungen Medihexe ein Klemmbrett mit der Krankenakte.
„Kesselexplosion, schwere Verbrennungen des gesamten Oberkörpers mit Grindbildung an Armen und Gesicht, schwere Schnittverletzungen an Beinen, akute Unterversorgung des gesamten Organismus, Schädigung der Lunge durch innere Verbrennungen, diverse Knochenbrüche an Rippen, Armen und Beinen, Schädigung des Körpers durch Anwendung des „Cruciatus – Fluches", hoher Blutverlust..."
Dianeas Stimme erstarb. Ihr Blick fiel auf das Datum der Einlieferung: Freitag, der...
„Seit drei Tagen überlebt dieser Patient bereits solche Verletzungen?", meinte sie ungläubig.
„Gilmore meint, er habe einen starken Lebenswillen. Anders kann er es sich auch nicht erklären. Letzte Nacht versagte fast die Lunge und Gilmore konnte ihn in letzter Sekunde retten.", erstattete Mirna kurz Bericht.
Während ihrer Unterhaltung waren beide Frauen in Richtung Zimmer 321 gelaufen und standen nun plötzlich vor der Tür. Zaghaft öffnete Mirna und ließ der Medihexe den Vortritt. Sie selbst war „nur" Krankenschwester, doch Dianea stand auf der medizinischen Leiter ein Stück über ihr, sie war Medihexe, einer Vorstufe zur Heilerin. Trotzdem war Dianea eine liebe einfache und unkomplizierte Kollegin, mit der jeder gut auskam.
Mit dem Klemmbrett in der Hand trat Dianea langsam an das Bett und warf einen ersten Blick auf den Patienten. Sie konnte ihr Erschrecken kaum verbergen, als sie das entstellte und mit schwarzem Grind bedeckte Gesicht auf den Kissen sah.
„Schwarze Magie.", stellte die junge Medihexe leise fest. „Was meinte Gilmore, besteht Hoffnung auf Heilung?"
Mirna schüttelte langsam den Kopf.
„Wie alt ist er eigentlich?", fragte Dianea mehr zu sich selbst und schaute auf das Krankenblatt. „Mein Gott, gerade mal 46 Jahre alt.", flüsterte sie erschüttert.
Ihr Blick ging zurück zum Bett, streifte die hagere Gestalt unter der Bettdecke und die blutigen grindigen Hände, weiter über das kaum zu erkennende Gesicht und blieb schließlich hängen an dem Haar, das sich wie ein Fächer über dem Kissen ausbreitete. Schulterlang, etwas fettig und unordentlich lag es da und schimmerte blauschwarz. Einige silberne Fäden durchzogen es geheimnisvoll und deuteten auf Lebenserfahrung , aber auch Schmerz und Kummer.
Dianeas Hand begann zu zittern und Erinnerungen stiegen in ihr auf, Erinnerungen an eben solches Haar, jedoch ohne die grauen Strähnen und schnell schüttelte sie die Gedanken von sich ab.
Leise öffnete sich die Tür und Gilmore trat ein.
„Bist du dann soweit, Mirna?", flüsterte er und trat zu Dianea heran.
„Schlimmer Fall.", meinte er an die Medihexe gewandt. „Sieht kaum nach Heilung aus. Dass er überhaupt solange...", abrupt brach er ab, als er Dianeas Ausdruck auf dem Gesicht sah. Ihr Blick lag auf dem Klemmbrett wie festgenagelt und tonlos murmelte sie immer nur:
„Severus Snape. Es ist Severus Snape. Severus...", und mit einem Aufschluchzen brach sie zusammen.
Erschrocken fing Gilmore die leichte Gestalt auf und blickte fragend zu Mirna, doch diese konnte nur hilflos mit den Schultern zucken.
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Dianea schaute verwirrt auf das besorgte Gesicht ihrer Kollegin Mirna.
„Was ist los? Warum liege ich...,Severus!!!!!!!!!!!!"
Mit einem Aufschrei sprang die junge Medihexe von der Liege, auf die sie Gilmore nach ihrem Zusammenbruch gelegt hatte und blickte sich wie gehetzt um.
Der Heiler trat an ihre Seite und nahm sie behutsam in seine Arme. Währenddessen rührte die Krankenschwester einen Trank zusammen und reichte ihn Gilmore.
„Hier, trink das, Dianea. Dann geht es besser.", und damit hielt er der Medihexe das Glas hin. Mit zitternden Händen trank Dianea gehorsam die Medizin und reichte Mirna das leere Glas zurück.
Ein splitterndes Geräusch und das Glas zerschellte am Boden.
„Tut mir leid.", flüsterte Dianea erschrocken.
„So, nun setzt du dich noch einmal hier hin und erzählst uns mal genau, was los ist. Wir verstehen nämlich leider überhaupt nichts, weder deinen Zusammenbruch noch deine Nervosität und dein Zittern. Wir wollen nicht neugierig sein, sondern dir versuchen zu helfen.", rigoros packte Gilmore die junge Frau, setzte sie auf die Liege und sorgte für einen Stuhl für sich und Mirna.
Erwartungsvoll schauten Beide auf die Medihexe.
Doch Dianea war zu aufgewühlt, um zu wissen wo sie beginnen sollte.
„Kennst du unseren Patienten?", wollte Mirna wissen.
Dianea nickte.
„Wie gut?", hakte der Heiler nach.
„Ich liebte ihn.", murmelte Dianea.
Nun war es an Mirna und Gilmore, überrascht und fassungslos auszusehen.
„Nun musst du uns aber wirklich alles erzählen.", drängte die Krankenschwester atemlos und so begann Dianea zu berichten.
Von ihrem Praktikum in Hogwarts und einige Einzelheiten, wie sie Prof. Snape kennenlernte und später auch liebte. Von Irrungen und Wirrungen und ihrem traurigen Abschied von der Zauberschule und dem Professor. Auch den Brief im Zug ließ sie nicht unerwähnt.
„Aber leider spielte uns das Schicksal wohl einen Streich. Ich schrieb endlos Briefe, auf die ich nie eine Antwort erhielt und eines Tages gab ich auf. Da ich keine Hoffnung auf eine Stelle als Zaubertranklehrerin hatte, schulte ich um auf Medihexe und so bin ich heute hier im St. Mungo. Zu viel ist in der Zwischenzeit passiert."
Dianeas Stimme wurde immer leiser und erstarb schließlich ganz.
Mit fassungslosen Gesichtern hatten die beiden Anderen Dianeas Bericht gelauscht.
„Es muss schrecklich sein für dich, ihn nun so hilflos und schwer verletzt wiederzufinden. Es tut mir leid, Dianea.", flüsterte Mirna teilnahmsvoll.
„Liebst du ihn denn noch?", wollte Gilmore wissen.
Dianea nickte.
„Aber du weißt schon, dass er Prof. Dumbledore, den Schulleiter von Hogwarts, ermordet hatte?"
Dianea funkelte den Heiler an:
„Er wurde absolut rehabilitiert, das weißt du aber auch, oder?", fauchte sie. „Und er sollte sogar selbst Hogwarts übernehmen. Liest du keinen „Tagespropheten"?"
„Ist ja gut, entschuldige.", maulte Gilmore und wandte sich leicht beleidigt ab.
„Wir sollten jetzt endlich Feierabend machen.", meinte Mirna und zog Gilmore kurz entschlossen aus dem Raum. Sie kannte beide Streithähne zur Genüge und hatte keine Lust auf Diskussionen bis zum Abend.
An der Tür winkte sie Dianea noch einmal aufmunternd zu, dann ging sie endgültig.
Nach einer Kontrollrunde über die Station packte sich Dianea das Krankenblatt Severus Snapes und ging mit schleppenden Schritten in Richtung Zimmer Nr. 321.
Ihre Hand ruhte kurz schwer auf der Klinke, doch dann atmete sie einmal tief durch und trat ein.
Noch immer lag das Zimmer ins Halbdunkel getaucht und nahm dem Anblick des Schwerverletzten ein wenig den Schrecken.
Dianea trat dicht an das Bett heran und strich mit unendlicher Sanftheit über die vergrindeten, schwer entstellten Wangen. Ein leiser Seufzer entrang sich den Lippen des Patienten, der Dianea zeigte, welche Schmerzen der Mann erleiden musste.
„Severus.", flüsterte sie leise. „So habe ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt."
Tränen rannen über ihre Wangen und tropften auf sein Gesicht.
Ein leises Räuspern ließ Dianea herumwirbeln und erst jetzt gewahrte sie, dass sie nicht allein im Raum war. Verwundert blickte sie auf die Frau auf dem Stuhl.
„Prof. Mc Gonagall?", fragte sie überrascht.
„Ja, Miss Baxter. Ich warte hier bereits seit drei Tagen auf Ihr Kommen."
Ihre Stimme klang leicht vorwurfsvoll.
„Ich hatte ein freies Wochenende und außerdem ahnte ich nicht, dass Severus hier liegt.
Wie geht es Ihnen überhaupt, Professor?", wollte Dianea wissen und reichte Prof. Mc Gonagall die Hand.
„Sie haben ja von den ganzen Vorkommnissen gehört, Dianea. Der Tod von Prof. Dumbledore hat mich sehr mitgenommen, obwohl ich nie so richtig glauben konnte, dass Severus es aus Rache oder anderen Gründen getan hat. Doch er der mysteriöse Halbblutprinz und dann seine Tätigkeiten für – na Sie wissen schon -, es war nicht einfach, das Ministerium und alle Anderen davon zu überzeugen, dass er unschuldig ist. Severus schlug sich ganz auf unsere Seite und wurde das stärkste Mitglied im Orden. Er konnte sich nur nicht überzeugen lassen Hogwarts als neuen Leiter zu übernehmen. Zu tief saßen noch die Verletzungen der Anschuldigungen und Verhöhnungen, er musste erst wieder lernen Vertrauen zu fassen."
„Wissen Sie, wie dieser Unfall passiert ist, Professor?", unterbrach Dianea die Hexe.
Etwas pikiert blickte Mc Gonagall auf.
„Ein Rachezug von Voldemort.", spuckte sie aus.
„Severus hatte im Hauptquartier ein eigenes kleines Labor, wo er spezielle Heiltränke herstellte für Verletzungen durch Fluchschäden – für den großen Kampf. Er hatte wieder die ganze Woche hart gearbeitet, als am Freitag morgen eine furchtbare Explosion das Gebäude erschütterte. Severus konnte nur noch halb verbrannt aus den Trümmern gezogen werden und wurde umgehend nach St. Mungo gebracht. Doch auch hier konnte man nicht mehr viel für ihn tun, außer seine Schmerzen zu lindern.
Zum Glück ist wenigstens keinem anderen etwas passiert."
Verstohlen wischte sich die Hexe eine Träne aus den Augen.
„Woher wussten Sie, dass Voldemort dahintersteckt?", fragte Dianea.
„Kurz nach dem Unglück erreichte uns eine Nachricht. Hoffentlich hat es ihn völlig zerfetzt LV ", erklärte Prof. Mc Gonagall leise.
Die Medihexe schaute erwartungsvoll auf die Frau vor ihr, als sie fragte:
„Können Sie mir sagen woran Severus gearbeitet hatte, was diese Verletzungen verursacht hat?"
Traurig schüttelte Mc Gonagall den Kopf und Dianea schlug verzweifelt ihre Hände vors Gesicht.
„Wir haben alle unsere Hoffnungen in Sie gesetzt, Dianea.", murmelte die alte Hexe und legte tröstend eine Hand auf Dianeas Schulter.
Wie erwachend schaute die junge Medihexe auf und blickte in das gütige Gesicht voller Falten.
„Sie haben Recht, Professor. Wir sollten versuchen, alles in unserer Macht stehende für Severus zu tun. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich irgendwo auf dieser verdammten Erde etwas gefunden habe, das Severus retten kann. Schließlich war ich während meiner Ausbildung auch ein halbes Jahr in Deutschland, vielleicht gibt es dort eine Medizin, einen neuartigen Zauber für solche Verletzungen. Wir werden nicht aufgeben, Professor, das schwöre ich Ihnen.", feierlich klangen Dianeas Worte durch den Raum und es war fast wie ein Schwur. Prof. Mc Gonagall wusste, es waren keine leeren Worte, welche die Medihexe gesagt hatte. Dianea würde sich aufopfern und alles menschenmögliche versuchen, um eine Heilungschance zu finden.
„Viel Glück, Dianea. Wir sehen uns wieder und wenn Sie Hilfe benötigen, dann wissen Sie wo Sie mich finden."
Mit gramgebeugtem Rücken verließ Prof. Mc Gonagall den Raum, mit sich die Hoffnung tragend, das nun ein Mensch alles daransetzt Severus Snape den Weg zurück ins Leben zu ebnen.
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Eine schwarze Menge wogte über den Waldboden und ratloses Flüstern schwebte über den Bäumen. Welchen Grund hatte das nächtliche Treffen und warum hatte der Dunkle Lord fast alle seine Anhänger gerufen?
Wie aus dem Nichts erschien die Gestalt des Dunklen Lords mitsamt seinem Gefolge, bestehend aus Wurmschwanz, der stets untertänig und gebeugt hinter seinem Meister hinterher schlich wie ein geschlagener Hund und seine Anweisungen erwartete, und Lucius Malfoy, einen stolzen, kalt blickenden Mann mit langen blonden Haaren, der fast wie ebenbürtig neben dem Dunklen Lord daher schritt und dem die Überheblichkeit aus seinem arroganten Gesicht sprang. Auf dunklen Wegen war es Lucius Malfoy gelungen, aus Askaban, dem Zauberergefängnis, zu entkommen. Keiner ahnte, wer an seiner Stelle in der Zelle des Gefängnisses dem Tod entgegendämmerte.
Mit einem Schlag erstarb das Murmeln und Flüstern und aller Augen hingen ängstlich an dem Mann in ihrer Mitte.
Als Voldemort seine Hand hob, warfen sich seine Anhänger ausnahmslos in den Staub zu seinen Füßen und senkten devot ihre Blicke. Der eine oder andere durchforstete seine Gedanken nach etwaigen Fehlern und Vergehen, für die er heute bestraft werden könnte.
„Meine treuen Gefolgsleute,", donnerte Voldemorts Stimme kraftvoll über die Menge, „wie ich Kunde erhalten habe, lebt der größte Verräter an unserer Sache noch. Doch es ist ein ärmliches Leben, ein Leben in Qual und Siechtum."
Seine Augen leuchteten vor Begeisterung, denn Schmerz, Qual und Tod waren das schönste Spiel, das der Dunkle Lord kannte.
„Leider hat es Severus Snape nicht in tausend Stücke zerrissen, wie ich es mir eigentlich gewünscht hatte. Doch sein Leben wird in Kürze enden, er hat die Strafe verdient die er erhalten hat. Verräter müssen sterben!!!!!!!!!!" Unheimlich hallte seine hohle Stimme durch den nächtlich dunklen Wald und erzeugte bei einigen eine unangenehme Gänsehaut.
„ Doch auch wenn es diesen Verräter nicht gleich hinweg gerafft hat, dürfen wir eine Sache nicht aus den Augen lassen – unseren großen Kampf. Die Macht muss wieder die Meine werden, die Erde soll erzittern, sobald mein Name genannt wird. Wir müssen weiter kämpfen für die Reinheit des Zaubererblutes – nieder mit allen Schlammblütern!!!!"
Einem Schlachtruf gleich erschollen die Worte und eine Welle der Begeisterungsrufe, die herausgeschrien aus den Kehlen seiner Anhänger eine wahre Lawine auslöste, stieg empor zu den höchsten Wipfeln der Bäume.
„Nieder mit den Unreinen! Tod allen Schlammblütern!! Alle Macht dem Meister!!"
Die Parolen wirbelten durcheinander, doch eine einzige Handbewegung des Dunklen Lords gebot Ruhe. Jede Regung, jede Silbe erstarb und alles schaute erwartungsvoll und gebannt auf Voldemort.
„Nachdem Dumbledore endlich den Tod gefunden hat, wird es wohl nicht mehr lange dauern und Harry Potter wird versuchen, die Prophezeiung zu erfüllen und versuchen mich von meinem Thron zu stoßen, mich, den größten aller schwarzen Magier, zu töten."
Sein hässliches Lachen quoll durch die Menge und demütig lachten alle mit.
„Lacht nicht, ihr Schwachköpfe. Noch seid ihr nicht bereit, den großen Kampf zu führen. Euer Bestreben muss sein, mein Leben zu schützen, wenn es sein muss mit eurem eigenen wertlosen Leben. Unterschätzt nicht den Potter- Jungen und denkt daran, dass auch der Orden hinter ihm steht. Starke Zauberer und Hexen werden versuchen, meine Reihen zu lichten, um dem Jungen den Weg zu ebnen. Mein Leben ist eure Existenz, ohne mich seid ihr ein Nichts, ein Haufen hohler Dummköpfe. Ich allein werde euch zu einem besseren Dasein führen, zu einem Leben in Macht. Also setzt alles in eurer Macht stehende ein, um mich zu schützen. Wir müssen als Sieger aus diesem Kampf heraus gehen.!!!!!!!"
Ein Gejohle und laute Zustimmung ertönte, in dessen Widerhall sich Voldemort selbstgefällig sonnte. Ihm ging es um seine Macht, seine Weltherrschaft, und dafür war ihm jedes Mittel recht.
Lord Voldemort – der – dessen Name nicht genannt werden darf – der Dunkle Lord – alles sollte erzittern, wenn sein Name fiel, wenn die Kunde seiner Schreckenstaten über die Erde kreiste wie ein Damoklesschwert.
Was wollte da dieser kleine Potter-Junge gegen ihn ausrichten? Gegen ihn – den größten Magier aller Zeiten, den Teufel der schwarzen Magie. Er würde sie alle auslöschen, von der Erde vertilgen wie Ungeziefer.
„Mein Meister.", Malfoy sank ergeben in die Knie. „Was für Befehle haltet Ihr für mich bereit?"
Voldemort blickte kurz abfällig über die Menge und wandte sich dann an den Mann zu seinen Füßen.
„Erhebe dich, Lucius. Der baldige Tod des Zaubertrankpanschers wird den Orden um einiges zurückwerfen, schließlich brauchen sie die Tränke für ihre Verletzten beim großen Kampf. So bleibt uns noch Zeit für unsere Vorbereitungen. Es darf nichts schiefgehen bei dem großen Finale. Trag dafür Sorge, dass jeder Einzelne seine Aufgabe kennt . Ich möchte keine Pannen erleben, sonst wird meine Rache keine Gnade kennen. Treib diesen Haufen Dummköpfe an den Rand ihrer Kräfte, peitsche sie zu Höchstleistungen. Mein Leben steht an erster Stelle, mach das diesen kriechenden Idioten klar."
Seine Wut kannte keine Grenzen und deutlich hörte man den Abscheu in seiner Stimme. Er kannte keine Freunde, kannte keine Gnade, für ihn waren all seine Anhänger nur Mittel zum Zweck. Kämpfen, quälen, töten mussten sie können und in erster Linie gehorchen. Ja, Voldemort verlangte bedingungslosen Gehorsam. Er hasste Fragen nach dem Warum und Weshalb. Er befahl und die anderen hatten zu folgen.
Wie viele standen unter dem „Imperius" – Fluch, andere wurden mit dem „Cruciatus" gefügig gemacht und noch andere erhofften sich ein Stück des großen Kuchens „Ruhm und Macht".
„Meister, was wird mit Snape? Sollte ich vielleicht im St. Mungo...?", biederte sich Malfoy an.
„Nein, Lucius, du hast deine Aufgaben. Dieser Verräter wird sterben, darauf kannst du dich verlassen. Ob nun heute oder an einem anderen Tag ist letztendlich egal. Wichtig war, ihn zu beseitigen und das haben wir geschafft."
Ein verächtliches Grinsen lag auf seinen hässlichen Lippen, als er sich abwandte und im Nichts verschwand.
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Dunkle Ringe lagen unter Dianeas Augen und die Kaffeetasse war ihr ständiger Begleiter.
Tag und Nacht durchsuchte die Medihexe Aufzeichnungen aus aller Welt, sandte Eulen quer über den Erdball, nutzte sogar die Muggelerfindung „Internet", um einen kleinen Hinweis zu finden, wie sie Severus Snape helfen konnte.
Doch nichts – alles umsonst.
Müde stützte Dianea ihr Gesicht in die Hände und stöhnte leise. Bereits zweimal mussten sie Snape wieder zurück ins Leben holen, die Lunge wollte nicht mehr.
Wenn sie nur wüsste, welche schwarze Magie diesen Unfall verursacht hatte. Der schwarze Grind, der sich einem Parasiten gleich, nun auch über den gesamten Oberkörper ausgebreitet hatte, machte es unmöglich, einen Heilzauber in das Innere des Patienten zu bringen. Wie einen undurchdringlichen Panzer umschloss der Grind den Körper und ließ nichts hindurch.
So versagte die Lunge jeden Tag mehr und Dianea musste hilflos mit ansehen, wie Severus von einem Erstickungsanfall in den nächsten glitt.
Die anderen Verletzungen wie Knochenbrüche an den Beinen und die Schnittverletzungen konnten mühelos geheilt werden, doch das wichtigste, der Aufbau der Lunge und die Heilung der Rippenbrüche waren unmöglich.
Ruhelos sprang Dianea auf und eilte mit hastigen Schritten auf Zimmer 321 zu.
Gilmore, der Heiler der Station, sah ihr mitleidig hinterher. Sein anfänglicher Optimismus war einer stillen Resignation gewichen. Er sah keinerlei Hilfe mehr für den Patienten, wollte aber Dianea die schreckliche Wahrheit nicht sagen.
Vielleicht geschah doch noch ein Wunder...
Leise, als könnte sie den Patienten wecken, öffnete Dianea die Tür und schlüpfte hinein.
Wie erwartet saß Prof. Mc Gonagall auf ihrem Stuhl am künstlichen Fenster und blickte ihr fragend entgegen.
„Es tut mir leid, Professor. Noch nichts Neues. Ich weiß mir keinen Rat mehr, weiß nicht, wo ich noch suchen soll. Die Zeit rinnt uns durch den Fingern hindurch. Letzte Nacht war wieder ein schwerer Anfall und ich hatte schon Angst wir schaffen es nicht."
Leise klang ihre Stimme durch den Raum und Prof. Mc Gonagall ahnte die Tränen, welche Dianea lautlos über die Wangen liefen.
„Sie lieben ihn immer noch?", murmelte die alte Hexe leise und Dianea nickte stumm.
„Dann weiß ich, dass Sie weiter suchen, bis Sie eine Lösung haben. Geben Sie nicht auf, mein Kind. Wo Liebe ist, da ist auch Hoffnung."
Sie hatte sich erhoben und schritt auf die Medihexe zu. Langsam strich sie ihr über den Rücken. „Sei stark, Mädchen.", dann verließ sie wortlos den Raum.
Dianea trat an das Bett, beförderte den Stuhl an ihre Seite und setzte sich. Lange schaute sie in das kaum noch zu erkennende Gesicht und strich zärtlich über das schwarze zerzauste Haar. Ein leiser Seufzer entrang sich ihrer Brust.
Sanft fuhr ihre Hand über seinen Arm und die vergrindete Hand. Wie ein schwarzer Pilz frass sich der Grind stetig weiter über den Körper und schwächte ihn täglich mehr.
Es war grausam zuzusehen, wie der Mann vor ihr immer mehr dahin sichte und jeden Tag ein kleines Bisschen starb.
Wieviele Tinkturen und Salben hatte Dianea schon ausprobiert, um den Grind zu erweichen, doch außer das sie Severus damit quälten half es nichts.
Ein verkrampftes Schütteln des Körpers im Bett riss Dianea aus ihren Überlegungen.
Ein erneuter Anfall!! Röchelnd lag Severus da und kämpfte um Atem, die Augen angstvoll geweitet, fiebrig glänzend. Ein Krampf nach dem anderen raste durch den geschwächten Körper.
Mit dem Zauberstab sorgte Dianea in Sekundenschnelle für eine Sauerstoffblase auf seinem Gesicht, doch noch immer krampfte sich Severus zusammen.
Die Medihexe hielt sich den Zauberstab an den Hals und sprach: „Sonorum"
Mit verstärkter Stimme schrie sie: „Giilmoooooooooooooore."
Angst und Panik klangen aus ihrem Schrei.
Heftig wurde die Tür aufgerissen und Gilmore, gefolgt von Mirna, stürmten ins Zimmer.
„Er krampft wieder, dieses Mal sehr heftig. Trotz Sauerstoffblase atmet er nicht richtig. Gilmore, er erstickt. Hilf bitte, mach etwas!!!!!!!!!!!!!!!"
Sie fühlte sich gepackt. Glaubte Gilmore wollte sie beiseite schieben, als sie erkannte, das Severus sich an ihr festkrallte. Die Augen waren blutunterlaufen und als ahnte er, das er sterben musste, stammelte er:
„Ster-ben las-sen. Di- a-ne-a."
Dann Stille. Es war vorbei.
ich würde mich wirklich freuen, wenn es dieses Mal ein paar Mutige gibt, die mir sagen, ob euch die Fortsetzung anspricht, LG Severina
