Hand Kiss
Eine Frau lief schnell von ihrem Bad in ihr Schlafzimmer, zog einen Strumpf an lief wieder zurück und schminkte sich fertig. Sie drehte gerade ihren Mascara zu, als es an der Haustür klingelte „Moment, ich komme gleich!" schrie die junge, blonde Frau und zog im laufen hin zur Tür erfolgreich den zweiten Strumpf an. Sie öffnete das Schloss, drückte die Türklinke herunter, machte die Tür einen Spalt auf und rannte wieder schnell in ihr Schlafzimmer mit den Worten „Gib mir noch zwei Minuten, dann bin ich fertig." Der dunkelblonde Mann schloss amüsiert die Tür, schaute sich kurz in ihrem Wohnzimmer um und nahm dann auf dem Sofa Platz.
Es war heute nicht ihr Tag, erst sprang ihr Auto nicht an, dann wollte der Kopierer nicht die wichtigen Unterlagen für das Treffen des Vorstandes vervielfältigen. Während des Treffens durchbohrte Isabel Rochev sie mit Todesblicken und man möchte nicht ihren Gehirn-Mund-Filter vergessen, der sie eigentlich immer in einer peinlichen Situation wirft. Als sie dann völlig fertig nach Hause kommt, dachte sie nur noch daran, sich mit einem großen Glas Rotwein ihre Lieblingsserie anzuschauen. Doch im Hinterkopf schwebte ihr der Gedanke, dass sie etwas vergessen hatte.
Als ihr Handy und ihr Tablet dann klingelten und sie schon voller Erwartung auf eine neue Arrow Mission sich den elektronischen Geräten zuwendete, blieb wie im Schock stehen. Heute war der Abend, an dem sie ihren Boss zu einem der tausende Galas begleiten müsse. Wobei man das „müsse" genauer definieren muss. Der CEO von QC hatte sie zwei Wochen zuvor zwischen den Meetings nett gefragt, ob sie ihn vielleicht begleiten könne, dann würde die Zeit schneller rumgehen und er wüsste, dass er mindestens zwei Personen in einem Raum trauen konnte. Sie, sichtlich gerührt von seiner Frage, konnte nicht anders und stimmte zu. Nun hatte sie den Salat. Sie, in einer ihren bequemen Yogahosen und einen zu großen T-Shirt, und ihr Begleiter, der in 30 Minuten kommt.
30 Minuten später saß der junge Mann auf ihrer Couch und sie strich mit ein paar letzten Handgriffen ihre Hochsteckfrisur glatt. Während sie zur Haustür lief und in ihrer Clutch noch einmal kontrollierte ob alles da ist, sagte sie „ Oliver, wir können." Der Angesprochene erhob sich elegant und musterte die Dame des Hauses. Sie trug ein langes, hellgrünes Kleid. Über die Brust war der Chiffonstoff locker drapiert und fiel ab der Taille locker herunter bis auf den Boden. An der Schulter wurde das Kleid durch verschiedene Perlenketten gehalten. Der V-Ausschnitt schmeichelte ihrem Dekolleté und die silbernen kleine Ohrringe waren ihrer eleganten Robe perfekt angepasst. Er lief langsam auf sie zu. „Du siehst atemberaubend aus, Felicity." „Vielen Dank," erwiderte sie, „Müssen wir nicht los." Wie aus einer Trance, klärte sich sein Blick wieder und er führte seine Begleitern nickend nach draußen.
Während der Fahrt bemerkte Diggle noch einmal grinsend wie trefflich doch ihre Wahl des Kleides war. Felicity grinste ihn nur wissend an und blickte aus dem Fenster. Starling City war ein magischer Ort nachts. Als erschien einem fremd und anders. Für manche war es eine der unsicheren Städte des Landes, doch sie war sich sicher dass diese Stadt wieder zu ihrer Größe hinfinden konnte. Der Mann neben ihr war an dieser Tatsache nicht ganz unbeteiligt, dachte sie sich schmunzelt. Oliver bemerkte dieses schmunzeln, doch eher er sie fragen konnte, sprach Diggle „Wir sind da, wollt ihr über den Roten Teppich gehen oder soll ich eher zum VIP Eingang fahren?" Felicity wurde bei dem Gedanken von Paparazzi fotografiert und ausgefragt zu werden zunehmend nervös. Oliver ergriff ihre Hand, drückte sie kurz und wendete sich an seinen Bodygard „Ich denke, da wir eh schon etwas zu spät sind, können wir auch diesmal das Blitzlicht meiden."
Nachdem sie den Vorraum passiert hatten und nun in der Tür des Ballsaals standen, konnte Felicity kurz vergessen, mit wem sie eigentlich erschien und das Ambiente auf sich einwirken lassen. Der Raum wurde durch große Kristallleuchter erhellt und am Rand standen viele runde Tische an denen wohl bedeutende Personen saßen. Während das Paar zu ihrem Tisch gingen, bemerkte die junge Frau, dass in der Mitte des Saals eine große Tanzfäche ihren Platz fand. Oliver, ganz Gentleman-like bot Felicity zuerst den Stuhl an und setzte sich dann neben sie. Felicity wandte sich, nachdem sie endlich ein Glas Rotwein bekommen hatte, ihm zu „Und wie viel wird der große Oliver Queen dieser Spendengala wohl spenden?" fragte sie grinsend. Er erwiderte nich weniger schmunzelnt „Nun, dass müsstest du doch am besten wissen. Schließlich gabst du mir den Scheck zum unterschreiben, weil ich es sonst anscheinend vergessen hätte." Die Angesprochene verzog jedoch ihr Gesicht nicht zu einem schuldbewussten Lächeln, sondern vergrößerte ihr Grinsen nur noch.
Die angenehme Zweisamkeit wurde aber schnell von ihren Tischnachbarn gestört. Oliver kam dennoch nicht umhin seinen Arm besitzergreifend auf die Stuhllehne seiner schönen Begleiterin zu legen. Nach einigen Minuten Smalltalk und der viel zu langen Eröffnungs- und Dankungsrede wurde endlich das Essen aufgetragen. Felicity genießte das reichhaltige Mahl.
Während des Desserts wurde Oliver von wichtigen Investoren von QC angesprochenen und musste sich leider bei seinem IT Girl entschuldigen. Sie nutzte die Zeit und ging zur Bar um sich ein weiteres Glas Rotwein zu gönnen, schließlich ist sie in der High Society. Als sie wenige Minuten später Oliver erblickte, konnte sie nicht länger warten und erlöste ihn von dem Gespräch. Sie ging langsam auf die kleine Gruppe hin und strich langsam und sanft Olivers Arm hinhab.
„Gentleman, es tut mir sehr leid sie unterbrechen zu müssen, aber ich muss ihnen Oliver kurz entführen." Mit diesen Worten hakte sie sich bei ihm ein und zog ihn, wobei sie hier nicht auf Wiederstand traf, bestimmend zur Tanzfläche. „Du kamst gerade zum rechten Zeitpunkt. Sie fingen von meinem Vater an zu sprechen und wie gut es lief, als er noch die Geschäfte führte." flüsterte er ihr leise ins Ohr. Sie blickte an ihm hoch. Er hatte den Blick starr in die Menge gerichtet und ließ keine Emotionen zu, Felicity kannte ihn aber zu gut und wusste, dass die Erinnerung an seinen Vater und wahrscheinlich die unsensiblen Kommentare der Herren einiges dazu beigetragen haben, dass Oliver sich nun noch mehr schuldig fühlte. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, ließ sie seinen Arm los und hob leicht ihre Hand. „Darf ich um diesen Tanz bitten, Mister Queen?". Oliver war aus seinen Gedanken gerissen und lächelte sie leicht an. „Mit Vergnügen, Miss Smoak."
Passend wurde gerade ein langsames Lied gespielt. Felicity fühlte sich warm und geborgen in der Nähe von Oliver und legte leicht ihren Kopf auf seine Schulter. Seine Hand auf ihren Rücken drückte sie, wenn es noch möglich war, noch mehr an seinen Körper, so als wollte er sie nicht gehen lassen. Keiner der beiden war sich des Zeitflusses noch bewusst, sie waren in ihrer eigenen Welt.
Doch auch dieses Zauber wurde irgendwann gebrochen, und so schaffte Diggle sie gegen Mitternacht wieder nach Hause. Oliver ließ sich aber nicht nehmen, Felicity zur Tür zu begleiten.
Als sie endlich ihren Schlüssel in der viel zu vollgestopften Clutch fand und ihre Haustür aufschloss, drehte sie sich zu Oliver um. „Das war ein wunderschönen Abend, vielen Dank." Oliver nahm ihre Hand und blickte ihr tief in die Augen. „Nein, ich muss dir danken. Ohne dich wäre dieser Abend nur einer von vielen gewöhnlichen, langweiligen Abenden geworden. Danke Felicity."
Und mit diesem Satz hob er ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. Er drückte noch einmal leicht ihre Hand und drehte sich gen Fahrstuhl um. Felicity, noch ganz betäubend und verwirrt von all den Gefühlen die sie auf einmal spürte, schaffte es ungehindert in ihre Wohnung zu kommen und die Türe sicher zu schließen. Sie lehnte sich gegen Jene und schloss genießerisch die Augen. Mit der einen Hand streichelte sie leicht über den Rücken, der Sekunden zuvor noch Olivers Lippen berührt haben. Sie stand noch einige Minuten an der Tür, bevor sie sich wieder gefasst hatte und müde aber glücklich ins Bett fallen ließ.
