~*~Der Schatten des Mondes~*~

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Inhalt:

Harry ist nur noch ein Frack seiner selbst. Den Tod seines Paten noch immer nicht verkraftet, muss er ein neues Schuljahr beginnen. Zwei neue Schüler sorgen für noch mehr Kummer, aber auch neue Erfahrungen. Philomena McMorduc ist ebenso ein Frack wie Harry. Sie kapselt sich von den anderen ab und um ihre Person birgt sich ein düsteres Geheimnis, was der Zaubertränkemeister mit aller Macht zu brechen versucht – denn er erkennt in ihr noch jemand anderen wieder. Tarius Scendramin umgibt eine Aura des Geheimnissvollen. Niemand weiß die Wahrheit über ihn...

Die Geschichte ist sehr Dark. Eine Vorwarnung am Rande also. Nach dem fünften Band hielt ich es aber für angebracht so etwas zu schreiben. Gewaltszenen kommen ebenso drin vor – auch wenn auch erst ziemlich in der Mitte.

Es wird zu Perspektivenwechsel kommen. Die werden mit ~***~ angezeigt.

Disclamer: Bekannte Figuren sowie Handlungen und Orte gehören Joanne K. Rowling. Ich verdiene kein Geld damit (wär ja zu schön, um wahr zu sein *g*). Unbekanntes gehört mir.

Vorwort

Das Licht der untergehenden Sonne tauchte den Ligusterweg in ein sattgoldenes rot. Kein Laut war mehr zu vernehmen. Die Autos waren längst in ihren Garagen und die Besitzer saßen fröhlich schwatzend in ihren Wohnungen. Sie unterhielten sich über ihren normalen Arbeitstag, der ohne jegliche Zwischenfälle so wie immer abgelaufen war. Vielleicht, weil sie nie etwas Ungewöhnliches sehen wollten. Auch jetzt sahen sie nicht die Eule, die mit einem Brief im Schnabel auf die Nummer 4 des Ligusterweges zuflog, obwohl einige aus dem Fenster schauten, um sich an den Sonnenuntergang satt zu sehen.

Im Ligusterweg 4 wohnten die Dursleys, eine dreiköpfige Familie, bestehend aus Mrs. Petunia Dursley, Mr. Vernon Dursley und Dudley Dursley, ein dicklicher Junge, der mehr denn je einem Schwein ähnelte. Doch der Brief der Eule war nicht an sie gerichtet. Die Familie würde nur einen Panikanfall bekommen, wenn die Eule nun den Weg in die Wohnstube aufsuchen sollte, wo die Dursleys saßen und sich gerade eine, nach ihrer Meinung, herrliche Komödie rein zogen. Das bullige Lache Mr. Dursleys schallte bis in die oberen Zimmer. Und dort wohnte noch jemand: Harry Potter. Er saß an seinem Schreibtisch und studierte gerade den Brief, der so eben bei ihm abgeliefert wurde. Die Schneeeule klapperte vergnügt mit dem Schnabel, als ob sie eine Belohnung für ihre Mühen erwartete.

Wie in Trance streckte Harry den Arm aus und tätschelte kurz Hedwigs Kopf, die damit schon vollends zufrieden war. Sie flatterte zu ihrem Käfig und trank erst einmal ein paar Schlucke. Sie fühlte sich rundum wohl.

Harry eher weniger. Mit einem glasigen Blick las er den Brief von Hermine.

Lieber Harry

Ich hoffe, dir geht es gut. Cornelius Fudge hat endlich seinen dummen Fehler eingesehen und setzt alle Hebel gegen den dunklen Lord in Bewegung. Eigentlich dürfte ich dir nichts schreiben, doch denke ich wohl, dass du ein Recht hast zu erfahren, was draußen passiert. Die Auroren haben arge Probleme mit den Dementoren. Und nicht nur sie – viele magische Wesen sind in Auffuhr. Trotz dem haben wir noch gute Chancen. Die Auferstehung Voldemorts wurde schon zu früh erkannt. Dumbledore konnte viele Anhänger an sich ziehen – aber – den Rest kann ich dir ja später erzählen. Wir sehen uns ja am Bahnhof.

Hermine

Harry legte den Brief achtlos zu Seite. Er respektierte es, dass Hermine versuchte ihm Informationen über das Geschehen zu schicken – sie war eine gute Freundin. Doch schon lange interessierte ihn das alles nicht mehr.

Sei Pate Sirius Black war durch seine Schuld beim jüngsten Kampf gegen Voldemort ums Leben gekommen. Er vertraute Dumbledore nicht mehr, sprach nicht mehr mit den Dursleys, selbst wenn sie ihn Beleidigungen an den Kopf knallten. Vernon hatte ihn sogar geschlagen, als er mal wieder nicht geantwortet hatte. Doch der leere glasige Blick Harrys hatten ihn zurückschrecken lassen. Ihm schien Schmerz nichts mehr auszumachen.

Schmerz – eine süße Wonne der Vergeltung. Harry sah es als Bestrafung an, denn er war Schuld an dem Tod seines Paten. Jede Nacht durchlebte er schauerliche Albträume, sah Friedhöfe oder Bilder von den Räumen in den Tiefen des Ministerium. Und jedes Mal starb jemand – manchmal suchten ihn sogar die Bilder von Ron und Hermine heim, wieso unter einem grünen Lichtblitz zusammenbrachen. Wenn auch sie sterben würde, dann wäre seine Seele auch dazu verdammt. Schon jetzt wandelte er am Abgrund.

Harrys Hände wanderte ziellos über den Schreibtisch, der von zerknüllten Papier übersät war. Entwürfe von Todesgedichten, die ihm über die ganzen Ferien im Kopf herum gespikt waren. Tränen kamen schon lange nicht mehr, doch innerlich fühlte er sich leer – ausgemergelt und leer. Harry's Blick blieb an der Uhr haften. 19:30. Morgen würden ihn die Weasleys abholen. Dann konnte er wieder nach Hogwarts. Aber wollte er das? Er würde sich vor seinen Freunden und Kameraden verstellen müssen. Er würde wieder unter Dumbledores Adleraugen sein, die er auf einmal gar nicht mehr mochte. Er würde wieder von Snape schikaniert werden, von den Slytherins. Keine rosigen Aussichten. Wofür lohnte es sich eigentlich noch zu leben. Für einen Sieg über Voldemort? Und dann? Was war dann? Würden dann die Toten wiederkommen? Bestimmt nicht – er wäre wahrscheinlich noch leerer sein, als vorher.

„Scheiß Prophezeiung!"Mit einer energischen Handbewegung fegte er den ganzen Papierkram vom Tisch.

***

Am nächsten Morgen stand Harry fertig gepackt vor der Tür der Dursleys. Seine schwarze Robe eng an sich ziehend, starrte er in den trüben Himmel. Ungefähr nach der Hälfte der Ferien war Harry ausgerissen und zur Winkelgasse gefahren, um sich die neuen Sachenfür das nächste Schuljahr zu besorgen. Die Menschen waren ihm mit Misstrauen, Argwohn, Mitleid, Bewunderung und auch Hass begegnet. Jeder hatte nun eine geteilte Meinung von Harry. Dieser kaufte sich bei Madam Malkins ausschließlich schwarze Roben – eine feinere für einen eventuellen Ball und eine als Freizeitkleidung. Diese hatte er nun an. Er hielt es nicht mehr für angebracht auch nur irgendetwas buntes an zu rühren. Er fühlte sich wahrlich nicht danach. Und auch von Muggelkleidung würde er demnächst Abstand halten. Und wenn sie ihn sonst wie anstarren würden.

Harry lauschte dem dröhnenden Fernseher der Dursleys. Sie hatten sich mit seiner Verschwiegenheit abgefunden und keinen Ton gesagt, als er mit vollgepackten Koffer am Wohnzimmer vorbeigegangen war – und vor allem in einer Robe – , die Haustür geöffnet hatte und ohne ein Wort des Abschieds nach draußen verschwunden war.

Wenigstens etwas Gutes.

Dann hörte er sie. Die lauten dröhnenden klappernden Wagen, die die feine Vorzeigestraße entlang fuhren. Harry meinte deutliche empörte Blicke hinter den Vorhängen der Nachbarn aufblitzen zu sehen. Und er konnte es ihnen nicht verübeln.

Die beiden grünen Autos, die da auf ihn zukamen, sahen aus, als ob man sie soeben von einem Schrottplatz ausgeliehen hatte. Anscheinend fuhren sie mit Magie und – was ihn noch mehr verwunderte – wurden von Mitarbeitern des Ministeriums gesteuert.

Die schrottreifen Wagen hielten genau vor der Haustür. Die Türen sprangen auf und die Weasleys stiegen aus dem Wagen und begrüßten Harry freundlich – Harry bemerkte deutlich die sorgenvollen Blicke auf seine Robe und sofort wurde er abweisender.

„Harry, mein Lieber!", rief Mrs. Weasley mit Tränen in den Augen und seine demonstrative Haltung missachtend. „Schön dich wieder zu sehen."Sie war ebenso mitgenommen von den Ereignissen mit Voldemort, wie Harry; das sah man ihr an. Doch noch lange nicht so, wie er. Er begrüßte alle nur mit einem knappen rauen „Hallo", da er außer verbalen Flüchen in den Sommerferien kaum etwas ausgesprochen hatte.

Die Weasleys bestanden nur noch aus Mr. Weasley, seiner Frau, Ron und Ginny. Die anderen gingen schon arbeiten. Fred und George hatten einen Scherzartikelladen mit dem Geld Harrys eröffnet. Percy heuchelte dem Minister seine Loyalität vor. Er verachtete die Familie.

Mr. Weasley begrüßte Harry ebenso freundlich. Seine Sorgen verbergend und so tuend, als ob die Welt in Ordnung sei. Ginny sah musterte ihn mit zusammengekniffenen Augenbrauen, woraufhin er nur mit den Schultern zucken konnte. Sie schien ihn wenigstens zu verstehen.

Ron nicht.

„Dieses Jahr brauchen wir einen neunen Quidditchkapitän!", rief er mit gespielter begeisterter Miene. „Vielleicht du..."

„Ich habe keine Interesse an Quidditch", sagte Harry trocken. Er hob seinen Koffer an und begann ihn im Wagen zu verstauen. Die Weasley standen wie vom Donner gerührt da und starrten ihn an. Was hatte er da eben gesagt? Harry Potter, der schon in der ersten Klasse ein super Sucher gewesen war, hatte kein Interesse am Quidditch.

Ron setzte zum Sprechen an, doch seine Mutter schüttelte warnend mit dem Kopf.

„Wir sollten losfahren", sagte Mr. Weasley, um die peinliche Stille zu überbrücken. Die anderen nickten zustimmend. Harry hatte eh schon beschlossen in den Wagen ein zu steigen und so folgten sie ihm mit bedrückter Stimmung.

Harry saß neben Ron, doch er wechselte kaum ein Wort mit ihm. Ron selbst, wusste nicht, was er sagen sollte, ohne Harry auf falsche Gedanken zu bringen. Er war schon im letzten Schuljahr oft ausgewachsen. Jetzt würde es noch schlimmer sein, seit sein Pate nicht mehr lebte.

Mit melancholischem Blick starrte Harry nach draußen. Er wollte nicht nach Hogwarts. Er wollte nur weg, weit weg...