HYA!
Zuerst einmal wünsche ich euch allen, ein Frohes Fest, besinnliche Tage und viel Ruhe und Gemeinsamkeit.
Diese Story sollte eigentlich nur ein OneShot werden, zu dem ich subtil genötigt wurde. Doch dann sprengte das geplante eine Kapitel den Rahmen und warf so viele Fragen auf, dass dies nun eine Geschichte unter dem Punkt „was wäre wenn" geworden ist. In Gang gesetzt hat dies vor einiger Zeit, wie so oft bei mir, ein einziger Song. „I see fire" von Ed Sheeran, der ja bekanntlich Titelsong von „Der Hobbit, Smaugs Einöde" ist.
Worum geht es also?
Die Vampire des Cullenclans, Carlisles Familie ist aufgrund Renesmees Geburt in Aufruhr, Alice sieht die Volturi in ihrer grausamen Schönheit und in ihrer Funktion als oberstes Gericht anrücken. Es müssen also Zeugen gefunden werden, die einfach durch ihre Anwesenheit die Alten zum Innehalten bewegen werden. Und im Fall der Fälle vielleicht in der Lage sind, der „Rechtsprechung" zu trotzen.
18 Freunde sind gekommen, um einem Freund einen Gefallen zu tun und stehen nun den Italienern gegenüber.
Aber was ist, wenn sich Zeugen über alle Grenzen hinweg schon kennen und sich nun wieder begegnen? Wiedervereint, mit Erinnerungen an gemeinsame Zeiten? Und die Volturi plötzlich nicht die einzigen Unruhestifter sind? Und der Kampf um Renesmees Zukunft nicht mehr der einzige?
Viel Spaß, ich hoffe es gefällt euch,
Talamasca
##
Fireworks for Patriots
I see fire
If this is to end in fire
Then we should all burn together Watch the flames climb high into the night
Calling out father, oh, stand by and we will
(Ed Sheeran, I see fire)
1.Kapitel – there is fire
Garrett
Keep careful watch of my brothers' souls
Überblicke das Schneebedeckte Feld vor uns. Wir haben uns versammelt, um den selbsternannten Königen die Stirn zu bieten, sollten sie vorhaben, was die Rumänen behaupten. Wir können ihr Kommen spüren, es in der Luft schmecken.
Betrachte die Zeugen, die sich zu unserem Freund und seiner Familie bekannt haben.
Manche von uns sind herrlich naiv und versuchen an Wohlwollen zu glauben. Wir anderen spüren die Veränderung.
And should the sky be filled with fire and smoke
Bei allen erwacht eine Art Kampfgeist, auch wenn der Verlust von Alice und Jasper über den Cullens hängt.
Watch the flames climb high into the night
Calling out father, oh, stand by and we will
Blicke Carlisle an. Muss an meine Zeit in der Revolution denken, an meinen Vater, erinnere mich an meine erste Begegnung mit dem englischen Doktor. Ich komme mit den meisten gut aus, nenne aber nur wenige wahre Freunde. Carlisle Cullen ist einer von ihnen. Und wenn wir gegen die Volturi untergehen sollten, werde ich mit gutem Gewissen und ohne Zögern verbrennen. Ich tue das Richtige. Ich weiß, auch Carlisle würde zu mir stehen, würde ich eines Vergehens beschuldigt. Und das Zirkeloberhaupt – der Familienvater- hat weit mehr zu verlieren, als ich, als das Leben eines Einzelnen.
Blicke meinen Kameraden Liam an, meine störrische Freundin Siobhan, die die Augen fest geschlossen hat und die Finger gegen die Schläfen drückt. Um Carlisles Willen versucht sie zumindest, von ihrer „Gabe" Gebrauch zu machen. Auch ich glaube daran, dass sie den Ausgang von Situationen in ihrem Sinne beeinflussen kann. Sie sollte sich also den Frieden ganz fest wünschen.
Wende mich zur feurigen Katrina um, die dicht neben mir steht. Kratzbürstiges, widerspenstiges Weibsbild.
If this is to end in fire
Then we should all burn together
(Ed Sheeran, I see fire)
Wenn wir untergehen, werden wir gemeinsam untergehen.
## RÜCKBLICK##
Kate
Ich kann das seltsame Kind wachsen sehen und sehe die Ähnlichkeit, die das Mädchen mit ihrer Mutter und ihrem Vater hat. Der verschlossene Edward, den nicht mal Tanya aus seinem Schneckenhaus locken konnte, hat eine Nachkommin gezeugt. Ein biologisches Kind. Anders als Vasilii und all die anderen verbotenen Kreaturen.
Ich kann aber auch Irina verstehen, auch wenn sie richtiger Weise erst unseren Cousin Carlisle hätte aufsuchen sollen, statt überstürzt nach Italien aufzubrechen. Natürlich erscheint Renesmee wie ein Geschöpf, das unsere Mutter von uns riss. Aber das arme Mädchen kann nichts für die Frevel der Vergangenheit.
Sie ist kein unsterbliches Kind, auch wenn wir noch nicht wissen, was sie ist.
Selbst Eleazar versteht nicht, wie so etwas möglich ist und würde zu gern die Möglichkeiten aufgreifen, die Edward schildert. Aber die Zeit reicht nicht, um nach Südamerika zu reisen und nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen, nur weil es vielleicht einen alten Stamm und alte Legenden über Libosomen und ähnliches gibt. Edward und er tauschen sich aus, spielen sich Gedanken zu. Sie haben dieselbe Art zu diskutieren, wie Carlisle und Eleazar, ich glaube mein Bruder vermisst seinen Freund.
Dennoch vertreibt es ihm die Nervosität der unendlichen Warterei, auch wenn Bellas Gabe eine interessante Spielerei ist.
Ich bin gespannt, wie die Neuankömmlinge sind, die Bella und Edward auf den Füßen haben. Und den Hund maulend, dass der Gestank unerträglich sei. Da stimme ich ihm zu, dieser Geruch von nassem Hund ist widerlich. Aber ich bin zu höflich, darauf direkt hinzuweisen. Immerhin stören sie nicht weiter.
Carlisle hat gute Freunde über die Zeit seines Lebens gesammelt. So ist der ägyptische Zirkel bereits anwesend, der mich an die Vampire aus „Das Erwachen" erinnert und ein merkwürdiges Gespann in seltsamen Ungleichgewicht ist. Und überraschender Weise sind sie zu viert, wo Eleazar von dem früheren Gott Amun und seiner Gefährtin Kebi gesprochen hat. Sie sind in Begleitung eines Jungen, der Eleazar in Staunen versetzt und dessen Gefährtin.
Das Zirkeloberhaupt ist mürrisch, betrachtet uns mit großem Argwohn. Er misstraut dieser Zusammenkunft und spricht kaum ein Wort mit Edward. Er scheint also überwiegend mit Carlisle befreundet zu sein und ist nicht darauf aus, neue Freundschaften zu schließen. Seine Gefährtin weicht nicht von seiner Seite, als würde sie ihm sofort zu Füßen springen, wenn er es erwartet. Mit ihr spricht er. In dem jungen Mädchen kann ich nicht dieselbe Verehrung sehen, Tia teilt Kebis Meinung über Amun also nicht. Diese beiden kommunizieren wenig miteinander. Benjamin und Tia indes…. Sie sind… süß. Wie Kinder es eben sind, wenn sie verliebt sind, auch wenn Tia sehr erwachsen wirkt. Ich finde es entzückend, dass sie sich schon fast ihr ganzes Leben kennen, wie Carmen in Erfahrung bringt. Es ist irgendwie herzergreifend, dass sie sich schon zu ihren „Lebzeiten" geliebt haben und das heute noch tun.
Für mich ist das ein Indiz für Carlisles Überzeugung, dass wir alle eine Seele haben, irgendwie. Denn sich um ein menschliches Wesen zu sorgen, obwohl wir so viele Zerstreuungen haben, gerade in unserer ersten Dekade! Und dann die innere Stärke aufzubringen, einen anderen Menschen zu verwandeln und ihn nicht zu töten!
Carlisle führt so etwas darauf zurück, wie unsere Bindung zuvor gewesen ist. Auch unsere Gefühle verstärken sich ja um ein Vielfaches.
Es ist ein schöner Gedanke. Ich bin für diese Theorie, kann nicht verstehen, warum Edward sich für ein dunkles Wesen hält. In meiner Familie hat jeder eine Seele. Anders kann es gar nicht sein, betrachte meinen sanften Bruder Eleazar, meine liebevolle Schwester Carmen oder meine feurige Tanya. Meine kleine Schwester Irina hat die Qual in Herz und Seele sogar zu einer unüberlegten Entscheidung getrieben.
Konzentriere mich auf die Stimmen im Foyer, Edward, der eindringlich darum bittet, zu hören, zu riechen und nicht nur zu sehen, weil es nicht das ist, wonach es aussehe.
Eine Frauenstimme beruhigt ihn, dass sie tun werden, worum er sie bittet. Carmen gleitet plötzlich von der Sofalehne und blickt Eleazar überrascht an, der ebenfalls ein paar Schritte Richtung Wohnzimmertür macht.
„Was habt ihr?", fragt Tanya leise, aufgeschreckt. Auch mich beunruhigt das Verhalten meiner Geschwister. Amuns glutrote Augen richten sich misstrauisch auf die Tür, Benjamin, der junge Vampir aus Amuns Zirkel, lächelt, als freue er sich auf das Abenteuer, dass uns alle erwartet und blickt interessiert in unsere Runde.
„Es ist nichts.", beginnt Carmen in ihrer freundlichen Sopranstimme. „Ich glaube nur, wir kennen… den Zirkel.", es klingt nach einer Frage. „Allerdings waren sie damals nicht zu dritt.", schließt Eleazar ab und lauscht auf die Füße, die ins obere Stockwerk gehen.
Edward und Bella kommen als erste herein. Die Frau die hinter ihnen eintritt, ist… Ruben ist mit Frauen wie diesen berühmt geworden. Sie ist genauso groß wie Edward, ihre Erscheinung ist beeindruckend, ist sie eine Frau mit üppiger Sanduhrfigur doch einem Gesicht, das so schön ist, ich hielte jedes Foto von ihr für ein Produkt von Fotoshop, selbst für einen Vampir ist sie außergewöhnlich hübsch. Ihre aufmerksamen roten Augen wandern durch den Raum, als sie Carmen und Eleazar erblickt, bricht ein Lächeln aus ihrem Gesicht heraus, das seinesgleichen sucht. Ich kann nicht umhin, mich mit ihr zu freuen.
Der Vampir, der ihr nachfolgt ist größer als sie, und dunkler. Sein Gesichtsausdruck zeigt von Misstrauen, Vorsicht und Entschlossenheit. Er sieht älter als sie aus, härter.
Edward betrachtet die beiden Neuankömmlinge kurz. „Was für ein interessanter Zufall. Das sind Siobhan, Liam und Maggie. Carlisles Freunde aus Irland.", erklärt er, als das junge Mädchen hinter dem finsteren Hünen auftaucht und mit jugendlichem Interesse und federndem roten Haar, aber ernster Miene die Lage begutachtet.
„Carmen, Eleazar.", Siobhan macht einige Schritte auf meine Geschwister zu.
„Wie lange mag es her sein, Siobhan?", seufzt Carmen und schließt die andere in die Arme, wie gute Freunde. „Ich freue mich euch wiederzusehen."
„Wenn wir uns auch einen anderen Grund für ein Treffen gewünscht hätten.", beendet Eleazar ihren Satz, reicht dem anderen Mann – Liam, die Hand.
„Ihr kennt euch?", erkundigt sich Tanya überrascht. Das Mädchen, Maggie, die noch immer unheimlich ernst ist, reicht Carmen die Hand und lächelt.
Die größere Vampirin lächelt Tanya an.
„Das ist unser… unsere Familie.", beginnt Carmen. „Tanya und Kate."
„Es freut mich euch kennen zu lernen.", antwortet Siobhan. „Ihr seid die Cousinen aus Denali, richtig?", bin überrascht, dass sie weiß wer wir sind.
Edward klärt mich auf. „Auch wenn wir unsere Freunde viel zu selten sehen, hält Carlisle engen Kontakt. In einer Welt wie heute ist dies natürlich viel einfacher als früher."
Carmen nickt, aber es scheint mir nicht, dass sie und der irische Zirkel im engen Kontakt standen. „Wir haben Liam und Siobhan… wann war das gleich, Liebling?", als habe sie etwas vergessen, wendet sich Carmen zu ihrem Mann um. Als ob wir vergessen könnten!
„Ah, wenn ich richtig erinnere, dann muss das um 1835 gewesen sein.", Siobhan und Eleazar grinsen sich an. Also zu der Zeit, als sie die Volturi verließen.
„Aye, ich glaube auch.", erwidert Siobhan und fällt in Carmens Lachen ein.
Der düstere Vampir an ihrer Seite lässt seinen Blick durch den Raum schweifen, achtet auf das zierliche Mädchen, dass Edward als Maggie vorgestellt hat, als diese einige Schritte in den Raum macht und sich weiter umsieht. Er und Amun blicken sich an. Verfolge das Geschehen. Der Ägypter hebt den Kopf und schiebt das Kinn hervor, Liams Blick ist brennend, mindestens ebenso stolz, als ihn der frühere Gott nicht einschüchtern kann. Gut, Liam ist dann doch ein paar Zentimeter größer, als Amun. Aber ihn scheint die seltsame Aura von Autorität – oder Arroganz, ich bin mir nicht sicher, die der älteste Vampir in diesem Raum ausstrahlt, nicht zu verwirren.
„Ich war mir nicht sicher, ob es „den" ägyptischen Zirkel noch gibt.", reißt mich Siobhan aus meinen Gedanken. „Es ist sehr ruhig um euch geworden.", sie bemüht sich, Akzentfrei zu sprechen, damit wir alle uns verständigen können, doch sie kann ihre Herkunft nicht verbergen. Kebi verzieht das Gesicht, ist von der informellen, direkten Ansprache anscheinend nicht begeistert. Als Amun nichts erwidert und Kebi den Kopf senkt, als Siobhan sie direkt anblickt, fährt die Irin fort. „Nun sehe ich warum.", Eleazar nickt, stimmt der alten Freundin zu. Ich muss unbedingt wissen, wie sie sich kennen gelernt haben.
„Ihr habt von uns gehört?", erkundigt sich Benjamin und steht auf, mehr zu erfahren. Amun grollt leise.
Siobhan nickt. Liam und sie wechseln einen Blick, mir fällt auf, dass sie eine kleine Bewegung mit der Hand macht. Es könnte eine beschwichtigende Geste sein. „Ihr seid ein Teil unserer Geschichte."
Mir ist, als könnte ich das „genauso wie" an ihrem Satzende hören. Es gibt viele Legenden.
Carmen
Siobhan und Liam zähle ich seit fast 200 Jahren zu meinen ältesten Freunden. Obwohl wir sie viel zu selten sehen. Ich bin überrascht, dass wir schon so viele Dekaden keinen Kontakt mehr hatten.
Eleazar und ich haben die beiden irischen Vampire kennen gelernt, nachdem mein Geliebter seinen Posten bei den Volturi aufgegeben hatte. Unser Freund Carlisle war in der Unterwelt längst als Stragoni Benefici bekannt geworden, gegen seinen eigenen Willen, scheute er doch schon damals jedwedes Aufheben um seine Person, hatte aber eine Dekade vor unserer Ankunft Italien verlassen. Somit haben wir Carlisle erst kennen gelernt, als wir bereits unser Zuhause bei den Denalis gefunden hatten.
Eleazar und ich leben einige Jahre nomadisch. Bereisen Italien, Spanien Portugal, siedeln in Frankreich, das für meinen Geschmack zu vollgestopft ist, schlendern durch Dänemark und begegnen dort auch zwei Iren.
Mir ist heute klar, warum Siobhan und Carlisle so gut mit einander auskommen. Und ihre Faszination Eleazar gegenüber und seinem bisherigen Wirkungskreis, ist herrlich erfrischend. Ihr melodischer SingSang an Fragen, Neugierde und echtem Interesse an uns als Personen habe ich bei Vampiren bisher selten erlebt. Anteilnahme ohne Hintergedanken gibt es bei den Volturi nicht, nicht wenn man nicht Teil des inneren Kreises ist, sich den Meistern nicht unterwirft. Carlisle und auch der stets traurige Marcus stechen aus ihnen heraus. Es ist schön, nach sehr langer Zeit wieder das Gefühl zu haben, einem Artgenossen trauen zu können. Jemand anderem wie Eleazar.
Ich bin erstaunt, als mein Mann mir gesteht, von Siobhan gehört zu haben. Während ich schon um meine neue Freundin zittere, beruhigt er mich. Sie sei nicht mehr auf dem Radar der selbsternannten Könige. Aber der Vampir der sie erschaffen hat, stand unter Beobachtung. Man sei kurz davor gewesen, einzugreifen, als Siobhan dem selbst ein Ende gesetzt habe.
Ich kann es mir nicht vorstellen. Die schöne, sanfte Siobhan, deren frohes Lachen mitreißend ist, soll einen anderen Vampir getötet haben. Es ist surreal, betrachtet man die junge Frau und ihren rauen, schweigsamen Gefährten, dem ich so etwas viel eher zutrauen würde.
Vielleicht hege ich sofort Sympathie für den stillen, stets ernstblickenden Liam, weil er und seine Ehefrau mich an uns erinnern.
Abgesehen davon, dass Siobhan der Teil jener Verbindung ist, der einen Mund hat, sind sie uns in ihrer nonverbalen Kommunikation sehr ähnlich.
Sie berühren sich häufig, es ist wie eine geheime Verständigung, perfektioniert in jahrelanger Zweisamkeit. Sie teilen einen Blick und es nicht notwendig, das Liam seinen Gedanken ausspricht, scheint Siobhan sofort verstanden zu haben. Ebenso reicht ein Augenaufschlag von Siobhan und ihr Gefährte weiß, was er davon zu halten hat.
Ich gebe zu, ich bin erstaunt außerhalb der Volturi solch zivilisiertes Verhalten an zu treffen. Es ist nicht so, dass Vampirpärchen sonst ungezügelt sind. Und auch ich habe mich benommen schon bevor ich Eleazar traf. Aber die Volturi behaupten, dass ihre Präsenz nötig ist, damit es Frieden und Ordnung gibt. Doch die meisten Vampire, die in Dänemark und auf der Reise nach Irland unseren Weg kreuzen, sind freundlich uns gegenüber. Einige von ihnen sind Nomaden, die dem irischen Zirkel schon öfter begegnet sind. Sie sind, bis auf wenige Ausnahmen, zivilisiert.
Eleazar würde sagen, dass dies ein Erfolg der Vampirgesetze ist, dass die Könige im Recht sind, es sich zeigt, dass wir alle unsere Normen verinnerlicht haben und so ein großes Miteinander möglich ist. Ich frage mich immer wieder, ob dies wirklich den griechischen Italienern zu zuschreiben ist. Oder ob es in der Natur eines jeden Menschen liegt, unnötigen Streit zu vermeiden, solange genug von allem da ist. Demetri meint, Vampire seien gierige Wesen, die immer mehr wollen, egal wieviel sie schon haben. Mehr Jagdgrund, mehr Blut, mehr, mehr, mehr.
Ich möchte nicht mehr. Alles was ich wollte, war ein friedliches Leben an Eleazars Seite, ohne Zwietracht, Missgunst und Strafgerichte. Nun, wo ich dieses Leben leben kann, habe ich meinen Frieden mit der Welt gemacht und bin dankbar um diese Möglichkeit.
Auch Siobhan und Liam erscheinen mir in keiner Weise als machtgierig oder unbeherrscht. Gut, Liam kann sein territoriales Verhalten nicht sehr gut verbergen, aber ich muss sagen, das finde ich schon wieder sehr charmant. Es bestätigt, dass Vampire für immer lieben. Und somit gibt es auch für immer Eifersucht. Das verstehe ich mit meinem südlichen Temperament wohl besser, als die damenhafte Inselanerin.
Siobhan ist genauso interessiert am Unbekannten, am Neuen, wie unser englischer Freund. Genauso auf Gerechtigkeit bedacht, wie Eleazar.
Als wir weiterreisten, uns in die neue Welt aufmachten und die Denalischwestern trafen, die einen Weg gefunden hatten, auf das Töten von Menschen zu verzichten, verblasste unsere Freundschaft zu einer wundervollen Erinnerung, die wir, wie die vielen Bekanntschaften immer wieder auffrischen wollten. Dann, wenn wir Zeit dafür hatten. Irgendwann später. Es gab einfach immer andere Ablenkungen. Und in einem Vampirleben wie unserem, sicher, mit einem Dach und einer Familie, die dich beschützt, ist so viel Zeit für das Später vorhanden, dass eine Dekade dieselbe Bedeutung bekommt, wie ein Monat.
Das sie jetzt hier sind, vollzählig, mit der zierlichen Maggie an ihrer Seite, beweist dies.
Siobhan unterhält sich mit Ben und Tia, was Amun sichtlich missfällt. Liams Blick wandert aufmerksam durch den Raum. Maggie sieht sich um, hört dem Gespräch ihres Zirkeloberhauptes zu.
„Maggie?", erkundige ich mich, Liam blickt mich abwartend an, ich möchte wissen, wie sie zu diesem Zirkel gefunden hat. Das junge Mädchen schielt zu Liam hinüber, um dessen Mund fast etwas wie ein Lächeln zuckt. Zum ersten Mal schaut sie nicht mehr so ernst drein, wie Liam.
„Aye, das war 1845 so.", beginnt sie leise, Siobhan wendet den Blick einen Moment auf uns.
Garrett
Der Geruch nach nassem Hund umgibt diesen kleinen, grünen Ort wie ein Schutzwall. Genau wie Emmett und Rosalie gesagt haben. Doch es gibt ein weiteres Odur. Vampire. Großräumig lingert ein Hauch von meinem guten Freund Carlisle in den Fährten, also nehme ich stark an, dass sich die Cullens hier wirklich fast frei bewegen. Allerdings kommen neue Gerüche hinzu, als ich auf die vorgegebene Route komme, die mir die Cullenkinder zur Vermeidung von Missverständnissen ans Herz gelegt haben.
Die meisten erkenne ich nicht auf Anhieb, vielleicht kenne ich die Vampire auch überhaupt nicht. Jedoch gibt es einige Noten, die Erkennen heraufbeschwören, auf zweien davon liegt Meerluft, ein Geruch nach Wind. Könnte das sein?
Entfernt kann ich Wölfe heulen hören, kann näher schwere Tatzen hören und überlege, doch vom Wege abzukommen, nur um sie mir anzusehen. Mannshohe Wölfe, die in einem Rudel leben und bei Tageslicht wandeln, triffst du nicht jeden Tag. Aber ich bin nicht Rotkäppchen und es ist höflicher, ihnen erst in ihrer Menschengestalt gegenüber zu treten. Emmett sagt, dass sie wenn möglich nicht vor uns die Form ändern werden, weil sie da am verletzlichsten sind. Und sie den „normalen" Vampiren nicht trauen, aber vielleicht tut mir doch einer den Gefallen. Das ist etwas, was ich noch nie gesehen habe.
Konzentriere mich wieder auf die Spur, die ich kenne, setze meinen Weg fort. Ich kann das Haus sehen. Eine Gestalt steht auf der Veranda, Hände in den Hosentaschen. Der andere Vampir kann da noch nicht allzu lange stehen, sonst hätte ich ihn vorher bemerkt. Steht, als würde er auf eine Ankunft warten.
Nein! Hah!
Oh, auch wenn Rosalie und Emmett sehr ernst waren, kann das hier ein großer Spaß werden.
Beschleunige meine Schritte, bevor wir eine männliche Umarmung teilen.
Mein Kamerad! Mein Leidensgenosse! Es ist tatsächlich der irische Zirkel, dessen Spur ich gefolgt bin. Liam klopft mir auf die Schulter und grinst mich einen Moment an.
„Wie ist es dir ergangen, Soldat!?", grüßt er. Er ist kein Mann der großen Worte, doch als ich ihn und seine Ehefraukennen lernte, haben wir sofort einen Draht zueinander gehabt.
Ich gestehe, damals hatte ich mich innerlich darauf vorbereitet, mit einem Nomaden die Stadt… wo war es nur… Liverpool? Birmingham?, ist ja auch egal, unsicher zu machen, als Siobhan zu uns stieß. Mein Mann war gebunden! Die beiden Iren sind Mates und das schon eine sehr lange Zeit. Siobhan legt sehr viel Wert darauf, dass sie außerdem auch Eheleute sind.
Ich bin Garrett. Auch wenn ich einen Nachnamen habe.
Aber Siobhan ist Siobhan Gallagher. Punkt. Hehe, das Mädchen ist ein Original, ich mag ihre natürliche Neugierde.
Einen Moment tauschen wir uns aus, stellen fest, dass es ernst sein muss, wenn Carlisle sogar aus Europa Hilfe holt. Liam nickt, verrät aber nichts. Als ich mich zur Tür wende, öffnet Edward diese bereits.
Ich vergesse immer wieder, dass der Junge die Gabe hat, Gedanken zu lesen. Es ist sehr nett von ihm, dass er mir einen Moment mit einem meiner ältesten Freunde gegeben hat.
Als ich zu Carlisles Sohn in die Vorhalle trete – wow, Esme hat sich wirklich nicht lumpen lassen, als sie dieses Haus ausgewählt hat – schlägt mir wieder Vampirduft entgegen. Selbst die Note, die alle Wesen in Carlisles Familie teilen, ist hier stärker. Und dann erkenne ich einen weiteren Geruch.
Das ist doch nicht? Wie konnte es mir entgegen? Ich war zu schnell damit, alle Aromen, die mit meinem englischen Freund zu tun haben, als seine Familie abzutun.
„Garrett?", erkundigt sich Edward, mustert mich besorgt. Vielleicht solltest du die nächste Zeit besser aus meinem Kopf bleiben. Nur als Rat unter Freunden. Edward zieht die Augenbrauen zusammen. „Okay!?", antwortet er irritiert, bevor er mir eine unglaubliche Geschichte erzählt.
Als Bella Cullen und das Kind vor mich treten, kann ich die Wahrheit deutlich sehen.
„Hey du.", stupse dem kleinen Mädchen auf die Nase. „Was machst du denn für Sachen?", wieder streckt das kleine Mädchen ihre Hände nach mir aus, zeigt mir alle Zeugen die schon da sind.
Zeigt mir Siobhan und Maggie, weil sie erkannt hat, dass sie zu meinem Kumpel dazugehören. Was für ein bemerkenswert kluges Mädchen. Klickt sich durch vier Gestalten, die nach Wüste aussehen und Edward mit „der ägyptische Zirkel" kommentiert. Ich finde es irgendwie amüsant, dass es immer „der ägyptische Zirkel" heißt. Inzwischen gibt es unlängst einige Zirkel, auch im Dunstkreis Ägyptens, aber es symbolisiert, was dieser Zirkel ist. Der einzige überlebende ägyptische Zirkel, der aus einer Zeit kommt, bevor es die Volturi gegeben hat. Es ist kaum vorstellbar. Ich bin in eine Zeit geboren, in der unsere oberste Instanz schon lange existierte. Der älteste Vampir, den ich persönlich kenne, ist Siobhan. Einst bin ich jemandem begegnet, der behauptet, 1000Jahre alt zu sein. Aber auch dies fällt in eine Zeit unter der Regentschaft der dubiosen Italiener. Von den Rumänen habe ich, ähnlich wie von den Ägyptern nur Geschichten gehört.
Dann lächelt Renesmee. „Unsere Familie.", erklärt Edward, der Gedankenleser.
Das Mädchen lächelt, als es mir ein dunkelhaariges Vampirpärchen zeigt und eine hübsche Blondine. Als mir ihr Kind eine weitere Vampirin zeigt, werde ich anscheinend blass um die Nase, denn Bella erkundigt sich besorgt, ob alles in Ordnung ist. Das hübsche Gesicht der blonden Vampirin, mit den großen, goldenen Augen und umrahmt von langem blonden Haar. Im Gegensatz zur ersten Blondine wirkt sie beinahe arrogant, unterkühlt. Nein, das kann nicht sein!
Doch dann ist das tatsächlich ihr Geruch, der unter den Noten in diesem Haus lingert. Ich habe sie mit Carlisles Duft als Teil seiner Familie abgetan. Aber das ist es nicht.
Erinnerungen kriechen hervor.
1924. New Orleans. Und Kate.
Siobhan
Ich bin etwas enttäuscht. Es ist ein schales Gefühl, ein widerlich klebriger Beigeschmack und ich spreche nicht von dem beißenden Fellgeruch der Gestaltwandler.
Hier haben wir uns nun bei unserem Freund Carlisle eingefunden, der unsere Hilfe suchte und die wir einem Mann wie ihm gewähren werden, sind mit einem der ältesten Zirkel unserer Geschichte konfrontiert und dann sind sie so gar nicht göttlich.
Ich habe etwas anderes erwartet. Einen Gott halt. Einen Mann, der die Macht ausstrahlt, ganze Völker zu seinen Füßen zu haben. Doch Amun ist sehr zurück genommen und misstrauisch.
Und seine Gefährtin Kebi… sie ist ein Paradebeispiel unserer Art. Vampire sind für immer, sie verändern sich nicht, unsere stärksten Charaktereigenschaften treten nach unserer Verwandlung noch prägnanter auf. Ihre Unterwürfigkeit, ihre Fügsamkeit treiben meinen inneren Protest an, aber ich weiß, dass sie das nicht mit mir diskutieren würde. Auch wenn ich es für falsch halte, sich selbst für einen anderen auf diese Weise aufzugeben.
Amuns Augen tangierten unsere Ankunft, schätzten unsere Bedrohung ab. Sein Stolz und seine Vorsicht waren herausgefordert, als Liam und er sich angesehen haben.
Man könnte natürlich sagen, dass Amun seinen früheren Glanz zurücknimmt, seitdem die Volturi ihre Macht begründet haben, aber das würde vergessen, dass Amun sich beinahe weise von allein der neuen Kraft gebeugt hat und somit seinen Zirkel als einzigen der alten Zeit retten konnte.
Es heißt, dass Aro Amun beobachtet, weil er Amun eben diese Schläue zutraut. Und besorgt ist, dass der alte Gott einen Glückstreffer landet, so wie mit Demetri.
Nachdem was ich nun gehört habe, hat der Uralte einen Coup gelandet, als er den Jungen verwandelte. Mich erschreckt und fasziniert dessen Gabe, es ist kein Wunder, dass Benjamin niemandem von uns bekannt ist. Seine Fähigkeiten sind beeindruckend. Er könnte eine gefährliche Waffe sein, als Herr über Eis und Feuer, könnte er Vampire mit einer einzelnen Handbewegung in Brand setzen. Aber der Junge hat ein gutes Gespür für richtig und falsch. Und ein Rückgrat.
Es ist interessant zu sehen, wie der gesamte ägyptische Zirkel um Benjamin zu rotieren scheint. Obwohl ich mir bei Kebi nicht sicher bin. Sie sind seltsam unausgewogen.
Doch bei Benjamin ist nichts von Amuns Argwohn, Vorsicht und der wachsenden Unruhe zu spüren, die bei seinem Zirkeloberhaupt mit jedem Vampir, der Carlisle zu Hilfe kommt, größer wird.
Der Junge strahlt eine merkwürdige Ruhe aus, die Gelassenheit eines unbefleckten Gemüts. Benjamin kann unsere Befürchtungen nicht nachvollziehen, hat er doch bisher wenig Kontakt mit unserer Welt gehabt, noch von den Volturi gehört. Amun hat seinen Zirkel vor der Welt verschlossen, damals, zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
„Wie alt bist du?", erkundige ich mich bei dem lächelnden jungen Mann. Benjamins Fröhlichkeit ist ansteckend, obwohl ich den Eindruck habe, dass er sich der Schwere unserer Situation bewusst ist.
Amuns brennender Blick trifft meinen. Er spricht mit niemandem, außer seinem Zirkel, doch hat seine Ohren anscheinend überall.
„Neugeboren 1810 im schönen Kairo.", antwortet Benjamin fröhlich. Amun macht einen Schritt vor, spüre, wie Liam sich anspannt. Wir wechseln einen Blick, ich schlucke meinen Kommentar hinunter, werde Amun nicht sagen, dass ich ihn durchschaut habe. Ihn und seine Pläne. Es wäre ein Tipp ins Blaue. Eleazar und ich sehen uns an. Auch ihm ist klar, warum Amun von der Bildfläche verschwunden ist und er an die 200Jahre nicht mehr außerhalb der Stadtmauern zu sehen war.
Es ist bemerkenswert, wie viele unserer Wege sich im Lauf unseres Lebens schon gekreuzt haben.
Carmen und Eleazar haben wir einst in Dänemark getroffen. Maggie und Carmen unterhalten sich angeregt, stehen sie sich heute doch zum ersten Mal gegenüber.
Es ist erstaunlich, dass wir uns bis zum heutigen Tage niemals über unseren Freund mit den goldenen Augen und seltsamen Ernährungsgrundsätzen verständigt haben. Carlisle hat in vielen Existenzen seine Spuren hinterlassen, selbst wenn er sie nur kurz gestreift hat. Der Nomade Randall ist dafür ein gutes Beispiel, war ihr Intermezzo doch eher kurz. Und dennoch betrachtet er den charmanten englischen Doktor als Freund, als einen Freund, dem er ein so außergewöhnliches Enkelkind bezeugen wird. Aber vielleicht ist er auch nur zu jung, um die Schrecken der unsterblichen Kinder in ihrer Gänze vor Augen zu haben. Es gibt entlegene Ecken oben, weit im Norden, die bis heute fast menschenleer sind. Die Volturi haben Zeitzeugnisse beseitigt, so dass die Menschen glauben, dass sei schon immer so gewesen. Aber teils gab es dort Städte oder große Gemeinden, die heute Brachland sind, weil ein unsterbliches Kind den Ort ausgelöscht hat.
Mein Freund Carlisle wird oft mit dem Attribut „mitfühlend" beschrieben. Er unterstützt Menschen wie Vampire, die seinen Weg kreuzen, bringt sie auf die für sie richtigen Wege. Er urteilt nicht, zumindest versucht er, sich nicht vorschnell in eine Meinung zu stürzen. Im Scherz hat er einst zu mir gesagt, dass seine Gabe „Mitgefühl" sei und gezwinkert. Ich denke, dass er da nicht ganz falsch liegt, auch wenn er selbst das anders sieht.
Es ist ein bisschen wie bei klein- Renesmee. Deswegen ist es nicht abwegig, dass er sich als ihr Großvater versteht.
Ich glaube, dass es eine Gabe sein könnte, was Carlisle kann. Alle lassen auch ihn hinein, nennen ihn Freund und sind bereit auf die nasskalte Olympichalbinsel zu reisen, nur um ihm einen Gefallen zu tun. Er löst irgendetwas in uns aus. Mensch wie Vampir.
Der Nomade Alistair ist ein Beispiel. Carlisle und Esme haben sich im Anschluss an ihren Besuch bei uns auf die Suche nach ihm begeben. Aber Alistair meidet unsereins. Und die Menschen. Tiere meiden ihn. Aber dennoch sind die beiden Engländer Freunde. Carlisle ist der einzige Freund, den der verschrobene Einsiedler hat.
Amun ein weiteres Beispiel. Wie kann man nur mit jemandem wie ihm befreundet sein? Er lässt niemanden hinein.
Aro von den Volturi gegenüber genießt Carlisle Privilegien.
Das ist nicht einfach so. Das kann nicht jeder beliebige Vampir erreichen.
Aber würde ich meinen Freund darauf ansprechen, er würde es abwinken, so wie ich ihn für verrückt erkläre, wenn er mir eine Gabe unterschieben will.
Der nordamerikanische Nomade, unser Freund Garrett ist über uns – über Liam - das erste Mal in Birmingham gestolpert. Sein Forscherdrang hatte ihn ins alte Land getrieben. Er hatte gerade ein Jahrzehnt in Russland verbracht, fand es aber zu kalt, der Aufwand sei zu groß, sollte man doch einmal einem Menschen unverhofft über den Weg laufen. Außerdem schmecken die Menschen auf dem Land dort entweder nach Hunger oder nach Vodka, zumindest war das 1880 so.
Die folgenden zwanzig Jahre, die Garrett in Europa verbrachte, musste ich meinen Ehemann teilen und konnte zum ersten Mal Liams früheren Widerwillen unseren Zirkel um Maggie zu erweitern, verstehen. Auch wenn Garrett uns oder wir ihn über die Jahre nur besuchten und nie länger als ein paar Monate zusammen unterwegs gewesen sind, ist es eine seltsame Erfahrung gewesen.
Liam erinnert sich gern daran. Nicht nur, weil die beiden Soldaten gute Freunde geworden sind, die Ansichten teilen oder herzhaft über verschiedene Standpunkte diskutieren können. Nein, auch weil seine Ehefrau ihre Sehnsucht nach Zweisamkeit an ihm gestillt hat, wenn er von den Ausflügen, die die beiden Männer ohne uns gemacht hatten, zurückkehrte. Aber natürlich würde ich mir nicht die Blöße geben, zu verlangen, dass wir Garrett nur als Zirkel gegenüber treten. Auch wenn mein Fiann genau weiß, dass ich dies am liebsten tun würde. Ich teile ihn nun einmal nicht gern. Und musste das über 200Jahre auch nur bedingt tun, bis die beiden Männer sich begegnet sind. Selbst Freunde von uns, die im Norden, oben in Dänemark leben, sieht er nicht so häufig.
Doch es ist nur fair, auch ich würde unsere Freunde niemals abweisen und habe es bei Carlisles Besuchen stets gepredigt.
Garrett war zu Anfang eher belustigt über den Fakt, dass unser Zirkel mit einer Eheschließung besiegelt wurde. Aber auch 1880 habe ich darauf bereits großen Wert gelegt. Es waren die nervenaufreibendsten Jahre meines Vampirlebens, als ich auf den störrischen Widerstandskämpfer und seine Bitte seinen Namen zu tragen, gewartet habe.
Maggie wackelt mit den Augenbrauen, als wir uns ansehen. Garrett und Liam unterhalten sich leise. Ihre Aufmerksamkeit wandert immer wieder zum Zirkel aus Denali, bis Eleazar sich aus meinem Gespräch mit Carmen ausklinkt und sich zu den beiden Männern gesellt.
Unsere süße Maggie war es auch, die 1960 auf dem Mardi Gras in N'Orleans feststellte, dass die
beiden hochgewachsenen, respekteinflößenden Gestalten zusammen manchmal wie kleine Kinder sind.
Kate
Die Nomaden rücken an. Charlotte und Peter sind schon da, Carlisle und Esme versprechen, dass sie auf dem Heimweg sind und einen weiteren Freund mitbringen.
Die Amazonen sind beeindruckend. Siobhan, die irische Vampirin, bei der ich mir nicht sicher bin, ob ihr Zirkel noch zu den Nomaden oder schon zu den domestizierten Vampiren zählt, ist fasziniert von den Unbekannten. Und den unterschiedlichen Begabungen, die sich hier versammeln.
Sie und Eleazar sind im steten Austausch, ich mag sie, hört sie doch genau zu, wenn man mit ihr spricht.
Der irische Zirkel ist ein leiser Zirkel. Anders als die Amazonen, die still sind, aber sich recht hektisch, übermenschlich bewegen, fließen die Bewegungen der irischen Vampire. Siobhans Mate, Liam, ist ein türmender Schatten, sein Blick aufmerksam. Selbst dann, wenn er augenscheinlich einem Gespräch zuhört, weiß er genau, wo sich seine beiden Mädchen befinden und ob sie bedroht sind.
Carmen, Siobhan und Eleazar bringen auch die Frage auf, ob Bellas Gabe dehnbar ist. Dagegen spricht, dass Edward, Alice und Jasper ihre besondere Fähigkeit schon immer in diesem Umfang gehabt haben. Ebenso wie Maggie. Dafür spricht, dass ich die Elektrizität inzwischen nicht nur in meinen Händen habe und Benjamin im Laufe der Geschichte mehr als nur Feuer in seinen Fingern entdecken konnte. Zafrina ist sich nicht sicher, ihr Kontakt mit Menschen ist auf Nahrungsaufnahme beschränkt, sie kennen kaum andere Vampire, sie weiß nicht, ob ihre Halluzinationen schon immer so umfangreich gewesen sind.
Wir beschließen also, dass wir Bella testen wollen, allerdings bringen Eleazar und Edward an, dass wir das erst mit Carlisle besprechen sollten.
„Wohin geht er?", erkundige ich mich bei Siobhan, als Liam das Wohnzimmer verlässt. Bisher ist er konstant in ihrer Nähe gewesen. Ähnlich wie bei Edward und Bella, als müsse Liam seine Frau beschützen.
Siobhan lächelt. Im Gegensatz zu ihrem Gefährten ist sie eine helle Erscheinung, als sei sie Licht und er Dunkelheit. „Es liegt etwas in der Luft.", schmunzelt sie. „Anscheinend haben wir mehr mit Familie Cullen gemein, als wir bisher wussten.", und wechselt das Thema.
Der morgendliche Nebel hat sich verzogen, Emmett und Rosalie werden morgen früh zurück sein, Carlisle und Esme werden heute Abend ankommen.
Ich bin zu abgelenkt, um vorher darauf zu achten, als die Haustür zu schlägt. Edward und Bella sich in Bewegung setzen.
Als Liam hereinkommt, haftet ein anderer Geruch an ihm. Atme ein. Mir scheint, ich halluziniere. Der Duft kommt mir bekannt vor. Und dann ist er plötzlich im ganzen Haus.
Frische Luft, Leder, und draußen. Wie guter Whiskey. Echt eben.
Erinnerungen kriechen meine Wirbelsäule hinauf, ich habe Gänsehaut auf Armen und Beinen.
Nein, nein, nein.
Ein paar schwere Stiefel sind den federnden Schritten von Bella und Edwards leisen Sohlen hinzugekommen. Sie sind nicht viel lauter, aber anders. Weniger… zurückhaltend.
Der zerzauste Nomade hat ein leichtes Grinsen auf den Lippen, als er sich in unserer Runde umsieht.
Edward kneift die Augen zusammen, bevor er mich überrascht anstarrt. Was habe ich bitte getan?
Ich gebe mir bereits größte Mühe, nicht an N'Orleans zu denken, nicht an 1924, nicht an diesen sagenhaften Mardi Gras.
Vielleicht solltest du meinen Kopf besser meiden, liebster Cousin.
„Das würde ich, aber du denkst sehr laut.", erwidert Edward. Tanya und Carmen mustern mich.
„Das ist Garrett.", beginnt Edward und stellt uns einander vor. Ich bin überrascht, als Garrett Siobhan umarmt, es wagt, die unsichtbare Grenze zu überschreiten, die ich zu sehen glaube. Doch Liam schreitet nicht ein. „Ihr kennt euch ja bereits", winkt Edward die Vorstellung der Iren ab.
„Sind wir uns nicht schon einmal begegnet?", erkundigt sich Tanya, während Garrett und ich uns anstarren. Ich kann nicht glauben dass er hier ist.
Meine Gedanken überschlagen sich, versuche einen Anhaltspunkt zu finden, dass ich einfach nur blind gewesen bin, diese Verbindung übersehen habe. Doch wenn ich an unsere Zeit in New Orleans denke, überfluten mich die Bilder der Vergangenheit, allerdings schaffe ich es nicht, zusammenhängende Sätze in unserem Beisammensein zu finden.
Er ist hier. Ich kann es nicht glauben! Das ist ein Desaster!
Garrett, der nordamerikanische, wissbegierige, seelenvolle Nomade! Brrrr!
Sein Blick wandert zu Tanya hinüber. „An ein solch frohes Gemüt, würde ich mich erinnern.", kontert er. Höre nur ich flirten darin?
„Ich habe dich schon einmal gesehen.", beharrt meine Schwester.
Will schon danach fragen, warum er hier ist. Doch das ist unnötig. Wir sind alle aus demselben Grund hier.
„Ich kannte einst ein blondes Fräulein deines Schlages, little One. Klingelt bei 1924 etwas bei dir, Schöne?", ich kann nicht glauben, dass er so tut, als würde er mich nicht erkennen! Ich habe es ihm genau angesehen! Er erinnert sich an unsere… Zeit auf dem Straßenkarneval. Kleiner verlogener Streuner!
„Oh, an dich würde ich mich erinnern, young One.", grinst Tanya. „Das würde ich definitiv.", zwinkernd. „1924 sagst du?"
Ich liebe meine Schwester, aber in diesem Moment hasse ich sie.
