Disclaimer: Harry Potter & Co. gehören nicht mir, leider, sie beflügeln nur meine Fantasie.
Spoiler und zeitliche Einordnung: Spielt ca. 5 Jahre nach HBP.
Rating: M.
A/N: Das ist meine erste
Potter-Fanfic. Hauptfiguren sind Severus Snape und … lest selbst.
;-)
Vorsicht: Wird im Laufe der Story zu Slash. Don't like it? Don't read it. ;-)
Reunion
Kapitel 1
Ankunft in Salem
Die
roten Augen leuchteten nach jedem „Crucio!" noch intensiver und
das Lachen des Dunklen Lords steigerte sich zu einem Kreischen.
Eingeschlossen in einem Kreis aus Todessern wand sich Severus Snape
am Boden und versuchte, gegen die unkontrollierten Zuckungen seines
Körpers anzukämpfen. Versuchte, den Schmerz von seinem
Bewusstsein abzuspalten. Versuchte, nicht zu schreien. Wenn er schon
sterben musste, hier, unter dem Grölen der Kuttenmänner und
-frauen, die ihn so sicher an ihrer Seite geglaubt hatten und die nun
seinen Tod forderten, dann zumindest mit so viel Würde, wie er
in seiner aussichtslosen Lage noch aufbringen konnte.
„Auf
einmal so tapfer, mein schmieriger, kleiner Verräter?", höhnte
Voldemort und seine Gefolgschaft stimmte in sein Lachen mit ein. Dann
wurde es still. Verdächtig still. Snape sah auf, gerade
rechtzeitig, um die Vollendung der Geste zu sehen, mit der Voldemort
die Todesser zum Schweigen gebracht hatte. Snape fühlte ihre
Blicke auf sich. Es war also soweit. „Avada Kedavra!"
Er sah den grellen, grünen Blitz auf sich zukommen, und
dann …
Severus Snape erwachte und rang nach Luft. Seine Hände tasteten sich an seinen Hals und weiteten den Kragen seines Nachtgewands. Nur langsam wurde sein Atem regelmäßiger, beruhigte sich sein Herzschlag. Schon wieder! Schon wieder dieser verdammte Traum!
Snape setzte sich im Bett auf und griff nach seinem Zauberstab. Kerzen entflammten, und mit einer weiteren Handbewegung hatte er sich vom Schweiß befreit, neue Kleidung an und ein Glas Wasser neben sich auf dem Nachttisch.
Er schüttelte den Kopf. Nicht, dass er nicht schon an sich von dieser Reise genervt war, nein, seit er vor drei Tagen amerikanischen Boden betreten hatte, suchten ihn auch noch die längst verdrängt gedachten Gespenster der Vergangenheit heim.
Er trank einen Schluck und dachte sehnsüchtig an seine Gemächer in den Kerkern von Hogwarts. Nach Ende des Krieges war er dorthin zurückgekehrt. Nicht gleich, denn man hatte ihn nach seiner Genesung in St. Mungo wegen Dumbledores Tötung nach Askaban schicken wollen. Doch der Zaubertränkemeister konnte in der Gerichtsverhandlung beweisen, dass alles zu Dumbledores verzweifeltem wie genialem Schachzug gehört hatte, um den Ordens-Spion Snape weiterhin in den Reihen der Todesser zu decken, nachdem Draco Malfoy zunehmend gefährlicher und Voldemort immer misstrauischer geworden war.
Snape lachte. Ja, diese Selbstopferung zugunsten der Sache hatte zu dem alten Narren gepasst. Eine übertriebene Heldenhaftigkeit, die er weder bei Dumbledore noch bei Potter je verstanden hatte. Snape stöhnte auf.
Potter!
Wie kam er jetzt auch noch auf den? Dumbledores strahlendes Maskottchen, der goldene Junge, der Retter der Zaubererwelt … Snape schnaubte. Nein, weg aus seinen Gedanken mit diesen grünen Augen, diesen strubbeligen Haaren, dieser mageren Gestalt – die Reise zerrte schon genug an seinen Nerven, das einzig Positive daran war, drei Monate keine dämlichen Schüler, trotteligen Kollegen und vor allem keine Minerva McGonagall ertragen zu müssen. Die verknitterte Schachtel leitete seit dem Tod des Alten in dessen Geiste die Schule, und das auch noch viel erfolgreicher als er oder selbst das Zaubereiministerium es ihr zugetraut hätten.
Snape wollte einen weiteren Schluck trinken, doch dann hob er den Zauberstab und verwandelte das Wasser in Scotch.
„Viel besser", murmelte er, als sich die Wärme in seinem Körper ausbreitete.
Ein paar Minuten, nachdem er das Glas geleert hatte, glitt er zurück in den Schlaf.
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Die Hexen- und Zaubereruniversität zu Salem lag bereits in Dämmerung gehüllt, als Severus Snape ihr steinernes Portal betrat. Wie in Hogwarts und allen anderen Schulen und Universitäten der Zaubererwelt war in einem weiten Bannkreis um die Gebäude aus Sicherheitsgründen das Apparieren nicht möglich, und so hatte Snape die magische Kutsche nehmen müssen, die ihm Horatio Drakon, der Direktor der Universität, gesandt hatte.
Ein Hauself geleitete den Zaubertränkemeister in die Räume des Direktors und bedeutete ihm, am Kaminfeuer des Arbeitszimmers auf Drakon zu warten.
Snape sah sich neugierig um. Es war nun schon das siebte Direktorenzimmer einer führenden Hexen- und Zaubereruniversität, das er in den vergangenen Wochen gesehen hatte, und jeder der besuchten Direktoren hatte neben dem üblichen Sammelsurium an Büchern, Gemälden von Vorgängern und magischen Reliquien der Uni einen besonderen Spleen zur Schau gestellt. In Andorra waren es Köpfe von Drachenföten gewesen. Der Franzose hatte Fliegende Teppiche an seine Bürowand genagelt, die seufzten und Sauereien flüsterten, wenn man ihnen zu nahe kam. Und der Bulgare hatte inmitten Fleisch fressender Schmetterlinge residiert, die immer wieder mit gebleckten Zähnen gegen die Glaswände ihrer Aerarien geschossen waren. Auch Horatio Drakon war von der Sammelleidenschaft nicht ausgenommen: Allerdings füllten bei ihm nur harmlose Kristalle in unterschiedlichsten Farben die Regale.
"Ah, ich sehe, meine Heil- und Gedankensteine haben Ihr Interesse geweckt?", erklang eine sonore Stimme von der Tür her.
Snape stand auf und begrüßte den Direktor. Der … merkwürdig roch. Nach … Snape erschauderte.
„Lakritz?", strahlten ihn leuchtend blaue Augen an. „Oder möchten Sie vielleicht einen Kirschlolli? Oder doch eher Zitronenbonbons?"
Snape musterte den Mann vor sich. Horatio Drakon sah Albus Dumbledore nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sondern er schien auch noch dessen abartige Vorliebe für Muggelsüßigkeiten zu teilen. Nein, das beschloss Snape gleich in den ersten Sekunden, in denen ihm das Lakritzaroma aus dem Mund des Alten umwehte, das hier in Salem würde kein langer Aufenthalt für ihn werden.
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"Und die gute Minerva sucht nun für Hogwarts einen Heiler?", fasste Drakon Snapes Erklärungen mit einem Lächeln zusammen und schenkte sich und dem Zaubertränkemeister Tee nach. Bevor Snape protestieren konnte, landeten zwei weitere Zuckerstücke in seiner Tasse, obwohl sich die anderen noch gar nicht ganz aufgelöst hatten. Snape verzog die Mundwinkel und versuchte, die aufsteigende Säure seines Magens zu ignorieren – Süßes hatte er noch nie vertragen.
"Seit dem Ende des Krieges werden neue Schwerpunkte gesetzt", Snape versuchte, seine Stimme nicht allzu verächtlich klingen zu lassen, „und dieses Fach ist eine der Neuerungen auf dem Lehrplan von Hogwarts. Ich hörte, Sie haben an Ihrem Institut für Heilkunde einige viel versprechende Nachwuchszaubermeister. Vielleicht …"
Snape musste nicht weiter ausführen, denn Drakon nickte bereits bedächtig.
"Einer unserer besten jungen Heiler gehört sogar zu meinem persönlichen Assistententeam: Caligo Lux. Sie können morgen gerne mit ihm sprechen. Da fällt mir ein, haben Sie schon eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden? Ich biete Ihnen gerne unser Gästezimmer an, es liegt direkt in meinem Wohnflügel, neben den Gemächern meiner Assistenten. Kommen Sie, Severus, dann können wir noch zusammen einen kleinen Absacker zu uns nehmen."
Bevor Snape widersprechen konnte, hatte der Direktor ihn schon aus dem Sessel gezogen und sich bei ihm untergehakt.
'Jetzt duzt der Idiot mich schon und fasst mich an, das kann ja heiter werden', dachte Snape genervt und hoffte inständig, dass der Alte nicht nur Liköre und anderes Zuckerzeugs in seiner Bar stehen hatte, sondern auch einen anständigen Whiskey.
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„… unnd ddann, hicks, ddann habbenn Minnnerva unndd ich unns, hicks, nnach ddemm Ennddsssschpiel dder Quiidditssschweltmmeisssschtersssschaft, hicks, inn ddisse Knneiipe, hicks …"
Snape stöhnte innerlich auf, nippte an seinem Whiskeyglas und konzentrierte sich auf das Flackern im Kamin, um sich von den triefenden Jugenderinnerungen des Direktors mit McGonagall abzulenken. Wenn er DAS geahnt hätte, wäre er statt nach Salem direkt weiter nach Brasilien gereist. Oder hätte zumindest auf eine Unterkunft in einem der Gasthäuser des Ortes bestanden.
"… unnd ddann, hihi, ddann …"
"Direktor Drakon, entschuldigen Sie bitte, sind nur in den Gemächern Toiletten oder ist auch eine hier in der Nähe des Kaminzimmers …?"
Drakon schaute ihn mit geröteten Wangen und vernebeltem Blick an und sah aus, als kämen Snapes Worte zeitverzögert bei ihm an. Dann nickte er auf einmal kräftig, deutete auf eine der linken Türen und säuselte:
"Ganng entttlanng unn dann rrreschts …"
Snape nickte, stand auf und verließ den Raum und einen weiter vergnügt brabbelnden Direktor. Als er zurückkam, und er hatte sich wohlweislich Zeit gelassen, lag Drakon zusammengesunken in seinem Sessel und schnarchte leise vor sich hin.
Snape ging an ihm vorbei zur Balkontür und schaute in die vom Mond erleuchtete Nacht. Hoffentlich rief Drakons Aussehen nicht noch mehr Träume an den Krieg hervor. Hätte McGonagall ihn nicht wegen der Ähnlichkeit zu Dumbledore vorwarnen können? Oder war es gar Absicht gewesen? Er traute dem Weib ja einiges an Hintergedanken zu. Andererseits hatte sie ihn irritierend warmherzig in Hogwarts aufgenommen … Ein Geräusch an der Tür ließ Snape zusammenzucken. Leise glitt er hinter einen der fußbodenlangen Vorhänge.
Zwei Männer betraten vom großen Flur des Wohnflügels aus das Kaminzimmer. Beide schienen Anfang bis Mitte 20 zu sein, wahrscheinlich Assistenten von Drakon, und beide waren gänzlich in schwarz gekleidet. Der eine hatte dunkles, schulterlanges, leicht gelocktes Haar, das ihm so ins Gesicht fiel, dass Snape seine Züge nicht erkennen konnte. Der andere hatte einen blonden Pferdeschwanz, eine spitze Nase und lüsternde Augen, die gebannt auf den Dunkelhaarigen gerichtet waren, dessen Stimme nun den Raum erfüllte.
"Na, was hab ich gesagt? Er pennt bereits. Freie Bahn."
Der Dunkelhaarige ging zielstrebig zur Bar und der Blonde folgte ihm kopfschüttelnd.
"Cal, Cal, ahnt der Alte eigentlich, dass du dich regelmäßig an seinem teuren Whiskey vergreifst?"
Der Dunkelhaarige grinste.
"Er denkt, ich mache Heiltränke draus."
"Das kauft er dir nicht wirklich ab, oder?"
"Na klar, der Trottel checkt doch noch nicht mal, was für Tränke ich zusammenbraue, wenn er direkt neben mir am Kessel steht."
Mit diesen Worten nahm er die Whiskeyflasche und füllte sich und dem Blonden ein. Sie prosteten sich zu, und während der Blonde nur nippte, stürzte Cal den Alkohol in einem Zug hinunter. Der Blonde stellte sein Glas ab und stieß seinen Freund mit einem Ruck gegen die Wand.
„Cal, mein Kleiner, ich liebe es, wenn du so gierig bist ..."
Er presste seine Lippen auf die des Dunkelhaarigen und begann, dessen Umhang aufzuknöpfen. Cal stöhnte zwar auf, machte sich dann aber energisch los.
"Bitte nicht, Larren, ich hab die letzten Nächte schlecht geschlafen, ich fühl mich nicht …"
Der Blonde ließ abrupt von ihm ab.
"Verarsch mich nicht, Cal. WER?"
"Was meinst du mit ‚Wer'?"
"Weiblich und rothaarig oder männlich und schwarze Zotteln? Mit wem der beiden betrügst du mich?"
Cal hob die Hände.
"Wie kommst du denn auf so einen Schwachsinn? Ich bin einfach nur müde."
Larren schnaubte.
"In deinen Träumen hab ich so einiges gesehen, also erzähl mir nichts!"
"Du hast dich schon wieder in meine Träume geklinkt? Larren, hör auf, mich zu kontrollieren!"
Cal stürmte an ihm vorbei aus dem Zimmer. Der Blonde fluchte und eilte ihm nach.
TBC
