Ende und Anfang - Happy New Year

Titel: Ende und Anfang
Autor: Serena
Warnung: Slash - sollte man nicht eigentlich warnen, wenn keiner vorkommt?
Datum: 01.01.2008
Disclaimer: Copyright © an der Handlung bei Serena Malfoy, 2004-2008. Alle Rechte an den deutschen Printausgaben der Harry Potter Bücher bei Carlsen Verlag GmbH, Hamburg, 1997-2008. Originalcopyright © bei Joanne K. Rowling, 1997-2008. Harry Potter, names, characters and related indicia are copyright and trademark Warner Bros. & Co, 2000-2008. - Was nichts anderes heißt als: Mir gehört nur die Story – die Charaktere habe ich entführt. Geld verdiene ich damit keines.
A/N: Auch hier gilt: Den Disclaimer gibt es nur einmal – artig auswendig lernen und verinnerlichen


Irgendwo im zweiten Stock des kleinen, roten Backsteinhauses in London knallte eine Tür, eine laute, eindringliche Stimme schrie und irgendetwas fiel mit einem lauten Krachen zu Boden. Harry seufzte und ließ das in Leder gebundene Buch auf seinen Schoß sinken. 'Ganz eindeutig Schulferien', stellte er in Gedanken fest und bemerkte, nicht zum ersten Mal, wie ruhig es in diesem Haus ohne seine Kinder geworden war. Seit auch Lily, das jüngste seiner drei Kinder, nach Hogwarts ging, war die Stille oft unerträglich geworden.

Wie so oft in den vergangenen Monaten versuchte Harry zu begreifen, was passiert war. Und wie immer musste er zugeben, dass er es nicht wusste. Er konnte das Schweigen zwischen ihnen ebenso wenig erklären, wie die Kälte, die sich irgendwann unbemerkt eingeschlichen hatte.

Erstaunlicherweise hatte das Ehepaar es bisher geschafft, diesen Teil ihres Privatlebens gut zu verbergen. Vielleicht waren sie aber einfach nur gute Schauspieler geworden, die eine Rolle spielten. Nach außen schien die Welt in Ordnung, war die Familie Potter immer noch eine glückliche Familie, wie es sich für einen Helden gehört, der einst den dunkelsten aller Magier vernichtet hatte. Doch diese Fassade begann, langsam aber stetig zu bröckeln. Hermione war die Erste gewesen, die ihm auf den Kopf zusagt hatte, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung sei. Gute, alte Hermione. Sie hatte schon immer einen siebten Sinn für seine Gefühle gehabt und nicht selten hatte Harry sie in der Vergangenheit insgeheim dafür verflucht. Seine Versuche, das Thema zu umgehen, waren kläglich gescheitert. Hermione hatte ihm kein Wort geglaubt. Er hätte es besser wissen müssen. Hermione kannte ihn besser, als jeder andere Mensch. Sie las in seinem Gesicht, wie sonst in ihren geliebten Büchern. Am Ende hatte er schließlich aufgegeben und ihr die Wahrheit gesagt. Und erst, als er es laut ausgesprochen, seiner langjährigen Freundin sein Herz ausgeschüttet hatte, erst da war es für ihn selber zur Wirklichkeit geworden. 'Ob Ginny fremd ginge' hatte Hermione wissen wollen. Und Harry hatte nur mit den Schultern zucken können. Er wusste es nicht. Aber was noch viel schlimmer war: Der Gedanke daran schmerzte nicht einmal mehr. Es war ein langer Prozess gewesen, doch am Ende hatte er einsehen müssen, was er insgeheim schon längst geahnt hatte: Er liebte seine Frau nicht. Und mittlerweile war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er sie je geliebt hatte. Vielleicht stimmte es ja, was Hermione behauptete. Dass alles nur Gewohnheit gewesen war, oder Harry, wie so oft, nur getan hatte, was alle von ihm erwartete hatten. Harry wusste es nicht. Doch wenn er ehrlich zu sich selber war, dann war es ihm auch längst egal.

"Du solltest dich langsam umziehen", riss ihn die vertraute Stimme seiner Frau aus seinen trüben Gedanken. Harry hob den Kopf und sah in die vorwurfsvollen Augen der Frau, mit der er nun schon seit so vielen Jahren verheiratet war. Die Mutter seiner Kinder. Seine erste, wirkliche Freundin. Für einen kurzen Moment hatte er verdrängen können, dass sie den letzten Tag dieses Jahres, wie all die Jahre zuvor, gemeinsam mit ihren Freunden verbringen wollten.

Harrys Leben schien längst nur noch aus Ritualen und Gewohnheiten zu bestehen, die auch vor dem letzten Tag des Jahres nicht Halt machten. Dieses Jahr würden sie bei Ron und Hermione feiern, nachdem sie im letzten Jahr hier gefeiert hatten. Es war das Einfachste. Die Kinder gingen zusammen zur Schule, waren befreundet, ihre Eltern waren befreundet. Es war einfach logisch. Lediglich James, Harrys ältester Sohn, würde zum ersten Mal nicht dabei sein. Er wollte bei einem Klassenkameraden feiern. Im Gegensatz zu Ginny hatte Harry nichts dagegen gehabt. Immerhin war James bereits vierzehn Jahre alt und die Eltern des Klassenkameraden waren nicht nur ehemalige Klassenkameraden. Dean Thomas war einer von Harrys Kollegen. Und wo sollte sein Sohn schon sicherer sein, als im Hause eines Auroren. Das hatte auch Ginny am Ende einsehen müssen.

"Was ist jetzt?", riss Ginny ihn erneut aus seinen Gedanken. Einen Moment lang war er versucht zu tun, was er immer in solchen Situationen getan hatte. Nachgeben, um den Frieden zu wahren, jeder Diskussion aus dem Weg gehen. Ganz egal wie es ihm dabei gehen mochte.

"Ich werde nicht mitkommen", sagte er schließlich mit entschlossener Stimme und wunderte sich ein wenig über sich selber. Fast schon trotzig sah er seiner Frau in die Augen und wartete auf eine Reaktion. Für einen kurzen Moment schien es, als hätten Harrys Worte ihr die Sprache verschlagen, doch leider nur für einen kurzen Moment.

"Was soll das heißen", wollte sie wissen. Ihre sonst so ruhige Stimme wurde noch ruhiger. Bedrohlich ruhig, wie Harry nur zu gut wusste. "Du weißt doch, dass wir erwartet werden. Schließlich hat Hermione alles organisiert. Sie wird enttäuscht sein, wenn du nicht kommst." Harry schüttelte den Kopf. Hermione würde vermutlich die Einzige sein, die ihn verstehen würde. Wie so oft. Doch das konnte er Ginny nicht erklären. Sie würde ihm nur vorwerfen, dass ihre Probleme niemanden etwas angingen und er doch lieber mit ihr statt mit Hermione reden sollte. Und dann würde er ihr wohl oder übel sagen müssen, dass er längst keinen Sinn mehr darin sah, mit ihr zu reden. Nicht gerade die ideale Diskussion für den letzten Tag des Jahres.

"Ich glaube, sie wird es verkraften", erwiderte er stattdessen, noch immer erstaunt über seine eigene Entschlossenheit. Er nahm das Buch von seinem Schoß und legte es auf den kleinen, dunklen Holztisch neben dem Sessel. Sein Blick fiel auf die Terrassentür. Draußen war es längst dunkel geworden und alles, was er sah, war er selber und die Frau an seiner Seite. Ginny, die Hände in die schlanke Taille gestützt, den Blick auf ihn gerichtet, als warte sie auf eine Erklärung, von der er wusste, dass sie nicht kommen würde.

"Und was sollen bitte die Leute denken, wenn ich dort alleine auftauche? Soll ich vielleicht sagen, dass mein Mann, der große Harry Potter, Kopfschmerzen hat?", fragte sie ihn schließlich. Harry kaute auf seiner Unterlippe herum und zwang sich, ruhig zu bleiben. Ganz genau darum ging es nämlich. Es war Ginny ziemlich egal, ob Hermione sich die Arbeit gemacht hatte, oder ob seine Freunde ihn vermissen würden. Was die Leute denken würden, das war längst das Einzige geworden, was wirklich zählte. Er hatte lange gebraucht, es zu erkennen, aber am Ende hatte er zugeben müssen, dass auch er nicht anders handelte. Doch jetzt, da die Kinder aus dem Haus waren und er nach der Arbeit Ruhe zum Nachdenken fand, da wurde ihm vieles klar.

"Es ist mir ziemlich egal, was die Leute denken, Ginny. Ich habe heute keine Lust zu feiern." Er rieb sich mit dem Zeigefinger der rechten Hand über die schmerzende Unterlippe. Dann stand er auf, sah seine Frau noch einmal an und ging dann an ihr vorbei. Würde er bleiben, war ein Streit unvermeidbar. Und Harry wollte sich nicht streiten.

'Raus hier! Raus hier! Raus hier!' Die Worte hallten wieder und wieder durch seinen Kopf, während er den Flur auf dem Weg zur Treppe durchquerte. Er war sich noch nie so sicher gewesen, wie in diesem Moment. Es hatte keinen Sinn mehr. Auf der ersten Treppenstufe blieb er stehen. Von oben waren immer noch die lauten Stimmen seiner drei Kinder zu hören. Sie waren es gewesen, die ihn all die Jahre hier gehalten hatten. Sie brauchten ihn. Und er brauchte sie. Doch konnte es wirklich so weitergehen? Während er die Treppen langsam hinaufstieg wurde im bewusst, dass es eigentlich nur noch eine Frage gab, vor deren Antwort er die meiste Angst hatte: 'Wie erkläre ich es den Kindern?'

~~ooOoo~~

"Und? Wirst du den Abend wieder in deiner Stammkneipe verbringen?" Draco drehte sich um, als er die helle Stimme seiner Frau vernahm. Er pfiff leise und ließ seine Hände sinken. Die Krawatte konnte er auch später noch binden. Oder einfach weg lassen. Er war sich noch nicht sicher.

"Wow", gab er ziemlich malfoy-untypisch von sich. "Wenn wir nicht schon verheiratet wären, würde ich dir jetzt glatt einen Antrag machen." Er nickte bewundernd. "Du siehst toll aus, Astoria", kommentierte er das gewagte und dennoch elegante Kleid seiner Frau. "Und du wirst von Jahr zu Jahr hübscher", stellte er fest, während er den Träger ihres dunkelblauen Kleides glatt strich. Von dem übergewichtigen Mädchen von einst war nicht mehr viel übrig geblieben. Schlank, mit langen, dunklen Haaren war aus der kleinen Astoria Greengras eine Astoria Malfoy geworden, nach der sich die Männer umdrehten.

"Du alter Charmeur." Astoria lachte leise, während sie auf ihn zu kam. Mit ihren langen, schlanken Fingern öffnete sie die beiden oberen Knöpfe seines Hemdes, zog ihm die Krawatte von den Schultern und hielt sie einen Moment in die Luft.

"Es sei denn, du brauchst sie heute Nacht für irgendetwas", sagte sie schmunzelnd. Draco schnalzte mit der Zunge, griff nach der Krawatte und warf sie auf das Bett.

"Manchmal möchte ich nicht wissen, was du von mir denkst", sagte er mit gespielt vorwurfsvollem Ton und strich ihr eine braune Haarstränge aus dem dezent geschminkten Gesicht. "Aber vielleicht solltest du sie lieber mitnehmen." Er küsste sie auf die Stirn. "Ehrlich gesagt weiß ich noch gar nicht, wo es mich heute hin verschlägt. Mal schauen." Er drehte sich um und sah in den Spiegel. Astoria hatte recht. Ohne Krawatte war es eindeutig besser. "Hast du eigentlich eine Ahnung, was unser Sohn heute vorhat? Mir wollte er es partout nicht erzählen." Er drehte sich wieder um und sah seine Frau fragend an. Astoria nickte zögernd.

"Mach dir keine Sorgen", sagte sie mit beruhigender Stimme. "Er will Silvester mit einigen Freunden verbringen." Draco schnaubte laut hörbar.

"Keine Sorgen!", wiederholte er die Worte seiner Frau. "Er ist mein Sohn, da werde ich mir doch wohl noch Sorgen machen dürfen. Außerdem ist er ein Malfoy." Astoria lachte leise. "Aber er ist nur zur Hälfte ein Malfoy", gab sie zu bedenken.

"Aber genau das ist doch das Problem", erwiderte Draco, während er sich wieder umdrehte, eine Schublade der Kommode unter dem Spiegel öffnete und eine altes Stück Pergament hervorholte. Aus einer anderen Schublade holte er seinen Zauberstab und murmelte ein paar Worte, während er das Pergament mit dem Zauberstab berührte.

"Ich glaube das ja wohl nicht. Draco Malfoy, hast du etwa so wenig Vertrauen zu deinem eigenen Sohn?" Astoria starrte ungläubig auf das Pergament und dann auf ihren Mann. Draco grinste verlegen, bevor er auf das Pergament sah und mit zufriedenem Gesicht die wenigen Worte las: "Scorpius Malfoy befindet sich in seinem Zimmer auf Malfoy Manor." Draco faltete das Pergament zusammen und steckte es in die Tasche seiner schwarzen Stoffhose.

"Man weiß ja nie, Darling", erklärte er mit ruhiger Stimme. "Ich war auch mal jung und kann mich noch sehr gut daran erinnern, was ich damals alles angestellt habe."

"Unser Sohn ist dreizehn, Draco", widersprach Astoria. "In dem Alter hast du ..." Draco ließ seine Frau nicht aussprechen.

"In dem Alter habe ich mich mit Potter duelliert und ..." Dieses Mal war es Astoria, die ihren Mann seinen Satz nicht beenden ließ.

"Dabei hättest du ihn viel lieber in der Besenkammer vernascht", erinnerte sie sich an die Vergangenheit.

"Das war ein Jahr später", nuschelte Draco und strich sich verlegen das Haar aus der immer höher werdenden Stirn. "Oder vielleicht auch zwei Jahre." Astoria lachte leise, streckte die Hand aus und strich ihm über die blasse Wange.

"Keine Sorge, Draco, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Niemand in dieser Welt wird je erfahren, dass der eiskalte Draco Malfoy bis über beide Ohren verliebt gewesen ist. Das geht die Welt nichts an. Draco lächelte und küsste seine Frau erneut auf die Stirn. "Ich habe die beste Ehefrau der Welt", stellte er, nicht zum ersten Mal fest, seit er diese Frau vor vielen Jahren geheiratet hatte. Es gab wohl niemanden, der ihn besser kannte und besser verstand als die Frau, die jetzt in seinem Schlafzimmer stand.

~~ooOoo~~

"Warum möchtest du heute nicht mit uns feiern?" Albus Potter sah seinen Vater mit großen, fragenden Augen an. Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Wie erklärt man seinem dreizehnjährigen Sohn und seiner elfjährigen Tochter, dass sie keine Schuld an etwas tragen, was sie überhaupt nicht verstanden. Er verstand ja selber kaum, was aus ihm und Ginny geworden war.

"Lass ihn, Albus. Vielleicht möchte er auch mal etwas alleine unternehmen. Du willst in Hogwarts schließlich auch nicht immer mit den gleichen Leuten rumlaufen", nahm James seinen Vater in Schutz, während er soeben die fünfte Hose aus dem Schrank zog, kurz betrachtete und dann auf das Bett warf. Harry beobachtete seinen ältesten Sohn einen kurzen Moment, unsicher, ob der sensible Junge nicht längst etwas ahnte. Doch er verwarf den Gedanken so schnell, wie er aufgekommen war.

"Ich weiß nicht, was schlecht daran ist, mit den gleichen Leuten herumzulaufen", stellte Albus fest, warf seinem Bruder einen drohenden Blick zu und zog die Aufmerksamkeit seines Vaters auf sich. Nachdenklich betrachtete Harry seine beiden Söhne. Vielleicht konnte er es ihnen irgendwann erklären. Heute war jedoch nicht der richtige Tag.

"Auf jeden Fall laufe ich nicht mit irgendwelchen Slytherin durch die Gegend", sagte James und streckte seinem jüngeren Bruder die Zunge raus. Eine weitere Hose landete auf dem Bett und Harry wurde hellhörig.

"Ach, nur manchmal, Papa", rechtfertigte Albus sich, bevor Harry Fragen stellen konnte. Slytherin und Gryffindor war eine gefährliche Kombination, wie Harry nur allzu genau und vor allem auch aus eigener Erfahrung wusste. "Weißt du, die sind gar nicht so schlimm wie Onkel Ron immer erzählt. Zumindest nicht alle." Harry atmete erleichtert auf, hatte er doch noch seine eigene Schulzeit vor Augen. Und damals waren Begegnungen mit den Slytherin selten ruhig abgelaufen. Aber diese Zeit schien endgültig vorbei zu sein.

"Ich weiß", stimmte Harry seinem Sohn zu. "Ich weiß". Irgendwann würde Harry seinen Söhnen vielleicht mehr von seiner eigenen Schulzeit erzählen. Doch noch waren sie einfach zu jung dafür.

~~ooOoo~~

"Nein, ich werde es dir nicht sagen. Schließlich sagst du mir ja auch nicht, wo du hingehst." Trotzig sah Scorpius Malfoy seinen Vater an. Es waren Momente wie dieser, in denen Draco Malfoy glaubte in einen Spiegel zu sehen. Die blonden Haare, die verschränkten Arme und das leicht vorgeschobene Kinn; eindeutig sein Sohn.

"Das könnte daran liegen, dass ich dein Vater bin, junger Mann", erklärte Draco seinem Sohn mit ruhiger Stimme. "Und es ist mein gutes Recht zu wissen, wo mein dreizehnjähriger Sohn sich herumtreibt." Langsam begann Draco die Geduld zu verlieren. Das Verhalten seines Sohnes war mehr als nur ungewöhnlich. Auch wenn Scorpius jede Möglichkeit nutzte, ihm zu widersprechen und gerne mal über die Stränge schlug, so hatte der Junge bisher nie Geheimnisse vor ihm gehabt. Umgekehrt sah es schon anders aus. Aber Scorpius war einfach noch viel zu jung, um zu erfahren, was wirklich in der Kindheit seines Vaters passiert war. Irgendwann würde er es ihm erzählen müssen, das wusste niemand besser als Draco selber. Bis dahin konnte er nur hoffen, dass die anderen Eltern ihren Kindern auch nicht alles erzählten.

"Dann gib mir doch Hausarrest", schlug Scorpius seinem Vater vor und riss den ehemaligen Slytherin aus seinen Erinnerungen. Scorpius wusste sehr genau, dass Hausarrest eine Strafe war, die sein Vater ablehnte. Er hatte nur noch nicht heraus gefunden, warum das so war. Astoria stand mit verschränkten Armen in der Tür und beobachtete ihre beiden Männer amüsiert.

"Vielleicht sollte ich das wirklich mal tun", stellte Draco nachdenklich fest, dachte jedoch nicht im Traum daran. Niemals würde er seinen Sohn einsperren oder auf sonst irgendeine Art seine Freiheit einschränken. Er selber hatte zu oft erfahren müssen, wie es war, eingesperrt zu sein. Noch heute fühlte er sich in kleinen, dunklen Räumen mehr als unwohl und nicht selten verfolgten ihn die Erinnerungen in seinen Träumen. Diese Erfahrung würde er seinem Sohn ersparen. Er seufzte leise und wandte sich seiner Frau zu.

"Bist du sicher, dass das wirklich unser Sohn ist, Astoria?" Er sah Scorpius wieder an. "Ich finde, er hat was von Potter. Zumindest ist er genauso aufmüpfig." Astoria lachte laut. "Lach nicht!" Draco verzog das Gesicht. "Vielleicht hat man ja damals in St. Mungos etwas vertauscht." Seine Mundwinkel zuckten verräterisch.

"Ich enttäusche dich ja nur ungern, Draco, aber das aufmüpfige Verhalten hat der Junge eindeutig von dir." Sie lächelte ihren Sohn an. "Und ja, ich bin mir sicher, dass das unser Sohn ist", antwortete sie schließlich.

"Ich weiß gar nicht, was du willst, Papa, so übel ist Potter doch gar nicht. OK, James ist ein echter Kotzbrocken, aber Albus ist eigentlich ganz OK." Scorpius hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, nachdem er die Worte ausgesprochen hatte. Draco sah seinen Sohn an, hob die rechte Augenbraue und richtete schließlich seinen Blick wieder auf seine Frau.

"Was haben wir in der Erziehung bloß falsch gemacht, Liebling", stöhnte er laut auf und reckte die Arme gen Himmel. Astoria lachte wieder, als der Klopfer der Haustür Besuch ankündigte.

"Das ist für mich", rief Scorpius noch, bevor seine Eltern die Chance hatten zu reagieren. Er ging zu seinem Vater, stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn. "Nix habt ihr falsch gemacht. Und an eurer Erziehung arbeite ich noch." Er lief weg, bevor Draco etwas sagen konnte. Auf dem Weg nach draußen küsste er seine Mutter auf die Wange und flüsterte ihr etwas ins Ohr, das Draco nicht hören konnte. Der Klapps, den Astoria ihrem Sohn verpasste und ihre rote Gesichtsfarbe ließen ihn jedoch ahnen, dass es nicht ganz jugendfrei gewesen war.

"Wir sollten ihn zur Adoption frei geben", sagte Astoria schließlich resignierend. "Wie soll das bitte werden, wenn er erst mal fünfzehn oder sechzehn ist?" Dieses Mal war es Draco, der lachen musste.