DISCLAIMER: Mir gehört nichts- abgesehen von Hayden, Devon und den anderen Charakteren, die meiner Fantasie entsprungen sind.
A/N Ich bin seit 2010 großer Walking Dead Fan und bin mir ziemlich sicher, dass es an der Zeit für eine FF ist. Bitte seid nachsichtig, das ist im Grunde meine erste "richtige" :)
So, und jetzt viel Spaß beim ersten Kapitel!
Zu zweit
Es gibt diese Tage, an denen man sich wünscht, man wäre gar nicht erst aufgestanden. Und dann gibt es diese Tage, an denen man sich wünscht, man wäre gar nicht erst auf die Welt gekommen. Letztere hatten sich seit dem Ausbruch allerdings gehäuft.
Hayden lehnte den Kopf an das kalte Autofenster und starrte hinaus. Ausbruch. Irgendetwas war ausgebrochen, doch was es war, das wusste keiner. Die Nachrichtensprecher hatten etwas von Seuchen gefaselt, bevor die Übertragungen aufgehört hatten. Wahrscheinlich hatten sie aber auch keinen blassen Schimmer, was eigentlich passiert war. Sie lächelte. Es gab wahrscheinlich keine vernünftige Erklärung für das, was draußen vor sich ging. Für die wandelnden Toten, die sich wie wilde Tiere auf alles stürzten, was sich bewegte und nicht bei drei auf dem nächsten Baum war.
Etwas unwirsch rammte sie den Schlüssel in die Zündung und startete den alten Range Rover, in den sie sich vor einigen Tagen gerettet hatte, als eine Horde Beißer sie verfolgt hatte. Der schwarze Lack war zerkratzt und sah alles andere als schön aus. Doch wenigstens sprang er an. Etwas, das man in diesen Tagen nicht von allen Fahrzeugen behaupten konnte. Ein paar Stunden zuvor hatte sie es aus Atlanta geschafft und war seitdem einfach dem Highway gefolgt. Ein Ziel hatte sie ohnehin nicht. Es erschien ihr sinnlos, sich irgendwo niederzulassen. Früher oder später würden die Beißer jedes noch so sichere Versteck überrennen.
Geschickt steuerte sie ihr Auto um die anderen Fahrzeuge herum, die entweder auf der Straße liegen geblieben, oder verlassen worden waren. Die meisten hatten es in diesem Stau wahrscheinlich für sinnvoller gehalten, sich zu Fuß zu retten. Nicht, dass sie es sehr weit geschafft hätten. Der Großteil von ihnen war mittlerweile sicher zu Beißern geworden oder – was die bessere Variante war – tot. So in Gedanken versunken, bemerkte sie die Schrift auf einem der Autos erst, als sie schon fast vorbei gefahren war. Hayden brachte den Range Rover zum stehen, zog die Handbremse an und blickte sich um. Keine Walker. Zumindest nicht in diesem Moment. Sie packte den Revolver vom Armaturenbrett, blickte sich noch ein weiteres Mal um und stieg dann aus. Mit weißer Farbe hatte jemand die Worte „Sophia bleib hier, wir werden jeden Tag kommen" auf die Frontscheibe eines gelben Autos geschrieben und einen Haufen Proviant zusammen mit einer Decke und einer Taschenlampe auf der Motorhaube hinterlassen. Hayden zog die Augenbrauen zusammen. Wer war dermaßen dumm und ließ Wasser und Essen zurück? Sie hatte selbst jetzt, gerade einmal zwei Monate nach dem Ausbruch, größte Schwierigkeiten genug sauberes Wasser und Nahrung zu finden. Die Supermärkte waren ausgeräumt worden, kaum dass der erste Bericht über eine „neue gefährliche Krankheit" in den Zeitungen zu lesen gewesen war. Die Menschen hatten ihre üblichen Hamsterkäufe getätigt. Was hatte es ihnen im Endeffekt gebracht? Nichts. Rein gar nichts. Sie waren tot, alle miteinander.
Gerade als sie nach einer Wasserflasche greifen wollte, hörte sie ein Geräusch am Fahrbahnrand. Ihr Herz machte einen Sprung und sie fuhr herum, den Revolver entsichert und bereit auf jeden Toten zu schießen, der sich ihr näherte. Doch anstatt eines Beißers fand sich etwas anderes am Ende ihrer Waffe. Etwas völlig anderes.
„B-bitte nicht schießen", stammelte ein kleines Mädchen und starrte mit ihren grünen Augen geschockt in den Lauf ihrer Waffe.
Haydens Herz raste. Fast hätte sie ein kleines Mädchen erschossen. Sie war bereit gewesen zu schießen und sie hätte abgedrückt. Einem Beißer den Schädel wegzublasen war eine Sache. Doch hätte sie aus Affekt heraus diesem Kind eine Kugel in den Kopf gejagt, dann hätte sie sich am nächst besten Baum erhängt. Darüber wäre sie niemals hinweggekommen. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich aus ihrer Schockstarre lösen und den Revolver zurück in den Gürtel ihrer schwarzen Jeans stecken konnte. Das Mädchen vor ihr war jung, sicher nicht älter als zwölf Jahre und hatte schulterlanges, blondes Haar, das in Strähnen in ihrem mit Sommersprossen gesprenkeltem Gesicht klebte. Ihr blaues Shirt mit dem Regenbogenaufdruck war schmutzig und an manchen Stellen durchlöchert. Wahrscheinlich war sie eine ganze Zeit durch das Unterholz gelaufen. Haydens Blick schweifte zu dem gelben Auto.
„Bist du Sophia?" Das Mädchen nickte. Es war eine steife, mechanische Bewegung. Hayden atmete geräuschvoll aus. Wenn die, die diese Botschaft für Sophia hinterlassen hatten, wirklich jeden Tag zurück kamen, dann gab es vielleicht doch noch so etwas wie Wunder.
„Bist du weggelaufen?"
Sophia starrte sie nur an. Scheinbar wägte sie ab, ob sie der Frau mit der Waffe trauen konnte. Hayden fuhr sich mit der Hand durch ihr langes, schwarzes Haar und ging dann vor Sophia in die Knie. Das Mädchen wich einen Schritt zurück.
„Hey, ich tu' dir nichts, versprochen. Ich heiße übrigens Hayden", erklärte sie und probierte sich an einem Lächeln. Ihr ganzer Körper zitterte und sie konnte das Adrenalin, das durch ihre Adern rauschte, noch immer fühlen.
„Ich bin vor einem Beißer weggelaufen. Dann habe ich nicht mehr zurück gefunden", murmelte Sophia und schaute über ihre Schulter zurück in den Wald.
„Da hast du aber Glück gehabt, dass", begann Hayden und wollte den Satz eigentlich mit einem „dich kein Beißer erwischt hat" beenden, entschied sich dann aber doch für, „deine Familie dir genug Verpflegung hier gelassen hat." Sophias Blick glitt zu den Sachen auf der Motorhaube und heftete sich sehnsüchtig an ein Glas Erdnussbutter. Als Hayden ihren Ausdruck bemerkte, griff sie nach dem Glas und hielt es ihr hin. Während die Kleine sich über den Inhalt hermachte, begann Hayden zu überlegen. Wenn sie wirklich jeden Tag hier her kamen, dann konnten sie unmöglich weit weg gefahren sein. Eine solche Benzinverschwendung wäre reinster Blödsinn. In dieser Gegend gab es allerdings nicht allzu viele Plätze, an denen man sich niederlassen konnte. Das einzige, was ihr spontan einfiel, war eine Farm. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert. Schnell hockte sie sich wieder vor Sophia und zeigte auf ihr Auto.
„Ich weiß, du sollst wahrscheinlich nicht zu Fremden ins Auto steigen. Aber in der Nähe ist eine Farm. Ich wette, deine Familie ist da", meinte sie und zeigte in die Richtung, in der sich die Farm befand. „Ehrlich gesagt möchte ich ungern hier darauf warten, dass man dich abholt. Aber alleine lassen kann ich dich wohl kaum."
Sophia blickte von ihrer Erdnussbutter auf. Sie schien zu überlegen. Tagelang war sie durch den Wald gelaufen, hatte jede Nacht vor Angst gezittert und geweint. Noch eine Nacht wollte sie nicht draußen verbringen. Schnell nickte sie der Frau vor ihr zu, die sich die Vorräte schnappte und sie auf die Rückbank ihres Autos fallen ließ, ehe sie Sophia die Beifahrertür öffnete. Sie war zwar nur ein Kind, aber mittlerweile war Hayden Gesellschaft jeder Art recht – zumindest solange die Gesellschaft noch einen Puls besaß.
Zu zweit geht eben alles besser.
Hat es euch bis hierher gefallen? Reviews, bitte! ;) xo
