Prolog
„Hast du jemals darüber nachgedacht, was wäre, wenn du damals nein gesagt hättest?" Der blutüberströmte Körper des jungen Mannes zuckte einmal kurz. „Wenn du den Brief einfach zerrissen hättest?" Nur wenige Meter von ihnen entfernt zerbarst ein großer hölzerner Schrank. „Wenn du ein Muggel geblieben wärest. Wie du immer einer gewesen warst?" Mehrere Stimmen schrieen weit hinter ihnen irgendwelche Befehle. „Ich hatte es mir jeden Tag gewünscht. Jeden Tag von dieser gottverdammten Zeit." Ein großer Steinbrocken brach aus der Wand vor ihnen. „Wir werden sterben. Wir beide. Hier." Die ganze Ruine in der sie lagen begann zu beben. „Und niemand wird uns je finden." Er begann zu schluchzen. „Warum?" Die Wand brach ein und die aufgewirbelten Staubwolken hüllten ihre Körper ein. Hustend beugte er sich über den Körper.
Der Staub legte sich. Weinend saß er da. Er bemerkte nicht, wie drei olivgrün gekleideten Männer hinter ihm in Stellung gingen. Sie legten an. Und schossen ihre Magazine leer. Er ließ den Körper los. Er war Tod.
Kapitel
„Sie sind sich sicher?" „Vollkommen, Sir!" Seufzend lehnte sich der glatzköpfige Mann zurück. „Das wird kein einfaches Unterfangen." „Dem bin ich mir bewusst, Sir." Ziellos ordnete der Mann einige Papiere. „Sie könnten dabei umkommen." „Ich weiß, Sir."
Langsam nickte der Mann. „Gut. Als ihr Vorgesetzter gestatte ich ihnen, die Versetzung zur Abteilung für Gegenspionage. Wegtreten." „Ich danke ihnen, Sir." „Hoffen wir das alles gut geht." Salutierend verließ er den Raum.
Er hatte es geschafft. Grinsend ging er an den Wartenden im Vorraum vorbei. Sein großer Traum hatte sich verwirklicht. Er würde Spion werden. Ein richtiger Spion.
Voller Freude hetzte er zum Fahrstuhl hinüber.
„Marcus! Warte." Er drehte sich um. Ein stämmiger, blonder Mann kam auf ihn zugelaufen. „Bist du versetzt worden?" Grinsend nickte Marcus. Mit einem Freudenschrei fiel ihm der Mann um den Hals. Im schienen vor Freude die Worte zu fehlen. „Ist ja gut. Wir wollen es mal nicht übertreiben, Simon" sagte Marcus beruhigend, doch er hatte Mühe seine eigene Freude zu bändigen.
Endlich ließ in Simon los. „Komm, dass müssen wir feiern." „Später. Ich will erst zu Konatus. Ich möchte wissen wann es los geht." „Natürlich. Die Arbeit geht vor!" Spielerisch salutierte Simon vor ihm und ging lachend in den Gang zurück. „Wir sehen uns."
Marcus betrat den Fahrstuhl und schickte diesen ins dritte Untergeschoss. Zur Auroren-Abteilung.
Immer wieder führte er sich vor Augen war er leisten würde. Er war jetzt ein Spion. Kein einfacher Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung mehr. Ein Mann mit Verantwortung.
Im dritten Stock verließ er den Fahrstuhl, wandte sich nach rechts und ging direkt zum Büro von Konatus.
Selbstsicher klopfte er an.
„Herein," ertönte eine gedämpfte Stimme aus dem inneren. Marcus öffnete die Tür und stellte sich hinter die Stühle die vor dem massiven Schreibtisch aufgestellt waren. Das spartanisch Eingerichtete Zimmer war voll mit Karten von Europa und dem fernen Asien. Konatus war über ein paar Notizen gebeugt.
Übermütig begann Marcus zu sprechen.
„Guten Tag, Sir. Mein Name ist Marcus Skrewt. Ich wurde so eben von meinem Vorgesetzten Mr. Shaun zu ihnen versetzt." Noch immer zierte ein breites Grinsen sein Gesicht.
Konatus schaute auf.
„Und was gibt es da zu grinsen?
Freuen sie sich etwa mein neues Kanonenfutter zu werden?" Mit einem Schlag verstarb das Grinsen. „Kanonenfutter, Sir?"
Konatus hielt ein Schreiben hoch. „Shaun hat mir bereits ihre Unterlagen geschickt.
Sie sind gut. Aber glauben sie nicht das ihnen das irgendwas helfen wird." Marcus war verwirrt. Was ging hier vor? „Sir, ich dachte ich hätte mich für einen Auslandeinsatz gemeldet?" Konatus prostete. „Ja ja, dass haben sie auch. Und sie werden auch genau das tun, was sie sich gedacht haben.
Aber denken sie ja nicht, dass das eine Kaffeefahrt werden wird.
So wie sie hier herumstehen, könnte man glauben, sie würden jetzt gleich hier hinausspazieren und durch eine Partie Poker diesen Krieg für uns entscheiden. Aber das werden sie nicht. Sie werden ein Spion, wenn sie es den so nennen wollen. Ein einfaches Landei, dass wir in die Reihen der Deutschen einschleusen werden. Und sie werden dort nichts anderes machen, als uns Informationen zu beschaffen.
Glauben sie mir, sie sind nicht der erste der glaubt, mit diesem job das große Los gezogen zu haben." Seufzend stand er aus seinem Ledersessel auf. „Wissen sie was das Problem ist?" Er legte eine Pause ein. „Wir brauchen sie. Ich kann es nicht leiden, dass wir andauert irgendwelche Neulinge zu uns bestellt bekommen. Ihr habt keine richtige Ausbildung hinter euch. Hattet noch niemals Kontakt mit unseren Feinden. Aber ihr glaubt wirklich ihr könntet was bewegen." Marcus Laune hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Er hatte erwartet, dass er wie ein Held hofiert würde. Als jemand, der sich selbst aufopferte um etwas zu bewegen. Doch Konatus stellte ihn als überflüssigen Streuner da. „Was soll das jetzt bedeuten?" fragte er unsicher.
Konatus schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was das bedeuten soll?
Nichts bedeutet das! Sie bekommen ihren Auftrag.
Aber glauben sie nicht das ich sie auch nur im Entferntesten unterstützen werde.
Wenn sie erst einmal in Deutschland sind, sind sie auf sich alleine gestellt. Niemand wird für sie da sein." Langsam beruhigte sich Marcus wieder. „Das weiß ich doch, Sir. So ist das nun mal bei uns Spionen." Lächelnd schaute er zu Konatus herüber und erwartete Zustimmung. Tief einatmend senkte Konatus seinen Kopf. „Gut das sie mir so aufmerksam zugehört haben," sagte er mit ruhiger Stimme, brauste dann aber auf,
„treten sie mir aus den Augen! Morgen früh wird ihnen eine Eule zugesandt.
Bis dahin genießen sie London einletztes mal"
Marcus verließ das Zimmer. Unterschwellig glaubte er einen sarkastischen Unterton bei Konatus bemerkt zu haben, doch das kümmerte ihn jetzt nicht mehr. Egal was sein neuer Vorgesetzter auch von ihm denken mochte.
Marcus fühlte sich bereit für das Abenteuer das auf ihn wartete.
