Hallo ihr :)
hier kommt nach einiger Zeit mal wieder ein kleiner Happen von mir!
Diesmal leider keine Liebesgeschichte zwischen Hermine und Severus, da ich deren Beziehung zueinander hier etwas anders aufrollen werde.
Die Geschichte umfasst im jetzigen Rahmen 6 Kapitel und handelt von meiner Version der Geschichte von Severus Snape. Zeitlich einzuordnen vor den HP-Büchern bis zu seinem Tod im 7. Band.
So. Und jetzt noch zur Vollständigkeit: Mir gehört nix, außer die Idee der Geschichte. Alles andere gehört unserer geliebten J. K. Rowling.
Viel Vergnügen :)
Kapitel 1
1. Januar 1979 – 02:00 am
Das Jahr hatte erst angefangen und doch wünschte sich Severus, dass es schon wieder zu Ende wäre. Die letzten Wochen waren für ihn ein wahrer Albtraum gewesen: Nachdem ihm die Nachricht von Lily Evans und James Potters Hochzeit bekannt wurde, hatte er endgültig entschieden, sich mit Leib und Seele dem dunklen Lord zu verschreiben. Was hatte er denn schon zu verlieren? Alles, was ihm je etwas bedeutet hatte, war nun verloren.
Hatte er bis jetzt noch ein kleines Flämmchen Hoffnung, dass Lilly ihm irgendwann vielleicht doch verzeihen und zu ihm zurückkommen würde, so war nun auch dieses erloschen.
In einer rauschenden Zeremonie kurz vor der Silvesternacht hatten er und einige seiner Freunde das dunkle Mal entgegen genommen. Anfangs noch mit einem Triumphgefühl gesegnet, flaute diese Euphorie schon nach wenigen Stunden ab.
So sehr er sich zum Jahreswechsel geschworen hatte, keinen Gedanken mehr an die Vergangenheit zu verschwenden und nach vorne zu schauen, in eine Zeit unter der Herrschaft des dunklen Lords, wanderten seine Gedanken unausweichlich stets zu einer Person: zu Lily, die zu dieser Zeit sicherlich glücklich den Start ins Jahr 1979 feierte.
Er wusste nicht mehr, wie oft in den letzten Jahren er sich schon dafür verflucht hatte, doch es war ihm unmöglich nicht an den Moment zu denken, an dem er seine beste Freundin und große Liebe für immer von sich gestoßen hatte. Es kam ihm wie gestern vor, als er sie, angestachelt von Potters und Blacks Gemeinheiten, vor der halben Schule ein Schlammblut nannte.
War er denn nicht einmal fähig, etwas richtig zu machen?
Seine rechte Hand zuckte wie von selbst zu seinem linken Unterarm, der immer noch brannte, wie die Hölle selbst. Lily hatte ihn immer davor gewarnt, sich nicht allzu sehr auf seine Slytherin-Freunde einzulassen. Und nun umschlich ihn das seltsam bedrückende Gefühl einen weiteren, schwerwiegenden Fehler begangen zu haben.
Kopflos strich Severus durch die überfüllten Straßen Londons. Er achtete nicht auf die bunten, feiernden Menschenmassen. Er war nicht in Feierlaune. Und wenn er sich die Perspektiven seiner Zukunft so ansah, dann würde er das wohl auch nie wieder sein.
Wahllos öffnete der Zauberer die Tür eines Pubs und bahnte sich seinen Weg zur Bar, an der nur noch vereinzelte Plätze frei waren. Gut so, dachte er, dann würde er zumindest nicht auffallen.
Nachdem er sich neben einen älteren Herrn mit schütterem Haar gesetzt hatte, der offensichtlich, an Mundgeruch und glasigen Augen erkennbar, schon mehr als ein Pint Bier gehabt hatte, wischte er sich, erschöpft von den Ereignissen des Abends, mit seinen Hände übers Gesicht.
Eine junge Kellnerin, die etwa in seinem Alter sein musste, hatte ihn bemerkt, hielt beim Putzen einiger Gläser inne und kam auf ihn zu, um seine Bestellung aufzunehmen.
„Was darf's sein?", fragte sie mit einem übertrieben freundlichen Lächeln im Gesicht, das Severus erst erkannte, als er durch seine Finger lugte.
Er nahm die Hände vom Gesicht und sah kurz auf die Karte vor sich, ehe er orderte.
„Whiskey… Egal welchen. Am besten einen Doppelten!"
Als er den Blick wieder hob, sah ihn die junge Frau, die ihm plötzlich wage bekannt vorkam, mit großen braunen Augen an.
„Bist du's wirklich, Severus? Oder mach ich mich gerade zum Affen?", fragte sie nun ehrlich strahlend und griff hinter sich nach einem frischen Glas.
Severus runzelte die Stirn, versuchte sich zu erinnern, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Braune, buschige Locken, schlanke Figur… und dieses Lachen. Als seine Gedanken einrasteten, stöhnte er innerlich. Die Ironie seines grausamen Lebens hatte wieder zugeschlagen. Er konnte es kaum glauben, dass vor ihm eine von Lilys Jugendfreundinnen stand. Er erinnerte sich wage an eine Zahnspange und bunte Haarklammern.
„Jean… Peters?"
Sie nickte eifrig, während sie sein Glas mit Eiswürfeln und Whisky füllte.
„Es ist… ähm… lange her, ich hätte dich fast nicht erkannt."
Er kam sich dumm vor. Sie stellte ihm seinen Drink auf die Theke.
„Nun ja… Seit du und Lily euch zerstritten habt.", erinnerte sie und ihr Lächeln ließ etwas nach.
„Ja…", bestätigte er tonlos und nahm einen großen Schluck.
Das Brennen in seinem Rachen ließ ihn für ein paar Sekunden das Stechen in seinem linken Arm vergessen und dämpfte die Sehnsucht, die sie alleine mit Lilys Namen in ihm hervor rief.
Jean Peters… er hatte nicht einen Gedanken an sie verschwendet, seit seinem 5. Schuljahr. Sie war eine Muggel-Freundin von Lily und hatte in den Ferien hin und wieder Zeit mit ihr und Severus verbracht. Doch auch da hatte er ihr wenig Beachtung geschenkt, waren seine Augen doch immer nur auf Lily gerichtet gewesen.
„Du… arbeitest hier?", fragte Severus, nur um die aufkommende Stille zwischen ihnen zu vertreiben.
Er wusste nicht was er sonst hätte mit ihr reden sollen. Eigentlich wollte er lieber in Ruhe gelassen werden. Unauffällig sah er sich in dem überfüllten Pub um. Doch jeder schien noch ein volles Glas zu haben, gerade bei einer anderen Kellnerin zu zahlen, oder war bereits auf seinem Stuhl eingeschlafen. Wie zur Bestätigung dieser Erkenntnis fing der Mann, der mit auf die Brust gesunkenem Kopf neben ihm auf einem der Barhocker saß, zu Schnarchen an.
Sofort kam das Grinsen wieder auf Jean's freundliches Gesicht zurück. Das war auch der Moment, als ihm zum ersten Mal ihre Sommersprossen auffielen.
„Ja, jedes Wochenende! Ich finanziere mir hiermit mein Medizin-Studium, weißt du?"
Severus nickte knapp und nahm noch einen Schluck. Er hoffte, dass sie mit ihrer Arbeit fortfahren würde, wenn er begann sie zu ignorieren. Doch den Gefallen tat sie ihm nicht.
„Wir machen gleich zu… Ähm… wenn du noch etwas wartest, könnten wir zu mir nach Hause gehen. Ich wohne keine zwei Straßen weiter. Ich hab noch Wein und einen Spezialwhisky zuhause, den mir Lily vor Zeiten mal geschenkt hat."
Sie sah ihn mit großen Augen an und hoffte ziemlich offensichtlich auf eine Zusage. Bei der erneuten Erwähnung von Lilys Namen hatte er einen Stich des Verrats gefühlt, denn unweigerlich musste er wieder an ihre Hochzeit mit Potter denken. Seine Lily.
Er seufzte Theatralisch.
Viel schlimmer konnte der Abend nicht mehr kommen. Und Jean würde ihn womöglich etwas ablenken.
„Hört sich gut an. Alkohol kann ich jetzt gut gebrauchen.", gestand er.
Jean lächelte wissend.
„Ja, das sehe ich.", sagte sie, als er den Rest des Glases, welches noch halb voll vor ihm gestanden hatte, in einem Rutsch austrank.
Sie stellte ihn ohne zu fragen ein zweites Glas hin, welches er dankbar annahm.
„Geht auf's Haus."
Er prostete ihr zu und während er sich seinem Getränk widmete, kümmerte sich Jean wieder um das dreckige Geschirr am anderen Ende der Theke. Severus beobachtete, wie sie kurz mit ihrer Kollegin sprach, die auf ihre Worte hin kurz zu ihm sah, nickte und sie kurz umarmte. Jean löste ihre Schürze und verschwand daraufhin hinter einer Tür, auf der „Nur Personal" stand.
Er trank seinen Drink aus und legte etwas Geld auf den Tresen, um seinen ersten Whiskey zu bezahlen. Kurz spielte er mit dem Gedanken einfach zu gehen, doch dann tauchte Jean wieder auf und lächelte ihn an.
„Wollen wir?", fragte sie ungezwungen und machte eine einladende Geste zur Tür.
Severus hob skeptisch eine Augenbraue, folgte aber ihrer Einladung.
Die kalte Januarluft ließ ihn Frösteln. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Jean, die ihren Schal enger um ihren Hals schlang und ihre schlanken Hände in ihren Jackentaschen vergrub. Wer hätte das gedacht. Vor einigen Stunden noch stand er im Kreis der Todesser und hatte auf seine Seele geschworen, die Welt von Muggeln und Blutsverräter zu reinigen. Und nun schlenderte er mit einer alten Bekannten, die rein gar nichts von der magischen Welt wusste, die Straßen Londons entlang.
„Und was machst du so, Severus? Beruflich mein ich?", fragte sie ungezwungen, nachdem sie ihn einige Zeit lang von ihrem Studium erzählte.
Er hoffte stark, dass sich dieser Abend nicht mit Sätzen wie: „Weißt du noch….", „Kannst du dich noch erinnern?" oder „Damals, als wir…" weiterentwickeln würde. Und er bettete darum, dass Lily nicht mit einem weiteren Wort erwähnt wurde.
„Nichts.", antwortete Severus wahrheitsgemäß.
Jean runzelte die Stirn.
„Warum?", hackte sie weiter nach, „Hast du nichts passendes gefunden?"
Severus seufzte.
„Ich möchte nicht darüber sprechen, wenn es dir nichts ausmacht.", sagte Severus und klang dabei etwas genervt.
Kurz hatte er die Hoffnung ihr würde die Lust auf ein gemeinsames Beisammensein vergangen sein, doch er hatte sie unterschätzt. Sie lächelte wieder und ein friedliches Gefühl machte sich unwillkommen in ihm breit.
„Du hast schon als kleiner Junge nicht sehr viel geredet.", stellte sie einfach fest, und blieb stehen, während sie in ihrer Tasche nach dem Haustür-Schlüssel kramte, „Vielleicht kann ja der Alkohol deine Zunge etwas lockern. Lily hat sich geweigert mir irgendetwas über dich und euren Streit zu erzählen, vielleicht kannst du mir…"
„Nein!", grollte er entschlossen.
Er wusste, er hätte nicht mitkommen sollen. Besser er verschwand jetzt.
„Ich werde weder über mich, noch über Lily oder unseren Streit sprechen! Mit niemandem!"
Ein verschreckter Ausdruck hatte sich auf ihrem Gesicht breit gemacht. Er konnte in ihren Augen lesen, dass sie unsicher war und sich fragte, ob sie nicht einen Fehler gemacht hatte, als sie ihn eingeladen hatte. Ja… diese Wirkung hatte er zuweilen auf andere Menschen.
Doch da war es wieder. Dieses hartnäckige Lächeln, das an ihrem Gesicht festgefroren zu sein schien. An dieser Frau war ohne jeden Zweifel eine Gryffindor verloren gegangen.
„Gut. Dann reden wir halt über mich.", entschied sie und sperrte die Tür zum Treppenhaus auf.
Als er nicht sofort Anstalten machte, ihr zu folgen, hielt sie die Tür auffordernd für ihn offen.
„Na komm schon.", ermutigte sie ihn.
Er seufzte ergeben und ließ sich in ihre Wohnung führen. Wo sollte das nur hinführen?
oO°Oo
Er wachte am nächsten Morgen, oder besser gesagt Mittag, zuhause in seinem Bett im Spinnersend auf. Das Erste, das er bewusst wahrnahm, war sein stechender Unterarm. Einige Augenblicke später drangen die Erinnerungen der Silvesternacht wieder in sein Gedächtnis. Die Nachricht von Lilys Hochzeit, das Todesser-Treffen und schließlich der Pub und… Jean.
Schon während er sich aufrichtete, bemerkte er den Fehler, der ruckartigen Bewegung und hielt sich den Kopf. Allem Anschein nach hatte er gestern Abend doch einiges mehr getrunken, als gut für ihn war.
Schemenhaft erinnerte er sich daran, wie er mit Jean auf der Couch saß und ein Glas Feuerwhisky nach dem anderen trank. Schnell stellte sich für ihn heraus, dass sie nichts von der magischen Welt wusste. Er hatte angenommen, dass Lily ihr zumindest etwas erzählt hatte. Als sie dann einen Pegel erreicht hatten, an dem so gut wie alle Hemmungen fielen, hatte er sich von ihr ziemlich schnell zu einer heftigen Knutscherei überreden lassen. Nicht dass er großen Widerstand geleistet hätte.
Die feuchten Küsse schlugen rasch in Fummeln um, und ehe sie sich versahen, lagen ihre Klamotten vergessen auf dem Boden. Soweit er sich erinnern konnte, war es guter und befriedigender Sex gewesen. Er hatte sie einmal auf dem Sofa und noch einmal in ihrem Bett genommen. Wage erinnerte er sich an den Klang ihrer drängenden Worte und an ihr Stöhnen nahe an seinem Ohr. Als sie dann völlig erschöpft eingeschlafen war, hatte er sich nicht lange aufgehalten, sich wieder angezogen und war aus ihrer Wohnung verschwunden.
Betrunken zu apparieren war eindeutig nicht seine beste Idee gewesen, da er sich noch daran erinnerte in einen Busch im Vorgarten gereiert zu haben, ehe er die Treppen zu seinem Zimmer erklommen und ins Bett gefallen war.
Ein träger Blick auf die Uhr ließ ihn hochschrecken. Seine Kopfschmerzen ignorierend, schnappte er sich seinen Zauberstab und stob die Treppe hinunter.
Wegen seiner dummen Zecherei würde er zu spät kommen, um sich mit Lucius und Bella zu treffen.
Entschlossen riss er seinen neuen schwarzen Umhang vom Hacken und verließ das Haus. Ein kurzer Blick die Straße hinunter bestätigte ihm, dass niemand ihn sehen würde. Dann schloss er die Augen, konzentrierte sich kurz und disapparierte.
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Teilt mir doch eure Gedanken zum ersten Kapitel mit ;) würde mich freuen. LG Liesl Snake
