Wölfische Weihnachten, ihr Lieben!

Dies ist ein kleines Weihnachtsgeschenk von mir an Euch da draußen, und wenn Ihr wollt, wird es Euch jeden Tag ein Stückchen begleiten, bis zum Ersten Feiertag, wenn wir alle etwas Erholung brauchen.

Ganz herzlich möchte ich mich bei all meinen LeserInnen und ReviewerInnen bedanken, die mir, seit ich bei FF bin, so das Leben versüßen. Im Einzelnen sind das (in alphabetischer Reihenfolge):

Ad, Alge28, Amazone, Amazone14, Angelina Fenwick, Angua, Ayami-90, BineBlack, Black Sil, Cdt, Ceelestine, Chromoxid, Cirya, Dominique, Farben.finsternis, Feenian, Fetz, GinnyW, Imogen, Ithil, Janka, Jean25, Kasseopeia, KatharinaB, Kora89, Little Nadeshiko, Locse Glorwen, Lymania, Malina, Medeira, Merry, Mondscheintarif, Moonlight, Not necessary, Nyarna aka Rose1912, Nyella, Pemaroth, Rabasta, Raona, Sandra, Sara-Kim, Schokomilchriegel, Sevfan, SevinaSnape, SinRose, Sir Nick, Slytherene (ganz besondere Grüße!), SlytherinWitch1, Smena, Tod, Webgurke, WrongImpression aka Caro, Zeraphine.

Ich wünsche Euch allen ein wunderschönes und kreatives 2006 und würde mich glücklich schätzen, weiterhin von Euch zu hören!

Für die unter Euch, die auf ein Oktobermond-Update warten: Ich weiß. Es tut mir leid. Ich hatte hier eine Serie von kleinen Katastrophen zu bewältigen, die mich vom Schreiben „ernster" sprich komplizierter Texte vollständig abgehalten haben. Ich bin sicher, es wird zukünftig wieder besser. Ich will nicht zu viel versprechen, aber falls es in 2005 kein Update mehr geben sollte (was passieren kann), wird es jedenfalls in 2006 nicht lange auf sich warten lassen. Der Alltag mit Kleinkind ist manchmal voller Überraschungen.

Für die unter Euch, die bisher keine meiner Storys gelesen haben, stellt sich die Frage: Wer is'n Emilia? Ich weiß, mit Originalcharakteren ist es immer so eine Sache. Sagen wir, hätte JKR im Originaltext für vernünftige, charismatische, erwachsene weibliche Hauptrollen gesorgt, hätte ich keine erfinden müssen. Gebt ihr eine Chance, sie ist nett und keine Mary-Sue. Falls Ihr sie näher kennen lernen wollt, könnt Ihr das in „Großstadtmagie" tun (und ihre Geschichte dann in „Oktobermond" weiter verfolgen)

Übrigens: Diese Story entspricht (abgesehen von Emilia) dem Weihnachts-Kapitel in Order of the Phoenix. Sie ist entstanden mit dem Originaltext neben der Tastatur.

So. Genug der langen Vorrede. Eine Runde Glühwein und „Plätzla" für alle, und los geht es.

(Fast vergessen: Disclaimer: Weihnachten gehört nicht mir, ebenso wenig wie alles erkennbar Harrypotterische. Ausnahme, Emilia: die ist mein.)

EINS: ALLE JAHRE WIEDER (DAS GLEICHE THEATER)

Mittwoch, einundzwanzigster Dezember.

Ich hasse Weihnachten.

Ich weiß. Man ist von mir den Gebrauch starker Verben wie hassen nicht gewohnt. Normalerweise bin ich ein Meister der schwachen Verben: „Ich kann Weihnachten nicht besonders leiden" oder die Negationsform eines positiven Verbs: „Mir gefällt Weihnachten nicht besonders."

Trotzdem, und nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit:

Ich hasse Weihnachten.

Ich kann Weihnachten nicht nur nicht leiden. Ich erleide Weihnachten. Ich leide.

Bis vor kurzem befand ich mich damit in Sirius' allerbester Gesellschaft. Wir sehen ja beide nicht viel vom öffentlichen Leben (er, gemäß den Umständen, noch weniger als ich), aber selbst in der Abgeschiedenheit von Nummer Zwölf häufen sich derzeit die Vorkommnisse, in die dicke weißbärtige Männer in roten Roben, Mistelzweige und launiges Glöckchenklingeln verwickelt sind. Bis vor kurzem hielten wir zusammen. Es fügte sich, dass alle irgendwelche Weihnachtspläne hatten, die keine Anwesenheit in Nummer Zwölf vorsahen, und wir planten ein ruhiges, gepflegtes Besäufnis in unserer stillen Küche, Sirius sprach sogar davon, Mundungus auf ein bisschen Gras „anzuhauen" (sein Wort, nicht meines). Wir hätten es so machen können, dass wir vor Boxing Day gar nicht zu uns gekommen wären.

Ich weiß. Auch das ist man von mir nicht gewohnt. Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Methoden.

Und dann:

„Harry wird über Weihnachten hier sein" sagt er und strahlt, dass jegliche weitere Beleuchtung überflüssig wird.

„Oh" sage ich und lasse Euphorie vermissen. „Ich nehme an, das verändert unsere Pläne."

Ich mag Harry. Selbstverständlich. Er ist James' und Lillys Sohn, aber selbst wenn er das nicht wäre, er ist eine wunderbare und absolut liebenswerte Person. Man muss ihn mögen. Nur nicht zu Weihnachten, und nicht, wenn in der Nacht zum vierundzwanzigsten der Wolf kommt.

„Wir machen ein richtig tolles Weihnachten" strahlt Sirius. „Ich will einen Tannenbaum, so hoch wie die Zimmerdecke. Ich will Lametta und Mistelzweige und Knallbonbons und Musik und einen Truthahn! Meinst du, Emilia brät uns einen Truthahn?"

„Emilia ist bei ihrer italienischen Sippe in Deutschland" sage ich, ein Umstand, der meine Laune nicht gerade verbessert.

„Molly dann" sagt er ungerührt. „Oder Mina Shacklebolt. Warte nur, ich treibe schon einen Truthahn auf."

Ich beginne, mich zu fürchten.

Es ist biographisch bedingt. Weihnachten hat nie etwas getan, um sich bei mir beliebt zu machen. Ich hatte genug trostlose Hogwarts-Weihnachten, zusammen mit einer Handvoll anderer Schüler, die ich oft gerade vom Sehen kannte, wenn der Mond mal wieder in die Weihnachtsferien fiel. Man würde nicht glauben, wie oft er das tut. Nicht, dass man sich keine Mühe gegeben hätte, in Hogwarts. Aber das Stigma der Übriggebliebenen klebte an uns, oder vielleicht war auch nur ich es, der sich das einbildete. Der Mond war immer der eindeutige Höhepunkt dieser Ferien.

Später, nun ja. Weihnachten macht nur Sinn, wenn man Familie hat, und Freunde, und ein bisschen Geld, um Geschenke zu kaufen. Wenn man das nicht hat, ist Weihnachten eine riesige Party, der man von draußen durchs Fenster zuschauen darf. Weihnachten hat eine sehr boshafte Seite allen gegenüber, die irgendwie oder irgendwo übrig geblieben sind.

Das heißt nicht, dass ich es lieben würde, wäre ich mein Leben lang reich, nicht lykantroph und mit verzweigter Sippe gesegnet gewesen. Es bleibt der Kitsch, der Konsumterror und Folter wie Last Chrismas, I gave you my heart…

Ich schwöre. Einmal noch dieses Lied, und ich zerstöre das Radio.

Seit Sirius mich verlassen hat, bin ich der letzte lebende Weihnachts-Agnostiker.

oooOOOooo

„Seit wann führst du ein Tagebuch?" fragt Emilia.

„Es ist eine schöne Möglichkeit, ein paar Dinge von der Seele zu bekommen, ohne die Gefühle anderer Menschen zu verletzen" sage ich.

„Oh" sagt sie. „Du schreibst über den Wolf? Aber du weißt doch, du kannst jederzeit über alles mit mir sprechen."

„Es ist nicht der Wolf" sage ich. „Es ist Weihnachten."

„Weihnachten?" sagt sie. „Wieso? Sag bloß, du hast etwas gegen Weihnachten?"

„Ich… kann es nicht besonders leiden" sage ich. Sie sieht mich an.

Das könnte ein Problem werden.

oooOOOooo

„Was schenkst du Harry zu Weihnachten?" fragt mich Sirius.

„Meine besten Wünsche" sage ich. „Mehr ist nicht drin."

„Wir müssen gehen und Geschenke kaufen" sagt er, und seine Augen leuchten. „Es sind nur noch ein paar Tage."

„Unbedingt" sage ich. „Ich schenke ihm dann die gerahmte Schlagzeile des Prophet: Massenmörder Sirius Black beim Weihnachts-Shopping in Harrod's gesichtet. Und drunter ein Bild von dir mit roter Weihnachtsmann-Mütze."

„Blödmann" sagt er.

„Was immer du sagst, mein kluger, weihnachtstrunkener Freund" sage ich.

oooOOOooo

„Guck mal" sagt Emilia und strahlt. Ich gucke: ein T-Shirt mit Aufdruck eines gewissen Hard Rock Cafe, und eine runde, verspiegelte John-Lennon-Sonnenbrille.

„Ja" sage ich. „Aha. Und?"

„Schenk ich Sirius" sagt sie.

„Die Londoner Winter erfordern in der Regel nicht zwingend die Verwendung einer Sonnenbrille" sage ich. „Sie sind eher dunkel."

„Na und?" sagt sie. „Es ist nie zu dunkel, um cool auszusehen."

Sie fragt mich nicht, was ich ihm schenke. Sie hat sich auch nichts von mir gewünscht. Es fragt mich eigentlich niemand, was ich wem schenke. Gelegentlich wird allerdings versucht, mir unauffällig eine Wunschäußerung zu entlocken. Das ist die Weihnachtsfalle, in die man als verarmter Werwolf schnell gerät. Es ist auf eine subtile Art erniedrigend, und dass sie es nur gut meinen, macht es nicht besser. Der Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht ist der gleiche wie zwischen fluffigen Zimtsternen und dem schwarzen, stinkenden Zeug, das Sirius kürzlich aus dem Ofen geholt hat.

oooOOOooo

Dann, für den flüchtigen Hauch eines Augenblicks, füllt etwas wie weihnachtlicher Frieden meine geplagte Seele.

„Ich habe mich anders entschieden" sagt Emilia und schlingt ihre Arme um mich. „Ich bleibe doch lieber hier, über Weihnachten. Ich mag mich nicht von dir trennen. Freust du dich?"

Ich freue mich ist etwa in dem Maß eine Untertreibung wie Sirius trifft gelegentlich ein paar Weihnachtsvorbereitungen" sage ich, und sie kichert.

„Ich freue mich irrsinnig" sage ich (wieder so ein starkes Wort, das man von mir nicht gewohnt ist, und ganz ohne konjunktivische Einschränkung: ich würde mich freuen, oder das wäre schön). „Aber was ist mit deiner Familie?"

„Die sind so viele, die würden vor dem zweiten Feiertag kaum merken, dass ich fehle, wenn ich nicht absagen würde" sagt sie, und ich schüttle amüsiert den Kopf. Ich kenne mittlerweile ein paar Liguster-Familiengeschichten. Nicht nur der italienische Teil ihrer Familie ist weit verzweigt, sie scheint auch mit halb Deutschland irgendwie verwandt zu sein. Es ist mir ein Rätsel, wie man so viel Verwandtschaft haben kann. Es ist vielleicht eine Definitionsfrage. „Das Patenkind der Schwägerin meines Cousins, du weißt schon, die mal das Kaninchen von der Autobahn gerettet hat…" Alles Verwandtschaft (auch das Kaninchen).

„Wir machen es uns richtig schön" sagt sie, und ich muss das denken, was ich denke, denn ihre Wimpern flattern, und ihre warmen herzförmigen Lippen sind an meinem Hals, und ihre Finger hinten zwischen Hemdkragen und Haaransatz, wo es dunkel und warm ist (wir haben schnell fest gestellt, dass wir eine Vorliebe für die gleichen Stellen haben).

„Kerzen" sagt sie und schaut so verträumt über meine Schulter, dass ich denken muss, dass sie das denkt, was ich denke. „Und Musik. Wir haben viel zu wenig Musik im Haus. Das alte behexte Radio in der Küche bringt's nicht wirklich. Und vielleicht treibe ich noch einen schönen Rotwein auf. Ihr Engländer seid solche Banausen, wenn es um Wein geht."

„Wein und Musik lenken mich nur ab" sage ich und halte sie ein wenig fester. Manchmal will ich gar nicht mehr als bei ihr sein und es auskosten, wie sie in meine Arme passt. Sie ist perfekt, weich und rund überall, wo ich kantig bin, und sanft, wo ich rau und geflickt bin.

„Ich bin aber sicher, wir haben die Möglichkeiten von Schokolade noch nicht vollständig ausgeschöpft" flüstere ich in ihr Ohr, und sie nimmt den Kopf von meiner Schulter.

„Ich spreche von Weihnachten" sagt sie mit einer Spur von Tadel.

„Oh" sage ich, und schlagartig vergeht mir die Lust auf Schokolade und alles andere. „Ich nicht."

In einer Welt, in der rund ums Jahr Weihnachten wäre, würde ich zum Asket. Oder wahnsinnig. Ich weiß nicht, was mir lieber wäre.

Statistik:

Sichtungen weißbärtiger Männer in roten Roben: eine (Dumbledore). Was für ein Schreck.

Diskussionen über den idealen Platz für den Weihnachtsbaum: vier („auf dem Speicher" und „im Kamin" hatten nie eine wirkliche Chance).

Ingwerkeks-Aufkommen: Viel zu hoch.

Schokoladenkeks-Aufkommen: viel zu niedrig.

Unerklärliche Zwischenfälle, die zur vollständigen Zerstörung eines leuchenden (!) Rentieres mit blinkender (!) Nase und Jinglebells-Endlosschleife (!) führten: einer. Mwahahahaha.