Kapitel 1 - Amanda Zhang
"Gute Nacht" verabschiedete und begrüßte ich gleichzeitig die Kollegen von der Nachmittagsschicht. Sie grüßten zurück und ich betrat die Umkleide um mir meine Arbeitsuniform anzuziehen. Also eine weiße Bluse mit kurzen Ärmeln, eine schwarze Weste, ein Halstuch und einen schwarzen Rock. Ich sperrte meine Kleidung und meine Tasche in meinen Spind und ging mich ein stempeln. Ich war Nacht-Rezeptionistinim Ceasars Palace in Vegas. Mir war selber nicht ganz klar, was mich an der Nacht so faszinierte. Die Leute waren es ganz bestimmt nicht, aber sie war so mysteriös, voller Geheimnisse und nicht zuletzt wunderschön wenn man die Sterne sehen konnte.
"Morgen Amy" gähnte mein Kollege, Aiden Jacobsen, als ich mich neben ihn an die Rezeption setzte. "Morgen? Es ist neun Uhr abends" lachte ich und wandte mich dem Computer zu. "Für uns beide ist Morgen und zumindest bin ich gerade aufgestanden" sagte er und rieb sich über die Augenringe. "Kaffee?" Aiden schob mir einen Becher zu. "Danke"
Der Job war nicht sonderlich aufregend, wenn nicht gerade ein paar randalierende Touristen in die Eingangshalle stürmten, aber es war ein guter Job. Für mich gab es gute Arbeitszeiten, ich hatte wenige aber nette Kollegen und mit nervigen Gästen hatte ich es nur selten zu tun. Den ganzen Abend kümmerte ich mich um Buchungen die so spät noch rein kamen, meistens Leute aus anderen Zeitzonen, manchmal auch um Beschwerden die nicht bis morgen warten können oder den Roomservice, der 24 Stunden verfügbar ist. Die ganze Nacht war eine Köchin oder ein Koch da, der meistens bei uns war, da er/sie ganz allein war.
"Hi Leute" Mary-Ann, die Köchin, kam zu uns und setzte sich auf einen der freien Drehstühle. "Wie geht's euch?" Aiden warf seinen Kopf in den Nacken und schnarchte ein Mal laut. "Also Aiden ist müde und macht dabei Töne als würde gerade ein Schwein sterben. Und bei dir Amy?" fragte sie, obwohl sie die Antwort genau kannte. "Gut" Doch das war eine Lüge und Mary wusste ebenfalls, dass das eine Lüge war. "Und was ist mit deinem Vater? Hast du schon mit ihm gesprochen seit…" "Nein! Und das werde ich auch nicht" Ich spürte Aidens Blick auf mir. "Aber er ist dein Vater" "Na und? Jeder Schwachkopf kann ein Kind in die Welt setzen. Sich wie ein Vater zu verhalten ist da schon ein wenig schwieriger" sagte ich und wand mich wieder dem Computer zu.
Aus dem Augenwinkel konnte ich Aidens wütenden Blick erkennen. Wir kannten uns schon sehr lange und waren sehr gute Freunde. Er meinte mich immer beschützen zu müssen und auch wenn er längst nicht alles über meinen Vater wusste, hasste er ihn. Genau wie ich. "Amy" "Lass es gut sein!" rief ich wütend. "Lass…Lass mich einfach in Ruhe" fuhr ich meine Freundin an. "Fein! Dann sprich halt nicht darüber. Mir auch egal!" wurde sie nun auch wütend, verließ die Rezeption und ging zurück in die einsame Küche. "Blöde… Hey, mach dir keinen Kopf. Die kriegt sich wieder ein" versuchte Aiden mich zu beruhigen und legte seine Hand auf meine Schulter.
*~O~*
Ich war gerade auf der Toilette als ich zurück zur Rezeption kam und Aiden mit geschockten Augen ansah. "Was ist los?" "M-Meine Mutter hatte einen Unfall. Ich muss ins Krankenhaus. Schaffst du das hier alleine?" fragte er mit zitternder Stimme. "Ja natürlich. Soll ich dir ein Taxi rufen? Nicht dass du in deinem Zustand noch einen Unfall baust" fragte ich besorgt. "Nein, ich schaff das schon" sagte er hektisch und war dann fort. Er tat mir echt leid. Aiden hatte im Gegensatz zu mir ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern.
*~O~*
Wieder in meinen normalen Klamotten ging ich um halb sechs nochmal in die Küche. "Mary? Mary-Ann?" rief ich, doch dort war nur der Koch der am Vormittag da war. Daran war nichts Unnormales, immerhin hatte sie schon um fünf Feierabend gehabt, aber normalerweise verabschiedete sich bevor sie geht. Vielleicht war sie nur zu wütend um sich zu verabschieden. "Okay Dave, viel Spaß und Tschüss" verabschiedete ich mich von dem Kock und verließ das Hotel um mich auf den Weg nach Hause zu machen. Noch war es dunkel draußen, aber in einer halben Stunde würde die Sonne aufgehen. Dann wäre ich aber schon längst daheim.
Ich lebte nicht weit von dem Hotel entfernt und konnte zu Fuß gehen. Normalerweise nahm mich Aiden das Stückchen mit, da es auf seinem Weg lag, doch heute ging das ja nicht. Auf dem Weg nach Hause musste ich an einer dunklen Seitengasse vorbei. Nicht mal hinein musste ich, nur vorbei und doch hasste ich es diesen Weg zu gehen. Und das nicht ohne Grund. "Hey Süße" hörte ich eine Männerstimmte rufen als ich daran vorbei ging. Ich ignorierte es einfach und ging weiter. "HEY! Ich rede mit dir!" Ich hörte, dass mir mehrere Leute folgten. Und außer uns war hier keine Menschenseele. Ich reagierte immer noch nicht, ging aber schneller. Bis mich einer der Typen am Arm packte. "Schlampe. Bist du taub!" sagte er wütend und hielt meinen Arm noch etwas fester.
"Lass mich los!" rief ich etwas ängstliche und versuchte ihm meinen Arm zu entreißen. Erfolglos. "Das wünscht du dir, hm" grinste er ekelhaft und griff dann nach meinem Anhänger den ich um den Hals trug. "Sieht sehr wertvoll aus, oder Jungs? Was denkt ihr?" fragte der Typ seine beiden Kumpel. "Und ein hübsches Ding ist sie auch" meinte er deine Typ und das war der Moment in dem ich richtig Panik bekam. "Lasst mich gehen. Nehmt die Kette und alles was ich hab aber lasst mich bitte gehen" sagte ich verzweifelt und der Mann der mich fest nahm die Kette in die Faust, während ein anderer lachend meine Bluse aus dem Rock zog. Scheiße. Scheiße. Scheiße. In dem Moment kam Auto um die Ecke.
