Rettung
Sie hätte nicht sagen können, wann es passiert ist. Und da saßen sie beide, im Café und Quinn fragte sich, was Vayne durch die Gedanken ging. Ihre Finger klopften unrhythmisch und ihr Blick lag in der Ferne, gerichtet auf den Palast aus Marmor und ihr Mund war ein gepresster Stich und in Vaynes Blick lag all der Hass auf diese Scheinheiligkeit, auf diese Lügen und die Wärme, die es nie gegeben hatte.
Auch Quinn hat wenig Zeit gebraucht, um durch den Schleier der Perfektion durchzusehen und die Stadt in all ihrem kaputten Sein zu erkennen.
Ihre beste Freundin passte in diese Welt der Illusionen nicht hinein. Sie war zu verbittert, um die Diplomatie zu nutzen, die sie mehr als nur beherrschte, zu prinzipiell, um jemand einen Lächeln zu schenken, welchen er nicht verdiente.
Es war ihre Stärke gewesen, welche sie ins Bild hineinplatzierte, Stärke, gebaut aus Trümmern falscher Moral und zu einem Weltbild gesetzt, welches radikaler war, dass Demacia es hätte leben können.
Oder vielleicht auch nicht. Es war genau jene Härte und Unnachgiebigkeit, welches diese Stadt so verdammt.
Und es war genau diese Stärke mit welcher sie die ganze Welt abwies, die Quinn dazu verleitete, Vayne retten zu wollen.
Quinn hätte schwören können, dass sie sehen könnte auf welchen dünnen Pfad zwischen Suizid und kompletten menschlichen Abgrund sich die Adelige bewegte.
Manchmal stellte sie sich vor, wie sie ihren Lebensfaden hielt und wie zerrissen jener war und nur durch reine Willen zusammengehalten wurde.
Sie wollte sie retten. Unbedingt.
Die Briefe waren eingeschlossen in der obersten Schublade ihrer Kommode und sie wusste, dass Caleb sie nie zu lesen bekommen würde. Aber sie könnte nicht mit den Schreiben aufhören.
Genauso wenig könnte Vayne diesen Pfad verlassen, aber Quinn würde da sein, um die Rettung zu sein, welche sie nie haben wollte.
