Hallo, liebe Leser! Mit dieser Story wage ich mich einmal auf neues Terrain. Entschuldigt, falls neue Kapitel etwas auf sich warten lassen, ich bin in der Prüfungsphase! Lieber Gruß - Eure Demetra

Disclaimer: "Piraten der Karibik" gehört Disney. Meine Ideen gehören mir.

Rating: PG-13 bis R

Genre: Action, Drama, Romance

********Zeit der Stürme********

Prolog

Tortuga lag, wie stets zu dieser späten Jahreszeit, unter einem Schleier dichter, tief hängender Wolken. Sturmböen umtosten die schroffen Klippen, die an der Südseite der Insel das kleine Nest der Piraten umschlossen wie schützende Arme. Im Norden der Insel ging die Wildheit der Küste in dichten Dschungel und flache, weiße Strände über. Dort gab es einige kleine Plantagen, die sich weit in den Urwald hineinzogen und auch Wohnhäuser, die sich einige abenteuerlustige Menschen erbaut hatten - unter der Duldung der Piraten.

Es war eine kleine, illustre Gesellschaft, die auf der Insel lebte und arbeitete. Jeder kannte jeden auf Tortuga und es herrschte eine raue Herzlichkeit, die den Charme des Eilands ausmachte. Doch an diesem Tag hatten sich nur einige wenige in den Sturm hinausgetraut, der die Palmen oft fast bis zum Boden bog und den Regen fast horizontal über die Insel trieb.

William Turner, einst Waffenschmied in Port Royal und nun Besitzer einer kleinen Plantage, stand im Schlamm und starrte blicklos vor sich hin. Er spürte nicht die Kälte, die von seinen regengetränkten Kleidern in seinen Körper drang, er spürte rein gar nicht außer einem Schmerz, der so tief durch ihn schnitt, als sei er ein Rapier aus bestem Stahl.

Die Grube, in der der Sarg stand, lief langsam mit dreckigem Wasser voll und die weißen Lilien auf dem groben Holz waren schlammbesprenkelt. Will durchzuckte der Gedanken, dass das eh keine Rolle spielte - immerhin würden sie bald einige Schritt tief unter der Erde liegen. Ein böses, emotionsloses Lächeln zuckte über seine Züge, in die sich die Reife der vergangenen Jahre eingegraben hatten. Er war nicht mehr jener hoffnungsvolle, junge Mann, der vor drei Jahren seine Heimat verlassen hatte, um mit seiner Elisabeth ein neues Leben auf der Insel zu beginnen, jenem Eiland, das ihn durch sein Piratenblut magisch anzog.

Er war ein gewissenloser Schweinehund, der seine Frau getötet hatte. Der nicht bei ihr gewesen war, als sie gestorben war.

Der Geistliche der Insel, ein Mann namens Petey McArgus, der nur noch ein Bein besaß und mit eifriger Stimme aus der Bibel vorgelesen hatte, klappte das Buch zu und wischte sich den Regen von der Glatze.

"Herr, wir übergeben die Körper Deiner Tochter Elisabeth und ihres Kindes der Erde, auf dass ihre unsterbliche Seele Eingang finde in Dein Himmelreich. Asche zu Asche und Staub zu Staub."

Symbolisch ließ der ehemalige Seemann einige Klumpen Schlamm auf den Sarg fallen. Will hörte hinter sich ein Schluchzen und dreht langsam den Kopf. Dort standen den Jerome, der Vorarbeiter der kleinen Plantage, ein Hüne von einem Mann mit elfenbeinerner Haut und einem lammfrommen Gemüt und Nanny, seine Frau, die Wills Sohn Justin auf dem Arm trug. Justin greinte, weil Nannys Schluchzer ihn irritierten und krallte sich in Nannys buntgemustertem Kleid fest.

Will seufzte leise. Unbewegt folgte er dem Beispiel des Geistlichen und ließ eine Handvoll Schlamm auf den Sarg fallen. Dann ging er zu Nanny und nahm ihr Justin ab. Sie warf ihm aus tränenumflorten Augen einen dankbaren Blick zu und schnäuzte sich in ihr eh schon durchnässtes Taschentuch. Justin beruhigte sich etwas und Will strich ihm sacht über den blonden Kopf, während er beobachtete, wie die beiden Helfer von McArgus zusammen mit Jerome das Grab zuzuschaufeln begannen.

Eine Bewegung am Waldrand ließ Will aufmerken. Eine Gestalt tauchte zwischen den im Sturm wogenden Sträuchern auf, die er sofort erkannte. Der schlanke Mann nahm seinen zerfressenen Dreispitz vom Kopf und hielt ihn respektvoll vor die Brust. Seine dunklen Augen ruhten wehmütig auf der Szenerie.

Will reichte den mittlerweile ruhigen Justin an Nanny zurück und ging auf Captain Jack Sparrow zu, der noch immer an seinem Platz verharrte.

"Ich weiß, ich bin spät. Hab es erst vergangene Woche gehört." Sparrow, der sonst voller Ironie und doppelzüngigem Witz steckte, blickte ernst. "Tut mir echt Leid."

"Gott, ich kann das nicht mehr hören." Will schüttelte Jacks Hand ab, die dieser auf seine Schulter gelegt hatte. "Alle sagen, dass es ihnen Leid tut und sehen mich doch so an, als wüssten sie das, was ich wüsste. Dass ich sie getötet habe."

"He, das hast Du nicht, Junge. Frauen sterben im Kindbett, das kann jedem Ehemann passieren. Du solltest Dich nicht schuldig fühlen."

"Das tue ich aber." Wills Faust schlug hart gegen den Stamm einer Palme. "Und das kann mir keiner ausreden. Auch Du nicht."

Dann drehte er sich um und folgte der kleinen Gesellschaft von Menschen über den Pfad, der vom Friedhof zu dem mit Holzbohlen gesicherten Weg führte, über den man zu sämtlichen Häusern auf dieser Seite der Insel gelangen konnte.

Jack Sparrow blieb allein an dem frisch aufgeworfenen Grab zurück und drehte seinen Hut in den Händen. Sein Blick war nachdenklich.

"Elisabeth, mon amour. Man sieht sich."

Er tippte sich grüßend an die Stirn, setzte den Hut auf und machte sich auf den Rückweg über die Insel in den Hafen, wo die "Black Pearl" lag.