Disclaimer: Grimm gehört NBC, Universal, GK Productions, Hazy Mills Productions und Open 4 Business Productions. Mir nix, nur Idee.
Prompt: Einen Schneemann bauen
Nick stapfte zwischen Wu und Hank einher durch den Morast. Die Kälte biß ihn in die Nase und die ungeschützten Ohren. Den Jackenkragen hatte er daher hochgeschlagen und auch die Hände tief in den Taschen vergraben.
Wie hatte er sich darauf einlassen können? Er könnte jetzt gemütlich auf Monroe's Dachboden sitzen, im Warmen!, und, eingedenk der Tageszeit, einen heißen Kaffee, vielleicht sogar einen Jagertee genießen. Letztere Köstlichkeit hatte sein neuer Vermieter/Mitbewohner/Hauseigentümer/bester Freund/GelegenheitsGrimm-o-Pedia/reformierter Blutbad ihm nahegebracht, nachdem die Temperaturen in und um Portland herum gefallen waren.
Einerseits ein gutes Gefühl, daß da jemand war, wenn er nach Hause kam. Und Monroe war wirklich stellenweise überfürsorglich, stand doch grundsätzlich eine Mahlzeit für Nick auf dem Herd oder im Ofen, die er nur noch aufwärmen mußte.
Ehrlich, er hätte es schlimmer treffen können, wenn er sich jetzt seine beiden Begleiter so ansah.
Wu, Single, in einem kleinen Apartment lebend und sich überwiegend seiner Vorliebe für Film Noir in der Freizeit widmend, Hank zwar ein eigenes Haus, aber allein lebend, ruhelos und nicht immer so ganz pflegeleicht.
Nein, Nick war noch nie ein Mensch gewesen, der allein leben wolte. Daher war Monroes Angebot nur zu verlockend gewesen. Und selbst als Hank dann wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden war und sich ebenfalls anbot, hatte Nick abgelehnt. Die Sache mit den Hundjägern hatte ihm zu denken gegeben, und er wollte Hank nicht weiter in Gefahr bringen als nötig.
Und jetzt also … irgendwo im nirgendwo, mitten in den Waldern des Nordwestens, zu Weihnachten. Aus irgendeinem Grund lief das Revier auf Notbesatzung und der Bürgermeister selbst hatte den Rest von ihnen nach Hause geschickt über die Weihnachtstage. Eine willkommene Abwechslung gerade für die Unverheirateten, die sonst immer die Schichten schoben.
Nick war es relativ gleich ob er nun frei hatte oder nicht. Nach dem Bruch mit Juliette war Weihnachten auf seiner Prioritätenliste nicht gerade an erster Stelle. Monroe dagegen hatte eine geschlagene Woche gewerkelt und das ganze Haus (einschließlich Nicks Dachboden) dekoriert. Dem Grimm sollte es recht sein, brauchte er es doch nicht zu tun.
Und dann war plötzlich der Anruf von Wu gekommen. Es ginge um eine alte Tradition und er benötige Hilfe. Ob Nick nicht kommen wolle?
Wie konnte er nein sagen? Wu war etwas sein Mentor gewesen, als er nach Portland kam, er konnte doch jetzt nicht sagen, daß er nichts für diesen Mentor tun wollte, wenn der Hilfe brauchte.
Allerdings … hätte Wu auch andeuten können, daß sie irgendwo in die Wildnis hineinfahren würden, zu einer offenen Stelle im Wald. Wo zum Kuckuck waren sie hier eigentlich?
„Darf ich vielleicht fragen, was wir hier draußen machen?" erkundigte der Grimm sich mit einem deutlichen Schauder.
Himmel, war das nur seine Einbildung oder wurde es tatsächlich immer kälter?
Wu sah zu ihm hoch (einmal jemand, der zu IHM hochsehen mußte, jubelte Nick innerlich) und grinste mit roten Wangen und Nasenspitze. „Eine alte Tradition in meiner Familie einlösen", erklärte er.
Nick zog die Nase hoch. „Und welche wäre das, hier draußen, mitten im Wald, noch dazu bei Eiseskälte?"
Gott, was würde er jetzt für einen von Monroes Jagertees geben! Neuerdings, seit es kalt geworden war, erwartete ihn immer eine dampfend heiße Tasse, wenn er vom Dienst kam. Und, ehrlich, er wollte das Zeug wirklich nicht mehr missen, wärmte es ihn doch hervorragend von innen wieder auf, brachte ihm Schlaf, den er vorher (in seiner Zeit auf Juliettes Sofa) so sehr vermißt hatte und ließ ihn zumindest für kurze Zeit den Schmerz in seinem Inneren vergessen.
Was hatte er statt dessen?
Hank zog eine Thermoskanne unter seiner Jacke hervor. „Kaffee?" fragte er.
Nick schwor, daß dies wirklich das erste Mal in seinem Leben war, daß er tatsächlich Kaffee ablehnte! Aber gut, er kannte auch Hanks Brühkünste nur zu gut.
„Wu veranstaltet das jedes Weihnachten, wenns geschneit hat", erklärte der Afroamerikaner ihm, während er selbst einen Schluck aus dem Becher, der gleichzeitig als Deckel für die Kanne diente, nahm. Er verzog das Gesicht und kippte den Rest auf den Boden auf ein kleines Stückchen Schnee.
„Und was genau veranstaltet er?" fragte Nick mißmutig.
„Wir bauen einen Schneemann!" drehte Wu sich in diesem Moment zu ihnen beiden um.
Nick riß die Augen auf. „Schneemann?" echote er.
Hank nickte nur wissend.
Nick sah sich um und fragte sich, wer von ihnen den wohl die Schneemaschine unter der Jacke versteckt hatte. Sicher, es war wirklich eiskalt und es hatte geschneit. Aber das bißchen Schnee ergab nicht einmal eine geschlossene Decke, geschweige denn genug Schnee für einen Schneemann!
„Komm schon, Kumpel", seufzte Hank. „Besser gute Miene zum bösen Spiel. Er wird eh nicht nachgeben, ehe ers nicht selbst versucht hat." Der Afroamerikaner klopfte seinem Partner aufmunternd die Schulter und folgte Wu, der eifrig damit begonnen hatte, Schnee vom Boden zu klauben. Offensichtlich in der Hoffnung, genug für einen Schneemann zusammenzukratzen.
Er hätte bei Monroe bleiben sollen, entschied Nick, bei Monroe und dessen Jagertee …
