...und mir wurde klar, dass ich den Rest meines Lebens in dieser Epoche verbringen wollte. Zusammen mit Inuyasha. Wir standen noch immer an der Klippe. Er hielt meine Hand ganz fest und dennoch sanft.
In meinem Leben hatte ich mich noch nie so wohl gefühlt. Keiner von uns sagte ein Wort. Unsere Blicke waren einfach in die Ferne gerichtet wo am Horizont die letzten roten Strahlen der Sonne verschwanden. Der warme Wind wehte zart um unsere Körper. Er trug Inuyashas Geruch zu mir herüber. Wie ich ihn vermisst hatte…
All die Monate...
Drei Jahre waren es gewesen.
Doch das war jetzt egal, denn ich hatte ihn wieder. Ich weiß nicht wie lange wir dort standen, doch als wir uns auf den Weg machen wollten, war es schon stockdunkel. Nur das weiche Mondlicht schien auf uns herab.
Ich stieg auf Inuyashas Rücken und er lief los. So fest ich konnte hielt ich mich an ihm fest. Mein Gesicht drückte ich in sein silber-weißes Haar. Ich genoss jeden Moment an seiner Seite, oder in diesem Fall auf seinem Rücken. Ein warmes Lächeln huschte über meine Lippen.
Inuyasha.
Inuyasha.
Meine Augenlieder wurden schwer. Ich versuchte sie daran zu hindern, doch schon kurze Zeit später waren mir meine Augen zugefallen.
Ich fiel in einen ruhigen Schlaf und täumte von einer großen Wiese, über und über mit Blumen bedeckt. Rote, blaue, gelbe, lilane und rosane.
Zwischen den Blumen tobten ein paar Kinder. Sie lachten und quiekten vor Freude.
Ich wandelte im Traum durch das Blumenmeer. Da zog mich eines der Kinder am Kimono. Lächelnd sah ich zu dem Mädchen herunter. Sie sah aus wie ich. Nur die Ohren, die waren zweifellos von Inuyasha.
Plötzlich wurde ich aus meinem Traum gerissen. Wir waren im Dorf angekommen. Inuyasha setzte mich vorsichtig ab. Ich war zwar noch etwas benommen aber ich versuchte dennoch auf eigenen Beinen zu stehen.
Lächelnd gingen wir zur Hütte der alten Priesterin Kaede, wo ich mich schließlich zum schlafen hinlegte.
Es war bereits sehr spät.
Inuyasha setzte sich auf das hölzerne Dach der Hütte und starrte hinauf in den mit Sternen gesprenkelten Himmel.
Er sah die vielen Sterne und dachte an die Zeit als er hier mit Kikyo gesessen hatte.
Auch wenn er sagte, dass er darüber hinweg sei, so wusste ich doch, dass es ihn noch immer traurig machte. Aber ich war mir sicher, dass er mich liebte.
Kikyou gehörte der Vergangenheit an. Sie würde nie wieder zwischen uns stehen.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, saß Inuyasha wieder neben mir. Er hatte sich neben mein Bett gesetzt und sah mich einfach an.
Ich musste lächeln.
Wieso hatte es nur so lange gedauert um zu diesem Leben zu kommen? Aber es war ja auch egal, denn jetzt war ich da.
"Guten Morgen" flüsterte der Hanyou liebevoll.
Er hatte sich sehr verändert, seit unserer ersten Begegnung.
Die Zeit verflog und gegen Mittag fand ich mich bei Sango und Miroku wieder.
Sie waren richtig froh uns zu sehen, denn sie waren momentan ziemlich gestresst. Ihre Kinder waren heute total auf gedreht.
Wir lachten und alberten herum. Fast hätte man denken können, dass nicht etwa drei Jahre vergangen waren, sondern nur wenige Tage.
Ich strahlte innerlich. Das war das Leben, das ich wollte.
Nach einer Weile, die wir alle so zusammen gesessen hatten, nahm mich Sango beiseite.
Wir beide hatten uns schließlich seit drei Jahren nicht mehr gesehen, da gab es einiges zu Besprechen, was die beiden Jungs nicht hören sollten.
Derweil spielten die Kleinen, ganz zu seinem Missfallen, mit Inuyashas Ohren.
"Inu, Inu, Inu" sangen sie und zogen an den Hundeohren.
Ich konnte ihn leise knurren hören.
Miroku musste herzhaft lachen und hob seine Kinder von den Schultern seines Freundes.
"Inuyasha, was hast du jetzt vor? Ich meine, du hast die letzten drei Jahre nichts anderes gemacht als auf Kagome zu warten. Wie sehen deine Pläne aus? Was macht ihr jetzt?" fragte Miroku, nun wieder ernst.
"Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich möchte sie heiraten." gestand ihm Inuyasha.
Miroku machte große Augen. "Bist du dir sicher? Das ist ja fantastisch. Und wann? Weiß sie es schon?" löcherte Miroku.
"Nein, sie weiß es noch nicht. Sie ist ja gestern erst wieder gekommen und da wollte ich sie nicht noch damit nerven. Ich möchte sie in 10 Tagen fragen, wenn wir bei ihren Eltern sind. Da muss sie einfach ja sagen" entgegnete Inuyasha.
Ich unterhielt mich unterdess mit Sango.
Wir sprachen über das, was ich gemacht hatte in der Zeit, über sie, Miroku und ihre Kinder.
Sango war ganz Feuer und Flamme als es um ihre drei kleinen Kinder ging.
Sie erzählte mir alles, was ich in den letzten Jahren verpasst hatte:
Sie und Miroku hatten geheiratet und Rin hatte sich prächtig eingelebt. Sesshomaru kam ab und zu vorbei und machte ihr wundervolle Geschenke. Die anderen Kinder waren schon ganz neidisch.
Aber sie erzählte mir auch, dass Inuyasha die ersten drei Tage am Brunnen gesessen und geweint habe. Und von da an sei er jeden Abend zum Brunnen gelaufen und habe auf mich gewartet...
Bei diesen Worten bekam ich ein ganz schlechtes Gewissen. Es machte mich traurig, obwohl ich ja gar nichts dafür konnte. Mir wurde damals der Weg versperrt.
Ich konnte nicht hindurch…
und dennoch blutete mir das Herz dabei...
Nachdem wir so mehrere Stunden verbracht hatten, kam Inuyasha zu mir und nahm mich bei der Hand. Er zog mich zu sich hoch und küsste mich.
In diesem Moment fühlte sich alles so unglaublich richtig an. Es war einer der schönsten Tage in meinem Leben. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch und mein Puls schoss ins Unermessliche. Inuyasha löste sich wieder von mir, doch er hielt noch immer meine Hand.
Auf einmal lief er los und zog mich hinter sich her.
Mit großer Mühe hielt ich mit ihm Schritt. Der Hanyou führte mich tief und tiefer in den Inuyashawald hinein.
Die Bäume wurden immer höher und die Stäucher dichter. Bald drang nur noch wenig Licht durch das dunkle Blattwerk.
"Wohin gehen wir?" keuchte ich.
"Warts ab" meine Inuyasha nur und rannte einfach weiter...
